Na klar, das sind ja auch nur Menschen.
Aber sie müssen für ihre Fehler haften.
Beim Staat haftet der Steuerzahler.
Tut die Politik Unternehmern und
Millionären also Unrecht?
Fühlen Sie sich falsch behandelt?
Ich wünsche mir mehr Anerkennung
für Unternehmer, Gründer, Leistungs-
träger und Gutverdiener. Denn ohne sie
würde auch der Sozialstaat nicht funk-
tionieren.
Wollen Sie Politikern das Recht absprechen,
Politik zu machen und etwas zu gestalten?
Ganz und gar nicht. Aber Politiker
sollten ihre Gestaltungskraft fokussie-
ren, zum Beispiel auf klare und inves-
titionsfreundliche Rahmenbedingungen
für die Wirtschaft und unternehmerisch
orientiertes Kapital. Sie sollen sich nicht
ständig im Klein-Klein verlieren. Denken
Sie doch nur an das Paternoster-Verbot.
Wie absurd!
Zahlen Millionäre bei uns genug Steuern?
Aber sicher, Deutschland ist ein abso-
lutes Hochsteuerland.
Es gibt aber auch Unternehmer
wie Dirk Roßmann, die für höhere
Steuern eintreten.
Da ist viel Show und Imagepflege dabei.
Eine systematische Fiskalpolitik kann ich
nicht erkennen. Man sollte bei so plakati-
ven Postulaten lieber genau nachfragen,
welche Interessen der Absender verfolgt.
Wer wäre für Sie der ideale Finanzminister?
Ich würde Christian Lindner eine Chance
geben, damit er das marktwirtschaftliche
Know-how der FDP beweisen kann.
Nicht Paul Kirchhof?
Der wäre sicher theoretisch fundierter.
Aber er ist leider schon emeritiert.
Wen wünschen Sie sich als
nächsten Bundeskanzler?
Friedrich Merz oder Jens Spahn.
Herr Merz ist Millionär, sieht sich
aber selbst in der „gehobenen Mittel-
schicht“. Verstehen Sie das?
Ich finde, Friedrich Merz sollte sich ganz
entspannt zu seinem Wohlstand beken-
nen. Er hat sein Vermögen legal erworben
und dafür Steuern gezahlt. Da muss man
sich nicht rechtfertigen.
Aber offenbar ist Reichsein in
Deutschland verpönt. Warum?
Weil wir ein öffentliches Meinungsklima
haben, das Vermögende grundsätzlich
skeptisch sieht. Nach dem Motto: Das kann
doch nicht mir rechten Dingen zugegangen
sein. Vor allem im Medien- und Kulturbe-
trieb herrschen viel links-grüne Heuchelei
und sozialistische Neidreflexe gegenüber
Unternehmern. Es scheint intellektuell
eleganter, links zu sein, aber First Class
zu fliegen. Ich habe über Jahre erlebt, wie
linke Medienleute Verträge mit ausgepräg-
ter kapitalistischer Vehemenz verhandeln.
Skeptisch zu sein und Dinge zu hinter-
fragen ist die Aufgabe von Medien.
Selbstverständlich, aber Medien soll-
ten nicht Aktivismus mit Journalismus
verwechseln.
Ist Deutschland reif für einen
Millionär im Kanzleramt?
Ich hoffe: Ja! Es sollten alle Gesell-
schaftsschichten in Parlament und Regie-
rung vertreten sein, nicht nur Beamte,
Lehrer oder Sozialexperten. Unternehmer
stehen für Werte, schaffen Jobs und stär-
ken unser Sozialsystem.
Sind Unternehmer sozialer als
normale Arbeitnehmer?
Das kann man nicht vergleichen. Aber
Unternehmer müssen ihre Mitarbeiter mit
Empathie und Leidenschaft mitnehmen.
Sie haben außerdem die Verantwortung,
Gehälter und Sozialabgaben zu zahlen.
Wann haben Sie Ihre Mitarbeiter
zuletzt begeistert?
Ich hoffe, das mache ich jeden Tag.
Kann man lernen, Unternehmer zu sein?
Nur begrenzt. Entweder Sie haben den
Drang, etwas selbst aufzubauen, oder Sie
haben ihn nicht.
Wer hat dem Ruf von Millionären in
den vergangenen Jahren am stärksten
geschadet: Thomas Middelhoff,
Klaus Zumwinkel oder Uli Hoeneß?
Natürlich machen auch Unternehmer
und Manager große Fehler. Wichtig ist,
dass sie dafür geradestehen.
FOCUS 45/2019 49
Vor dem Trend
Im Mai gründet er Kofler Energies. Das Unter-
nehmen optimiert den Energie-Einkauf für
Firmen, die damit Geld und Ressourcen sparen
Unter Gründern
Als Juror in der Start-up-Show „Die Höhle der Löwen“ lernt ihn ein
größeres Fernsehpublikum kennen. Die Sendung läuft bei Vox.
Die Firma Glow, die Kofler mit Co-Jurorin Judith Williams (2. v. l.)
gründete, betreut junge Unternehmer aus der Show
Auf dem Parkett II
Er wird 2002
Premiere-Chef, bringt
den Abo-Sender
drei Jahre später
an die Börse
Im Rampenlicht
Georg Kofler mit
seiner Ehefrau Christiane,
von der er sich 2018
nach acht Ehejahren
trennte
2017
2019
2005
2008