Focus - 19.10.2019

(Jacob Rumans) #1
TITEL

FOCUS 43/2019 59


so lange vor sich hertreiben kann, bis die
Rendite stimmt. Dass bei Widerstand das
Management attackiert und schließlich
ausgetauscht wird, gehört zum Hand-
werkszeug der Firmenjäger.
In drei von vier Fällen muss ein Kon-
zernchef nach dem Einstieg aktivistischer
Fonds um seinen Spitzenjob bangen.
Auch für Bayer-Chef Werner Baumann
tickt die Uhr. Ihm sitzen seit der mil-
liardenschweren Übernahme des Gly-
phosat-Herstellers Monsanto nicht nur
18 400 zumeist amerikanische Kläger im
Nacken. Auch der Renditehunger von
Elliott ist für die Firma Bayer und ihren
Chef Baumann gefährlich, denn die Ein-
zelteile des Leverkusener Konzerns sind
mehr wert als das gesamte Konglomerat.


Mit einer schnellen Zerschlagung und
getrennten Verwertung könnte Elliott bei
Bayer ein gutes und schnelles Geschäft
machen – auf Kosten der Mitarbeiter
und einer langfristigen Perspektive für
das Unternehmen. Schon jetzt ist klar,
dass Bayer bis 2021 mindestens 12 000
Arbeitsplätze abbauen will. Offiziell hat
das nichts mit Monsanto und dem Elliott-
Einstieg zu tun, heißt es, aber viele
Mitarbeiter sehen das anders.
Wegen ihrer breit gestreuten Aktionärs-
struktur und strategischer Schwächen
gelten zwei Drittel der im Dax notier-
ten Firmen als übernahmegefährdet.
Reichlich Angriffsfläche bieten etwa die
Deutsche Börse, der Werkstoffhersteller
Covestro (eine Bayer-Abspaltung), der
Chip-Hersteller Infineon und die Daimler
AG. Auch die beiden größten deutschen
Privatbanken sind aufgrund ihrer extrem
schwachen Bewertung an den Aktien-
märkten leichte Beute für Investoren.
Nach der abgesagten Fusion von Deut-
scher Bank und Commerzbank haben
neben ausländischen Investmentfonds
auch europäische Wettbewerber immer
wieder einmal in Frankfurt und Berlin
vorgefühlt; unter anderem die italieni-
sche Großbank UniCredit. Nicht zuletzt
stehen auch die beiden größten deut-
schen Energieunternehmen, E.on und

Von Freunden umzingelt Mit einem
Anteil von 68,3 Prozent ausländischer
Aktionäre musste schon Daimler-Chef
Dieter Zetsche leben. Sein Nachfolger
Ola Källenius ist Schwede


Ende der Zusammenarbeit Obwohl
Kuka-Chef Till Reuter (links) den Einstieg
der chinesischen Midea Group mit Paul
Fang (Mitte) und Andy Gu anfangs befür-
wortete, musste er Ende 2018 gehen

KUKA

Fazit:^ Die technologische Spitzen-
stellung des Unternehmens zog
Investoren aus China an. Die neuen
Eigentümer wollen mehr Kontrolle
und Zugriff auf Blaupausen.

Ausländische Investoren
in Prozent

Technologieführer in der KI und
im Bau von Industrierobotern

Mitarbeiter: 14 235
Umsatz: 3,2 Mrd. €
Gewinn: 16,6 Mio. €
Gründung:^1898

94,6

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