Die Welt Kompakt - 12.11.2019

(Joyce) #1

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DI E W E LI E W E LI E W E LT KOMPAKTT KOMPAKT DIENSTAG, 12. NOVEMBER 2019 WIRTSCHAFT 11


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Paar fertige Laufschuhe heraus.
Ein Strickapparat produzierte
aus dem Garn erst den Stoff für
die Oberfläche der Schuhe, der
dann von der nächsten Maschine
per Laser zugeschnitten wurde.
Ein Roboterwagen holte die ferti-
gen Teile ab und brachte sie zum
nächsten Gerät. Parallel wurde
auf der anderen Seite der Halle
aus den Kunststoffteilen die Soh-
le gespritzt und zusammenge-
setzt. Am Ende verschweißte ein
letzter Apparat Sohle und Ober-
teil. Fertig war der Schuh.
Rund eine Million Paar Lauf-
schuhe wollte Adidas in den bei-
den ersten Speedfactories produ-
zieren. Ob es jemals soweit kam,
dass die Kapazitätsgrenze tat-
sächlich erreicht wurde, will man
bei Adidas heute genauso wenig
beantworten, wie die Frage, ob
die Produktion in Franken und
den USA in den vergangenen Jah-
ren profitabel war. Natürlich wä-
re selbst eine Produktion von ei-
ner Million Paar in den Fabriken
nur ein winziger Teil der welt-
weit von Adidas verkauften 400
Millionen Paar Sneaker gewesen.
Doch die Fertigung im Heimat-
markt war nicht nur ein wichti-
ges Symbol. Es sollte laut Hainer
die Strategie der Zukunft sein:
Nah am Kunden so schnell pro-
duzieren, dass man die Schuhe
und später auch Kleidungsstücke
individuell an den Kunden anpas-
sen kann. Die Käufer sollten die
Schuhe irgendwann sogar direkt
auf die Bedürfnisse ihrer Füße im
Geschäft anpassen lassen kön-
nen. In vielen Läden sollte dann
eine kleine Speedfactory die
Sneaker vor Ort herstellen. Auch
individuelle Verzierungen und
Schriftzüge würden so möglich.
Von dieser Vision will man
sich bei Adidas nicht endgültig
verabschieden, schließlich habe
man es mit den Speedfactories
geschafft, den Herstellungspro-
zess von einigen Monaten von
der Idee für ein Modell bis zur
Auslieferung auf wenige Wochen
zu drücken. Das will man nun
auch bei den asiatischen Zuliefe-
rern fortsetzen. Doch von den
kurzen Transportwegen, die bes-
ser für die Umwelt gewesen wä-

ren, kann nun keine Rede mehr
sein. Auch wenn die Produktion
selbst beschleunigt ist, den
Transport im Schiffscontainer
müssen die Sneaker künftig wie-
der auf jeden Fall antreten. Hai-
ners Nachfolger, der heutige Adi-
das-Chef Kasper Rorsted, zieht
dem Projekt den Stecker.
Woran die Speedfactories ge-
nau gescheitert sind, wird auch
auf Nachfrage nicht wirklich klar.
Man habe die Fertigungsprozesse
auch auf andere Modelle, vor al-
lem der Alltagssneaker der Origi-
nals-Serie, ausdehnen wollen,
sagt eine Sprecherin. Die benö-
tigte Infrastruktur inklusive der
Maschinen und das Know-how
für die Produktion dieser Model-
le sei in Asien bereits vorhanden.
Es sei einfacher und wirtschaftli-
cher, die Erkenntnisse und Ab-
läufe der Speedfactory dorthin
zu verlagern, als die Maschinen
nach Franken oder in die USA zu
holen. Warum das so ist, bleibt
offen. Am Ende dürften es doch
wieder vor allem die Kosten, ins-
besondere die Lohnkosten, gewe-
sen sein, die den Ausschlag ge-
ben. Druck der asiatischen Zulie-
ferer habe es nicht gegeben, die
hochautomatisierte Konkurrenz
wieder zu schließen.
Die negativen Folgen der 180-
Grad-Wende des Sportartikelrie-
sen bekommt vor allem die
Oechsler AG zu spüren. Das frän-
kische Unternehmen hatte die
Speedfactories in Kooperation
mit Adidas aufgebaut und betrie-
ben. Die Verträge laufen im kom-
menden Jahr aus und wurden
nun nicht mehr verlängert. Auch
wenn die Abläufe hochautomati-
siert sind, trifft die Schließung
allein in Franken mehr als 100
Mitarbeiter der Tochtergesell-
schaft Oechsler Motion.
„Die Geschäftsführung der
Oechsler Motion GmbH ist da-
von überzeugt, dass die Gesell-
schaft trotz der Einstellung der
Speedfactory-Produktion weiter-
hin profitabel betrieben werden
kann“, teilt das Unternehmen
mit. „Nach aktuellem Stand wer-
den sich betriebsbedingte Kündi-
gungen jedoch nicht vermeiden
lassen“. Weitere Details werde

die Geschäftsleitung bis Ende
November bekanntgeben. Auch
in den USA sollen wohl rund 70
Stellen wegfallen. Bei Adidas
selbst soll der Strategiewechsel
keine Jobs kosten. Die in diesem
Bereich beschäftigten Mitarbei-
ter des Konzerns würden auch
weiterhin an der Verbesserung
der Fertigungsabläufe arbeiten,
sagt die Sprecherin.
„Auch wenn wir die Beweg-
gründe von Adidas verstehen, die
Speedfactory-Produktion bei
Oechsler einzustellen, bedauern
wir diese Entscheidung sehr“,
sagt Oechsler-Chef Claudius
Kozlik. „Mit der Speedfactory-
Produktion für Adidas haben wir
äußerst wertvolle Erkenntnisse
gewonnen, die bereits in die Fer-
tigung anderer Geschäftsberei-
che des Oechsler-Konzerns – Au-
tomotive, Medical und Innovati-
ve Solutions – eingeflossen sind
und auch künftig weiter einflie-
ßen werden.“
Doch zumindest in der Sport-
artikelbranche werden nun vor
allem die asiatischen Zulieferer

profitieren, denen die beschleu-
nigte Technik zu Gute kommen
wird. Dabei hatte man gehofft,
dass die Produktion in der frän-
kischen Heimat ausgebaut und
nicht wieder eingemottet würde.
Hainer hatte angekündigt, dass
es zwar einige Jahre dauern wür-
de, aber es klang 2016 durchaus
so, als würde irgendwannein sig-
nifikanter Teil der Fertigung von
Asien in die jeweiligen Absatz-
märkte zurückkehren.
Die Auswirkungen dieses
Trends schienen gewaltig: Wie
sollten künftig Entwicklungslän-
der den Aufstieg zu etwas Wohl-
stand überhaupt noch schaffen,
wenn selbst Tätigkeiten wie das
Nähen von Schuhen und Klei-
dung von Robotern in den Indus-
trienationen übernommen wür-
de, grübelten Ökonomen. Adidas
bekam für die Idee der Speed-
factories noch im vergangenen
Jahr den Deutschen Innovations-
preis, der unter der Schirmherr-
schaft des Bundeswirtschaftsmi-
nisteriums verliehen wird. All
das war wohl mehr als voreilig.

Statt weitere Speedfactories
zu bauen und zu betreiben, will
Adidas in Zukunft lieber Geld in
die Modernisierung anderer Zu-
lieferer in Asien stecken. „Die
Speedfactories haben wesentlich
dazu beigetragen, unsere Ferti-
gungsinnovation und -fähigkeit
zu fördern“, sagt Adidas-Vor-
stand Martin Shankland. „Durch
diese Erkenntnisse und den Ein-
satz der neuen Produktionstech-
nologien und Prozesse in unse-
ren bestehenden Zulieferbetrie-
ben können wir jetzt Produkti-
onskapazitäten flexibler und
wirtschaftlicher nutzen und
gleichzeitig das Sortiment an
Produkten mit kurzer Ferti-
gungszeit schneller ausweiten.“
Am Ende erlebt die Turn-
schuhfertigung in Franken so ein
Déjà-vu: Wie bereits schon ein-
mal in den 1980er-Jahren erweist
sich die Konkurrenz aus Fernost
noch einmal als wettbewerbs-
fähiger. Nach der Produktion in
Handarbeit wandert nun auch
die hochautomatisierte Ferti-
gung ab nach Asien.

lungen stünden Jobs auf dem
Spiel, sagte Parteichefin Annale-
na Baerbock. Die Grünen forder-
ten Bundesumweltministerin
Svenja Schulze (SPD) an dem
Punkt zum Widerstand gegen
das Klimapaket auf.
Enercon hatte Freitag ange-
kündigt, nach Absatzeinbrüchen
Stellen abzubauen. Ostfriesland
und Magdeburg sollen davon je-
weils zur Hälfte betroffen sein.
Enercon-Chef Hans-Dieter Kett-
wig machte die Energiepolitik
des Bundes dafür verantwortlich.
Am Montag gab es zunächst kei-
ne weiteren Details.

Der Verband kommunaler Un-
ternehmen, zu dessen Mitglie-
dern auch viele kleinere und mit-
telständische Energiefirmen zäh-
len, sieht die Entwicklung mit
Sorge. „Besonders dringend sind
eine Festlegung verbindlicher
Flächenziele für die Bundeslän-
der, eine Verkürzung der Fristen
im Genehmigungsverfahren so-
wie die Berücksichtigung des Kli-
maschutzes als Teil des Arten-
schutz im Bundesnaturschutzge-
setz“, warnte Hauptgeschäftsfüh-
rerin Katherina Reiche. Es gebe
keine gemeinsame Bund-Länder-
Strategie für größere Flächen.

Energiepolitik des Bundes verantwortlich

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