Handelsblatt - 31.10.2019

(Michael S) #1

Familienunternehmen


des Tages


DONNERSTAG, 31. OKTOBER 2019, NR. 210


44


Christoph Kapalschinski Hamburg


A


m Ende des Abends
kommt es zu einem Zu-
sammentreffen der Ge-
gensätze. Auf der Bühne
des Hamburger Luxus-
hotels „The Fontenay“ streckt sich
Popmusiker Sasha in einem Sessel
und berichtet über die Wandlungen in
seinem Leben. „Ich habe irgendwann
nicht mehr geschaut, was Erfolg
bringt, sondern was etwas für mich
selbst bringt“, resümiert er. „Wenn
man mehr oder weniger aus dem
Nichts kommt, hat man nicht so viel
Angst.“
Der Erfolg war dem Sänger nicht in
die Wiege gelegt: 1974 kam er als Sohn
einer 17-Jährigen zur Welt. Der Vater,
ein Berufssoldat, trennte sich nach
wenigen Jahren von der Mutter.

„Schlüsselkind“ heißt Sashas jüngstes
Album, weil er sich und seinen Bru-
der oft über den Tag bringen musste,
während die Mutter arbeitete.
Nicht der heutige Erfolg, sondern
die Biografie unterscheidet Sasha an
diesem Abend von seinem Publikum.
Furcht vor dem Scheitern ist vielen
seiner Zuhörer nicht unbekannt: Un-
ter ihnen sind viele Nachfolger in Fa-
milienunternehmen. Sie sind im Un-
terschied zu dem Künstler jedoch
meist wohlbegütert aufgewachsen –
allerdings häufig auch früh mit großen
Erwartungen der Eltern konfrontiert.
Wie mit dem Druck umgehen? Das
war eines der Themen eines neuen
Formats der Handelsblatt Hall of Fa-
me. Gemeinsam mit der Beratung
KPMG und der Stiftung Familienun-

ternehmen zeichnet das Handelsblatt
bereits seit Jahren verdiente Unter-
nehmer aus. Die Hall of Fame Next
Generation stellte diese Woche erst-
mals Nachfolger ins Rampenlicht, die
Vobilder für andere Unternehmens -
erben sein können. Per Ledermann,
Vorstandsvorsitzender des Stifteher-
stellers Edding, und Christian Berner,
Chef des Werkzeughandelskonzerns
Berner Group, übernahmen beide be-
reits mit Ende 20 die von ihren Vätern
gegründeten Unternehmen. Auch sie
mussten sich in der Rolle neu erfin-
den – und anschließend auch ihre Un-
ternehmen neu definieren.
„In diesen disruptiven Zeiten ist es
ganz wunderbar, dass wir Menschen
wie Sie haben, die vor allem mit Wer-
ten führen“, lobte Handelsblatt-Chef-

redakteur Sven Afhüppe die Familien-
unternehmer. Diese Verankerung
kann auch eine Leitplanke sein bei
den Veränderungen im Digitalzeital-
ter. Das machte der Hirnforscher
John-Dylan Haynes, Professor an der
Berliner Charité, klar. „Ich möchte da-
vor warnen, übertriebene Erwartun-
gen an Dinge wie neuronale Netze
und Künstliche Intelligenz zu haben,
und rate Ihnen, den Wert der eigenen
Mitarbeiter zu schätzen“, sagte er.
Zwar könne Technik einfache Aufga-
ben automatisieren, scheitere jedoch
an kreativen Lösungen. „Es geht nicht
um Mensch versus Maschine, sondern
um Menschen mit Maschinen“, plä-
dierte er für Kontinuität im Wandel –
eine typische Eigenschaft von Famili-
enunternehmen.

Hall of Fame Next Generation


Wie Nachfolgern der


Wandel gelingt


Das Handelsblatt lud erstmals vorbildliche Unternehmensnachfolger ein,


um über ihre Erfahrungen mit dem Unternehmen und der Familie zu


sprechen. Impressionen von einem anregenden Abend.


Musiker Sasha im Gespräch
mit Handelsblatt-Redak-
teurin Ina Karabasz.

Frank Siemers für Handelsblatt (7)

KPMG-Vorständin Vera-
Carina Elter: Expertin für
Familienunternehmen.

Veranstaltungsgast Arend Oetker
im Gespräch.

Blick ins Publikum: Netzwerken in Klaus-Mi-
chael Kühnes Nobelhotel „The Fontenay“.

Stefan Heidbreder,
Geschäftsführer
der Stiftung
Familienunternehmen.

Handelsblatt-Chefredakteur Sven
Afhüppe: Führen mit Werten.

Hirnforscher John-Dylan Haynes:
KI nicht überschätzen.
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