Focus - 12.10.2019

(Ron) #1

WISSEN DIABETES


faktoren (etwa Milch) ins Spiel. Im Ge-
gensatz zum Typ-2-Diabetes scheidet zu
wenig Bewegung als Ursache wohl aus.
Die meisten Menschen, bei denen Typ-1
erst im Erwachsenenalter ausbricht, sind
schlank.


Ein Algorithmus steuert die Therapie


Solange die Experten nach den Ursachen
der Erkrankung forschen, müssen sich die
Betroffenen mit den Symptomen arran-
gieren. Dabei hilft ihnen inzwischen
Hightech. Weil sie eher jung sind, ihre
Krankheit viel Aufmerksamkeit erfordert
und bei entsprechender Mühe recht gut
beherrschbar ist, sind Typ-1-Diabetiker
auffallend kommunikativ. Sandra Scheck
führt bei Weitem nicht als einzige Betrof-
fene ein Blog zu ihrem Leiden. Es heißt
„Mein Leben mit Typ 1 Diabetes“. Im
Internet gibt es unzählige Foren und Face-
book-Gruppen zum Thema. Die Patienten
widmen sich darin weniger den Ursachen
der Autoimmunstörung als vielmehr tech-
nischen Fortschritten. Wie sorge ich dafür,
dass ich stets die richtige Menge Insulin
erhalte, früh von drohender Unter- oder
Überzuckerung erfahre und dabei ein
möglichst ungestörtes Leben führe? Die-
se Themen treiben die meisten um.
Scheck zum Beispiel tauschte den Pen
zum Spritzen von Insulin bereits
2001 gegen eine Pumpe. Sie
trug das Gerät am Körper, über
einen Katheter konnte sie sich
aus einem Reservoir die jeweils
notwendige Dosis verabreichen.
Seit zwei Jahren verwendet
Scheck auch das kontinuierliche
Glukose-Überwachungssystem
(englische Abkürzung CGM,
siehe Fotos auf dieser Seite).
Sie hat einen Sensor am Ober-
arm knapp unter der Haut. „Das
CGM sendet meine Blutzu-
ckerwerte aufs Handy und gibt
Alarm, wenn sie zu niedrig oder
zu hoch sind.“ Dennoch ent-
nimmt sie ihrer Fingerkuppe noch zwei-
mal am Tag Blut. „Das System muss ja
kalibriert werden.“


Zur Avantgarde zählen heute „Closed
Loop“-Systeme. Sie schließen den Kreis-
lauf, indem sie sowohl den Zucker-
sensor als auch die Insulinpumpe mit
einem Computerprogramm verbinden.
Die Insulingabe soll, so die Hoffnung,
dauerhaft einem Algorithmus überlassen
bleiben.
Das klingt nach künstlicher Bauchspei-
cheldrüse, ist aber technisch noch nicht
ausgereift. Nur ein Produkt dieser Art ist
auf dem Markt. Die gesetzlichen Kran-
kenkassen bezahlen es erst nach einer
Prüfung. Im Internet hat sich eine Szene
von Mach-es-selbst-„Loopern“ gebildet.
Sie entwickeln gemeinsam die entspre-
chenden Programme und besorgen sich
auch die Hardware zur „Diabetesthera-
pie Marke Eigenbau“ („Deutsches Ärz-
teblatt“). Es dürfte sich in Deutschland
um einige Hundert handeln, die
so vorgehen.

Dem Smartphone ausgeliefert?
Der Arzt Oliver Schubert, 49, der
eine diabetologische Schwer-
punktpraxis in Buxtehude führt,
hat einige Patienten, die sich
ihre Medizintechnik selbst bas-
teln. „Sie beherrschen das und
erreichen gute Blutwerte, sind
aber sehr viel beschäftigt mit
dem System.“ Sandra Scheck
sagt, dass ihr die Selbstbauva-
riante, als sie damit experimen-
tierte, „zu kompliziert“ vorkam.
Allein das große Datenvolumen,
das ihr Smartphone benötigte, sei ihr
nicht geheuer gewesen.
Schubert, selbst ein erst mit 30 Jahren
diagnostizierter Typ-1-Diabetiker, weiß
auch um die Motive von Patienten, die
sich lieber weiterhin stechen und Insu-
lin spritzen. „Manche empfinden Insu-
linpumpen so, als würden sie sich auf
Gedeih und Verderb mit dem eigenen
Smartphone verbinden.“ Der ehemalige
Gewichtheber Matthias Steiner etwa, der
mittlerweile für Pumpen wirbt, habe als
aktiver Sportler darauf verzichtet.
Künftig werde die Insulinversorgung
dennoch von künstlicher Intelligenz
gesteuert, glaubt Schubert. Je nach Mess-
wert könnten die Systeme den Patienten
dann auch raten, was sie zu welchem Zeit-
punkt essen sollen. Das freilich wäre auch
eine Chance für gesunde Menschen, die
sich einfach besser ernähren wollen.n

KURT-MARTIN MAYER Fotos: Marcel Maffei für FOCUS-Magazin

94 FOCUS 42/2019


Technikaffine Diabetiker


programmieren ihre


eigenen Systeme zur


Insulinabgabe


Dosierung mit System
Zentrales Element der kontinuierlichen Glukose-
messung (CGM) ist eine App, die die Werte emp-
fängt und die benötigte Insulindosis errechnet

Sensor und Sender
Ein Arzt hat einen Blutzuckersensor unter
der Haut eingesetzt. Ein darüber geklebter
Sender vibriert, wenn die Werte entgleisen

Wiederbefüllbare Pumpe
Eine Kapsel wird mit Insulin befüllt und in
die Pumpe eingesetzt. Die meisten Patienten
tragen sie in der Bauchgegend

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