Frankfurter Allgemeine Zeitung - 12.11.2019

(Michael S) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen DIENSTAG, 12.NOVEMBER 2019·NR.263·SEITE 19



   



 




   

 

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sju. H ANNOVER.Drohnen kreisen in
Schwärmen über denFeldern, unter ih-
nen flitzen kleineRoboterüber den Bo-
den. Sie säen, düngen und jäten.Unddas
autonom. Sensoren undKameras scan-
nen dasUmfeld, Algorithmen bestim-
men,waszutun ist. All das istkeine Zu-
kunftsmusik mehr.Digitalisierung und
Automatisierung haben in der Landwirt-
schaftlängstEinzuggehalten. Das zeigt
sichauchauf der diesjährigenAgritechni-
ca, dergrößten Landtechnikmesse, die
am Montag in Hannoverbegonnen hat.
Bis Samstag präsentieren mehr als 2800
Aussteller aus 53 Ländernihreneusten
Entwicklungen beiTraktoren und Land-
maschinen. DerVeranstalter,die Deut-
sche Landwirtschafts-Gesellschaft
(DLG), erwartet mehr als 400 000 Besu-
cher –rund einViertel davonaus dem
Ausland.
Keine zweiWochenist es her,dass
Landwirte in ganz Deutschlandgegen
die aus ihrer Sicht zunehmendeAuflagen-
flut auf dieStraße gegangen sind. Die
Themen Düngemittelverordnung, Klima-
schutz und Insektenschutzprogramm be-
gleiten auchdie Agri technica.„Wir sto-
ßen an die Grenzen der Produktivitäts-
steigerung,wasdie Stabilität der Syste-
me angeht, wasNährstoffeinträgean-
geht, wasResistenzenbei Unkräutern
und Schädlingen angeht undwasArten-
vielfalt angeht“, sagteHubertusPaetow,
Präsident der DLG. Diegroße Herausfor-
derung bestehe darin, die Produktivität

weiter zusteigern, ohne andereZiele zu
gefährden. DieAgritechnica will deshalb
aufzeigen,welchen BeitragTechnik zur
Bewältigung dieser Herausforderungleis-
tenkann.
Die Trends auf der Messe sind diesmal
Robotik und Sensorik.Die Digitalisie-
rung erlaubteineimmerschnellereVerar-

beitungvonDaten, so dassmit Hilfevon
Sensoren und Satellitenbildernetwane-
ben der Bodentemperatur und -feuchte
auchder Nährstoffbedarfvon Pflanzen
in Echtzeit ermitteltwerden kann. Aus-
saat, Düngung, Bewässerung und Pflan-
zenschutz lassen sichdarauf abstimmen.
Die Bedienung derkomplexenTechnik
wirdeinfacher und funktioniertoftmals
sogar über Smartphone-Apps.
Ein Roboter,der in diesem Jahr einen
der insgesamt 40 Preise für besondereIn-
novationen der DLGerhalten hat, ist
„Dino“ des französischenUnternehmens
Naïo Technologies.„Dino“ istein autono-
mer Roboter, der Unkräuter erkennt und
diese nicht nur zwischen denReihenvon
Kulturpflanzen wie Salat entfernt, son-
dernauchdazwischen.„Arbeitskräfte in
der Landwirtschaftsind ein zunehmend
knapperFaktor“, erklärtGaëtan Severac
vonNaïo Technologies. DerVerzicht auf
Pflanzenschutzmittel und dieRückkehr
zu mechanischen odergarmanuellenVer-
fahren sei daher mit hohenKosten und
mehrZeitaufwandverbunden. Severac
istüberzeugt:„AutonomeRoboterkön-
nen dieses Problem lösen.“
Auch die klassischenTraktoren muten
inzwischen futuristisch an. Im Inneren be-
finden sichkeine Lenkräder mehr,dafür
aber viele Bildschirme.Statt mitgroßen
Rädernsind immer mehr Modelle mit ei-
nem Raupenfahrwerk ausgerüstet, das
man sonstvon Baggernkennt.Soauch
der Xerion 5000 TRACTSvon Claas.

„Das Thema istBodenschonung. Mit den
Raupen haben wir eine deutlichgrößere
Aufstandsfläche als beiReifen,wodurch
der Bodendruckverringer twird“, erklärt
FlorianKammannvonClaas. Dadurch
könntenVerdichtungen im Bodenver-
miedenwerden. Dasförderedas Pflan-
zenwachstum und führedazu, dassWas-
ser und Dünger besser im Bodengespei-
chertwürden.
Aufder Messe sind neben dengroßen,
bekannten Markenauchviele kleineUn-
ternehmen und Start-upsvertreten.Mit
mehr als 1750 ausländischen Ausstellern
liegt der Anteil derAuslandsbeteiligung
bei rund 62 Prozent.Die meistenvonih-
nen kommen aus Italien, China, derTür-
kei, den Niederlanden undFrankreich.
Speziellfür Start-ups gibt es in diesem
Jahr zum ersten Mal das „DLG-Agri futu-
reLab“. Der Gemeinschaftsstand soll jun-
genUnternehmen aus der Branche die
Möglichkeit bieten, sichzupräsentieren
und sichmit potentiellenKunden und In-
vestorenzuvernetzen. Die Teilnahme
deutscherStart-ups wirdvom Bundes-
wirtschaftsministerium gefördert. Mög-
lichkeiten derfachlichenVernetzung für
Start-ups botaußerdem dieFOODnext-
Konferenz, die am Montag imRahmen
der Messestattfand. Das„ThinkTank“
-Projektwill denAustausch zwischenFor-
schung, Unternehmen und Investoren
aufder ganzenWelt fördern, umaufzuzei-
gen, welche Entwicklungsmöglichkeiten
Technik und Daten derAgrarindustrie in
den nächstenJahren bieten.

dpa-AFX.HERZOGENAURACH.Der
Sportartikelhersteller Adidasstellt seine
erst 2017 eröffnetensogenannten Speed-
Factor ys in Ansbach und inAtlanta (US-
Bundesstaat Georgia) ein. Dasteiltedas
Unternehmen am Montag mit.Ander
Technologie des einstigen Prestigeprojek-
teswolle Adidas jedochfesthalten und sie
künftig beiZuliefererninAsien einset-
zen. Betroffensind den Angaben zufolge
rund 100 Mitarbeiter.„Wirkönnenbe-
triebsbedingteKündigungen nochnicht
ausschließen“, sagteeine Sprecherin des
Adidas-PartnersOechslerAG,der die
Speed-Factorys in Ansbachund Atlanta
aufgebauthatteund bisher betreibt.
Adidas lasse ohnehin zugroßenTeilen
in Asienproduzieren, sagteein Konzern-
sprecher am Montag. Es habesichheraus-
gestellt, dassessinnvoller sei, auchdie
Produktion der Speed-Factorys dortzu
konzentrieren,wo das Knowhowund die
Lieferanten säßen. Dafür seienwenigerfi-
nanzielle als vielmehr organisatorische
Gründeverantwortlich. DerVersuch, die
technologischhochwertigeProduktion
vonSportartikeln wieder stärkernach
Deutschland zu holen, sei an dieserStelle
nichtgeglückt.
Asien habe technologischschneller auf-
geholt, als das 2016 absehbargewesen
sei. Die in denvergangenen Jahrengewon-
nenen Erkenntnisse sollen nun nach
Asien transferiertwerden.„Wir haben in
Ansbacheinigesgelernt“, sagteRunau.
Bei asiatischenZulieferernsollenkünftig
neben Schuhen auchweiter eArtikel aus

demAdidas-Sortiment mit Speed-Facto-
ry-Technologie hergestellt werden. Das
Werk in Ansbachsei auf 500 000Paar
Schuhe ausgelegtgewesen und habe nicht
an seiner Kapazitätsgrenze gearbeitet,
sagteRunau.Bis spätestens Aprilkom-
menden Jahres soll es nicht mehr wie bis-
her genutztwerden. Insgesamt lässt Adi-
das je Jahr 400 MillionenPaar Schuhe her-
stellen.
Die hochautomatisierte Speed-Facto-
ry,derenFertigung zumgroßenTeil auf
Robotersetzt, wargeschaffenworden,
um möglichstschnell auf neueTrendsvor
allem in der Laufschuh-Technologie und
-modereagieren zukönnen. So wurden
etwaauf ein Ereignis bezogene Kleinseri-
en gefertigt –Fußballschuhe ausschließ-
lichzueinerWeltmeisterschaftoder zum
Super-Bowl-Finale beim AmericanFoot-
ball. 2018 hattedie Adidas für die Idee
der Speed-Factorynochden Deutschen
Innovationspreisgewonnen.InAnsbach
und Atlanta hatteAdidas das Projektge-
meinsam mit demZulieferer Oechsler
AG betrieben. DietechnologischeZusam-
menarbeit sollefortgesetzt werden. In
demWerk sollen unter anderemweiter-
hin im 4D-DruckSchuhsohlengefertigt
werden. Oechsler bedauerte dieEntschei-
dung, die in der Speed-Factorygefertig-
tenProduktekünftig in Asien herstellen
zu wollen. DasUnternehmen, das eigent-
lichaus der Auto-Zulieferer-Branche
kommt,wolltesichmit den Sportschuhen
stärkervom derzeit schwierigenAutomo-
tive-Sektor lösen.(Kommentar Seite22.)

D


as Übernahmegefecht um den
britischen Online-Essenslie-
ferdienstJustEat kommt in
Schwung.AmMontag sandte
der InternetkonzernProsus den Just-
Eat-Aktionären sein Angebotzu. Dem-
nachbietendie Südafrikaner–Prosus ist
eineAbspaltung des inKapstadt ansässi-
genInternetkonzernsNaspers–weiter-
hin 4,9 Milliarden Pfund (5,7 Milliarden
Euro) in bar oder 710Pence je Aktie.Sie
senkten jedochdie er forderlicheZustim-
mungsquote der Aktionärevon 90 auf 75
Prozent.Die Just-Eat-Aktionärehatten
offenkundig auf eineVerbesserung des
Angebotsgesetzt .Der Aktienkurswar
Ende Oktober,als Prosus erstmals seine
Übernahmeabsichtbekanntgegeben hat-
te,abruptgestiegen.Noch am Freitag
kostetedie Aktie 738Pence.
Mit Spannung wirdnun der nächste
Schachzug des niederländischen Rivalen
Takeaway.com erwartet,der in Deutsch-
land mit seiner MarkeLieferando ein
Quasi-Monopolhält.Dessen Zusammen-
schlussmit JustEat zurgrößten Liefer-
plattformaußerhalb Chinasgalt schon
fast als besiegelt, als Prosus die Pläne
durchkreuzte. Am Montag blieb dieser
aber zunächstaus. Takeawa ys Vorstands-
chef Jitse Groenteiltelediglichmit, er
könne „vollkommenverstehen, dassdie
derzeitigen Barwertesowohl vonunse-
remwie auchvon demKonkurrenzange-
botnicht besondersansprechend für die
Aktionäre vonJustEat“ seien. Damit be-
zog er sichdarauf, dassder Aktienkurs
seinesUnternehmens seit dem Angebot
abgebröckelt is t. Da Takeaway die Just-
Eat-Aktionäreineigenen Aktien auszah-
len will, istdas Angebotdeshalbstatt

731 Pence am Anfangrechnerischnur
noch609 Pence wert.„Wirsind dennoch
der Ansicht, dassdas vereinbarte Fusi-
onsverhältnis zwischen JustEat undTa-
keaway.com angemessen ist“, sagteGro-
en weiter.
BeideUnternehmenwarben am Mon-
tag für ihreAngebote.VonTakea way
hieß es, das Prosus-Angebot, welches
den Aktionären Bargeld statt Aktien an-
biete,mögezwarzunächstattraktiverwir-
ken, einen langfristigen Wert erziele
man aber nur durch die Zusammenfüh-
rung des Geschäfts beiderUnternehmen.
Die Bezahlung in Aktien sei sinnvoll,
weil der Kreis der Aktionärevon JustEat
und Takeaway sichzueinemgroßenTeil
überschneide. Deshalb hätten die Anteils-
eigner ein Interesse daran, im Bereich
der Lieferdienste investiertzubleiben.
Prosus-Finanzchef Basil Sgourdos sag-
te hingegen, JustEat habe in derVergan-
genheit nichtgenügend investiert, umka-

pitalstarkeKonkurrenten wie Uber Eats
zurückzuhalten. Sein Unternehmen
habe diefinanziellen Mittel sowie die Er-
fahrung, um die Chancen in diesem
Markt zurealisieren. DasUnternehmen
wolle dieÜbernahmenutzen, um zur
Nummer eins unter den Essensliefer-
dienstenauf derWelt aufzusteigen. Seit
2016 habe Prosusrund 2,8 Milliarden
Dollar in dem Geschäftszweig investiert.
Am Just-Eat-Management pralltedie
Charme-Offensivevon Prosus offensicht-
lichab. Das Angebotunterschätze den
Wert des Unternehmens,hieß es.
Kritik amVorgehen der Südafrikaner
kaminder Zwischenzeit aber auchvon
anderer Seite. Die Investitionsgesell-
schaftCat Rock Capital hatteder deut-
schen DeliveryHero, an der wiederum
Prosus beteiligt ist,vorgeworfen, Takea-
way-Aktien imgroßenUmfang verkauft
und damit zu derenKursrutschbeigetra-
genzuhaben.Auchin Takeaway-Krei-

sen istdiese Lesartzuhören. BeideUn-
ternehmenweisen dieVorwürfe zurück.
Man habe denVerkauf geplant, als man
nochnichts vonTakea ways Angebot
wusste.
Die Prosus-MuttergesellschaftNas-
persist der am Marktwertgemessen mit
Abstand größtebörsennotierte Konzern
in Afrika. Das einstkonservativeMe-
dienhausverdankt denAufstiegvoral-
lem einem frühzeitigen Einstieg beim
chinesischen Tech-KonzernTencent.
Heuteist Naspersein Internetkonzern
mit Beteiligungenrund um den Erdball.
DasAugenmerkvon Naspers- und Pro-
sus-Chef BobvanDijkliegt auf drei Ge-
schäftsbereichen: Essenslieferdienste,
Online-Bezahlsysteme und Online-An-
zeigen. Am MontaggabProsus außer-
dem bekannt, bis zu 400 Millionen Dol-
lar in den Berliner Online-Auto-Markt-
platzFrontier Car Group investieren zu
wollen.

hena.SCHANGHAI.8000 Yuan be-
trägt das monatliche Einkommen der
SchanghaierBüroangestelltenAbby Zhu,
das sindetwasmehr als 1000 Euro. Am


  1. November,Chinas „Shopping-Festi-
    val“, gabsie auf den Seitendes Alibaba-
    Konzerns mehr aus, als sie im Monatver-
    dient.Rabatte,Drau fgaben, erlassene
    Portogebühren: Einmal im Jahr lockt in
    China derweltgrößteE-Commerce-An-
    bieter die Chinesen am sogenannten „Sin-
    gles’Day“zueiner Einkaufssch lacht auf
    seine Seiten.Umgerechnetknapp 34 Mil-
    liarden Dollargaben dieKunden bis zum
    späten Montagabend auf den Seiten des
    Internetunternehmersfür Warenaus –
    das istmehr,als an sämtlichenamerikani-
    schen Verkaufsaktionstagenwie dem
    „SchwarzenFreitag“ zusammengerech-
    netanUmsatzerzielt wird. Darüber hin-
    aus istesetwadas Fünffachedessen,was
    der amerikanischeAmazon-Konzernim


Juli an seinem „Prime Day“ anUmsatz er-
zielt hat, wie dieKopie des chinesischen
„Singles’Day“heißt.
DasschinesischeStudenten Anfang
der neunziger Jahreden „Singles’Day“
erfanden, um ihr Dasein als Junggesel-
len zufeiern, hat die 27 JahrealteBüroas-
sistentin Zhu nochnie gehört. Obwohl
Alibaba erst vorfünf Jahren denTagfür
sein Marketing entdeckteund zum Shop-
ping-Festival umfunktionierte,ist der


  1. November im Bewusstsein Zhus
    schon immer einFest der Rabatte, auf
    das langehingefiebertwird.
    Bereits Anfang Oktober begann Zhu,
    ihreEinkaufsliste zu erstellen: 3049
    Yuan (395 Euro)gabsie aus für Artikel,
    die später dem heranwachsenden Baby
    in ihrem Bauchzugutekommen sollen:
    darunter Milchpulver(26 Euro),Win-
    deln (10 Euro), einSte rilisator für Baby-
    flaschen (89 Euro).


WarenimWertvon 2352Yuan (
Euro) bestelltesie für sichselbstwie
zweiextraweiteWinterjacken für insge-
samt 128 Euro, zwei Lippenstifte für 65
Euro, Gesichtscreme, Make-up-Pinsel,
anderes. Die Schwiegereltern, drauf und
dran sichselbständig zu machen, erhiel-
teneine Mikrowelle (45 Euro) und einen
Drucker(129 Euro). All dies sind Dinge,
die Zhu auchohne „Singles’Day“einge-
kaufthätte. Dochweil es die Artikel am
„Singles’Day“günstigergab, wartetesie
mit dem Bestellen und sparte so mehr
als 1400Yuan oderrund 180 Euro.
Ob der„Singles’Day“dem Alibaba-
Konzern tatsächlich mehrGeschäftbe-
sche rt,ist unter Ökonomenumstritten.
Zweifellosist hingegen,dassdie jedes
Jahr verlässlichsteigendenVerkaufsrekor-
de demander NewYorkerBörse notier-
tenUnter nehmen auf derganze nWelt
reichli ch Aufmer ksamkeit bescheren.

Tatsächlichhat die Schanghaierin
Abby Zhu in diesem Jahr zwarrund zehn-
mal so viel am „Singles’Day“ausgeben
wie imVorjahr,indem sie im Sommerge-
heiratet und viele nützliche Geschenke
erhalten hatte. Doch2017, als dieReno-
vierung ihrerWohnung anstand, lagen
ihreAusgaben an demRabatttag auf den
Alibaba-Seiten mit 30 000Yuan (
Euro) umrund das Dreifache höher als
in diesem Jahr.
Ob der „Singles’Day“als Konjunktur-
indikator für diechinesischeWirtschaft
taugt, istdeshalb fraglich. Alibabaselbst
präsentiertden Anlegerndie neuenVer-
kaufsrekorde freilichals Beweis für das
Wohlergehen des chinesischen Kon-
sums: Bereits nach96Sekunden hatten
die auf dem MarktplatzgetätigtenVer-
käufeein Volumenvon10Milliarden
Yuan (1,29 Milliarden Euro) erreicht –
29 Sekunden schneller als imVorjahr.

Adidas macht Speed-Factorys zu


Schuhproduktion in Deutschland istgescheitert


bth.WIESBADEN.Esbraucht nur den
Klickauf einen Link.Schon wirdder hy-
pothetischeWartungsingenieur einer In-
dustriemaschine auf eineWebsitegelei-
tet, die zwar aussieht, alswäre sie vonder
Sparkasse, auf der sichaber inWahrheit
eine Schadsoftwareverbirgt.Geht er,an-
gelocktvoneiner manipuliertenE-Mail
mit dem Link,aus demUnternehmens-
netzwerk, mit dem Maschinenverbunden
sind,kann das seinen Lauf nehmen,was
Fachleute „CrossSiteRequestForgery“
nennen–ein elaborierterCyberangriff,
der aber dennocheigentlichnicht schwer
durchzuführen ist. Im vorgestelltenFall
bedeutetdas, dassdie Druckluftpumpe
der gehackten Maschine anspringt und so
langeLuftineinenLuftballon pumpt,bis
er platzt.Das jedenfalls passiertinder De-
monstrationvonHans Höfken, Dozent
für Elektrotechnik an derFachhochschu-
le Aachen, beim Bundeskriminalamt
(BKA) inWiesbaden. Dochder Luftbal-
lon könnteauchein Gastank einerFabrik
sein, dessen Explosionweit schwerwie-
gendereFolgen hätte–der Prozesswäre
der gleiche. Sein Mitarbeiter Nico Jansen
schätzt, dass er rund eineWocheProgram-
mierzeit brauchte, um den Angriff vorzu-
bereiten. Entsprechende Softwarekönne
man sicheinfachaus dem Internetherun-
terladen, damit umzugehen lerne man in
VideosauföffentlichenPlattformen.
Das Problem istHöfken zufolge, dass
viele Anwendervernetzter Gerätenichts
vonSicherheit in der Informationstechno-
logieverstünden. Deshalb seien Anlagen
und auchGerät ezuHause oftunzurei-
chend geschützt.„Es bräuchteeinen
TÜV-Stempel für IT-Sicherheit, sowohl
für Industrieanlagen als auchfür Smart-
Home-Geräte“,fordertder Fachmann.
Denn dieZahl derVerbrechen im Inter-
netnimmt zu.Nach aktuellenZahlen des
BKA,welche die Behörde am Montag in
Wiesbadenvorlegte,stieg dieZahl der er-
fasstenDelikteimBereich der Computer-
kriminalität um 1,3 Prozentauf gut
87 000Fälle imvergangenen Jahr.Dazu
kommt nocheine sechsstelligeZahl an
Vergehen oderVerbrechen, die über das
Internetdurchgeführtwurden, aber nicht

zur Computerkriminalität im engeren Sin-
ne gehören. Insgesamtgabesdamit in
Deutschland knapp 272 000Straftatenim
Netz. Das entspricht inzwischenfast 5
Prozent aller in Deutschland erfassten
Straftaten.Fast 60 Prozentvonihnenwer-
den vonjüngerenTätern zwischen21und
39 Jahren begangen,wenn man das Alter
der festgestelltenTatverdächtigen zugrun-
de legt.Interessant istzudem, dasssie of-
fenbar häufigervonFrauenbegangenwer-
den als sonstigeStraf taten. Fast einevon
drei festgestellten Cyberkriminellen ist
eineFrau.
„DieseZahlen sind nur die Spitze des
Eisbergs“, sagteBKA-VizepräsidentPeter
Henzler mit Blickauf die Gesamtzahlder
Cybercrime-Fälle. „Das Dunkelfeld ist im-
mens.“ Grund dafür sei, dassein großer
Teil der Cyberangriffevon den Opfern
entweder nicht bemerkt oder nicht ange-
zeigtwerde. Erfolgreiche Angriffeseien
den Betroffenen häufig peinlich,Unter-
nehmen fürchtetenumihreReputation
oderglaubten nicht an eine erfolgreiche
Strafver folgung.Positivvermeldenkonn-
te Henzler,dassdie Zahl der Angriffeauf
Onlinebanking umfast die Hälfte zurück-
ging. Grund seien die erhöhten Sicher-
heitsmaßnahmen vonBanken. Zudem
sanken die Schäden durch Computerbe-
trug,von71Millionen EuroimJahr 2017
auf knapp 61 Millionen imvergangenen
Jahr.Dochauchdortist die Dunkelziffer
hoch: Der Digitalwirtschaftsverband Bit-
komschätzt den Gesamtschaden durch
Cyberkriminalität auf 103 Millionen
EuroimJahr.
Ungefähr viervonzehn Fällen vonIn-
ternetstraftatenwerden aufgeklärt. Die
Aufklärungsquote ging imVergleichzum
Vorjahr leicht um 1,4 Prozentpunkte zu-
rück. Auch deshalbkündigteHenzler an,
dassdas BKAvomkommendenFrühjahr
an eine eigeneAbteilung für Cybercrime
einrichten und diese mit „erheblichen per-
so nellen Mitteln“ ausstattenwerde. Losle-
gensoll sie am 1. April. Das BKA als Bun-
desbehörde hatimBerei ch derComputer-
kriminalität häufig eineVernetzungsfunk-
tion zwischen denStaatsanwaltschaften
und denPolizeien der Länder.

Die Lieferdienste pokern

Das Essen kommt. FotoGetty


Mit Künstlicher Intelligenz gegendie Krise


Robotik und Sensorik sind dieTrends auf der LandtechnikmesseAgritechnica


Traktor imKopfstand Fotodpa


Alibabas Rabattschlacht freut die Börse


An Chinas „Singles’Day“wurden wieder einmalVerkaufsrekordegebrochen


Wieleicht Kriminelle auch


Fabriken hackenkönnen


Im Bieterwettstreitum Bundeskriminalamt:Zahl vonInternetverbrechensteigt


JustEat senkt Prosus


aus Südafrika die


Annahmeschwelle


seines Angebots.


VonClaudia Bröll,


Kapstadt, und Bastian


Benrath,Frankfurt

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