SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,6.NOVEMBER2019 SEITE 28
FUSSBALL
Nürnberg entlässt
Trainer Canadi
Zweitligist 1. FC Nürnberg
hat sich nach der 1:3-Nieder-
lage beim VfL Bochum (siehe
Text rechts) vom erst zu Be-
ginn der Saison gekommenen
Trainer Damir Canadi ge-
trennt. „Wir haben die Situa-
tion selbstkritisch und ehr-
lich analysiert und sind ge-
meinsam zu dem Entschluss
gekommen, dass es der richti-
ge Schritt ist“, sagte Sport-
vorstand Robert Palikuca.
Der Bundesliga-Absteiger ist
Elfter und hat schon elf
Punkte Rückstand auf die
Aufstiegsränge. Als Interims-
trainer springt Marek Mintal
ein, der aktuell die U21 in der
Regionalliga betreut.
Tönnies nimmt sein
Amt wieder auf
Clemens Tönnies kann noch
in dieser Woche sein Amt als
Aufsichtsratsvorsitzender
von Schalke 04 wieder auf-
nehmen. Nach seinen ras-
sistischen Äußerungen er-
klärte Tönnies am 6. August,
sein Amt für drei Monate
ruhen zu lassen. Die Frist
endet Mittwoch 24.00 Uhr.
Der 63-Jährige hatte in einer
Rede die Finanzierung von
Kraftwerken in Afrika emp-
fohlen und sagte dabei: Dann
würden die Afrikaner auf-
hören, Bäume zu fällen, und
sie hören auf, wenn’s dunkel
ist, Kinder zu produzieren.
Beierlorzer erhält
noch eine Chance
Wie mehrere Medien über-
einstimmend berichten, er-
hält der in der Kritik stehen-
de Trainer des 1. FC Köln,
Achim Beierlorzer, noch eine
Chance. Dies sei das Ergebnis
einer stundenlangen Sitzung
der Vereinsgremien. Dem-
nach soll Beierlorzer am
Freitag gegen die TSG Hof-
fenheim auf der Bank des
Bundesliga-Vorletzten sitzen.
EISHOCKEY
Draisaitl verliert in
der Verlängerung
Leon Draisaitl hat mit den
Edmonton Oilers die sechste
Saisonniederlage in der NHL
kassiert. Die Kanadier unter-
lagen in heimischer Halle den
Arizona Coyotes mit 2:3 nach
Verlängerung. Der Deutsche
durfte sich zumindest über
seinen 27. Scorerpunkt freu-
en, er legte das 1:0 seines
Sturmkollegen Connor
McDavid auf.
KOMPAKT
D
ienstagfrüh kehrte
Niko Kovac an die
Säbener Straße zu-
rück. Nachdem sich
der FC Bayern Sonntag von
dem Trainer getrennt hatte,
verabschiedete sich Kovac mit
einer Ansprache bei der Mann-
schaft. Mit seinem Bruder und
Assistenten Robert hatte er sich
zuvor per E-Mail bei den Mitar-
beitern des deutschen Fußball-
Rekordmeisters bedankt.
VON JULIEN WOLFF
Kurz nach Kovacs Besuch
ging es für die Spieler zum ers-
ten Training unter Interims-
trainer Hans-Dieter „Hansi“
Flick auf den Rasen. Beim
Kreisspiel lachten die Stars viel,
auch Flick war bester Laune.
„Soll ich ein Rad schlagen, oder
was?“, fragte er augenzwin-
kernd die Fotografen am Rande
des Trainingsplatzes. Als sein
Assistent war der 65-jährige
Hermann Gerland dabei.
„Wir müssen uns am Riemen
reißen, die Ausrede mit dem
Trainer gibt es nicht mehr. Wir
stehen auf dem Platz und in der
Verantwortung. Und müssen
zusehen, dass wir das Spiel ge-
winnen“, sagte Nationalspieler
Joshua Kimmich vor der Partie
in der Champions League gegen
Olympiakos Piräus am Mitt-
woch (18:55 Uhr, Sky und
WELT-Liveticker). Ein Trainer-
wechsel sei für die Spieler „ein
Stück weit Versagen“. Die Ver-
abschiedung von Kovac sei alles
andere als einfach gewesen, „es
ist schon eine komische und
auch traurige Stimmung. Wenn
es zu einer Verabschiedung
kommt, heißt das ja, dass es ir-
gendwo nicht funktioniert hat“.
Flick sagte: „Niko hat sich stil-
voll verabschiedet. Viele muss-
ten schlucken.“
Kimmich und Flick gaben am
Mittag eine Pressekonferenz.
Der Interimstrainer wollte
nicht verraten, ob er mit Kim-
mich im defensiven Mittelfeld
oder als Rechtsverteidiger
plant. In jedem Fall werde Kim-
mich spielen, ebenso Javi
Martínez und Thomas Müller.
Der Trainer setzt Martinez in
der Innenverteidigung ein.
Müller hatte unter Kovac pha-
senweise auf der Bank sitzen
müssen. Flick stärkte nun den
Weltmeister: „Er ist einer, der
für den Verein wichtig ist. Eine
Identifikationsfigur. Thomas
ist auf dem Platz sehr intelli-
gent und kann die anderen
Spieler anführen.“
Der Trainer will das Spiel ge-
gen Piräus als Art Generalpro-
be für die Toppartie der Bun-
desliga Samstag gegen Borus-
sia Dortmund nehmen. Die
Mannschaft solle sich „einspie-
len“. Gegen Dortmund wird
Jérôme Boateng fehlen, der
nach seiner Roten Karte gegen
Eintracht Frankfurt (1:5) für
zwei Partien gesperrt wurde.
Deshalb wird er auch gegen Pi-
räus nicht spielen.
Flick fordert offensives Ver-
teidigen seiner Mannschaft. „Es
geht auch um die Einstellung“,
sagte er. Es könne nicht sein,
dass ausschließlich Manuel
Neuer und Robert Lewan-
dowski auf Weltklasseniveau
spielen.
Der 54-Jährige wirkte bei sei-
nem ersten Auftritt im über-
füllten Presseraum des Klubs
sehr fokussiert. Und lachte, als
sich während seiner Ausführun-
gen seine Smartwatch meldete
und via Siri sagte: „Ich bin mir
nicht sicher, ob ich das richtig
verstanden habe.“
Es sei zuletzt alles sehr
schnell gegangen, so Flick.
Sonntagabend habe er mit sei-
ner Frau zu Abend gegessen, als
Sportdirektor Hasan Saliha-
midzic ihn anrief. Flick solle in
einer Stunde zur Säbener Stra-
ße kommen. Dort sagte ihm die
Klubführung, dass er nach der
Trennung von Kovac überneh-
men solle.
Wie lange will Flick Cheftrai-
ner bleiben? Offensichtlich
würde er gern länger als nur für
die Spiele gegen Piräus und
Dortmund die Mannschaft trai-
nieren. Flick sagte, wie viel
Spaß ihm die Arbeit mit den
Spielern mache. Betonte aber
auch: „Ich bin keiner, der in der
Vergangenheit lebt oder in der
Zukunft. Die Gegenwart ist für
mich entscheidend. Wir müs-
sen uns auf das konzentrieren,
was jetzt kommt.“ Was danach
komme, „interessiert mich
null“. Flick sagte, dass es keine
One-Man-Show sei und er viele
Experten um sich habe.
Der FC Bayern lässt den Zeit-
plan offen. Sollte die Mann-
schaft in beiden Partien gut
spielen und gewinnen, darf
Flick möglicherweise auf ein
längeres Engagement hoffen.
Wie will er die Mannschaft sta-
bilisieren? „Ich will mit allen
Spielern sprechen und sie noch
einmal darauf hinweisen, was in
ihnen steckt“, sagte er. „Ich
möchte, dass die Mannschaft
Initiative ergreift.“ Flick be-
richtete zudem, dass Lewan-
dowski Probleme an der Leiste
habe und sich einem Eingriff
unterziehen muss. Der Stürmer
leide nicht unter Schmerzen,
deshalb müsse das nicht umge-
hend gemacht werden. Der
„Lauf“ des Angreifers solle
nicht unterbrochen werden.
Spätestens für Sommer
dürfte der Meister einen ande-
ren Trainer verpflichten. Bei
der Suche sieht Uli Hoeneß
keinen Druck. Weil auf Spiel
gegen Dortmund eine Länder-
spielpause folgt, hätte man
jetzt knapp drei Wochen Zeit,
sich zu überlegen, „wie wir da-
mit umgehen“, sagte der Präsi-
dent. Er geht davon aus, dass
bis zum Spiel bei Fortuna Düs-
seldorf am 23. November Klar-
heit herrschen könne, „wie es
mit der Trainerfrage weiter-
geht“. Mehrere Kandidaten
werden gehandelt. Einer da-
von: Erik ten Hag. Kurzfristig
ist dieser allerdings keine Op-
tion. „Ich kann bestätigen, dass
ich in dieser Saison bei Ajax
bleiben werde“, sagte der Nie-
derländer.
Laut Sky fragte der FC Bay-
ern zuletzt auch bei Thomas
Tuchel an. Der Trainer von Pa-
ris St. Germain ließ den Klub
demnach wissen, dass er aktuell
nicht zur Verfügung stehe. Ob
der ehemalige BVB-Trainer im
Sommer verfügbar ist, dürfte
vom sportlichen Abschneiden
seiner Mannschaft abhängen.
Bereits vor der Verpflichtung
Kovacs 2018 galt Tuchel als
Wunschkandidat von Klubchef
Karl-Heinz Rummenigge.
Bayerns
Interimstrainer
setzt gegen
Piräus auf
Martínez und
Müller. Tuchel ist
wieder ein Thema
SSSpaß im ersten Trai-paß im ersten Trai-
ning: Bayerns Inte-
rimstrainer Hansi
Flick (l.) scherzt mit
Robert Lewandowski
AFP
/ CHRISTOF STACHE
Flicks
Rettungsplan