Süddeutsche Zeitung - 07.11.2019

(nextflipdebug5) #1
von julian hans

D


ie Frau, die im Februar 2019 vor
dem Landgericht München I auf-
tritt, führt ein Leben, von dem viele
träumen: Sie wohnt im noblen Starnberg,
muss sich um Geld keine Sorgen machen,
sie ist gebildet und wirkt trotz ihres fortge-
schrittenen Alters gepflegt und attraktiv.
Und doch fehlt der Adligen etwas Wesentli-
ches zum Glück: ein Partner. „Die Einsam-
keit nimmt einem den Verstand, und dann
kommt jemand, der immer liebe Worte
hat.“ So erklärt sie dem Gericht, wie sie
zum Opfer gerissener Betrüger wurde, die
sich darauf spezialisiert haben, Einsam-
keit und Sehnsucht zu Geld zu machen.
Nach dem Tod ihre Mannes hatte eine
Freundin ihr empfohlen, noch einmal eine
neue Liebe zu suchen. Die Freundin hatte
bei einem Dating-Portal einen Mann ken-
nengelernt und geheiratet. Als die Starn-
berger Rentnerin bald darauf im Internet
einen attraktiven US-Soldaten namens
Thomas Stabler kennenlernt, erlebt auch
sie zunächst einen neuen Frühling. Doch


zu einem Treffen kommt es nie. Stattdes-
sen überweist sie nach und nach insge-
samt mehr als 380 000 Euro auf Konten in
Afrika. Bei einem Treffen mit einem angeb-
lichen Anwalt ihres Schwarms im Hotel
Bayerischer Hof übergibt sie diesem noch
einmal 128000 Euro in bar. Das Geld
braucht der falsche US-Soldat angeblich,
um Diamanten nach Deutschland zu brin-
gen. Sobald die kurzfristig aufgetretenen
Schwierigkeiten überwunden wären, soll-
te dem gemeinsamen Glück endlich nichts
mehr im Wege stehen. So zumindest die
Hoffnung.
Doch als sie zufällig im Fernsehen eine
Sendung über die Betrugsmasche sieht,
die Ermittler „Love Scamming“ oder „Ro-
mance Scamming“ nennen, bricht das
Traumgebäude zusammen, und sie geht
zur Polizei. Die kann schließlich über eine
Telefonverbindung die Betrüger ausfindig
machen. Ein Deutscher, ein Nigerianer
und ein Mann aus Ghana werden zu Haft-
strafen zwischen zweieinhalb Jahren und
drei Jahren und neun Monaten verurteilt.
Insgesamt sollen sie mit vorgetäuschter
Liebe eine Million Euro von Opfern in ganz
Europa erbeutet haben. Die Ermittlungs-
akten führen 43 Namen von Geschädigten
auf, meist ältere einsame Frauen. Die Rent-
nerin aus Starnberg war die erste, die auf
Drängen ihres Sohnes den Mut gefasst
hat, Anzeige zu erstatten. Alle anderen
schwiegen aus Scham.
Schlimmer noch als der finanzielle sei
der emotionale Schaden gewesen, erklärt
die Starnbergerin vor Gericht. „Die krie-
chen einem in die Seele“, man werde süch-
tig nach den Mails. Mehrere Wochen ver-
bringt sie in einer psychiatrischen Klinik.
Der Fall, der wegen der hohen Schadens-
summe bundesweit Aufmerksamkeit er-
regte, sei exemplarisch für viele ähnliche
Fälle, die nicht bekannt würden, sagt Es-
ther Papp. Bei der Beauftragten der
Münchner Polizei für Kriminalitätsopfer
rufen mehrfach pro Woche Menschen an,
die mit falschen Liebesschwüren um Geld
angegangen wurden. Meist seien es Frau-


en um die 50, berichtet sie: „Die Täter wäh-
len gezielt Opfer aus, die dringend auf der
Suche nach einer Beziehung sind.“ Für jün-
gere sei die Partnersuche einfacher, die
gingen noch aus, träfen sich mit Freun-
den. Gefährdet seien die einsamen, die da-
heim sitzen und in Online-Portalen Kon-
takt suchten.
Die Kriminalhauptkommissarin kennt
das Phänomen aus eigener dienstlicher Re-
cherche. Auf Tinder seien „extrem viele
Schwindler“ unterwegs, erzählt sie. Die
meisten erkenne sie inzwischen auf den
ersten Blick: „Das sind immer extrem gut
aussehende Männer, meistens etwas jün-
ger.“ Auf ein tolles Profilfoto folge dann oft
ein Bild mit einem Hund oder mit einem
Kleinkind. „Das löst bei vielen Frauen ei-
nen Fürsorgereflex aus“, erklärt Papp. Na-
türlich seien die falschen Traummänner

immer gebildet und wohlhabend. Der
Grund, warum sie trotzdem Geld brau-
chen, ist immer nur eine kurzfristige
Zwangslage. Sobald die überwunden ist,
so das Versprechen, soll es auch endlich
zum ersehnten persönlichen Treffen kom-
men.

Der falsche Thomas Stabler wurde an-
geblich durch ein Missverständnis für ei-
nen Diamantenschmuggler gehalten und
in Afrika inhaftiert. Seine Internetliebe
sollte die Kaution zahlen. Noch fantasti-
scher war die Legende der Betrüger, die
die Münchner Polizei im August bei einer

geplanten Geldübergabe am Hauptbahn-
hof festnehmen konnte: Ein Wissenschaft-
ler sei auf einem Forschungsschiff in inter-
nationalen Gewässern unterwegs. Angeb-
lich führte der Forscher auf dem Schiff
7,3 Millionen Dollar in bar mit sich. Weil er
Überfälle durch Piraten fürchte, seien die
Scheine zur Sicherheit eingefärbt worden.
Diese Geschichte glaubte eine 68-jährige
Österreicherin und überwies insgesamt
140000 Euro, um die aufwendige Reini-
gung der Scheine und den sicheren Trans-
port nach Europa zu finanzieren. Bei Tref-
fen in Dresden, Linz, Wien und Paris über-
gab die liebestrunkene Frau jeweils mehre-
re Zehntausend Euro an Mittelsmänner ih-
res Schwarms, bis sie misstrauisch wurde
und sich an die Polizei wandte. Bei einer
fingierten Übergabe in München schnapp-
ten schließlich die Handschellen zu.

Oft seien es zunächst nicht die Geschä-
digten selbst, die sich bei ihr meldeten,
sagt die Opferberaterin Esther Papp. Statt-
dessen riefen Freundinnen oder Verwand-
te an, die sich Sorgen machten. Und wenn
sie mit Opfern spricht, flehen diese sie
manchmal geradezu an, ob es nicht viel-
leicht doch sein kann, dass es dieser Mann
in ihrem Fall ausnahmsweise ernst meint.
„Dass dieser Mann in Wahrheit gar nicht
existiert, an den Gedanken gewöhnen sich
viele nur schwer“. Sie erkläre den Betroffe-
nen dann, dass einer, der es ernst meint,
kein Geld fordern wird. Und wenn es Liebe
ist, wird er auch verstehen, wenn man ihm
erklärt: „Sorry, ich mag dich total gern,
aber wir kennen uns nicht, und bei Geld
bin ich erst einmal vorsichtig.“ Dann wür-
den die Profile meist ganz schnell ge-
löscht, so ist Papps Erfahrung. „Die ver-

schwinden dann ohne ein Wort“, erzählt
sie. Das sei für viele Opfer schlimm: „Nach-
dem sie sich an den Kontakt gewöhnt ha-
ben, ist das ein Schlag ins Gesicht.“ Schließ-
lich geben die Frauen oft sehr viel von sich
preis. In der Anbahnungsphase fragen die
Betrüger sie gründlich aus; um Nähe zu er-
zeugen – und um herauszufinden, was bei
dieser Person zu holen ist.
Die Verfolgung solcher Straftaten ist
kompliziert. Die falschen Identitäten im In-
ternet aufzudecken, ist aufwendig. Die Ser-
ver stehen meistens nicht in Europa. Und
das Geld wird in der Regel mit Western Uni-
on oder MoneyGram überwiesen. Auch
wenn die Aussichten gering sind, das Geld
wiederzubekommen und die Täter zu be-
strafen, plädiert die Polizei dafür, Anzeige
zu erstatten. Nur so können die Ermittler
das Phänomen beobachten und vor neuen
Betrugsmaschen warnen. Einige Dutzend
Anzeigen werden jedes Jahr wegen Love
Scam in München gestellt, aber das Dun-
kelfeld ist sehr groß.

Die Einsamkeit in der Großstadt dürfte
ihren Anteil dazu beitragen. Immerhin le-
ben in München mehr Menschen allein als
in jeder anderen deutschen Großstadt. Je-
der zweite Haushalt ist ein Single-Haus-
halt. Bundesweit liegt der Durchschnitt
laut der Gesellschaft für Konsumfor-
schung bei 38Prozent. Höher ist der Single-
Anteil an der Bevölkerung nur in kleineren
Städten mit großen Universitäten. Den
Spitzenplatz hält Regensburg mit 56,5 Pro-
zent Single-Haushalten.
Betrug mit vorgespielter Liebe ist indes
kein neues Phänomen. Die etwas altmodi-
sche Figur des Heiratsschwindlers hat im
Internet lediglich eine neue Form ange-
nommen. Love Scam funktioniert nun
auch ohne jedes persönliche Treffen und
über Kontinente hinweg. Trotzdem exis-
tierten auch die alten Formen noch weiter,
sagt Kommissarin Esther Papp. Hier seien
dann allerdings eher Männer die Opfer,
die mit Sex gelockt und ausgenommen
würden.
In solchen Fällen eine Betrugsabsicht
nachzuweisen, sei schwer. Schließlich hat
jeder die Freiheit, seine Partner zu wählen
wie er will. Und der sehr viel jüngeren
Freundin möglicherweise auch üppige Ge-
schenke zu machen. Viele einsame alte
Männer seien auch einfach dankbar für et-
was Ansprache, wenn plötzlich eine Frau
auftaucht, die ihnen ein bisschen beim
Haushalt hilft. Wenn sie sich dann großzü-
gig erkenntlich zeigen, werden plötzlich
die Erben nervös. Solange der Gönner
nicht unter Vormundschaft steht, sind ih-
re Einflussmöglichkeiten allerdings ge-
ring.
Ganz ohne Internet hat ein Schweizer Gi-
golo vor zwölf Jahren die reichste Frau
Deutschlands ausgenommen. In einem Lu-
xus-Spa umgarnte der Übersetzer Helg
Sgarbi die Münchner Unternehmerin Su-
sanne Klatten im Sommer 2007. Als er sie
am Haken hatte, erzähle er ihr die Ge-
schichte, er werde wegen eines Verkehrs-
unfalls in Amerika von der Mafia bedroht.
Ein Kind sei zu Tode gekommen und er
müsse sich freikaufen. Die Milliardärin
und der Verführer trafen sich wieder im
„Holiday Inn” in der Leopoldstraße, einst
ein Ort, an dem die High Society verkehrte,
lange bevor es 2013 abgerissen wurde. In
der Tiefgarage wurden 7,5 Millionen Euro
übergeben. Erst als Sgarbi danach versuch-
te, mit heimlich aufgenommenen Fotos ih-
rer Treffen weitere 14 Millionen zu erpres-
sen, erstattete Klatten über einen Anwalt
Anzeige.

Erneut hat die Münchner Polizei ein Auto-
rennenauf der Landsberger Straße in Pa-
sing beendet. Zwei der vier beteiligten Au-
tofahrer konnten zwar zunächst fliehen,
im Präsidium zeigt man sich jedoch über-
zeugt, auch sie schnell identifizieren und
überführen zu können. Am frühen Sams-
tagmorgen kurz vor 2 Uhr waren einer uni-
formierten Polizeistreife der Münchner
Einsatzhundertschaft vier Autos aufgefal-
len, die von der Josef-Felder-Straße in die
Landsberger Straße abbogen. Dann traten
die Fahrer aufs Gaspedal und rasten ohne
Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer
mit mehr als 100 Sachen stadteinwärts. Da-
bei wechselten die Autos mehrfach die
Fahrstreifen, überholten sich gegenseitig
sowie andere Fahrzeuge und missachteten
den Mindestabstand zu vorausfahrenden
Autos.
Nach etwa 1200 Metern mussten die Ra-
ser an einer Baustelle kurzfristig vom Gas
gehen. Das ermöglichte es der Polizeistrei-
fe, aufzuschließen und die Fahrer zum An-
halten aufzufordern. Doch nur der 19 Jahre
alte Fahrer eines 5er-BMW und der ein
Jahr ältere Lenker eines Jeep Renegade ka-
men der Weisung nach – um sich sogleich
fürchterlich über die Polizei aufzuregen.
Die beiden Raser seien absolut uneinsich-
tig gewesen, berichtete ein Polizeispre-
cher. Die beiden anderen Beteiligten türm-
ten mit quietschenden Reifen. Nach ihnen
wird derzeit gefahndet. Zeugen des Vor-
falls könnten der Verkehrspolizei mit Hin-
weisen unter der Telefonnummer
089/2910-0 bei ihren Ermittlungen hel-
fen.
Gegen die zwei bereits gefassten Münch-
ner ermittelt die Polizei wegen der Teilnah-
me an einem verbotenen Kraftfahrzeug-
rennen sowie zahlreicher anderer Ver-
kehrsverstöße. Die beschuldigten Fahrer
müssen mit einem Strafverfahren rech-
nen, das als Strafmaß eine Freiheitsstrafe
bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe vor-
sieht. bm

Der Mensch ist Mensch, weil er lernt und
dafür in die Volkshochschule geht. Sans-
krit für Einsteiger, Klöppeln für Fortge-
schrittene, ja sogar „Glück!“ im Praxis-
workshop – es gibt so gut wie nichts, was
sich in Münchens kommunaler Weiterbil-
dungsanstalt nicht studieren ließe. Ko-
chen natürlich auch: schnelle Küche für
Singles, selber Wursten für Teenager oder
ein finnisches Weihnachtsmenü – die
Volkshochschule lehrt’s, und der Volks-
hochschüler lässt sich das Gelernte an-
schließend durch den Magen gehen. Über
den Geschmack urteilen die Mitschüler.


Am Max-Weber-Platz – mehr dazu in
Kurs Nummer J135810 „Max Weber und
die moderne Massendemokratie“ – hat
Münchens Volkshochschule sich ein neues
Lernhaus gebaut und dorthinein einen Ort
gesetzt, an dem Schüler und Nichtschüler
essen und trinken können, auch ohne ler-
nen oder gar selbst kochen zu müssen.
Über den Tellerrand heißt das Café im
noch recht neuen Bildungszentrum Ein-
stein 28. Allerdings muss man schon wis-
sen, dass es hinter der gelben Altbaufassa-
de steckt. Das Werbebanner am hohen Fah-
nenmast vor dem Haus fällt, weit über Au-
genhöhe, wohl nicht jedem Passanten auf.
Aber der Eintritt ins Foyer des Hauses
lohnt sich.
Im hinteren Teil des hellen, dank holz-
verkleideter Wände doch warmen Raums
gruppieren sich weiße Stühle um weiße Ti-
sche, bunte Kissen leuchten auf grau ge-
polsterten Wandbänken, ein breites Regal
offeriert Lesestoff für lange Kaffeehaus-
stunden, aus den Lautsprechern säuselt
unaufdringlich leise mal Jazz, mal Orienta-
lisches. Im Sommer, der in diesen Klima-


krisenzeiten schon mal bis Ende Oktober
dauert, lässt es sich auch im weiten Hinter-
hof vor quietschbunter Kunst am Bau ange-
nehm sitzen.
Das Café ist Teil eines Projekts, das sich
dem Austausch von Menschen mit Flucht-
erfahrung und den schon länger hier Einge-
sessenen verschrieben hat, und zwar auf
Gaumenhöhe sozusagen. Flüchtlinge und
Beheimatete betreiben es gemeinsam, die
Karte, auf ein Holzbrett geklemmt, be-

schreibt das alles, Auszeichnungen hat es
auch schon gegeben, doch der Erfolg des
Gutgemeinten entscheidet sich am Ende
doch an einer Frage: Ist es auch gut?
Um es vorwegzunehmen: Ja, weitge-
hend sogar sehr gut. Natürlich lassen sich
hier beim Tee aus frischer Minze und ge-
schältem Ingwer und bei gutem, selbstge-
fertigtem Kuchen Nachmittage vertrödeln
oder die beim Yoga-Kurs verlorenen Kalo-
rien mit einem Falafelsandwich und selbst-
gemachter Hibiskus-Limonade wieder auf-
füllen. Aber interessant wird es vor allem,
wenn man sich aufs richtige Essen ein-
lässt.
Breit ist das Angebot nicht: Wein etwa
gibt es einen Weißen, einen Rosé, einen Ro-
ten, alle aus dem Badischen. Schulmäßige
Kreideschrift preist auf Tafeln die Suppe,
die Pasta, den Nachtisch der Woche an. Es
gibt täglich wechselnd zwei Mittagsgerich-
te, die abends allerdings alle schon aufge-
gessen sein können, und dazu ein paar
Standards auf der Karte. Das meiste da-
von, nicht alles, holt seine Inspiration aus
den Heimatländern derer, die da kochen,
aus Syrien, Afghanistan, Afrika.
Mit Kümmel und Koriander etwa weck-
te die kräftige Linsensuppe die Erinnerung
an die Souqs von Aleppo aus Zeiten, da die
syrische Stadt noch nicht in Trümmer ge-
schossen war. Die Blumenkohl-Apfel-Sup-
pe in der Woche zuvor war dagegen sehr
hiesig, aber in ihrer cremig-zarten Harmo-
nie aus süß und sauer wirklich sehr fein.
Die Falafel wiederum gehören mit zu
den besten, die Gudmund zwischen Bay-
ern und Bagdad gegessen hat, und in die
Dips dazu würde er sich am liebsten reinle-
gen: die Muhammara, diese nussige, leicht
scharfe, leicht süße Creme aus Paprika,
Walnüssen und Granatapfelsirup, die mit
Granatapfelkernen bekrönte Auberginen-
paste Baba Ghanoush oder das herrlich cre-
mige Hummus. Von diesem lässt sich hier
auch ein großer tiefer Teller bestellen, be-

deckt mit scharf gewürztem Lammhack –
dieses Hamshuka, aus Israels Küche her-
vorgegangen, mag nun nicht ein Produkt
höherer Kochkunst sein, ein Wohlfühlge-
richt ist dieser Kichererbsenbrei allemal.
Und richtig gut war das geschmorte Hüh-
nerbein, bedeckt mit einer dicken, fruchtig-
scharfen Gemüsesoße, in der Mandarinen,
Fenchel und Senf sich zu einem sehr span-
nenden Ensemble verbanden. Und die sü-
ße Würze des Orients zog sich auch durch
den safrangelben afghanischen Reis mit
seinen Rosinen, Karotten und den ge-
schmorten, nicht wirklich ganz zarten
Lammfleischstücken.
Nicht alles gelang: „Flüchtlinge aus Itali-
en gibt es hier ja wohl nicht“, mäkelte eine

Mitesserin, als sie die Spaghetti Bolognese
um ihre Gabel wickelte, dabei die Tatsache
missachtend, dass Spagbolo natürlich in al-
len Ländern der Welt außer Italien zu Hau-
se sind und oft auch so schmecken, wie sie
es hier taten: die Nudeln jenseits von al den-
te, das Ragù eher fad. Den Wohlfühlfaktor
minderte das kaum, dazu wurden Gud-
mund und seine Mitesser stets zu gut ge-
launt, hilfs- und erklärbereit bedient.
Was das ganze kostet? Es ist ausgespro-
chen und überraschend günstig. Für die
meisten Gerichte gelten drei Preise, je
nachdem, was das Portemonnaie hergibt.
Doch selbst auf der höchsten Preisstufe,
die ein Gast wählen kann, kostet nichts
mehr als elf Euro. alois gudmund

MÜNCHEN
UND DIE LIEBE

Man kann hier Nachmittage bei Tee und Kuchen vertrödeln – oder mittags und
abendsdiebegrenzte Zahl an preiswerten Gerichten genießen. FOTO: STEPHAN RUMPF

Diamantenschmuggler oder
gefährliche Forschungsmission:
die Betrüger sind kreativ

„Einsamkeit nimmt einem den Verstand“


Das Internet macht es Betrügern leicht, aus Sehnsucht Geld zu machen. Auf Tinder etwa sind
extrem viele Schwindler unterwegs – vor allem Frauen werden Opfer des sogenannten Love Scammings

Betrug mit vorgespielter Liebe
trifft auch Männer. Sie werden mit
Sex gelockt – und ausgenommen

Auf Gaumenhöhe


„Überden Tellerrand“ heißt das Café im Bildungszentrum Einstein 28. Hier kochen Flüchtlinge und Einheimische gemeinsam – und das gelingt sehr gut


Raser türmen


nach Autorennen


Freitag:Kampf ums Glück – eine Paar-
therapeutin
Samstag:Verblasstes Glück – Glückli-
che und Glücklose in der Geschichte
der Stadt

Das Hamshuka, ein aus Israels


Küche hervorgegangener


Kichererbsenbrei, ist ein Genuss


ILLUSTRATION: SEAD MUJIĆ

Heute: Vermeintliches Glück


Qualität: ●●●●○
Service: ●●●●○
Ambiente: ●●●○○
Preis/Leistung: ●●●●●

Einsteinstraße 28
Telefon: 089 - 890 819 65
http://www.https://ueberdenteller-
rand.cafe

Öffnungszeiten
Montag bis Samstag von 8.30 –
22 Uhr, Sonn- und Feiertags ge-
schlossen

K

O

S
T
P
RO

BE

ÜBER DEN
TELLERRAND

DEFGH Nr. 257, Donnerstag, 7. November 2019 (^) MÜNCHEN R5

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