Die Welt - 09.11.2019

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09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-HP


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6 POLITIK *DIE WELT SAMSTAG,9.NOVEMBER


I


n der SPD-Führungsspitze sitzt
derzeit nur einer fest im Sattel:
Rolf Mützenich. Der Chef der Bun-
destagsfraktion will die Sozialde-
mokratie, anders als viele Funktio-
näre, nicht weiter nach links verschie-
ben. Den Vorstoß seines Parteifreundes
Norbert Walter-Borjans, auf einen SPD-
Kanzlerkandidaten zu verzichten, lehnt
der 60-Jährige ab.

WELT: Herr Mützenich, zwischen den
ehemaligen Bundestagsfraktions-
chefs von Union und SPD, Volker Kau-
der und Peter Struck, gab es einen en-
gen Austausch. Die beiden hatten ihre
Büros mit einer geheimen Treppe ver-
bunden. Gibt es diese Treppe noch?
ROLF MÜTZENICH:Die gibt es noch.
Und die ist auch sehr sinnvoll, weil wir
uns in den Koalitionsfraktionen eng
austauschen. Wir treffen uns jeden
Dienstagmorgen zu einem Abgleich
über die jeweilige Sitzungswoche. Die
Treppe hat wenige Stufen, von daher
sind wir relativ schnell beieinander. Das
ist aber keine Geheimtreppe. Jeder im
Haus kann die begehen.

Das Vertrauensverhältnis zwischen
Ihnen und Ralph Brinkhaus ist also
intakt?
Wir können belastbare Verabredungen
treffen. Schließlich sind die Fraktionen
die tragenden Säulen der Regierungsko-
alition.

Die große Koalition hat jetzt eine Bi-
lanz vorgelegt, 84 Seiten, viel Prosa,
viel politische Rhetorik. Geben Sie
der Halbzeitbilanz der großen Koali-
tion doch einmal eine Schulnote.
Ich bin nicht gut darin, Schulnoten zu
verteilen. Denn es ist ja eine ganze
Mannschaft, die da auf dem Platz
steht. Deswegen vergibt man ja nicht
an Einzelne eine Beurteilung, sondern
dem Gesamtbild. Und das Gesamtbild
auf diesen vielen Seiten zeigt, dass so-
wohl die Regierung, aber auch die Ko-
alitionsfraktionen gut gearbeitet ha-
ben. Die Richtschnur ist der Koaliti-
onsvertrag, und davon haben wir eine
Menge auf den Weg gebracht. Ich will
auch darauf hinweisen, dass eben
nicht nur Sozial- und Arbeitsmarktpo-
litik für uns Sozialdemokraten wichtig
ist. Wir wollen den Rechtsstaat gestal-
ten, wir wollen aber auch in der inter-
nationalen Politik und bei der Klima-
politik etwas erreichen. Wenn man die
Bilanz wirklich liest und zur Kenntnis
nehmen will, dann wird es einen über-
zeugen.

Also soll noch zwei Jahre weiterre-
giert werden?
Erst einmal ist es eine Bestandsaufnah-
me, die Grundlage für die Diskussion in
meiner Partei ist. Das entscheidet nicht
die Fraktion, das entscheidet nicht die
Regierung. Die Partei hat damals den
Koalitionsvertrag verhandelt und be-
schlossen. Und warum wir überhaupt
zu der Bestandsaufnahme gekommen
sind, hat ja etwas mit den Erfahrungen
der früheren großen Koalition zu tun.
Da waren wir auch relativ erfolgreich.
Wir wollten uns dieses Mal aber verge-
wissern, dass wir die Verabredungen
auch auf der weiteren Strecke umset-
zen. Und dass das auch für Projekte gilt,
die uns am Herzen liegen. Wir wollen –
neben vielen anderen Dingen – zum
Beispiel über die sachgrundlose Befris-
tung reden und entscheiden.

Gute-Kita-Gesetz, mehr Kindergeld,
WWWohnungsbau: In den vergangenenohnungsbau: In den vergangenen
Jahren hat die Regierung viel sozial-
demokratische Programmatik um-
gesetzt. Warum hat Schwarz-Rot
dann so ein schlechtes Erschei-
nungsbild?
Das Bild ist schlechter als die Realität.
Insgesamt ist das Klima gut. Im Kabinett
gibt es, zumindest höre ich das, ich bin ja
nicht dabei, durchaus ein gutes Einver-
nehmen. Es gibt immer wieder den Ver-
such, über Wege und Brücken letztlich
zu gehen und zueinanderzufinden.

Warum dann zum Beispiel der Streit
zwischen Außenminister Heiko Maas
und Verteidigungsministerin Anne-
gret Kramp-Karrenbauer?
Die Auseinandersetzungen zwischen
der Verteidigungsministerin und dem
Außenminister haben in erster Linie et-
was damit zu tun, dass wir im letzten

Koalitionsausschuss über Außenpolitik
reden und ein paar Stunden später öf-
fentlich einen Vorschlag dazu von ihr le-
sen, den sie in der Diskussion hätte an-
sprechen können und müssen. Da
braucht man auch nicht drum herumzu-
reden. Aber auf der anderen Seite, das
sind beides Saarländer, die kommen
schon zurecht.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz
hat seinen Vorstoß zur Einlagensiche-
rung ja auch nicht im Koalitionsaus-
schuss bekannt gegeben. Manchmal
scheint man sich ja auch mit Allein-
gängen profilieren zu wollen.
Was Herr Scholz vorgeschlagen hat, ist
ja keine Kehrtwende, sondern ein Be-
kenntnis, das unter bestimmten Bedin-
gungen auf Europäischen Räten mit Zu-
stimmung der Bundeskanzlerin schon
mehrfach beschlossen wurde. Es geht
jetzt darum, wie wir dieses Bekenntnis

einlösen können, wenn diese Bedingun-
gen erfüllt sind. Da ist es die Aufgabe
des Finanzministers, im Konzert mit
seinen europäischen Kollegen zu über-
legen, wie er auch in diesem Feld mit
neuen Ideen vorankommt. Ich habe
auch kaum Kritik wahrgenommen. Und
dass wir Europa stärken müssen, in un-
serem eigenen Interesse, darin sind wir
uns einig.

Was ist eigentlich noch in der Europa-
politik zu erwarten? Das Thema wur-
de im Koalitionsvertrag ja ganz nach
vorne gehandelt.
Es gibt die deutsche Ratspräsident-
schaft in der zweiten Jahreshälfte des
kommenden Jahres ...

... wo vor allen Dingen die Kanzlerin
im Fokus stehen wird.
Öffentlich schon. Aber inhaltlich wol-
len wir Sozialdemokraten das Pro-

gramm der Regierung prägen. Wir de-
fffinieren Europa nicht nur als Binnen-inieren Europa nicht nur als Binnen-
markt und freien Warenverkehr. Wir
wollen über eine Angleichung der
Mindestlöhne faire Bedingungen und
Mindeststandards für den Wettbe-
werb schaffen. Denn wir wollen ein
sozialeres Europa bauen. Ich finde,
Europa muss beweisen, auch in der
Ratspräsidentschaft von Deutschland,
dass es in der Lage ist, eine gemeinsa-
me europäische Flüchtlingspolitik
und Fortschritte für ein europäisches
Sozialrecht zu erreichen. Damit schaf-
fffen wir einen Mehrwert für den Ein-en wir einen Mehrwert für den Ein-
zelnen und für Europa als Ganzes. Die
Kanzlerin wird sicher öffentlich auf-
treten. Aber auch die SPD wird mit un-
seren Ministern präsent sein und un-
sere Themen in der Europäischen Uni-
on verankern. Ich hoffe dabei auch auf
das Europäische Parlament als Treiber
und Verbündeten.

Sie sind ja Kölner, Herr Mützenich.
Da müssen Sie doch den Kölner Be-
werber, Norbert Walter-Borjans, für
den SPD-Vorsitz wählen.
Er kommt ja aus Krefeld nach meinem
Kenntnisstand.

Er bezeichnet sich als „Herzens-Köl-
ner“.
Wir sind offen für viele, die sich auch in
Köln beheimatet fühlen. Das ist ja auch
in meinem engsten Familienkreis so.
Von daher habe ich eine große Toleranz.
Aber es geht ja nicht um Einwanderung
hier, sondern es geht letztlich darum,
wie wir die SPD aufstellen sollen.

Und wie?
Na ja, ich bin schon etwas irritiert, dass
Norbert jetzt diese Kanzlerkandidaten-
frage so in den Vordergrund gestellt hat,
dass er gesagt hat, die Partei könne da-
rauf verzichten.

Vielleicht ist er einfach nur Realist?
Ich bin 1975 in eine SPD eingetreten, die
gesagt hat: Wir sind Volkspartei, wir
sind nicht nur der Betriebsrat der Ge-
sellschaft. Wir sind eine Partei, die ein
breites Spektrum abdeckt. Ich glaube
das auch weiterhin und arbeite dafür.
Die Kanzlerkandidatur ist auch eine
Frage der Selbstachtung und letztlich
eine Selbstverpflichtung, so aufzutre-
ten. Deshalb hat mich das schon getrof-
fen.

Ich entnehme Ihren Worten, Sie ha-
ben Herrn Scholz schon gewählt.
Der zweite Wahlgang hat ja noch gar
nicht angefangen, es ist also noch ein
bisschen Zeit.

Bis zum 30. November.
Eben.

Aber Sie wissen schon, wen Sie wäh-
len?
Ich bin entschieden, aber das mache ich
mit meinem engsten Kreis aus. Ich gebe
auch keine Wahlempfehlung ab, son-
dern stelle die Inhalte in den Vorder-
grund.

TDieses Interview wurde von Michael
Bröcker geführt, Chefredakteur von
Media Pioneer. Hierbei handelt es sich
um eine gekürzte Version. Es erschien
ebenfalls in Auszügen in Gabor Stein-
garts werktäglichem Newsletter „Mor-
ning Briefing“ und als Gespräch in
„Morning Briefing: Der Podcast“.

„Die Kanzlerkandidatur


ist eine Frage der


Selbstachtung“


Fraktionschef Rolf Mützenich will die SPD frei machen vom Image des


„Betriebsrats der Gesellschaft“. Und er will einen Kanzlerkandidaten


AMIN AKHTAR/ WELT

W


er Globuli hat, braucht für
den Spott nicht zu sorgen,
ließe sich eine gängige Volks-
weisheit abwandeln. Denn Hohn und
Spott kommen zuverlässig ganz von
selbst, sobald jemand das Wort Homöo-
pathie auch nur in den Mund nimmt. So
erleben es gerade CSU, Grüne und Freie
Wähler (FW) im bayerischen Landtag,
wo sie am Donnerstag gemeinsam für
ein Antragspaket gestimmt haben. Da-
rin ist unter anderem vorgesehen, per
Studie klären zu lassen, wie der Einsatz
von Antibiotika reduziert werden könn-
te – und ob homöopathische Präparate
dabei eine „positive Rolle“ zu spielen
vermögen. Das hatte den erwartbaren
Aufschrei zur Folge.

VON HANNELORE CROLLY

Juso-Vizechef Josef „Seppi“ Parzin-
ger nannte die Entscheidung „unfassbar
peinlich“ und überreichte dafür „den
heutigen Alu-Hut“ an CSU, FW und
Grüne. Die FDP klagte über eine „pein-
liche Geldverschwendung“, immerhin
werden die Kosten der Studie auf
300.000 bis 400.000 Euro geschätzt.
Die Bayern-SPD verkündete, „fassungs-

los“ zu sein und veröffentlichte in so-
zialen Medien den giftigen Text: „Hier
das Ergebnis der Abstimmung zum ab-
surden Homöopathie-Antrag der CSU,
die untersuchen lassen will, ob sich eine
Sepsis statt mit Antibiotika nicht auch
mit Zuckerkügelchen behandeln lässt.“
Nach der Behauptung, die Christsozia-
len wollten der Blutvergiftung mit Zu-
ckerkügelchen zu Leibe rücken, um Anti-
biotika einzusparen, ging es im Internet
dann erst so richtig hoch her. „Diese Ho-
möopathie-statt-Antibiotika-Studie
macht mich so wütend, dass ich gar nicht
weiß, wohin mit meiner Wut“, schimpfte
jemand auf Twitter. „Die esoterisch-ro-
mantische Idiotie kennt keine Grenzen“,
kommentierte ein anderer Nutzer. Und:
„„„Was kommt demnächst noch, CSU undWas kommt demnächst noch, CSU und
Grüne? Goldesel züchten, um Haushalts-
löcher zu stopfen? Kinder wieder vom
Storch bringen lassen? Prinzen zur Wie-
derbelebung?“ Kurzum: Das Echo auf das
VVVorhaben war katastrophal. Jene 120 Ab-orhaben war katastrophal. Jene 120 Ab-
geordneten, die mit „Ja“ gestimmt hat-
ten, standen nicht nur da wie Deppen,
sondern schlimmer noch: als mutwillige
Gefährder von Menschenleben.
Offenbar sind vor allem an der grü-
nen Basis viele fassungslos, dass sich die

Grünen auf die von der CSU vorgeleg-
ten Vorschläge eingelassen haben.
Schließlich hatte die grüne Bundesspit-
ze gerade erst einen drohenden Streit
über das Thema in letzter Minute abge-
wendet. Innerhalb der Partei war eine
heftige Debatte ausgebrochen, weil ein
Teil der Mitglieder die Förderung von
Homöopathie durch Krankenkassen ab-
lehnt. Damit die Debatte den Bundes-
parteitag am 15. November nicht zu sehr
überschattet, soll nun erst einmal eine
Kommission eingerichtet werden, um
bis Ende 2020 eine Positionierung zu
erarbeiten. Schon vor ihrer Einrichtung
hat die Runde natürlich ihren Spitzna-
men Weg: „Kügelchen-Kommission“.
Doch die grüne Fraktion im bayeri-
schen Landtag wirbt trotz allem um
Verständnis für ihre Entscheidung: Sie
halte das Paket, das immerhin fünf ein-
zelne Anträge umfasse, sehr wohl für
sinnvoll, sagte ein Sprecher. Denn darin
gehe es schließlich umfassend um eine
sehr wichtige Frage: Wie lassen sich To-
desfälle durch multiresistente Keime
reduzieren? Tatsächlich widmet sich
das Paket mehreren Aspekten dieses
Themas, etwa dem möglichst sparsa-
men Einsatz von Antibiotika in Lebens-

mitteln oder der Frage, wie durch die
Einhaltung von Umweltstandards Re-
sistenzentwicklungen eingedämmt wer-
den können. Es sei zwar absehbar gewe-
sen, dass es bei der Homöopathie Ge-
genwind geben werde, so der Sprecher.
Da es sich aber nur um eine Facette von
vielen handele, habe sich die Grünen-
Fraktion zur Zustimmung entschlossen.
Auch der CSU-Abgeordnete Bernhard
Seidenath, der sich für das Paket beson-
ders einsetzt, bleibt gelassen, trotz Hä-
me und Spott: Das wichtigste Ziel sei es,
den Antibiotika-Einsatz zu reduzieren.
„Ich will mir nicht vorwerfen lassen
müssen, nicht alles versucht zu haben,
wenn im Jahr 2050 mehr Menschen an
Entzündungen sterben als an Krebs.“ Es
gebe nun einmal Hinweise darauf, dass
homöopathische Präparate beim Kampf
gegen multiresistente Keime eine posi-
tive Rolle spielen könnten. „Daher halte
ich es für vernünftig und notwendig,
dass die Homöopathie zum Studiende-
sign gehören soll.“ Die Studie solle die
Debatte versachlichen und eine stabile
Faktengrundlage schaffen, um endlich
Ruhe zu schaffen in der Diskussion.
CSU-Gesundheitsministerin Melanie
Huml zufolge soll es ohnehin nur um

die Frage gehen, wie Homöopathie „on
top“, also zusätzlich eingesetzt werden
könnte. Da könne man „sich sicherlich
anschauen, was für Wirkungen da sind“.
Mindestens ebenso wichtig findet
Seidenath, der Jura studiert hat, aber die
Frage, von wo Deutschland die Antibio-
tika bezieht, deren vermehrter Einsatz
das Wachstum multiresistenter Keime
befördert. Seit drei Jahren gebe es keine
deutsche Produktion mehr, die Wirk-
stoffe oder Medikamente würden vor al-
lem in Indien hergestellt. „Diese Her-
stellung muss dringend zurückgeholt
werden.“ Sonst drohe eine Katastrophe,
wenn es zu Verunreinigungen oder gar
einem Lieferstopp komme. „So schnell
können wir gar nicht reagieren. Men-
schen würden sterben wie die Fliegen.“
Die Opposition kann das nicht über-
zeugen. „Das Vorhaben der bayerischen
Staatsregierung ist fahrlässig, weil es
bereits mit der Fragestellung sugge-
riert, dass homöopathische Mittel wie
Globuli multiresistente Keime bekämp-
fen könnten“, kritisiert der Liberale Do-
minik Spitzer. Bisher habe keine wis-
senschaftliche Studie beweisen können,
dass homöopathische Mittel allein ge-
gen Beschwerden wirkten.

„„„Unfassbar peinlich“: Hohn für Bayerns Globuli-Debatte Unfassbar peinlich“: Hohn für Bayerns Globuli-Debatte


Weil CSU, Freie Wähler und Grüne die mögliche Wirkung von Homöopathie untersuchen lassen wollen, bricht ein Sturm der Entrüstung los


D


as Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge(BAMF) hat
den Asylantrag des Schwerkri-
minellen Ibrahim Miri abgelehnt. Bun-
desinnenminister Horst Seehofer
(CSU) bestätigte das in einer Presse-
konferenz am Freitagmittag. Zuvor hat-
te WELT darüber berichtet.

VON MANUEL BEWARDER

Seehofer sagte, die schnelle und rich-
tige Entscheidung zeige, dass der
Rechtsstaat handlungsfähig sei. Und
weiter: „Wir werden auch in der Zu-
kunft alles tun, damit unser Asylsystem
nicht von Kriminellen missbraucht wer-
den kann.“
Ibrahim Miri gilt als Kopf des berüch-
tigten Miri-Clans. Er war nach seiner im
Sommer mit großem Aufwand betriebe-
nen Abschiebung in der vergangenen
Woche in Bremen aufgetaucht. Dort
stellte er in der BAMF-Außenstelle ei-
nen Asylantrag, da er sich im Libanon
verfolgt sieht. Diese Begründung hält
das BAMF jedoch für nicht plausibel.
Der Antrag wurde als „offensichtlich
unbegründet“ abgelehnt. Weil Miri
trotz der gegen ihn verhängten mehr-
jährigen Wiedereinreisesperre nach
Deutschland gekommen war, war gegen
ihn anschließend Abschiebehaft ver-
hängt worden.
Wie es nun im Fall genau weitergeht,
ist im Detail noch unklar. Die deutschen
Sicherheitsbehörden bereiten nach Aus-
sage von Seehofer bereits die erneute
Abschiebung vor. Miri kann gegen die
Entscheidung des BAMF und die ge-
plante Abschiebung noch Rechtsmittel
einlegen. Sein Anwalt Albert Timmer
kündigte an, dies fristgerecht zu tun.
„Es bleibt dann, die Entscheidung des
Verwaltungsgerichts im Eilverfahren
abzuwarten“, sagte der Jurist. Sollte das
Verwaltungsgericht den Eilantrag posi-
tiv bescheiden, wäre Miri für die Dauer
des Klageverfahrens vor einer Abschie-
bung geschützt. Sollte das Gericht den
Eilantrag ablehnen, dürfte er abgescho-
ben werden. Es ist zu erwarten, dass das
Verwaltungsgericht schnell über den
Eilantrag entscheiden wird.
Seehofer erneuerte einen Gesetzge-
bungsvorschlag, laut dem „Personen
mit Einreiseverbot künftig während der
Dauer ihres Verfahrens ohne weitere
Voraussetzung in Haft genommen wer-
den können“. Bislang kann in Fällen wie
Miris Abschiebehaft nur befristet ver-
hängt werden. Bereits jetzt wird nach
einer neuen Direktive die direkte Ab-
weisung dieser Migranten an der Gren-
ze praktiziert.
Seit den neuen, verstärkten Grenz-
kontrollen seien sechs Menschen mit ei-
ner Wiedereinreisesperre aufgegriffen
worden, so der Minister. Drei von ihnen
seien direkt an der Grenze zurückge-
wiesen worden, die Fälle der drei ande-
ren seien noch in Bearbeitung. Mit dpa

AAAbschiebungbschiebung


Miris wird


vorbereitet


BAMF lehnt Asylantrag
des Schwerkriminellen ab

I


n Burundi sind am 22. Oktober
vier Journalisten festgenommen
worden, darunter Agnès Ndirubu-
sa. Sie war zuvor für Iwacu, eine der
wenigen unabhängigen Nachrichten-
seiten des Landes, in die Provinz
Bubanza gereist. Dort wollte sie mit
ihren Kollegen über die Zusammen-
stöße zwischen burundischen Sicher-
heitskräften und rund 100 bewaff-
neten Rebellen berichten.
Ndirubusa interviewte gerade
Zivilisten, die vor den Kämpfen
ffflohen, als sie von Polizisten fest-lohen, als sie von Polizisten fest-
gesetzt und abgeführt wurde. Auf
der Polizeistation angekommen
verhörten die Beamten die Journa-
listin und beschlagnahmten ihr
Mobiltelefon. Angeklagt wurde sie
bisher noch nicht.
Bereits in der jüngeren Vergangen-
heit war die Website von Iwacu auf
Anordnung des sogenannten National
Communication Council mehrfach
blockiert worden – und auch das
Verschwinden des Iwacu-Journalisten
Jean Bigirirmana vor mehr als drei
Jahren ist bis heute ungeklärt.

#Free


them
all

Agnès Ndirubusa IAWCU

In Kooperation mit
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