Die Welt Kompakt - 06.11.2019

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B


enedikt Willert spielt
eigentlich in der Re-
gionalliga Bayern. Der
Torwart stand in für
die Reserve des 1. FC Nürnberg
in dieser Saison schon gegen
Teams wie den SV Schalding-
Heining oder den TSV Aubstadt
zwischen den Pfosten. Montag
kam der 18-Jährige zu seinem
Profi-Debüt. Bei Nürnbergs 1:3
in Bochum erlebte er einen
schwarzen Abend, vor allem
wegen des unangebrachten Ver-
haltens vieler VfL-Fans.
Nürnbergs Trainer Damir
Canadi musste gleich auf seine
ersten vier Torhüter verzich-
ten. Patric Klandt, Christian
Mathenia und Jonas Wendlin-
ger fielen verletzt aus, mit An-
dreas Lukse saß der vierte Tor-
wart mit Fieber auf der Bank.
Also schickte Canadi Willert
auf das Feld. Er ist damit der
erste Torwart aus dem Jahrgang
2001, der in einer der ersten
drei deutschen Ligen zum Ein-


satz kam. Der Teenager hielt bis
zur 40. Minute, was zu halten
war und machte seine Sache vor
über 16.000 Zuschauern or-
dentlich. Beim ersten Gegentor
in der neunten Minute war Wil-
lert machtlos. Bochums Danilo
Soares tauchte frei vor ihm auf
und schob den Ball aus zehn
Metern ins lange Eck.
Kurz vor der Pause machte
Willert jedoch eine unglückli-
che Figur. Danny Blum brachte
eine Freistoßflanke scharf in
den Fünfmeterraum. Willert
ging zum Ball, der kurz vor ihm
auftippte. Er bekam ihn nicht
zu fassen und klatschte ihn vor
die Füße von Simon Lorenz, der
zum 2:0 abstaubte. Das zweite
Gegentor verunsicherte den
Torwart. Fünf Minuten später
kassierte er das 0:3. Manuel
Wintzheimer schob ihm den
Ball durch die Beine. Ein Tref-
fer aus der Kategorie „nicht un-
haltbar“. Willert blieb konster-
niert auf dem Rasen sitzen und

schüttelte immer wieder seinen
Kopf. Der Keeper saß vor der
Bochumer Ostkurve und muss-
te Schmähgesänge der Bochu-
mer Fans über sich ergehen las-
sen. „Fünfter Torwart, jeder
weiß warum“, schallte es aus
dem Fanblock. Eine unange-
messene Aktion - und das in der
Woche des zehnten Todestages
von Robert Enke.
So empfand es auch Bo-
chums Torwart Manuel Rie-
mann. Als Schiedsrichter Mat-
thias Jöllenbeck zur Pause pfiff,
ging Riemann in Richtung der
VfL-Fans und machte ihnen
deutlich, was er von den Spott-
Gesängen gegen seinen Kolle-
gen hält. Er gestikulierte wild,
legte immer wieder seinen Zei-
gefinger auf den Mund. Sie soll-
ten seinen Kollegen und Kon-
kurrenten bitte in Ruhe lassen.
„Ich fand es einfach nicht ange-
bracht, den gegnerischen Tor-
wart runterzumachen, weil er
das nicht verdient hat", sagte

Riemann bei Sky. Das Gegentor
sei übertrieben unglücklich ge-
wesen: „Mir ist es heute genau-
so in der fünften Minute pas-
siert. Ich habe dann aber das
Quäntchen Glück gehabt, dass
es nicht bestraft wurde."
Nach der Pause entsprachen
die Bochumer Anhänger an der
Bitte ihres Torwarts. Und Wil-
lert ließ keinen Gegentreffer
mehr zu. „Er hat ein richtig gu-
tes Spiel gemacht“, sagte Rie-
mann. Der 31-Jährige zeigte
auch nach dem Abpfiff Größe.
Statt den Sieg mit seiner Mann-
schaft zu feiern, steuerte Rie-
mann auf seinen Torwartkolle-
gen zu. Er nahm Willert in den
Arm und tröstete ihn.
Auch aus der eigenen Mann-
schaft bekam der Torwart Rü-
ckendeckung. „In solchen Sze-
nen müssen wir ihm besser hel-
fen“, sagte Kapitän Hanno Beh-
rens. Durch die Niederlage
rutscht Nürnberg weiter in die
Abstiegszone. Der Club liegt
mit nur zwei Punkte vor dem
Relegationsplatz 16. Nun emp-
fängt Nürnberg Arminia Biele-
feld. Die ersten beiden Torhü-
ter werden fehlen, Klandt labo-
riert an einem Achillessehnen-
riss, Mathenia hat sich die
Kniescheibe gebrochen. step

Kritik an eigenen Fans


Im Spiel beim VfL Bochum wird der 18-jährige Nürnberger


Torwart verhöhnt, bis sein Gegenüber entschlossen einschreitet


Bochums Rieman umarmt
Nürnbergs Willert

PICTURE ALLIANCE/ GUIDO

KIRCHNER/ CHRISTOPHER NEUNDORF
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