Süddeutsche Zeitung - 17.10.2019

(Tina Meador) #1
Vietnamesisches Essen zeichnet sich
durch eine ganz besondere Würze aus: Sau-
ce aus fermentiertem Fisch. Es ist dieser be-
stimmte, sofort zu identifizierende Ge-
ruch, der einem Gast entgegenschlägt, der
einen vietnamesischen Imbiss betritt.
Manch einer würde sagen, ein Essen ohne
Fischsauce könne nicht wirklich vietname-
sisch sein. Zudem lieben die Vietnamesen
ihr Fleisch beinahe so sehr wie die Bayern.
Wer einmal versucht hat, ein vegetarisches
Gericht an einer der Straßenküchen im Me-
kong-Delta zu ergattern, und immer wie-
der in große Töpfe schaute, in denen
Schweineohren oder Hühnerbeine
schwammen, der weiß Bescheid; die
fleischlose Auswahl ist oft so spartanisch
wie auf der Speisekarte einer entlegenen
Dorfwirtschaft im Alpenvorland.
Es ist also spannend, dass nun gerade vi-
etnamesische Küche vermehrt in eine vega-
ne verwandelt wird; das Soy in der Maxvor-
stadt ist neben dem Hippie Chay in Giesing
bereits die zweite Neueröffnung in diesem
Jahr. Mittlerweile würden sich viele Vietna-
mesen, auch aus religiösen Gründen, ve-
gan ernähren, heißt es auf der auf Recy-
clingpapier gedruckten Karte als Erklä-
rung. Warum also nicht? Erfolgreich ist
das Konzept, wie man im Soy schon weiß –
das Münchner Restaurant ist der Ableger
eines Berliner Lokals mit gleichem Namen.
In München hat man sich klischeegetreu et-
was opulenter und weniger betonwand-mi-
nimalistisch eingerichtet. Die Sessel sind
mit schimmernden Stoff überzogen, ein
raffinierter Raumteiler aus Holzstäben
sieht schick aus und trennt das Lokal in gut
zu überblickende Bereiche. Trotz moder-
ner Anmutung darf zumindest in einem
Raum ein buddhistisch-buntes Wandbild
nicht fehlen, im anderen hängen Schwarz-
Weiß-Bilder aus Vietnam und der Spruch
„eat what makes you happy“.
Soy bedeutet Soja, Tofu wird aus Soja-
bohnen hergestellt. Im Soy hat man es sich
zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, wie viel-
seitig und wohlschmeckend das Produkt
sein kann. Und, um vorweg zu greifen, das
gelingt hier gut. Da viele Tofu nach wie vor
als trostlosen Ersatz betrachten für genuss-
feindliche Gestalten, die dem Fleischkon-
sum aus ethischen oder moralischen Grün-
den abgeschworen haben, kann ein Lokal
wie das Soy geradezu versöhnliche Qualitä-
ten haben.
Ein Restaurant, das Fleischessern, Vege-
tariern und Veganern zusammen ein Ge-
schmackserlebnis beschert; eines, das

zeigt, dass vegan speisen nicht automa-
tisch Entbehrung bedeuten muss.
Einen guten Eindruck von der Küche
verschaffen die „Reistafeln“ auf der Karte:
Zusammengestellte Menüs mit einer Aus-
wahl an Tapas und zwei Hauptgerichten,
zwei Personen werden damit sehr gut satt
(39,90 Euro). Das „Set 2“ startet mit Kokos-
suppe mit Tofu und Gemüse und Papayasa-
lat, zwei Klassikern. Die Suppe ist fein abge-
schmeckt, Pilze und Frühlingszwiebeln

bringen eine erdig-scharfe Note. Der Papa-
yasalat hingegen offenbart die leichte
Schwäche, die die vegan-vietnamesische
Küche eben mit sich bringt: Original lebt
der Papayasalat von der Fischsauce, die ei-
ne gewisse Herbheit mit ins Spiel bringt.
Und die fehlt. Die leicht süßliche Sauce, die
die an sich recht geschmacksarme grüne
Papaya-Julienne stattdessen begleitet,
schafft nicht annähernd diesen Effekt.

Nichts vermissen lassen die gedämpf-
ten Teigtaschen, die als nächster Gang ser-
viert werden, getunkt in eine dunkle Sauce
mit herzhaftem Umami-Geschmack und
leichter Schärfe, und die Hauptgänge sor-
gen für Begeisterung: Tofu Chua Cay, ge-
schmorter und frittierter Tofu in einer sau-
er-scharfen Sauce, die Zwiebeln karamelli-
siert, dazu Shiitake-Pilze und Karotte –
sehr fein, wenn auch die Soße hier und da
ein wenig glibbert, und das Gericht wieder
leicht süßlich schmeckt. Genial aber ist
das Kho To: mit gehackten Pilzen gefüllter
Tofu, dazu finden sich Seitan und Zwie-
beln im Eintopf, der mit Reis und gedämpf-
tem Gemüse serviert wird. Ein herzhaftes
Gericht, das an Rindereintopf erinnert.
Und zwar nicht an einen abgespeckten, ent-
behrungsreichen Abklatsch davon, son-
dern eine frischere Variation.
Ähnlich begeistert bei einem anderen
Besuch auch die zentralvietnamesische
Reisbandnudelsuppe My Quang (14,90)
mit Tofu, Seitan, Pilzen und Sesam-Reis-
Chips und das Cha Ca (17,90): marinierter
Tofu-Hack umhüllt von Seetangblättern
auf einer heißen Platte serviert, eine Art

Auflauf, der mit Dill, Tomaten und Zucchi-
ni wieder ganz andere Geschmacks-Nuan-
cen hervorbringt. Auch die asiatischen Ta-
pas überzeugen größtenteils: So sind Tofu
und Seitan in Betelblätter gewickelt (6,90)
eine schmackhafte Alternative zu dem tra-
ditionellen Rind in Betelblättern, und das
„Omelette“ Banh Xeo (8,90), dünn und
knusprig, wird aufwändig aus Bohnenpas-
te und Kokosmilch hergestellt. Dazu die
Fülle an Kräutern, die der vietnamesi-
schen Küche zu eigen sind – jeder Besuch
im Soy bringt ein ungeahntes Geschmacks-
erlebnis, abgesehen von kleinen Enttäu-
schungen hier und da. So schmeckt der
Reistopf mit Gemüse Com Thap Cam
(16,90) arg nach Schonkost. Es überwiegt
aber das Erstaunen über die vielfältigen
Verwendungsweisen von Tofu und Seitan.
Wenn schon ein Nachtisch keinen Platz
mehr findet, darf zumindest ein vietname-
sischer Kaffee, traditionell eigentlich mit
gesüßter Kondensmilch serviert, nicht feh-
len. Im Soy wird stattdessen Sojamilch ver-
wendet. Und siehe da: Er schmeckt noch
besser, etwas leichter und feiner, als das
Original. juniper rocket

von bernhard hiergeist

E


in Kunde hat von der Großmutter
ein Täschchen geerbt und braucht ei-
ne neue Schnalle. Eine Frau braucht
einen neuen Riemen für die Handtasche.
Ein Mittelalter-Fan will im selbstgemach-
ten Wams auf die nächsten Festspiele. Ein
Wiesngänger kauft ein Stück Hirsch, weil
er sich die Lederhose vergrößern lassen
muss. Und manch einer hat eine zu speziel-
le Taille und findet keinen passenden Gür-
tel für sich, hat aber gehört, dass dieses Rät-
sel bei Leder Baumann hinter dem Send-
linger Tor gelöst werden kann.
Inhaberin Ines Müller, 38, steht im La-
den, zwischen Stapeln von Nappa- und Ve-
loursleder. „Jeder einzelne Kunde, der zu
uns kommt, braucht etwas anderes“, sagt
sie. „Oder, Frau Riedle?“ Frau Riedle arbei-
tet seit gut einem Vierteljahrhundert im Ge-
schäft. Sie muss es wissen. „Ja“, sagt Frau
Riedle von hinter dem Verkaufstresen. „Je-
der braucht was anderes.“


Seit 1969 wird der Laden Leder Bau-
mann von Familie Müller geführt. Im Okto-
ber feiern die Müllers ihr 50. Jubiläum, das
Geschäft selbst ist aber schon älter. Viel äl-
ter, um genau zu sein: 1862 gründete der
Kaufmann Clemens Baumann den Leder-
handel, damals in der Hackenstraße. Er be-
lieferte vor allem Sattler und Schuster,
aber auch Tischler und Schneider. Die Inha-
ber wechselten, zuletzt 2009, als Ines Mül-
ler das Geschäft von ihrem Vater Hans
übernahm. Auch der Ort wechselte: Als der
Süddeutsche Verlag von der Sendlinger
Straße nach Berg am Laim zog, musste der
Lederladen, der im selben Gebäude unter-
gebracht war, in die Herzog-Wilhelm-Stra-
ße umziehen. Jedoch: Der Name über der
Tür blieb immer gleich.
Handwerker beliefert das Geschäft heu-
te nicht mehr so sehr. Wie viele Menschen
brauchen schon einen Sattel oder ein Och-
sengeschirr? Dafür kommen mehr Endver-
braucher, die auch mal nur ein Fläschchen
Politur wollen, einen Karabiner, eine ein-
zelne Niete. Oft hört man die Klage, dass
die kleinen inhabergeführten Läden in den
Innenstädten ausstürben. Bei Leder Bau-
mann bekommt man von diesem Sterben
nichts mit. Es kommt so viel Laufkund-
schaft an diesem Nachmittag, dass trotz
vier Mitarbeitenden im Laden – Inhaberin
Ines Müller, ihr Ehemann, Vater Hans und
Frau Riedle – alle vier fast pausenlos in
Kundengespräche verwickelt sind.
Es ist also Zeit, um sich in dem Sammel-
surium an Ledersorten umzusehen: Da ist
Leder für Möbel und Motorradjacken, Le-
der für Handyhüllen, sämisch gegerbtes
Hirschleder für Lederhosen, Pergament
vom Hirsch zum Beziehen von Trommeln,
Leder vom Lachs. Felle von Nutztieren. Es
riecht, wie man es hier erwarten würde.
Und beim Zusammendrücken knautscht
es. „Leder lebt ja stark von der Haptik“,
sagt Ines Müller. „Man muss es berühren.“
Leder ist eines der ältesten Materialien
der Menschheitsgeschichte. Schon die Glet-


schermumie Ötzi trug etwa Schuhe, einen
Lendenschurz und eine Mütze aus Leder.
Irgendjemand hatte erkannt, dass man die
Häute von Tieren weiterverwerten kann:
Sie werden von Fleisch und Haaren befreit.
Und die Gerbung sorgt dafür, dass sie nicht
verwesen. Natürlich haben sich die Metho-
den verfeinert, aber der Prozess ist im
Grunde seit Jahrtausenden der Gleiche.
Es gibt heute nur nicht mehr so viele Ger-
bereien wie früher. Der Handschuhherstel-
ler Röckl, das weiß Hans Müller, betrieb
die letzte in München. Heute bezieht Ines
Müller das Leder von einigen wenigen Ger-
bereien in Deutschland und Italien. Zu be-
achten ist: „Wir sind die Händler, wir sind
keine Handwerker“, sagt Müller. Man be-
kommt alle Materialien, Werkzeug und Be-
ratung, aber für die großen Arbeiten
„muss man dann zum Schuster oder zum
Schneider“. Müller selbst fertigt zwar

manchmal kleine Behälter aus Leder oder
bei Großaufträgen etwa Schlüsselanhän-
ger. Aber Anfertigungen in geringer Stück-
zahl lohnten sich für das Geschäft nicht.
Ein dünner Vorhang aus Veloursleder
verbirgt die Werkstatt im Hinterzimmer.
Hier können die Angestellten schnell Klein-
reparaturen durchführen: Karabiner aus-
tauschen. Gürtel kürzen. Auf einer Werk-
bank sind Werkzeuge aufgereiht: eine Art
Spaltgerät, eine Lochzange, ein Spitzeisen
für die charakteristische Rundung beim
Gürtel. Also, was ist das Geheimnis eines
guten Gürtels? Man muss genau messen,
einerseits. „Niemand hat ja die Normalfi-
gur“, sagt Müller. Andererseits muss man
einplanen, dass sich das Material mit der
Zeit dehnt. „Ein Gürtel hat fünf Löcher und
sollte im mittleren gut sitzen.“ In wenigen
Minuten ist der Gürtel fertig und hält Jah-
re, wenn nicht Jahrzehnte, sagt Müller. Kos-

tet 40 Euro. Skeptikern bietet sie schon
auch mal an, die Gürtel zurückzubringen.
„Aber die bringen sie nie zurück“, sagt sie.
Einen Großteil der Arbeit macht die Be-
ratung aus. Die Leute wollen inzwischen
wieder auch immer mehr selber machen,
sagt Müller. Da gebe es dann schon recht
spezielle Bedürfnisse, Stichwort Lederrüs-
tung, die sich der Live-Rollenspieler selbst
nähen möchte. Welches Leder eignet sich,
welches Werkzeug brauche ich? „Wir den-
ken viel quer“, sagt Müller.
Etwas häufiger als früher fragten die
Kunden heute auch nach Ledern, die nicht
mit Chemikalien, sondern rein pflanzlich
gegerbt wurden. Hin und wieder auch
nach „veganem Leder“. Als Material, sagt
Müller, sei Leder schwer zu ersetzen, weil
es eben elastisch und doch stabil sei. Den-
selben Effekt künstlich zu erzeugen, sei
schwer, vor allem werde dann meistens

auf Kunststoffe gesetzt. „Man muss Leder
bewusst einsetzen“, sagt Müller. „Und man
muss es bewusst kaufen. Es ist zurecht ein
teurer Stoff, weil er in der Herstellung kom-
pliziert ist und sehr lange hält.“ Soll hei-
ßen, dass auch nicht alles auf Teufel komm
raus aus Leder sein muss. Die Menschen
sollten überlegt kaufen und vielleicht bei
den Lederschuhen für 19,99 Euro kurz in-
nehalten.
Bastlern, die mit Leder arbeiten wollen,
empfiehlt sie, bei den Zuschnitten aufzu-
passen, damit möglichst wenig Abfall ent-
steht. Da sei aber das Bewusstsein bei vie-
len längst da. Ein Kunde holt nun gerade ei-
ne alte Aktentasche ab, die einen neuen
Verschluss bekommen hat. „Dass man
nicht mehr gleich neu kauft, sondern sich
auch mal nach einem Ersatzteil um-
schaut“, sagt Müller, „das ist doch auch ein
schöner Zeitgeist.“

Wahrscheinlich ist Holger Schroth derzeit
dereinzige Mensch, der glücklich ist über
die deutschen Brandschutzvorschriften.
Diese nämlich zwangen den Direktor des
Hotels Vier Jahreszeiten in der Maximilian-
straße zu umfangreichen Neuinstallatio-
nen im Gastrobereich des Hotels – und die
nutzte Schroth dazu, nicht nur Sprinkleran-
lagen und Rauchmelder einzubauen, er –
beziehungsweise die Kempinski-Gruppe,
zu der das Haus gehört – nahm gleich 20
Millionen Euro vom Konto und gestaltete
alles neu, Bar, Tagesbar, das Schwarzreiter-
Restaurant und Nebenräume. Nun wurden
die neuen Lokale am alten Platz eröffnet.
Wenn es an diesem Dienstagabend ei-
nen Menschen gibt, dessen Glück das des
Hoteldirektors noch übertrifft, dann dürf-
te das Colin Finnegan sein. Der britische In-
nenarchitekt mit niederländischem Wohn-
sitz hat sich das neue Design ausgedacht –
und die Begeisterung über sein Werk
platzt geradezu heraus aus ihm. Finnegan
sagt, er habe sich inspirieren lassen von
der Stadt und den Menschen hier, wobei er
gelernt habe, dass München voll von Leu-
ten sei, die das Leben genießen möchten.
In der Residenz war Finnegan auch mal,
weshalb die Tagesbar ihre Weinflaschen
nun in einer Optik präsentiert wie drüben
im Grottenhof. An der Straßenfront kön-
nen die Fenster ganz versenkt werden, so
dass im Sommer die wohl exklusivste Ter-
rasse der Stadt auf ihre Besetzung wartet.
Gleich noch begeisterter, sofern das
möglich ist, ist Finnegan von der Showkü-


che, in der morgens das Frühstücksbüffet
aufgebaut wird. An deren Decke findet
sich eine Art Mosaik aus Tellern, auf denen
dank der Kunstfertigkeit der Porzellan-Ma-
ler aus der Nymphenburger Manufaktur
ein Apfelbaum in sämtlichen saisonalen
Zuständen – vier Jahreszeiten – zu sehen
ist. Für das Restaurant haben die Nym-
phenburger Messerbänkchen in Gestalt
des namensgebenden Schwarzreiters ange-
fertigt, eines Fisches, der nur in bestimm-
ten Alpenseen vorkommt. Schon werden
erste Wetten abgeschlossen, wie lange die-
ses nette Detail wohl halten wird – wie das
Restaurant seine Gäste daran hindern will,
das fingerlange Fischchen mal eben in der
Tasche verschwinden zu lassen.
Während oben die Gäste sich langsam
an Finnegans Begeisterung, der Opulenz
der Räume und am Champagner berau-
schen, steht ein Stockwerk tiefer Maike
Menzel am Herd und kocht. Sie ist die Kü-
chenchefin, darf sich Deutschlands jüngs-
te Sterneköchin nennen und hat im Zug
des Umbaus eine nigelnagelneue Küche be-
kommen, aus der nicht nur die Michelin-
besternten Menüs kommen, sondern auch
die Fleischpflanzerl für die Tagesbar. Die
Ober dürfen sich freuen, dass sie für den
Weg von der Küche zum Gast eine Rolltrep-
pe benutzen dürfen. Darüber tragen sie
nun zwei Gänge zum Probieren herein,
Fisch, Schwarzreiter natürlich, und Ravioli


  • spätestens da erreicht das Glückslevel
    der Gäste das von Hoteldirektor und Desi-
    gner. stephan handel


Eltern, heißt es, sollten den natürlichen
Forscherdrang ihrer Kinder fördern. Si-
cherer ist es allerdings, wenn sie sich selbst
ein wenig im Forschungsgebiet ausken-
nen. Weil ihr zehnjähriger Sohn seine
Sammlung von in Acryl gegossenen Skorpi-
onen erweitern wollte, half eine Mutter aus
München ihm bei der Bestellung eines
schönen Exemplars im Internet. Dabei lan-
deten die beiden allerdings versehentlich
auf der Seite eines Anbieters für lebende
Tiere. Das fiel ihnen erst auf, als die Post
schon angekommen war und sie den Kar-
ton gerade öffnen wollten. Dort scharrte
der Androctonus australis nach tagelan-
gem Transport schon ungeduldig mit sei-
nen acht sandgelben Beinen. Die Spezies
gehört zu den giftigsten überhaupt. Der
überwiegend in Nordafrika und Südasien
verbreitete Dickschwanzskorpion wird et-
wa zehn Zentimeter groß. Sein Gift ist mit
dem der Schwarzen Mamba vergleichbar.
„Der Junge hatte einen Schutzengel, an-
ders kann man es nicht ausdrücken“, er-
klärt Sandra Giltner von der Reptilienauf-
fangstation in Schwabing. Jedes Jahr wür-
den Bewohner der Wüstenregionen von
diesen aggressiven Skorpionen getötet.
Statt den Karton zu öffnen, rief die Mutter
die Polizei. Die konnte aber nichts unter-
nehmen, der Versand lebender Tiere per
Post ist nicht grundsätzlich strafbar. Der
Anbieter schlug vor, den lebenden Skorpi-
on in Alkohol zu ertränken. Das erschien
aber sowohl dem zehnjährigen Bub als
auch seiner Mutter zu grausam. Tatsäch-
lich wäre das laut Tierschutzgesetz auch
gar nicht erlaubt gewesen. Also brachten
sie den gefährlichen Gast in die Reptilien-
auffangstation. Dort wird er wohl vorerst
bleiben müssen. Da Privatpersonen das
Halten dieser gefährlichen Spezies in Bay-
ern verboten ist, kann der Skorpion höchs-
tens darauf hoffen, ein neues Herrchen
oder Frauchen in einem anderen Bundes-
land zu finden. julian hans

Vater Hans Müller hat
das Geschäft 2009 an
Tochter Ines übergeben.
Auch deren Mann
Tobias arbeitet mit.
Die Firmengeschichte
reicht bis ins
Jahr 1862 zurück.
FOTOS: STEPHAN RUMPF

Hoteldirektor Holger Schroth, Küchenchefin Maike Menzel und Designer Colin Finne-
gan (v.l.) im neugestalteten Restaurant „Schwarzreiter“. FOTO: ROBERT HAAS


Das Soy in München ist der Ableger eines gleichnamigen Berliner Lokals, eingerichtet
istdas Restaurant aber etwas opulenter. FOTO: STEPHAN RUMPF

In der Werkstatt führen


die Mitarbeiter schnell


Kleinreparaturen durch


Vietnamesisches Küchenwunder


Statt vieler Fleischgerichte gibt es im Restaurant Soy ausschließlich veganes Essen – das schmeckt erstaunlich vielfältig


Tradition, die bis zum Ötzi reicht


Leder ist eines der ältesten Materialien der Menschheitsgeschichte – und nach wie vor begehrt.
Im Geschäft Leder Baumann hinter dem Sendlinger Tor findet seit Jahrzehnten reger Handel damit statt

K

O

S
T

PR

OB

E

Nichts fürs Kinderzimmer: Der „Androc-
tonusaustralis“ gehört zu den giftigsten
Skorpionarten. FOTO: REPTILIENAUFFANGSTATION

Teller über Teller


Das Hotel Vier Jahreszeiten hat seine Lokale völlig neu gestaltet


Bei manchen Kreationen
vermisst man die berühmte
Fischsauce, aber nur selten

Giftige


Bestellung


Mutter ordert aus Versehen einen
lebenden Skorpion für ihren Sohn

Qualität: ●●●●○
Service: ●●●○○
Ambiente: ●●●●○
Preis/Leistung: ●●●●○

Theresienstraße 93
Telefon: 089/54540886
http://www.soy-münchen.com

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 11–14.30 und
17–23 Uhr, Samstag 17–23 Uhr,
Sonntag 14–23 Uhr

SOY


DEFGH Nr. 240, Donnerstag, 17. Oktober 2019 (^) MÜNCHEN R5

Free download pdf