FOTOS DER WOCHE
Handwerkszeug
Der Schriftsteller Handke hält
seine Weltbeobachtungen nicht
nur in Worten, sondern immer
wieder in Zeichnungen fest. Er
verwendet Bleistifte, aber auch
Kugelschreiber und Filzstifte
Er ist ein Poet der Stille. Der
Wirbel um seine Person ist
Peter Handke immer zuwider
gewesen. Er lebt zurückgezo-
gen in einem verwunschenen
Haus in Chaville bei Paris. Als
er vor zwei Jahren 75 wurde,
feierte er mit engen Freunden
in einer Brasserie am örtlichen
Bahnhof. Jetzt aber fällt das
Scheinwerferlicht der literari-
schen Öffentlichkeit gleißend
auf Peter Handke: Er be-
kommt den Literaturnobel-
preis. Gemeinsam mit ihm
wird im Dezember die Polin
Olga Tokarczuk ausgezeichnet,
die rückwirkend den Preis für
2018 erhält. Im vergangenen
Jahr musste die Verleihung
aufgrund des Skandals in der
Stockholmer Akademie ab-
gesagt werden. Die beiden,
Tokarczuk und Handke,
sind ein sehr würdiges und
sehr gut korrespondierendes
Preisträgerpaar.
Die Auszeichnung ist auch
eine Sensation. Zwar gehörte
Handke seit Jahren zum aller-
engsten Favoritenkreis. Aber
die neue Preis-Jury war mit
dem Vorsatz angetreten, die
Perspektive über Europa hi-
naus zu weiten. Insofern war
gerade in diesem Jahr ein
Preisträger aus einem anderen
Kontinent erwartet worden.
Zudem ist Handke seit seinem
Eintreten für Serbien während
der Balkankriege nicht un-
umstritten. Als er 2014 den
Ibsen-Preis in Oslo erhielt,
wurde die Verleihung von Pro-
testen begleitet. Es spricht für
die schwedische Jury, dass sie
sich über solche literaturfer-
nen Überlegungen hinwegzu-
setzen vermochte. Und einem
Meister des klugen Erzählens
die verdiente Ehre erweist.n
JOBST-ULRICH BRAND
Der Triumph
des Dichters
Stockholm
Foto: Augustin Le Gall/Haytham-Rea/laif
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