Geo - 11.2019

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NACHHAlTIGKElT

Von der Keule zum Essbesteck


in Japan werden alte Baseballschläger zu Stäbchen verarbeitet. Das soll den
Baum retten, der für die Produktion der Sportgeräte abgeholzt wurde

Vor gut 140 Jahren wurde in Japan das telang gefällt, aber zu selten gepflanzt
erste Baseballteam gegründet; heute wurden, ist ihr Bestand geschrumpft.
zählt die Sportart zu den populärsten "Es gibt einfach keine Aodamo-Bäume
des Landes. Entsprechend groß ist die mehr", sagte Ichirö Suzuki, einer der
Nachfrage nach Baseballschlägern. Da größtenjapanischen Baseballstars, auf
das Holz dafür knapp und wertvoll ist, die Frage, weshalb er von seinem mar­
werden ausrangierte Schläger nun re- kanten dunklen Schläger auf einen aus
cycelt- und zu Essstäbchen verarbeitet. nordamerikanischer Weiß-Esche um-
Wie in den USA bestehen Baseball- gestiegen war.
schlägerauch in Japan oft aus Eschen- Das brachte den Chef einer Essstäb­
holz. Die Stämme der Wollflaumigen chenfirma auf eine Idee: Man könnte
Esche (Aodamo) gelten als besonders aus den ausrangierten Schlägern hashi
geeignet. Ihr Holz ist beständig, leicht, schnitzen, also Stäbchen. Und Japans
biegsam und so weich, dass man den Baseballliga könnte doch, etwa gegen
Ball gut kontrollieren kann. Doch weil Lizenzeinnahmen aus der Aufbringung
die Eschen, die vor allem auf Hokkaidö, von Teamlogos auf den Stäbchen, die
im Norden Japans, wachsen, jahrzehn- Neuanpflanzung von Aodamo-Eschen

Kosmos

Fünf bis sechs Stäbchen lassen sich aus
einem Schläger fertigen. Sind sie in Form
geschliffen, werden sie lackiert

sponsern. Tausende Baseballschläger
werden nun pro Jahr schon zu Stäbchen
verarbeitet, mehr als 10 000 Aodamo­
Eschen sind bereits gepflanzt worden.
Bis aus deren Holz wieder Sportge­
räte werden können, wird es allerdings
eine Weile dauern. Die Bäume brauchen
50 bis 60 Jahre, um zu wachsen. Und aus
einem Aodamo-Stamm lassen sich dann
auch höchstens sechs Schläger fe rtigen.

GEO 11 2019
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