Architectural Digest Germany - 11.2019

(coco) #1
Ist das Kunst, oder
kann man das essen?
Die Eisbecher über
dem Eingang gab
Massimo Bottura(re.
mit Ehefrau Lara
Gilmore neben einer
Bronze von Sandro
Chia) beim Keramiker
Giorgio di Palma in
Auftrag – und wählte
selbst die Sorten aus. jekte Zeit dazu lassen. In den zwölf individuell gestalteten Zim­
mern der „Casa Maria Luigia“ – benannt nach Botturas Mutter und
nach der zweiten Gemahlin Napoleons und Herzogin von Par­
ma, die dort bis heute als Förderin der schönen Künste geschätzt
wird – begrüßen Teller mit würzigem, reifem Parmesan und bes­
te sizilianische Pistazien die Gäste; die Kühlschränke der offenen
Küche und des Poolhauses sind gefüllt mit frischem Ricotta, Sala­
ten und Smoothies, bei denen sie jederzeit zugreifen dürfen. Auch
die gemütliche Hausbar basiert auf dem Prinzip Selbstbedienung.
Nebenan in Lounge und Lobby stapeln sich Kochbücher, Fotobän­

Die „Casa Maria
Luigia“ liegt in einem
großen Park voll alter
Bäume. Hausgäste fin-
den dort einen Swim-
mingpool, einen Tennis-
platz und reichlich
hübsche Sitz- und Lese-
ecken.In der Küche der
Villa(rechts)darf jeder
jederzeit zugreifen. Al-
les Porzellan im Haus
ist von Richard Ginori.

Angereist sind die Menschen hier an den drei langen Eichen­
tischen aus New York, Melbourne oder München. Doch zu Hause
fühlen sie alle sich momentan gleich nebenan: in der „Casa Maria
Luigia“, die der italienische Spitzenkoch gemeinsam mit seiner
Ehefrau und Kreativpartnerin Lara Gilmore im Mai eröffnet hat.
Ein Gästehaus, das kein klassisches Hotel sein möchte, sondern die
viel strapazierte Idee des „home away from home“ entspannt und
frappierend großzügig mit frischem Leben füllt. „Wir wollen all
das teilen, wofür unser Herz schlägt“, fasst Bottura den Ansatz
schlicht zusammen. Soll heißen: Wer hier eincheckt, darf sich für
24 Stunden ein wenig als Freund der Familie fühlen.
Dass die Gäste bei der „dining experience“ an Gemeinschafts­
tischen sitzen, jederzeit aufstehen und der Küchencrew über die
Schulter schauen können, ist ebenso Teil des Konzepts wie die
Tatsache, dass derchefselbst oder seine Frau die Gerichte ankün­
digen und mit den Gästen plaudern, sooft ihnen ihre anderen Pro­

Fotos: Marco Poderi; Davide Piferi De Simoni; Porträt: Paolo Terzi


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