Die Welt Kompakt - 31.10.2019

(Brent) #1
E

s ist nicht ganz klar, ob
Manuel Neuer nur Mit-
leid mit Journalisten
hatte, die Überstunden
machen mussten, oder ob er sich
selbst lieber die Peinlichkeit er-
sparen wollte, über das Spiel zu
reden. „Schreibt doch einfach ,FC
Bayern‘ in die Überschrift und
lasst das Blatt darunter dann
leer“, sagte der Nationalkeeper.
Der Rekordmeister hatte überaus
glücklichen 2:1 (0:1) gegen den VfL
Bochum im DFB-Pokal gewon-
nen. „Zu dieser Leistung müsst
ihr nichts mehr schreiben.“

VON OLIVER MÜLLER
UND JULIEN WOLFF

Als ob es so einfach wäre. Die
blamable Vorstellung der Münch-
ner, die um ein Haar gegen den
Tabellen-16. der zweiten Liga aus
dem DFB-Pokal ausgeschieden
wären, wirft Fragen auf. Zumal es
nicht das erste Mal war, dass sich
die Bayern schwach präsentiert
hatten. Es läuft seit Wochen
nicht rund. Sowohl beim 2:2 in
Augsburg, 2:1 gegen Union Berlin
in der Bundesliga und beim 3:2 in
Piräus in der Champions League
hatte sich die Mannschaft fahrig
und unkonzentriert präsentiert.
Doch der uninspirierte Auf-
tritt von Bochum war der Höhe-
punkt einer negativen Entwick-
lung, die sich zwar nur zum Teil
in Ergebnissen niederschlägt,
aber dennoch einen bedenkli-
chen Trend erkennen lässt. Das
musste auch Neuer zugeben.
„Das war einfach nicht gut“, sag-
te er. Einzig die späten Tore
durch Serge Gnabry (83. Minute)
und Thomas Müller (89.) konnte
er positiv bewerten: „Am Ende
haben wir es gedreht. Da hat man

den Willen gemerkt. Aber den
hat man nicht von Anfang an ge-
sehen. Das war nicht das, was
man vom FC Bayern erwarten
kann. Das war enttäuschend und
traurig.“
Über die Gründe, warum die
Münchner so unkonzentriert in
die Partie gegangen waren, sei er
sich nicht sicher. Aber eine Ver-
mutung hat er schon: Es sei eine
Frage der Einstellung, wenn eine
qualitativ so gut besetzte Mann-

schaft eine derart hohe Anzahl
von Fehlpässen spielt und über-
haupt keinen Zugriff auf die Par-
tie gegen einen Gegner be-
kommt, der „ja nicht gerade ein
Aufstiegskandidat“ in der zwei-
ten Liga sei, so Neuer. „Das war
charakterlich nicht so, wie es sich
gehört“, schimpfte der 33-Jähri-
ge: „Wir sind mit einer Schram-
me davongekommen, aber wir
müssen darüber nachdenken, wie
wir uns präsentieren.“ Er wolle
nicht über einzelne Spieler spre-
chen, aber möglicherweise sei es
ja auch so gewesen, dass „man
einfach nicht eine Runde weiter
kommen wollte“.

Es waren deutliche und selbst-
kritische Worte, die die Bayern
fanden. Aber sie waren auch an-
gebracht. Denn sollte sich die
Entwicklung so fortsetzen, droht
dem Verein eine Trainerdiskussi-
on. Dies sei jedoch der falsche
Ansatz, so Neuer. „Wir brauchen
nicht über das System, den Trai-
ner, den Platz oder das Flutlicht
reden“, sagte er: „Jeder muss bei
sich selbst anfangen und sich fra-
gen, ob er alles dafür getan habe,
die bestmögliche Leistung zu
bringen.“
Auffällig ist allerdings, dass
auch Niko Kovac mit keiner
schlüssigen Erklärung für die

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BASKETBALL

Bayreuths sportlicher
Leiter kündigt

Bundesligaklub Medi Bayreuth
und sein sportlicher Leiter
Matthias Haufer gehen ge-
trennte Wege. Wie die Ober-
franken mitteilten, verlässt der
39-Jährige den Verein zum 7.
November. Haufer habe beim
Vorletzten um die Auflösung
seines Vertrages gebeten. Er
sei nach eigener Einschätzung
dem gemeinsamen Anspruch
„an die Funktion und Rolle des
sportlichen Leiters“ nicht
gerecht geworden. Daher habe
er die Konsequenzen gezogen.

Kleber bester Werfer
der Mavericks
Maximilian Kleber hat den
Dallas Mavericks in der NBA
zum dritten Saisonsieg ver-
holfen. Der 27-Jährige war
beim 109:106 bei den Denver
Nuggets mit 14 Punkten ge-
meinsam mit Tim Hardaway Jr.
bester Werfer seines Teams.
Zudem gelangen Kleber sieben
Rebounds und drei Blocks.
Insgesamt überzeugte Dallas
mit einer starken Mannschafts-
leistung. Neun Spieler punkte-
ten zweistellig, der Klubrekord
wurde damit eingestellt.

EISHOCKEY

Draisaitl verliert,
Kahun trifft

Leon Draisaitl hat mit den
Edmonton Oilers in der NHL
die zweite Pleite in Folge kas-
siert. Die Kanadier verloren bei
den Detroit Red Wings, der
Deutsche sorgte mit seinem
zehnten Saisontreffer in der 53.
Minute für das zwischenzeitli-
che 1:2. Nationalmannschafts-
kollege Dominik Kahun zeigte
unterdessen beim 7:1 seiner
Pittsburgh Penguins gegen die
Philadelphia Flyers eine starke
Leistung. Der 24-Jährige erziel-
te einen Treffer und bereitete
zwei weitere Tore vor.

TENNIS

Federer sagt Start
beim ATP Cup ab

Grand-Slam-Rekordsieger
Roger Federer hat seine Teil-
nahme an der Premierenausga-
be des ATP Cups im kom-
menden Januar abgesagt. Nach
einigen Diskussionen mit sei-
ner Familie habe er mit seinem
Team entschieden, dass die
zwei Wochen mehr Pause sei-
ner Familie und seinem Spiel
guttun würden. Als Reaktion
zog sich das gesamte Schwei-
zer Team von dem neu ge-
schaffene Mannschaftswett-
bewerb zurück.

KOMPAKT


D


er DFB hat eine Ab-
sichtserklärung verfasst.
Der Verband verurteilte
die zunehmende Gewalt gegen
Amateurschiedsrichter. In einem
unter anderen von DFB-Präsi-
dent Fritz Keller unterzeichne-
ten Schreiben zeigten sich die
Herren „bestürzt, fassungslos
und betroffen“.
Zugleich appellierten Keller &
Co. an die staatlichen Institutio-
nen, gegen die zunehmende Ge-
walt mit aller Schärfe vorzuge-
hen. Zu lesen war also, dass
„nicht nur die Sportgerichtsbar-
keit“ gefragt sei, „sondern vor al-
lem Polizei, Justiz und auch die
Politik. Fußballplätze sind keine
rechtsfreien Räume. Von den
Staatsanwaltschaften und der
Polizei wünschen wir uns mitun-
ter einen größeren Ermittlungs-
eifer, wenn es um Straftaten auf
dem Fußballplatz geht.“ Angriffe
auf Schiedsrichter seien „Angrif-
fe auf den Fußball“, deswegen
werde der DFB die Basis „unein-
geschränkt bei allem unterstüt-
zen, was dazu dient, dass mög-
lichst wieder alle Fußballspiele in

Deutschland gewaltfrei stattfin-
den“.
Ob die Unterstützung so weit
geht, dass der DFB die Kosten
übernimmt, die der Friedenauer
TSC zukünftig für Personen-
schutz des Unparteiischen bei
Heimspielen bezahlt, ist nicht
bekannt. Der Berliner Klub ist je-
denfalls in der ganzen Aufregung
vorgeprescht und hat bemer-
kenswerte Tatsachen geschaffen.
Vor, während und nach den Spie-
len, die an Sonntagen stattfin-
den, wird ein Bodyguard einer
Berliner Sicherheitsfirma in Zu-
kunft die Unparteiischen be-

schützen. Und zwar bei Jugend-
spielen, wie sie am kommenden
Sonntag ausschließlich von der
C- bis zur A-Jugend stattfinden,
wie auch am übernächsten Wo-
chenende bei den Herrenspielen.
Die Maßnahme soll erst mal bis
Ende der Rückrunde laufen. Es
ist quasi ein Feldversuch.
Man muss wissen, dass die
Friedenauer einen kleinen Platz
haben, wodurch die Zuschauer
nahe am Spielfeldrand dran sind.
Vorgefallen ist noch nichts, also
über Pöbeleien hinaus, weswegen
der Vereinsvorsitzende auch ein
gespaltenes Gefühl hat, „ob das
eventuell die richtige Adresse ist,
um so ein Zeichen zu setzen“,
wie Christian Wille sagte. Soll
ihm aber am Ende recht sein.
Seine Fußball-Abteilung will
ohnehin genau das: ein Zeichen
setzen. „Wir wollten nicht darauf
warten, bis etwas eintritt. Wir
wollten uns mit den Schiedsrich-
tern solidarisieren“, sagt Kassen-
wart Ronny Herms. Deswegen
der professionelle Personenen-
schützer und kein Ordner aus
dem Bekanntenkreis mit gelber

Warnweste, der am Sonntagvor-
mittag auf die Schnelle noch auf
dem Stadionparkplatz rekrutiert
werden konnte. Es geht um mehr,
es soll keine stumpfe Symbolpo-
litik sein. Wer in Zukunft beim
Friedenauer TSC einen Schieds-
richter angreift, muss damit
rechnen, sich am Ende der De-
eskalationsspirale mit Kabelbin-
der gefesselt und auf dem Boden
liegend wiederzufinden.
„Es wird immer unglaublich
viel geredet. Wir dachten, wir tun
mal was“, sagte Herms. Berlin ist
ja ohnehin quasi zur Bühne ge-
worden, wie übel und verachtend
mit den Schiedsrichtern meist
nur noch umgesprungen wird.
Dort hatte es am vergangenen
Wochenende einen Schiedsrich-
terstreik gegeben. Aus Protest
gegen die zunehmende Gewalt
wurden alle Unparteiischen von
der Berlin-Liga abwärts von ih-
ren Spielen abgesetzt. Aufgrund
dieser Maßnahme sah sich der
Berliner Fußball-Verband (BFV)
gezwungen, den Spieltag abzusa-
gen. Mehr als 1000 Spiele waren
betroffen. PK

Nett gemeinter Hinweis auf
Amateur-Fußballplätzen

PA/ SVENSIMON

/ ANKE WAELISCHMILLER

Bodyguard für den Schiedsrichter


„Zu dieser Leistung müsst
ihr nichts mehr schreiben“,
rrrät Manuel Neuer den Jour-ät Manuel Neuer den Jour-
nalisten nach dem Spiel in
Bochum. Unsere Reporter
tun es dennoch
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