Handelsblatt - 30.10.2019

(Barry) #1

Christoph Klenk


Unter Plastikmüll begraben


W


enn Krones-Chef Christoph
Klenk am Mittwoch vor die Öf-
fentlichkeit tritt, wird der 55-Jäh-
rige damit bei den Investoren wohl kaum
für Freudensprünge sorgen. Denn bislang
lief das Geschäftsjahr für den Hersteller von
Abfüllanlagen für die Getränkeindustrie aus-
gesprochen miserabel. Im Juli gab der Kon-
zern aus dem bayerischen Neutraubling des-
halb eine Gewinnwarnung heraus – und
sorgte damit für einen dramatischen Kurs-
abfall von mehr als 20 Prozent.
Baader-Bank-Analyst Peter Rothenaicher
schrieb deshalb kürzlich von einem „mit
Blick auf die Profitabilität katastrophalen
zweiten Quartal“. Fast 60 Prozent weniger
Gewinn, Umsatz unter Plan, fast 260 Millio-
nen Euro negativer Cashflow standen nach
sechs Monaten zu Buche. Das Jahresziel
musste Klenk daraufhin kassieren – weshalb
Finanzchef Michael Andersen das Unterneh-
men ein paar Tage später verlassen musste.

Bis dessen Nachfolger Norbert Broger An-
fang 2020 übernimmt, führt Klenk das Fi-
nanzressort selbst. Gleichzeitig hat der Ma-
nager, der bereits seit 1994 für Krones arbei-
tet, einen Notfallplan ausgearbeitet, um die
Kosten zu senken. 300 bis 400 Stellen von
insgesamt mehr als 16 000 will der Diplom-
Ingenieur nun streichen, nachdem er im
Anschluss an die Gewinnwarnung lediglich
einen Einstellungsstopp verhängt hat. „Wir
brauchen dringend verbesserte Kosten-
strukturen“, hatte Klenk ausgerufen – und
dabei vor allem die globalen Handelsstreitig-
keiten, einen mangelhaften Produktmix so-
wie gestiegene Preise für Vormaterial für die
enttäuschende Entwicklung verantwortlich
gemacht. Krones ist indirekt Opfer der Plas-
tikmülldiskussion: Die Hersteller von Plas-
tikflaschen halten sich mit Investitionen zu-
rück. Die aber gehören zu den besonders lu-
krativen Produkten im Krones-Portfolio.
Bis zum Jahresende will der Vorstands-
chef nunmehr auf ein Umsatzwachstum
und eine Vorsteuermarge von immerhin je
drei Prozent kommen. An den Mittelfrist -
zielen hielt Krones zuletzt allerdings fest –
ebenso wie an der Hoffnung, es könne nun
nur noch besser werden. K. Knitterscheidt

Christoph
Klenk: Bereits
seit 1994 arbeitet
der Ingenieur bei
Krones.

Krones

Wir


brauchen


dringend


verbesserte


Kostenstruk-


turen.


Christoph Klenk
Chef des
Anlagenbauers
Krones

Ethan Brown


Der eingefleischte Veganer


A


uf diesen Tag arbeitet jeder Gründer
hin: Nach zehn Verlustjahren konn-
te Ethan Brown jetzt erstmals Ge-
winne für sein US-Start-up Beyond Meat ver-
künden. Die veganen Burgerpattys aus Erb-
senprotein genießen Kultstatus. Unter dem
Strich stand im dritten Quartal ein Über-
schuss von vier Millionen Dollar. Die Umsät-
ze verfünffachten sich. CEO Brown hob das
Jahresziel erneut an – auf 275 Millionen Dol-
lar. Trotzdem war der Tag für den 48-Jähri-
gen kein Grund zu überschwänglicher Freu-
de, stürzte die Aktie doch bereits im vor-
börslichen Handel um fast 20 Prozent ab.
Nach dem fulminanten Börsendebüt im Mai

hatte sich der Kurs bis Juli fast verfünffacht.
Das Start-up mit bescheidenen Umsätzen
und Milliardenschulden wurde zeitweise
mit mehr als zehn Milliarden Dollar bewer-
tet. Brown, Sohn eines Philosophieprofes-
sors, der nebenbei Milchvieh hielt, studierte
Politik und Wirtschaft.
Acht Jahre arbeitete er bei einer Brenn-
stoffzellfirma, bevor er Beyond Meat gründe-
te. „Auf Pflanzenproteine umzuschwenken
ist das Wichtigste, das Menschen gegen den
Klimawandel tun können“, sagt der einge-
fleischte Veganer, der in New England auf-
wuchs. Brown konnte prominente Geldgeber
wie Schauspieler Leonardo DiCaprio und Mi-
crosoft-Gründer Bill Gates überzeugen. Der
Kurseinbruch wurde auch dadurch verur-
sacht, dass die Haltefrist für drei Viertel der
Aktien auslief. Doch die Konkurrenz wächst:
Konzerne von Nestlé bis Tyson haben mit Ve-
ganburgern nachgezogen. Katrin Terpitz

BusinessLoungeLounge


Klare Ansage:Bundesbank-Präsident
Jens Weidmannwarnt bei einer Finanzmarkt-
konferenz in Frankfurt davor, die Geldpolitik
mit Zielen der Klimapolitik zu überfrachten.

Es kann losgehen:
m „Lincoln Cen-
ter“ in New York
besucht Tim
Cook, Vorstands-
chef von Apple,
die weltweite
Premiere der
Drama-Serie „The
Morning Show“.
Apples Plattform
für Eigenproduk-
tionen, „Apple
TV+“, startet am
Freitag.

E I t b C c d P D M A f t T F


„Hüterin der Zivilisation“:Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) wird in München mit dem
Theodor-Herzl-Preis des Jüdischen Weltkongres-
ses ausgezeichnet. Ihr gratuliert Präsident
Ronald Lauder.

Hüterin der Zivilisation“:Bundeskanzlerin


Abgehoben: Richard Branson, britischer
Milliardär und Gründer von Virgin Galactic (M.),
feiert in New York den gelungenen Börsengang
seiner Raumfahrtfirma.

Abgehoben:RichardBransonbritischer


Bloomberg, REUTERS, UPI/laif, imago images/ZUMA Press

Der Chef des Anlagenbauers Krones


dürfte schlechte Zahlen vorlegen –


auch die Diskussion um Kunststoffe


verdirbt ihm das Geschäft.


Erstmals kann der Gründer von


Beyond Meat Gewinne verbuchen.


Trotzdem stürzt das gefeierte


Start-up an der Börse ab.


Ethan Brown:
Der Gründer macht
Fleisch aus Pflanzen.

AP


Namen des Tages


MITTWOCH, 30. OKTOBER 2019, NR. 209


47

Free download pdf