Der Spiegel - 09.11.2019

(Jacob Rumans) #1

Neonazi vor dem KZ Auschwitz zeigen –
mit den typischen Masken der »Atomwaf-
fen Division«. Er bekannte sich offen zu
der Gruppe: »Die Starken dominieren die
Schwachen«, erklärte er den Beamten. We-
gen der von ihm ausgehenden Gefahr ha-
ben die US-Behörden Cole inzwischen sei-
ne Schusswaffen abgenommen – insge-
samt neun Exemplare, darunter eine Ka-
laschnikow.
Während die US-Bundespolizei FBI
sich mit Auskünften über die Ermittlungen
gegen das »Atomwaffen«-Netzwerk und
seine Ableger zurückhält, sprechen briti-
sche Behörden halbwegs offen über die
Bedrohung. »Es gibt ähnliche Gruppen in
Kanada, den USA, Südame-
rika, Australien, Skandina-
vien, Osteuropa, Deutsch-
land«, sagte ein ranghoher
britischer Anti-Terror-Exper-
te kürzlich.
Schon Ende 2017 war ein
»Atomwaffen«-Anhänger
aus den USA nach Deutsch-
land gereist. In Chats prahlte
er damit, an der Wewelsburg
gewesen zu sein, das belegt
auch ein Foto. Die einstige
SS-Ordensburg bei Pader-
born tauchte später auch im
bisher einzigen Propaganda-
video des deutschen »Atom-
waffen«-Ablegers auf.
Darin sind Männer mit
Totenkopfmasken zu sehen,
eine computerverzerrte
Stimme verkündet die Grün-
dung einer Zelle in Deutsch-
land: »Wir bereiten uns auf
den langen, letzten Kampf in den Trüm-
mern vor, der bald kommen wird. Die Mes-
ser werden schon gewetzt.«
Veröffentlicht wurde der Clip im Früh-
sommer 2018. In internen Chats der US-
amerikanischen »Atomwaffen Division«
war jedoch mehr als ein halbes Jahr zuvor
schon die Produktion eines deutschen Pro-
pagandavideos angekündigt und ein Bild
von den Aufnahmen geteilt worden – ein
weiterer Beleg für die internationale Ver-
netzung.
Dem SPIEGELliegt auch eine Mail vor,
mit der die Neonazis 2018 in Deutschland
Anhänger rekrutieren wollten. Darin heißt
es: »Wir wollen nicht verhehlen, dass wir
noch sehr klein sind und in der Anfangs-
phase der Formation der deutschen Atom-
waffendivision stehen.« Man verfüge al-
lerdings über »beste Kontakte in die USA«
und wisse genau, was man wolle: »Unser
Schwerpunkt liegt auf Gewalt und Töten,
sowie auf Propaganda, die zu solcher Ge-
walt und solchem Töten führt.«
Als nächsten Schritt kündigten die Neo-
nazis eine Kampagne an, »die noch in die-
sem Jahr starten soll«. Und tatsächlich


33

Deutschland

DER SPIEGEL Nr. 46 / 9. 11. 2019

tauchten im November 2018 an der Hum-
boldt-Universität in Berlin Flugblätter mit
Hakenkreuzen auf. Darunter stand die arg
vollmundige Aufforderung an Studenten,
sich auf den »brutalsten Bürgerkrieg der
Geschichte« vorzubereiten und sich der
»Atomwaffendivision Deutschland« anzu-
schließen.
Es folgten weitere Flugblattaktionen in
einem Lesesaal der Universität in Frank-
furt am Main und zuletzt Ende Mai in
Köln, kurz vor dem Jahrestag des NSU-
Nagelbombenanschlags, bei dem 2004 in
der Keupstraße 22 Menschen verletzt wor-
den waren. Die Flyer lagen in einem Haus-
flur unweit des damaligen Tatorts und zeig-
ten einen Betenden, den ein
Vermummter mit einer Axt
enthauptet. Die Überschrift:
»Botschaft an die Moslems
in Deutschland«. Gezielte
Angriffe würden »bald star-
ten«.
Bislang blieb es bei groß-
spurigen Worten. Verdächti-
ge konnten die zuständigen
Staatsanwaltschaften bislang
nicht ermitteln, weder in
Köln noch in Frankfurt oder
in Berlin.
Nach den Anschlägen im
neuseeländischen Christ-
church, in El Paso in den
USA und in Halle an der
Saale haben die deutschen
Sicherheitsbehörden aber
verstanden, dass Rechts -
extremismus eine globale
Bedrohung ist. Dringend
wollen sie nun ihren interna-
tionalen Austausch verbessern – wie im
Kampf gegen den islamistischen Terror
nach dem 11. September 2001.
Er hoffe, von ausländischen Partner-
diensten künftig »Hinweise zu bekommen
über Entwicklungen vielleicht auch hier
in Deutschland«, so Verfassungsschutzprä-
sident Thomas Haldenwang im Bundestag.
Er gehe allerdings nicht davon aus, dass
diese »zahlenmäßig so eine Intensität ha-
ben werden wie beim islamistischen Ter-
rorismus«.
Sein Rechtsterrorproblem, so muss man
den Behördenchef wohl verstehen, wird
Deutschland weitgehend selbst bewältigen
müssen.
Maik Baumgärtner, Jörg Diehl, Alexander
Epp, Roman Höfner, Martin Knobbe,
Sven Röbel, Wolf Wiedmann-Schmidt,
Ali Winston

Visual Story
Wer hinter der »Atom-
waffen Division« steckt
spiegel.de/sp462019awd
oder in der App DER SPIEGEL

Quelle: BKA

Straftaten 2018
gegen Politiker
in Deutschland

1256


517
rechts motiviert

davon:

222
links motiviert

43
Gewaltdelikte

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