Jessica Meir (l.), Christina Koch: Erster ISS-Au-
ßeneinsatz eines reinen Frauenteams.
dpa
Christina Koch, Jessica Meir
Gemeinsam durchs
Weltall schweben
WASHINGTON Die
amerikanischen Astro-
nautinnen Christina
Koch und Jessica Meir
stehen vor dem Höhe-
punkt ihrer Mission:
Der seit längerem ge-
plante extraterrestri-
sche Spaziergang der
Raumfahrerinnen
wurde auf diese Wo-
che vorverlegt, erst-
mals erledigen dann
zwei Frauen allein ei-
nen Außeneinsatz an
der Internationalen
Raumstation ISS. Die
40-jährige Koch und
die 42-jährige Jessica
Meir sollen am Don-
nerstag oder Freitag
die ISS verlassen, um
einen defekten Strom-
regler zu ersetzen, wie
die US-Raumfahrtbe-
hörde Nasa mitteilte.
Ursprünglich hatte be-
reits im März ein ers-
ter nur von Frauen
durchgeführter ISS-
Außeneinsatz stattfin-
den sollen. Er musste
jedoch wieder abge-
sagt werden, weil
nicht ausreichend pas-
sende Raumanzüge
zur Verfügung stan-
den. In der Vergangen-
heit haben zwar
bereits mehrere
Raumfahrerinnen Au-
ßeneinsätze absol-
viert, einen nur mit
Frauen besetzten gab
es laut Nasa aber bis-
lang noch nie. Die ers-
te Frau auf Außenein-
satz war 1984 Swetlana
Sawizkaja aus der da-
maligen Sowjetunion,
den Rekord hält die
Amerikanerin Peggy
Whitson mit zehn Au-
ßeneinsätzen. HB
J. Hofer, F. Kolf München, Düsseldorf
D
as Schicksal des Cecono-
my-Chefs war bereits am
Dienstagabend besiegelt.
Um 20.25 Uhr versendete
das Unternehmen eine
Ad-hoc-Mitteilung, in der es hieß, man
werde in einer Aufsichtsratssitzung am
Donnerstag „über eine mögliche vorzei-
tige Beendigung der Bestellung des Vor-
standsvorsitzenden, Herrn Jörn Werner,
beraten“. Es solle noch am gleichen Tag
eine Entscheidung gefällt werden.
Es ist egal, wie die Diskussion des Auf-
sichtsrats ausgeht: Nach dieser öffentli-
chen Diskreditierung ist die Amtszeit
von Werner nach nicht einmal acht Mo-
naten beendet. Dass er noch eine Zu-
kunft im Unternehmen hat, ist ausge-
schlossen, bestätigen auch Insider.
Für Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen
ist das ein Desaster. Erst vor einem Jahr
hatte er den damaligen Ceconomy-Chef
Pieter Haas rausgeworfen. Werner sollte
es richten, Fitschen attestierte ihm bei
seiner Berufung, dass er „auch in he-
rausfordernden Situationen Geschäfts-
modelle erfolgreich transformieren“
könne. Nun steht das angeschlagene
Unternehmen erneut führungslos da.
Dabei war seit Monaten auch für den
Aufsichtsratschef absehbar, dass das Un-
ternehmen auf eine Führungskrise zu-
steuert. Denn Werner leitete zwar die
Ceconomy AG mit Sitz in Düsseldorf,
von dort aus sollte er eine neue Strate-
gie entwickeln. Doch das komplette Ge-
schäft liegt in der Media Saturn Holding
(MSH) in Ingolstadt. Und die hat einen
selbstbewussten CEO, Ferran Reverter,
der sich von Werner nicht in die Arbeit
reinreden lassen wollte. Da es zwischen
den beiden auch persönlich nicht
stimmte, geriet der sachliche Disput
rasch zum Machtkampf, sagten mehre-
re Personen aus ihrem Umfeld.
„Keine Glanzleistung“
Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Fit-
schen habe als Chefaufseher dem Trei-
ben zu lange untätig zugesehen, heißt
es im Aufsichtsrat. Wie er mit dem Streit
umgegangen sei, sei „keine Glanzleis-
tung“ gewesen. Menschen, die den 71-
Jäh rigen aus seiner Zeit bei der Deut-
schen Bank kennen, sagen, er sei schon
damals eher konfliktscheu gewesen, sei
direkten Konfrontationen lieber aus
dem Weg gegangen.
Werner habe von Fitschen vergeblich
den Durchgriff auf die Holding in Ingol-
stadt gefordert, um Ferran Reverter und
andere Manager loszuwerden, heißt es.
Auch für Pläne, mit einer Verschmel-
zung von Ceconomy und MSH klare
Strukturen zu schaffen, habe es keinen
Rückhalt im Aufsichtsrat gegeben.
Wieder und wieder lief Werner in In-
golstadt offenbar ins Leere. Den von
ihm beauftragten Unternehmensbera-
tern von BCG seien Akten vorenthalten
worden, Manager aus der MSH wären
zu Be sprechungen in Düsseldorf einfach
nicht erschienen. Die Neuausrichtung
des Geschäfts war umstritten. Werner
wollte die bislang weitgehend unabhängi-
gen Elektronikmärkte wesentlich enger
an die Leine nehmen. Das gefiel längst
nicht allen der bisher machtvollen Ge-
schäftsführer vor Ort. Die Läden selbst
sollten sich massiv verändern. Werner
ging es darum, Media Markt und Saturn
als Lösungsanbieter zu positionieren, al-
so zusätzliche Dienstleistungen anzubie-
ten etwa bei der Vernetzung der Haus-
halte im sogenannten Smarthome. „Er
wollte weg vom Lagercharakter der
Märkte“, so ein Vertrauter.
Ausschlaggebend für den Bruch seien
nicht die persönlichen Differenzen ge-
wesen, heißt es aus dem Umfeld von
Reverter. Vielmehr habe sich Werner
schlichtweg als nicht kompetent erwie-
sen. „Hier wären alle offen gewesen für
einen neuen Weg nach vorne“, sagte ein
Insider. Doch die Strategie, die Werner
von BCG habe ausarbeiten lassen, sei
nicht zielführend gewesen. Sprecher
von MSH und Ceconomy wollten sich
nicht zu der Personalie äußern und ver-
wiesen auf die Ad-hoc-Mitteilung.
Angesichts der andauernden Diffe-
renzen sei der Aufsichtsrat schließlich
nervös geworden, berichten Eingeweih-
te. Dazu wird kolportiert, dass Fitschen
mit der direkten Art von Werner nicht
zurechtgekommen sei. Der Führungs-
streit ist nun kurzfristig beendet. Doch
jetzt muss Fitschen wieder einen neuen
Ceconomy-Chef finden – ohne dass die
zugrunde liegenden Strukturprobleme
gelöst sind.
Jürgen Fitschen
Kontrollverlust
in der Krise
Der Aufsichtsratschef von Ceconomy feuert den erst kürzlich
berufenen Vorstandschef. Ein bitteres Eingeständnis.
Jürgen Fitschen: Feu-
erte in acht Monaten
zwei CEOs des Mut-
terkonzerns von Me-
dia-Saturn.
Dominik Butzmann für Handelsblatt
Carrie Lam
Regierungschefin
bricht Rede ab
HONGKONG Sie hatte
keine Chance. Mehr-
fach setzte Carrie Lam
an, doch immer wie-
der musste sie ihre Re-
gierungserklärung un-
terbrechen, so laut
waren die Zwischenru-
fe und das Hohnge-
lächter verschiedener
Abgeordneter. Schließ-
lich verzichtete Hong-
kongs Regierungs-
chefin am Mittwoch
auf ihren Vortrag vor
dem Parlament und
präsentierte die Rede
per Videoaufzeich-
nung. Darin erklärte
Lam, in den vergange-
nen vier Monaten ha-
be es mehr als 400
Kundgebungen in der
Finanz- und Wirt-
schaftsmetropole ge-
geben. Anhaltende Ge-
walt und Hass schade-
ten den Grundwerten
der Stadt, sagte die
62-Jährige. Ihre Regie-
rung werde am Prin-
zip „Ein Land, zwei
Systeme“ festhalten.
Rufe nach einer Unab-
hängigkeit der chinesi-
schen Sonderverwal-
tungszone werde sie
nicht tolerieren.
Seit Monaten gehen
immer wieder Zehn-
tausende Menschen in
Hongkong auf die Stra-
ße und demonstrieren
gegen Lams Regierung
und für Demokratie.
Sie werfen Lam zu
große Nähe zur Füh-
rung in Peking vor. HB
Namen
des Tages
DONNERSTAG, 17. OKTOBER 2019, NR. 200
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