Süddeutsche Zeitung - 14.11.2019

(Michael S) #1
Kiefersfelden– Mitdem Beginn des Win-
ters sind Oberaudorf und Kiefersfelden zu-
letzt regelmäßig im Verkehrschaos versun-
ken, und dazu musste es im bayerischen
Inntal noch nicht einmal schneien. Für das
Verkehrschaos hat schon der Kunstschnee
in den nahen Tiroler Skigebieten gereicht.
Sobald es die Menschen wieder massenwei-
se dorthin zog, überlegten sich die Einhei-
mischen in den Grenzorten zweimal, ob sie
selbst noch auf die Straße gingen – auf die
Kufsteiner Straße zumal, die oft kaum
noch zu überqueren war. Doch das soll
jetzt anders werden. Am Mittwoch hat der
österreichische Nationalrat beschlossen,
auf fünf kurzen Autobahnabschnitten
künftig keine Maut mehr zu verlangen. So
können all jene Wintersportler, die sich
zum teuren Skipass nicht noch eine Maut-
vignette leisten wollen, die sechs Kilome-
ter bis Kufstein Süd kostenlos auf der Auto-
bahn bleiben, um dann in die Skigebiete ab-
zubiegen. Mitten durch Kiefersfelden und
Kufstein müssen sie dann nicht mehr.
„Der Mautausweichverkehr war das al-
les dominierende Thema bei uns im Win-
terhalbjahr“, sagt Kiefersfeldens Bürger-
meister Hajo Gruber. Weil der österreichi-
sche Bundesrat die zum 15. Dezember ge-
plante Neuregelung noch hinauszögern
kann, traut sich Gruber fast noch nicht, in
der Vergangenheitsform zu sprechen. All-
zu weit in die Vergangenheit reichen die
Probleme ohnehin nicht: Eine solche Aus-
nahmeregelung bis Kufstein galt bis Ende
2013, erst dann baten die Österreicher
auch dort konsequent zur Kasse – mit den
entsprechenden Folgen für die Oberau-
dorfer, Kiefersfeldener und Kufsteiner, für
den örtlichen Einzelhandel, für die Gastro-

nomie und die ganze lokale Wirtschaft. Für
sie alle werde die Neuregelung „eine wirkli-
che Befreiung“ werden, erwartet Gruber,
eine Befreiung „zurück zur Normalität“.
In diese Richtung führt die Neuregelung
auch für Lindau am Bodensee. Dort hatten
die Österreicher 2013 die vergleichsweise
billige und nur für eine Fahrt gültige „Kor-
ridorvignette“ für den Pfändertunnel nach
Bregenz und weiter bis Hohenems abge-
schafft. Seither fuhr jeder, der nicht die der-
zeit 9,20 Euro für die österreichische Zehn-
Tages-Vignette zahlen wollte, in Lindau ab

und kämpfte sich durch den Stadtteil Zech
über die Grenze und dann am See entlang
durchs beengte Bregenz. Jetzt soll die Auto-
bahn von der Staatsgrenze über 24 Kilome-
ter bis Hohenems komplett mautfrei wer-
den – eine Erleichterung für Autofahrer
aus Schwaben und dem Allgäu in Richtung
Schweiz und Italien. Aus Lindauer Sicht
können vor allem die Menschen in Zech
aufatmen, aber auch die vielen Lindauer
und Bregenzer, die etwa als Pendler zwi-
schen beiden Ländern unterwegs sind.
Man sei deswegen „total froh“ über die

Neuregelung, sagt Lindaus Stadtsprecher
Jürgen Widmer, der genau wie Kiefersfel-
dens Bürgermeister die nun beschlossene
Neuregelung auch auf das stete Drängen
aus den jeweiligen Kommunen zurück-
führt: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“
Auf Granit beißen dagegen vorerst noch
die Menschen im Berchtesgadener Land.
Denn die meist schnellste Straßenverbin-
dung etwa von München nach Berchtesga-
den führt nicht durch das verkehrsgeplag-
te Bad Reichenhall oder via Inzell, sondern
auf der A 8 über den Walserberg und auf

der Tauernautobahn weiter bis Salzburg
Süd. Dieser kurze Abschnitt soll jedoch zu-
nächst nicht mautfrei werden. Stattdessen
wird die neue Ausnahme in Salzburg nur
für die rund 13 Kilometer auf der Westauto-
bahn vom Walserberg bis Salzburg Nord
gelten. Vorrangiges Ziel sei es, Autofahrer
aus Deutschland mautfrei zu den großen
Parkplätzen am Salzburger Messegelände
fahren zu lassen und ihnen von dort günsti-
ge Busverbindungen in die Innenstadt an-
zubieten, heißt es von der Salzburger Lan-
desregierung. Man arbeite aber weiter dar-
auf hin, auch die Tauernautobahn einzube-
ziehen. Die beiden weiteren bereits be-
schlossenen Mautausnahmen zielen rein
auf den Stadtverkehr im oberösterreichi-
schen Linz.
Die Grenzregion Richtung Salzburg und
das Inntal waren zuletzt Schauplätze dau-
ernder verkehrspolitischer Scharmützel
zwischen beiden Ländern, weshalb viele
Politiker in Bayern wie im Bund die öster-
reichischen Mautbeschlüsse als Signal der
Entspannung deuten. Gleichwohl hält vor
allem die Tiroler Landesregierung an vie-
lerlei Fahrverboten sowie an ihrer Lkw-
Blockabfertigung im Inntal fest. An die-
sem Donnerstag soll es ebenso wie schon
am Dienstag eine angekündigte Blockab-
fertigung geben, am Mittwoch haben die
Tiroler die Lastwagen aus Bayern außer-
planmäßig wegen des Winterwetters aus-
gebremst. Ohnehin sind weder in Kiefers-
felden noch im Raum Salzburg alle bilatera-
len Verkehrsprobleme gelöst: Richtung
Bayern kämpfen sich immer noch all dieje-
nigen durch die Ortschaften, die den Rück-
stau wegen der deutschen Grenzkontrol-
len umgehen wollen. matthias köpf

von florian fuchs

E


s mag verrückt erscheinen, aber
Weihnachten naht und es fällt
Schnee. Am Mittwoch in Oberbay-
ern, sogar am Montag schon in Unterfran-
ken. Beim Bayerischen Rundfunk haben
sie dankenswerterweise alles im Blick:
Wird eine Schneeflocke gesichtet, wird so-
fort berichtet. So ist zu erfahren, dass es
an der Rhön etwa zur gleichen Zeit im ver-
gangenen Jahr angefangen hat zu schnei-
en wie jetzt, künftige Generationen von
Historikern werden das zu schätzen wis-
sen. Webcams übertragen das Gesche-
hen in Unterfranken übrigens live in alle
Welt. Zum Glück hängen die Kameras
nicht auch im Bereich der Polizeiinspekti-
on Regen. Dort ist ein Autofahrer offen-
bar kalt erwischt worden und mit seinen
Sommerreifen an einer Steigung hängen
geblieben. Er hätte sich sonst auf Video
anschauen können, wie die Polizei erst
ausrückt und ihn dann anzeigt. Nächstes
Jahr wird der Mann die Winterreifen auf-
ziehen, sobald im August die Supermärk-
te die ersten Schokomänner mit Zipfel-
mütze ausstellen.
Jetzt können drei bis vier Schneeflo-
cken und dazu glatte Straßen schon ein-
mal stutzig machen, wirklich überrascht
sein dürfen sie aber eigentlich nur in Ös-
terreich und in den USA. In Buffalo im
Staat New York fielen rund 25 Zentimeter
Schnee, ein Rekord für Mitte November.
In Chicago lag die Temperatur bei minus
13 Grad Celsius, das ist der tiefste Wert zu
diesem Zeitpunkt seit 1986. In Kärnten,
Osttirol, der Steiermark und im Salzbur-
ger Land waren 10 000 Haushalte zeitwei-
se ohne Strom. Den Netzbetreibern zufol-
ge waren unter der Schneelast Bäume um-
gestürzt und Kabel gerissen.
Vom Notstand ist Bayern noch weit ent-
fernt, ein Brennpunkt der Winter-Be-
richterstattung lag höchstens vor Sankt
Englmar und auf der B 533 bei Innernzell,
wo mehrere Lastwagen an einer Steigung
hängen blieben und ein Paketfahrer im
Graben landete. Er kam vom Logistikzen-
trum, nicht vom Nordpol. Ein Sprecher
des Präsidiums Schwaben Süd/West bi-
lanzierte: „Der Schnee war sehr schön an-
zuschauen beim Blick aus dem Fenster,
aber sonst haben wir soweit keine Auswir-
kungen gehabt.“ Die Zugspitze hat der
Mann ganz offenbar nicht im Blick: Dort
startet von Freitag an die Skisaison. Für
alle Historiker: Das ist deutlich früher als
vergangenes Jahr.


München –Die Mobilfunkabdeckung ent-
lang der wichtigsten bayerischen Verkehrs-
wege ist trotz aller Bemühungen weiter
mangelhaft. Das geht aus Messungen her-
vor, die das Wirtschaftsministerium am
Mittwoch in München vorstellte. „Kein Mo-
bilfunkanbieter erfüllt bislang die Aufla-
gen der Bundesnetzagentur vollständig“,
sagte Minister Hubert Aiwanger (FW). „Die
Versorgung entlang der ICE-Strecken ist
ungenügend.“ Demnach deckt die Deut-
sche Telekom 90 Prozent dieser Fernver-
kehrsstrecken mit LTE ab. Vodafone
kommt auf 84 Prozent, Telefónica (O2) auf
74 Prozent. Große Mobilfunklöcher zeigen
alle Netze unter anderem zwischen Mün-
chen und Rosenheim, Nürnberg und Re-
gensburg sowie rund um Würzburg. Auch
die Netzabdeckung entlang der Autobah-
nen ist ausbaufähig. Hierzu wurde gemes-
sen, inwiefern Anrufe über die Standards
2 G, 3 G (UMTS) und 4 G (LTE) im Auto emp-
fangbar waren. Die Telekom erreichte eine
Abdeckung von 86 Prozent, Telefónica von
72 Prozent und Vodafone von 68 Prozent.
Erst am Montag hatten die drei großen
Mobilfunkanbieter bekannt gegeben, ihre
Ausbaubemühungen zu verstärken: Sie
wollen gemeinsam bis zu 6000 neue Mobil-
funkstandorte in Deutschland aufbauen.
Denn bei der Versteigerung der LTE-Fre-
quenzen im Jahr 2015 waren sie von der
Bundesnetzagentur unter anderem dazu
verpflichtet worden, alle Autobahnen und
ICE-Strecken vollständig zu versorgen.
Die Frist läuft zum 1. Januar 2020 ab.
Nimmt man nun die neuen Messergeb-
nisse als Maßstab, dürfte es für die Anbie-
ter schwer werden, rechtzeitig alle Funklö-
cher zu stopfen; auf sie kämen damit theo-
retisch Vertragsstrafen zu. Praktisch ist ei-
ne Bewertung schwierig. So hatte eine frü-
here Messung des Wirtschaftsministeri-
ums deutlich bessere Empfangswerte ent-
lang der Autobahn ermittelt. Die Telekom
erreichte dabei gar einen Wert von 98 Pro-
zent. Damals war allerdings außerhalb des
Fahrzeugs gemessen worden, nicht darin.
Offenbar blockt die Karosserie erheblich.
Für Empfang während einer Bahnfahrt ist
wiederum wichtig, dass die Züge mit mo-
dernen, aber teuren Verstärkern ausgerüs-
tet sind. Nur diese kommen mit schnellen
Funkzellenwechseln klar. 100 Millionen
Euro hat die Deutsche Bahn bislang in die
Technik investiert, doch viele alte Züge fah-
ren noch ohne Verstärker. maxi


von lisa schnell

München– Neue Zahlen des statistischen
Landesamtes heizen die Debatte um den
Flächenverbrauch weiter an. Anders als vie-
le erwartet hatten, nimmt der Flächenver-
brauch im Freistaat nicht zu, sondern ab.
Wurden 2017 noch 11,7 Hektar am Tag ver-
braucht, sind es 2018 nur noch zehn Hekt-
ar. Das entspricht in etwa einer Fläche von
14 Fußballfeldern, wie das Landesamt für
Statistik am Mittwoch mitteilte. Während
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger
(Freie Wähler) die Politik der Staatsregie-
rung durch den leichten Rückgang bestä-
tigt sieht, warnen die Grünen davor, sich
auf den Zahlen „auszuruhen“ und kündi-
gen ein weiteres Volksbegehren an.
Der Flächenverbrauch befinde sich
nach wie vor auf einem „sehr hohen Ni-
veau“, sagte Christian Zwanziger, Sprecher
für Landesentwicklung der Grünen im
Landtag. In einer Woche würden damit
zwei landwirtschaftliche Betriebe ver-
schwinden, da einer etwa 35 Hektar umfas-
se. „Von den fünf Hektar, die sich auch die
Staatsregierung in den Koalitionsvertrag
geschrieben hat, sind wir weit weg.“ Die Ko-
alition aus CSU und Freien Wählern hat
sich zum Ziel gesetzt, den Flächenver-
brauch bis 2030 auf fünf Hektar pro Tag zu
reduzieren. Anders als die Grünen setzen
sie aber auf freiwillige Maßnahmen. „Die
reine Freiwilligkeit ist gescheitert“, sagte
Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Grü-
nen im Landtag und ehemaliger Sprecher
des Bündnisses, das 2016 ein Volksbegeh-

ren gegen den Flächenverbrauch gestartet
hatte. Damals lag der Verbrauch bei
9,8 Hektar pro Tag, trotzdem erfuhr das
Bündnis hohe Zustimmung. Etwa 50 000
Menschen unterstützten die Forderung
nach einer verbindlichen Obergrenze von
fünf Hektar pro Tag mit ihrer Unterschrift.
Doch das Volksbegehren scheiterte vor
dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof.
Die Verbindung zwischen den einstigen
Bündnispartnern, darunter Naturschutz-
verbände und die ÖDP, sind noch intakt.
Am Mittwoch veröffentlichten sie eine Mit-
teilung, in der sie die neuen Zahlen „bedrü-
ckend“ nennen. Die Staatsregierung solle

ihr gemeinsames Auftreten als „Signal“
werten. „Wenn sich die Regierung nicht be-
wegt, muss die Betonflut über die Volksge-
setzgebung eingedämmt werden“, sagte
Hartmann und kündigt damit ein erneutes
Volksbegehren an, falls der Gesetzentwurf
der Grünen zum Flächenverbrauch keine
Mehrheit findet. In diesem wollen die Grü-
nen das Fünf-Hektar-Ziel nicht mehr mit
einem Stichtag durchsetzen, sondern da-
durch, dass von 2021 an jedes Jahr ein Hekt-
ar weniger verbraucht wird, bis das Ziel er-
reicht ist. Dass FW und CSU dem zustim-
men, ist mehr als unwahrscheinlich.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger
(Freie Wähler) kündigte sogar ein „Gegen-

bündnis“ an, falls es zu einem erneuten
Volksbegehren kommt. „Da würde ich dies-
mal dagegen halten“, sagte Aiwanger und
spielt damit auf das Volksbegehren „Rettet
die Bienen“ an, das erfolgreichste Volksbe-
gehren in der Geschichte des Freistaats,
dem CSU und Freie Wähler am Ende im
Landtag zugestimmt haben. „Bei ,Rettet
die Bienen’ ist es ihnen gelungen, uns zu
überrumpeln. Diesmal wird es ihnen nicht
gelingen“, sagte Aiwanger. Eine Anfrage
aus der Staatskanzlei wurde bis zum frü-
hen Abend unbeantwortet gelassen.
Umweltminister Thorsten Glauber
(ebenfalls Freie Wähler) aber verteidigte
den Weg der Staatsregierung, die „auf eine
enge Partnerschaft mit den Kommunen
statt auf starre Flächengrenzen vor Ort
und Verbote“ setze. Zwar sei man noch
nicht am Ziel, die aktuelle Entwicklung
aber zeige in die richtige Richtung. Wäh-
rend die Experten im Landesamt für Statis-
tik den leichten Rückgang mit gewöhnli-
chen Schwankungen erklären, führt Ai-
wanger ihn auf eine höhere Sensibilisie-
rung für das Thema zurück: „Die Botschaft
ist angekommen da draußen.“ Ähnlich
sieht das der Städtetag. Man könne nur spe-
kulieren, sagte ein Sprecher, wertete den
leichten Rückgang aber auch als „positives
Signal, dass es sich lohnt, auf dem bisheri-
gen Weg weiterzugehen“. Sowohl Städte-,
als auch Gemeindetag lehnen eine verbind-
liche Obergrenze ab und setzen auf Freiwil-
ligkeit.
Am Donnerstag will Wirtschaftsminis-
ter Hubert Aiwanger bei einer Offensive

zum Flächensparen weitere Vorschläge
präsentieren. So sollen in Zukunft Kommu-
nen etwas genauer erklären müssen, war-
um ein Gewerbegebiet wirklich nötig sei.
Zudem sollen dem Gemeinderat auch die
Folgekosten präsentiert werden, die bei
der Errichtung eines Gewerbegebiets ent-
stehen. Inwiefern diese Vorgaben verbind-
lich sein sollen, das müsse man sehen, sag-
te Aiwanger. Auch Landtagsabgeordnete
der Grünen sind zu der Veranstaltung ein-
geladen. „Jede Debatte zu dem Thema ist
mir willkommen“, sagte Aiwanger.
Zumindest in diesem Punkt sind die
Grünen und der Wirtschaftsminister einer
Meinung. Sie wollen im Landtag eine Ex-
pertenanhörung zum Flächenverbrauch
im Wirtschaftsausschuss beantragen. Zu-
sammen mit Albert Duin von der FDP, der
ihren Antrag unterstützt, könnten sie diese
durchsetzen.
Obwohl der Flächenverbrauch im
Durchschnitt abnimmt, steigt der Anteil
der Siedlungs- und Verkehrsflächen an der
Gesamtfläche Bayerns. 2018 gibt es 0,4 Pro-
zent und damit etwa 3600 Hektar mehr da-
von. Etwa zwölf Prozent der gesamten Lan-
desfläche sind damit von Straßen, Woh-
nungen, Gewerbe oder Spielplätzen be-
deckt. Da in Siedlungs- und Verkehrsflä-
chen auch Grünanlagen beinhaltet sind,
kann der Flächenverbrauch nicht mit Ver-
siegelung gleichgesetzt werden. Nach Stu-
dien des Umweltbundesamtes seien von
den zehn Hektar pro Tag nur zwischen
45 und 55 Prozent versiegelt, verschwin-
den also wirklich unter Beton.

München– Die politisch motivierten Straf-
taten gegen Mandats- und Amtsträger wie
Politiker oder Richter nehmen zu. Wäh-
rend in Bayern 2017 noch 165 vermerkt
wurden, stieg die Zahl 2018 auf 173 an. Im
ersten Halbjahr 2019 waren es 76. Das geht
aus einer Antwort der Staatsregierung auf
eine Anfrage von Grünen-Fraktionschefin
Katharina Schulze hervor. „Ich möchte,
dass mehr Menschen sich engagieren und
für das Gemeinwesen einsetzen. Deswe-
gen müssen wir als Gesellschaft gegen die
Verrohung konsequent und gemeinsam
vorgehen“, sagte Schulze.
Unter den mehr als 400 aufgelisteten
Straftaten von 2017 bis Mitte 2019 finden
sich 16 Gewaltdelikte. Darunter sind aufge-
führt Erpressungen, Landfriedensbruch
und Bedrohungen, aber keine Körperver-
letzung. Einmal wurde ein Bürgermeister
mit Böllern beworfen, ein anderes Mal lo-
ckerte ein Tatverdächtiger alle Radmut-
tern am Auto eines Amts- oder Mandatsträ-
gers. Ein Großteil der Gewaltdelikte be-
schreibt Erpressungsversuche von Rich-
tern durch „Reichsbürger“.

Von 2017 auf 2018 stieg der Anteil der
links motivierten Straftaten, während
rechts motivierte weniger wurden. In abso-
luten Zahlen aber werden Amts- und Man-
datsträger häufiger von rechts angegrif-
fen. 2017 gab es 80 rechts motivierte Straf-
taten, darunter vor allem Propagandadelik-
te oder Volksverhetzung. 14 Straftaten wur-
den von links motivierten Tätern began-
gen, meist handelte es sich um Sachbeschä-
digung. Seit 2017 wurden nur fünf Delikte
vermerkt, die aus ausländischer oder religi-
öser Ideologie begangen wurden. Viele der
Angriffe auf Mandats- oder Amtsträger
können politisch nicht zugeordnet wer-
den. Die meisten Übergriffe ereigneten
sich 2017 und 2018 in Oberbayern, 2019 bis-
lang in Mittelfranken. Da nur der Tatort
Bayern erfasst wird und nicht, ob sich eine
Tat gegen eine Person mit einem bayeri-
schen Amt oder Mandat richtet, können
auch Delikte gegen nicht-bayerische Politi-
ker aufgeführt sein.
Doch auch Kommunalpolitiker und An-
gestellte in bayerischen Kommunen wer-
den immer öfter Ziel von Anfeindungen,
Hass und Hetze. Diese Erkenntnis brachte
am Mittwoch zudem eine Expertenanhö-
rung im Innenausschuss des Landtags. Sie
fußt jedoch nicht auf Zahlen oder Statisti-
ken, denn davon gibt es bislang wenige.
Sowohl Andrea Gehler vom Städtetag
als auch Hans-Peter Mayer vom Gemeinde-
tag sprachen von einer Zunahme der Bedro-
hungen, online wie offline. Petra Sandles
vom Landeskriminalamt sprach von rück-
läufigen Zahlen, schickte jedoch hinterher:
Es gebe ein großes Dunkelfeld, nur 19 Pro-
zent der Fälle würden angezeigt – bei einer
Aufklärungsquote von etwa 80 Prozent.
Am stärksten im Visier von Anfeindun-
gen seien Frauen in öffentlichen Ämtern.
Stellvertretend berichtete Silvia Kugel-
mann, Bürgermeisterin einer kleinen Ge-
meinde in Schwaben. Die parteilose Politi-
kerin hat eigenen Aussagen zufolge mit
massiven Anfeindungen zu kämpfen. Die-
se seien „zerstörend für die Gesundheit
und Psyche“, sagte sie. Sie ermutigte ande-
re Betroffene deshalb, den Schritt in die Öf-
fentlichkeit zu wagen und die Anfeindun-
gen bei der Polizei anzuzeigen.
Die Expertenanhörung fand auf Bestre-
ben der Grünen-Fraktion statt. Mit dabei
waren Vertreter aus Forschung, Politik, Po-
lizei und Justiz. nell, dpa

MITTEN IN BAYERN

Frohlocken


dank Flocken


Zurück auf die Autobahnen


Österreich will auf fünf Abschnitten keine Maut mehr verlangen, in den Grenzgemeinden löst das Erleichterung aus. Der Ausweichverkehr war zu viel geworden


Mobilfunkempfang


weiter ungenügend


Der Flächenverbrauch sinkt


In Bayern wird weniger Boden zugebaut, aber immer noch zehn Hektar pro Tag. Vom Ziel der Staatsregierung,
nur fünf Hektar zu verbrauchen, ist der Freistaat weit entfernt. Die Grünen kündigen ein neues Volksbegehren an

Hass und Hetze


gegen Politiker


Straftaten gegen Mandatsträger
nehmen zu, ergibt eine Anfrage

Auf dem Luftbild des Gewerbegebietes Unterfeld nahe Irsingen bei Türkheim im Allgäu ist das Problem des Flächenverbrauchs gut zu erkennen. Mitten in der Land-
schaft entstehen versiegelte Areale zum Beispiel für Gebäude, Straßen und Parkplätze. FOTO: IMAGO

Es gibt deutlich mehr
rechtsmotivierte Straftaten

Städte- und auch Gemeindetag
lehnen eine
verbindliche Obergrenze ab

A12

A93

ANSCHLUSSSTELLE
KUFSTEIN NORD

USSSTELLE
N SÜD

ANSCH
KIEFER

Kufstein

Kiefersfelden

oich

Eichelwang

Kiefer

Morsbach

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Kohlstatt

Laiming
Breitenau
Gach

Hödenau

Schöffau
Kurz

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Schwaighof

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Bichl

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    Innstraße


Inn

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Klausenbach
Egelsee

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500m500m

DEUTSCHLAND

A12

A93

ÖSTERREICH

KufsteinKufstein

Morsbach

Kiefersfelden

Inn

B173
Zu den
Skigebieten

Ausfahrt
Kufstein Süd

1km

A93/A12 Grenze bis Kufstein Süd

Bodenseee

DEUTSCHLAND

ÖSTERREICH

Lustenau
Dornbirn

Bregenz

Lindau (Bodensee)

Widenau

Rhein

A96/A14 Grenze bis Hohenems
Autobahn

A14

A96

Ausfahrt
Hohenems

mautfreie Strecke

2km
SZ-Karte/Maps4News

Pf
än
de
rt
un
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l

Salzburg

Freilassing

A1

A8
A10

A8/A1 Grenze bis Salzburg Nord

DEUTSCHLAND ÖSTERREICH

Salzach
Saalach

Ausfahrt
Salzburg Nord

1km ÖSTERREICH

A14 A12A1

Nach Berchtesgaden
weiterhin Mautstrecke

Nach Berchtesgaden
weiterhin Mautstrecke

Messe
Salzburg


DEFGH Nr. 263, Donnerstag, 14. November 2019 R13


BAYERN

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