Neue Zürcher Zeitung - 14.11.2019

(Marcin) #1

20 ZÜRICH UNDREGION Donnerstag, 14. November 2019


Gegner stossen sich am Gestaltungsplan

Wädenswil entscheidet an der Urne über ein Projekt, das auch die neue Kantonsschule Zimmerberg umfasst


NILS PFÄNDLER


Eigentlich ist die neue Kantonsschule
in Au-Wädenswil unbestritten. Im April
2018 stimmte der Kantonsrat demBau-
projekt mit ungewohnter Einigkeit zu:
160 zu 0 Stimmen lautete das klare
Verdikt. Spätersprach sich auch der
Wädenswiler Stadt- und Gemeinde-
ratfür den erforderlichen Gestaltungs-
plan aus. Der 22. Zürcher Kantonsschule
schien nichts imWege zu stehen. Doch
das Projektist h eute trotzdem gefähr-
det.Grund dafür ist derWiderstand eini-
ger Anwohner undPolitiker. Dieser hat
sich bereits vorJahren zusammengebraut
und wird jetzt – vor derAbstimmung am
17.November – immer lauter.
Das hat nur indirekt mit der geplan-
ten Schule zu tun. Diese hat nämlich
auch bei denWädenswilerinnen und
Wädenswilern breitenRückhalt. Die
Sti mmbevölkerung der Seegemeinde
stimmt am nächsten Sonntag aber über
den privaten Gestaltungsplan für eine
Gesamtüberbauung namensAu-Park
ab,der neben der Mittelschule auch
eine Überbauung mitWohnungen, Ge-
werbe und einemPark vorsieht. Gegen
diesen Plan haben die Grünen und die
GLP das Behördenreferendum ergrif-
fen, weshalb über die Zukunft des frü-
heren Alcatel-Areals nun an der Urne
entschieden wird.
Heute steht auf dem Grundstück, das
der Zürcher Intershop-Gruppe gehört,
einehemaligesIndustriegebäude.Eswird
auch von Gegnern der neuen Überbau-
ung als«hässlich» bezeichnet. Der triste
grau-rote Klotz beherbergt einige Büros
sowie Gewerbe- undLagerräume. Zu
einem grossenTeil steht er leer.


GegenVerdichtung undGewinn


Dass sich trotz dieserAusgangslage eine
Gegnerschaft formierte, hat vor allem
zwei Gründe: Das überparteiliche Nein-
Komitee kritisiert einerseits dieBau-
pläne an sich.Die übertriebeneVerdich-
tungverschandele dieLandschaft, ver-
unstalte das Ortsbild und überfordere
die Infrastruktur, heisst es.
Andererseits bemängeln die Gegner,
dass die Intershop-Gruppe aus dem Pro-
jekt übermässig grossen Profit schlagen
kann. DieBauherren hätten durch die
Umzonung des Gebiets von einer In-
dustrie- zu einer MischzoneWohnen/
Gewerbe rund 20 MillionenFranken
gewonnen. Die Mehrwertabgabe von
25 Prozent sei zu klein.«Von den5Mil-
lionen fliesstkein Rappen in die Schul-


und Verkehrsinfrastruktur»,bemängelt
das Komitee. Stattdessen werden mit
dem Geld günstigeWohnungen in der
Überbauung finanziert. Deren Anteil
war von ursprünglich 12,5 auf 20 Pro-
zent erhöht worden.
Ihre Positionen verteidigen die Geg-
ner teilweise mit fragwürdigen Argu-
menten. Sorechnet das Nein-Komitee
vor,dass auf dem 11000 Quadratmeter
grossen Areal der Mittelschule zu we-
nig Platz sei für die bis zu1500 Schüle-
rinnen und Schüler, und zwar nur7Qua-
dratmeter proKopf.Wie die «Zürich-
see-Zeitung» schreibt, wurde für diese
Rechnung aber fälschlicherweise die
Grundstücksfläche statt der Nutzfläche
verwendet,die natürlich viel grösser
wäre. Die Bildungsdirektion bestätigt
auf Anfrage diesen Befund.Ausserdem
bemängeln die Gegner die Dichte der
neuen Überbauung. Die Ausnützungs-
ziffer von 133Prozent sei viel zu hoch,so
hoch wie sonst nirgends inWädenswil.
Auf der Homepage wird das Schreck-
gespenst einer neuen «Europaallee» bei
der HalbinselAu beschworen.

Eine weitere Kritik zielt auf die ge-
planteParkanlage. Diese werde auf-
grund ihrerAusrichtung nach Norden
nichts weiter sein als ein «unattraktiver,
schattiger Innenhof». Für dieAnwohner
vonWädenswil undAu bringe die Grün-
fläche«keinen nennenswerten Nutzen»,
obwohl sie mit Steuergeldern für einen
Teil der Unterhaltungskosten aufkom-
men müssten. Dabei wird übergan-
gen, dass sowohl die künftigen Bewoh-
ner der 200 bis 300 geplantenWohnun-
gen als auch die Schüler der Kantons-
schule sehr wohl einen Nutzen in dem
Park sehen dürften – und dieAusrich-
tung gegen Norden immerhin dieAus-
sichtauf den Zürichsee verspricht.
Auf diese Ungereimtheiten ange-
sprochen, verteidigen die Gegner ihre
Argumentation. Man habe die Zahlen
bei der Flächenberechnung richtig aus-
gewiesen, heisst es auf Anfrage. Die zu-
nehmende Dichte sei wegen der fehlen-
den Infrastruktur ein ernsthaftes Pro-
blem.Schon heute müsse ein Drittel der
Schulkinder im Quartier in Provisorien
unterrichtet werden, zudem würde der

Verkehr mit der neuen Überbauung an
seineGrenzen stossen.«Entwederredu-
ziert man die Dichte oder sorgt zeitnah
für die adäquate Schul- undVerkehrs-
infrastruktur»,fordert dasKomitee.

JahrelangeVerzögerungmöglich


Folgen die Wädenswiler Stimmbür-
gerinnenund Stimmbürger der Nein-
Parole,könnte sich derBauder Kan-
tonsschule umJahre verzögern. «Da-
mit wären wir wieder aufFeld eins»,
sagt HansJörg Höhener, stellvertreten-
der Leiter des Mittelschul- und Berufs-
bildungsamtes. Kurzfristig wäre der Be-
trieb der Mittelschule zwar gesichert.
Schon imkommenden Sommer zie-
hen die ersten Klassen in ein Proviso-
riumfür 500 Schülerinnen und Schü-
ler aufeinem anderen Grundstück ein.
Laut Höhener kannes allerdings bis
zu zehnJahre dauern, bis ein neues
Projektaufgegleist wird.DasProviso-
riumwäre aber laut Prognosenauf-
grund der wachsenden Schülerzahlen
schon infünfJahrenvoll.

Blickauf die geplante Gewerbenutzung mit dem darüberliegendenPark der GesamtüberbauungAu-Park. VISUALISIERUNG PD

Ombudsmann


kritisiert «Club»


Ständeratska ndidatin Schlatter
eingeladen,KonkurrentNosernicht

RAINERSTADLER

Gleich nach den eidgenössischenWah-
len veranstaltete der «Club» des Schwei-
zer Fernsehens eine Diskussion, welche
sich mit demWahlerfolg der grünenPar-
teien befasste. Die Redaktion lud dazu
unter anderen Marionna Schlatter (gp.)
und Roger Köppel (svp.) ein, jedoch
nichtRuedi Noser. DieseAuswahl er-
regte bereits vor derAusstrahlung der
Sendung Unmut. Die Kritiker erkann-
te n eine Benachteiligung des FDP-
Manns Noser, der sich wie Schlatter im
zweitenWahlgang um den noch offenen
Ständeratssitz bewirbt.
SiebenPersonen beschwerten sich
beim OmbudsmannRoger Blum über
das Vorgehen der «Club»-Redaktion.
Blum hat inzwischen denFall beurteilt.
Er kommt zu einem kritischen Ergeb-
nis.Wie er in seinem Schlussbericht vom
11.November schreibt, ist die Chancen-
gleichheitverletztworden.Schlatterhabe
sich mit dem Auftritt im «Club» einen
Vorteil aufKosten von Noser verschaf-
fen können. Die Stimmberechtigten des
Kantons Zürich hätten sich nicht glei-
chermassen über beide Kandidierenden
eine eigene Meinung bildenkönnen.
Den von Beschwerdeführern geäus-
sertenVorwurf, die «Club»-Moderato-
rin Barbara Lüthi sei nicht neutral ge-
wesen und habe Köppel benachtei-
ligt, weist der Ombudsmann zwar zu-
rück.Allerdings habe LüthiKöppel vor
allem kritischeFragen gestellt,während
Schlatter nur unkritischeFragen bezie-
hungsweise Stichwörtererhalten habe.
Dadurch habe Schlatter eine ideale
Plattform bekommen. Nach Meinung
des Ombudsmanns hat SRF darum das
Gebot zur Sachgerechtigkeit und zur
Vielfalt nicht eingehalten.
Blum verweist imWeiteren auf die
erhöhte Sorgfaltspflicht, die vorWahlen
und Abstimmungen gilt. SRF hat in sei-
nen publizistischen Leitlinien dies fest-
gelegt: «In den letzten dreiWochen vor
dem Urnengang sindkeine Einzelauf-
tri tte v on Kandidierenden oder Expo-
nenten mehr zulässig, die ihneneine ein-
seitigePlattformbieten.»DieseRichtlinie
hielt der «Club» knapp ein. Blum erin-
nert aber an dieRechtsprechung der Un-
abhängigen Beschwerdeinstanz fürRa-
dio undFernsehen. Gemäss diesergelte
die erhöhte Sorgfaltspflicht für eine län-
gere Periode.DieOmbudsstellesetztedie
GrenzebeisechsWochenvorWahlenund
Abst immungen an. In diesem Sinn hätte
der «Club» strengereRegeln bei derAus-
wahl der Gäste einhalten sollen.

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