Die Welt - 15.10.2019

(Steven Felgate) #1

F


ür Bernd Jorkisch ist regiona-
les Engagement selbstver-
ständlich. Was der Daldorfer
Holzhändler mit 170 Mitarbei-
tern als „Sport, Jugend, Ge-
sellschaft und Soziales“ zusammen-
fasst, reicht von Trikots für den Daldor-
fer Sportverein über Spielplatzanlagen
bis zu Tankfüllungen für Kühlwagen der
Segeberger Tafel. Zudem ist Jorkisch
unter anderem Vorstandsvorsitzender
der Unternehmerinitiative „Hanse-
Belt“, die den Menschen in den Mittel-
punkt stellt.

Als Arbeitgeber trage er „Verantwor-
tung für meine Mitarbeiter und die
Menschen im Umfeld des Betriebs“,
sagt Jorkisch. Denn wer sozialen Frie-
den wolle, müsse einen Blick haben für
diejenigen, die „im Leben nicht auf der
Sonnenseite stehen“. Insbesondere
Sport schaffe Integration.
Auch Mittelständler Jörg Bonkowski
engagiert sich im Umfeld. Sein Sicher-
heitsunternehmen Mebo mit 180 Be-
schäftigten und Sitz in Bad Segeberg hat
„schon immer“ soziale Projekte für Kin-
der gefördert. Im Januar 2018 hat das
Unternehmen den gemeinnützigen För-
derverein „Mebo hilft“ gegründet. Die-
ser unterstützt Einzelne, Kindergärten,
Schulen und andere Einrichtungen in
der Region. „Nicht nur Umsatz und Er-
trag sind uns wichtig als Unterneh-
men“, sagt Bonkowski, sondern man
wolle „etwas zurückgeben“.
Bonkowski berichtet vom „Lächeln in
den Gesichtern“ seiner Mitarbeiter, als
sie mit Heimkindern einen Ausflug un-
ternommen hatten. Doch natürlich
denkt der Chef bei alledem auch an den
Unternehmenserfolg. Denn wer Gutes
tut, stärkt die Identifikation der Mitar-
beiter mit dem Betrieb und wirkt at-
traktiver auf potenzielle Bewerber.
Für Wolfgang Grupp, Inhaber des
Sport- und Freizeitkleidungsherstellers
Trigema aus Burladingen, ist es „immer
ein Geben und ein Nehmen“. Als Unter-
nehmer wolle er Geld verdienen und ha-
be Vorteile im Heimatort – deshalb sei
er verpflichtet, seine rund 1.200 Mitar-
beiter und seine Mitmenschen am Er-
folg der Firma teilhaben zu lassen. Und
so garantiert Grupp jedem Mitarbeiter-
kind einen Arbeitsplatz. Teilweise ar-
beiten drei Generationen einer Familie
gleichzeitig im Betrieb. „Je stärker ich
mich um meine Mitarbeiter kümmere,
desto mehr tun sie für mich“, sagt er.
Im Jahr 1992 hat der Unternehmer
die gemeinnützige Wolfgang und Elisa-
beth Grupp Stiftung mit einem Vermö-
gen von einer Million D-Mark errichtet,
um vor Ort zu helfen. Bis heute ist die
Stiftung mit „gut zwei Millionen Euro“
ausgestattet worden.
Die drei Mittelständler sind keine
Einzelfälle. Laut Christian Schilcher,
Projektmanaer bei der Bertelsmann
Stiftung in Gütersloh, engagieren sich
zwei Drittel aller Unternehmen, unab-
hängig von ihrer Größe. Und Martin
Pätzold, Leiter Innovation und Re-
search bei der Wirtschaftskanzlei Baker
Tilly, sieht es „extrem häufig“, dass sich
Mittelständler vor Ort einsetzen. Dies
läge in der „Tradition des ehrbaren
Kaufmanns“.
Nicole Richter, Partnerin bei der Be-
ratungs- und Prüfungsgesellschaft EY,

misst dem regionalen Engagement von
Mittelständlern eine hohe Bedeutung
„insbesondere für die Mitarbeiter-Ge-
winnung und die regionale Vernetzung“
bei. Letztere könne zu Zusammen-
schlüssen „in Umweltthemen“ führen,
etwa in puncto Abfall-Entsorgung oder
Nutzung regenerativer Energien.
Wie auch immer regionales Engage-
ment aussieht – Mittelständler können
viel damit bewirken: Zum einen erwei-
tern sie die lokalen Angebote, indem sie
beispielsweise kulturelle oder sportli-
che Veranstaltungen fördern. Zum an-
deren bilden sie mit ihrer Kommune ei-
ne „Schicksalsgemeinschaft“, wie Schil-
cher von der Bertelsmann Stiftung das
nennt.Das bedeutet: Die Firmen sind
auf die Arbeitskräfte und die Infrastruk-
tur vor Ort angewiesen, und die Kom-
mune profitiert von den Steuern des Be-

triebs sowie der Kaufkraft seiner Mitar-
beiter. Die Unternehmen „müssen des-
halb ihren Beitrag dazu leisten, dass die
Regionen vital bleiben“, fordert der Ex-
perte für unternehmerische Verantwor-
tung, im Fachjargon Corporate Social
Responsibility (CSR).
Zwei weitere Mittelständler, die vor
Ort helfen, sind der Veranstaltungspro-
duzent SAM Production aus Kesselsdorf
bei Dresden und die auf Wasser- und
Abwasseranlagen spezialisierte Zahnen
Technik aus Arzfeld. Ersterer hat 22
Mitarbeiter, und sein größtes Hilfspro-
jekt ist das Sponsoring der jährlichen
„Hope Gala Dresden“ der Deutschen
Aids Stiftung. Für Geschäftsführer Kay
Aubrecht ist dies „eine Herzensaktion“,
und seine Firma ist seit 14 Jahren dabei.
„Wir spenden Geld und übernehmen
die Veranstaltungstechnik“, sagt er.

Das ist nicht alles: SAM Production
unterstützt unter anderem das Leipzi-
ger Charity-Dinner der Barrett-Initiati-
ve, die gegen eine Form des Speiseröh-
renkrebses kämpft, und den Dresdener
Fußballverein Blau-Weiß Zschachwitz.
Das Engagement bringe dem Team
Spaß, so Aubrecht, und „wir wollen et-
was zurückgeben an die Gesellschaft“.
Zusätzlich zu dem allem ist der Chef eh-
renamtlich in der Industrie- und Han-
delskammer aktiv und setzt sich für die
Aus- und Weiterbildung in seiner Bran-
che ein.
Das Familienunternehmen Zahnen
Technik wiederum hat 2012 mit anderen
regionalen Firmen wegen des Fachkräf-
temangels die „Arbeitgebermarke Eifel“
eingeführt, der mittlerweile 35 Unter-
nehmen angehören. Seitdem beschäf-
tigt sich Geschäftsführer Herbert Zah-
nen „systematisch mit dem regionalen
Engagement“. Zuvor hatte er seine Re-
gion ohne Strategie unterstützt.
Im Mittelpunkt steht „die Jugendar-
beit, denn wir wollen die jungen Leute
hier halten“, sagt Zahnen. Die Betriebe
müssen „etwas für die Region tun“ –
nur dann könne „die Region etwas für
sie tun“. Das rund 100-köpfige Unter-
nehmen fördert Vereine vor Ort, insbe-
sondere den Fußball. Zudem will es ein
Labor rund um das Thema Wasser er-
richten und die Öffentlichkeit an
messeähnlichen Wasser-Tagen ab 2020
oder 2021 dorthin einladen.
Große und kleinere Firmen unter-
scheiden sich voneinander in Sachen
Engagement. Während Schilcher zufol-
ge „80 Prozent der kleinen und mittle-
ren Unternehmen vor Ort helfen“, agie-
ren Konzerne auch landesweit oder in-
ternational. Und im Gegensatz zu gro-
ßen Adressen, fördern kleinere „deut-
lich weniger“ die Wissenschaft. Sie un-
terstützen eher Sport, Erziehung, Bil-
dung, Soziales, Armutsbekämpfung,
Freizeit und Kultur.
Als dritten Unterschied bemerkt der
CSR-Experte gerade bei kleinen Betrie-
ben eine vergleichsweise geringere Pro-
fessionalisierung des Engagements.
Oftmals „packen sie einfach an und re-
den nicht so viel darüber“, so Schilcher.
Dabei hält er es für sinnvoll, mehr über
die guten Taten zu sprechen – das sei
„ein Imagegewinn und macht die Fir-
men sichtbar für Kooperationen“. Anre-
gungen dazu finden Betriebe auf der di-
gitalen Plattform regional-engagiert.de
der Bertelsmann Stiftung.
Wie können Mittelständler vorgehen,
die eine CSR-Strategie erstellen wollen?
Schilcher rät, erst zu überlegen, was zur
Firma passt und ihr etwas bedeutet, was
sie kann und was den Kunden, Lieferan-
ten oder Menschen in der Region wich-
tig ist. „So kommt man weg vom För-
dern nach Gießkannen-Prinzip“, sagt er.
Unter dem Motto „Kompetenzen bün-
deln“ sollte der Betrieb nun vor Ort
mögliche Kooperationspartner suchen,
zum Beispiel Initiativen oder andere
Firmen. Dann sollte er planen, welche
laut Schilcher „realistischen Ziele und
kleinen Schritte“ er angehen kann.
Auch Betriebe mit knappem Budget
können helfen. Und wenn „Mitarbeiter
beim Feuerwehrfest den Grill bedie-
nen“, sagt der Sprecher der Industrie-
und Handelskammer zu Lübeck, Can
Özren, oder ein Künstler am Wochen-
ende „in der Werkshalle Bilder ausstel-
len darf“.

VON CHRISTINA ANASTASSIOU

JE STÄRKER ICH


MICH UM MEINE


MITARBEITER


KÜMMERE, DESTO


MEHR TUN SIE


FÜR MICH


WOLFGANG GRUPP, Inhaber Trigema

Einige der Unternehmen, die den
Grünen Punkt bereits an ihre Klei-
dungsstücke heften dürfen, sind ein
ganzes Stück weiter, als es die Vorgaben
verlangen. Hessnatur ist so ein Beispiel,
das Mode-Versandhaus gehört zu den
Pionieren in Sachen textiler Nachhal-
tigkeit. Seit seiner Gründung im Jahr
1976 ist das Familienunternehmen aus
Butzbach Vorreiter für verantwortli-
ches Unternehmertum: „Unsere Mode
war schon bio, als bio noch nicht Mode
war: Verantwortung in der gesamten
Lieferkette ist für Hessnatur Selbstver-
ständlichkeit und Verpflichtung“, er-
klärt Geschäftsführerin Andrea Sibylle
Ebinger.
Vollständige Nachhaltigkeit ist auch
für MilliTomm seit dem Start vor zwei
Jahren entscheidend. Um Lieferwege
kurz zu halten, produziert MilliTomm
seine Kinderkleidung in Portugal. Das
Unternehmen erfüllt – wie auch hessna-
tur – zudem die strengen Bedingungen,
die an eine Zertifizierung nach dem
Global Organic Textile Standard,
GOTS, geknüpft sind.
Bei der Überprüfung der Vergabekri-
terien für den Grünen Knopf werden
derartige international anerkannten
Gütesiegel wie das GOTS oder eine Zer-
tifizierung durch die Fair Wear Founda-

D


as Vorbild ist gesetzt – die Kli-
maschutzbewegung „Fridays for
Future“ zeige, dass ein Umden-
ken stattfindet, sagt Stefanie Krausen,
die Geschäftsführerin des Kindermode-
labels MilliTomm. Das Ziel, das sie vor
Augen hat, betrifft ähnlich wie das Kli-
ma eigentlich alle Menschen: Kleidung.

„Es muss gesellschaftlich uncool wer-
den, konventionelle Mode zu kaufen
und zu tragen“, plädiert Stefanie Krau-
sen. MilliTomm gehört zu den ersten 27
deutschen Textilunternehmen, die das
staatliche Textilsiegel „Grüner Knopf“
tragen dürfen. Das Siegel garantiert,
dass bei den Arbeitsgängen Nähen und
Färben Sozial- und Umweltstandards
eingehalten werden, zudem werden
auch die importierenden Unternehmen
hinsichtlich der Einhaltung ihrer Sorg-
faltspflicht für Menschenrechte und
Umwelt geprüft.
Die Bandbreite der Siegelträger ist
groß, sie reicht von Handelsriesen wie
Aldi Nord und Süd, Rewe, Lidl und Tchi-
bo über Mittelständler mit Öko-DNA
wie Vaude und hessnatur bis hin zu am-
bitionierten Start-ups wie CharLe, Der-
be und Manomama.

Das erste staatliche Siegel für fair
und ökologisch produzierte Textilien
trägt die Handschrift von Bundesent-
wicklungsminister Gerd Müller. Sein
Credo ist klar: „Die Globalisierung hat
im 19. Jahrhundert in der Textilwirt-
schaft begonnen. Nun muss auch ge-
rechte Globalisierung in der Textilwirt-
schaft anfangen.“
Allerdings stößt der Grüne Knopf
nicht überall auf Begeisterung. Kritiker
werfen der Initiative vor, nicht ambitio-
niert genug zu sein. Tatsächlich wird
nicht der komplette Produktionsvor-
gang abgebildet, so ist es beispielsweise
nicht verpflichtend, dass die Materia-
lien aus umweltverträglichem Anbau
stammen. Auch die Arbeitsbedingungen
jenseits von Färben und Nähen werden
derzeit nicht erfasst. Erst in den kom-
menden Jahren soll der Grüne Knopf
auf weitere Produktionsschritte ausge-
weitet werden. Ebenso sollen die Sozi-
al- und Umweltkriterien kontinuierlich
weiterentwickelt werden, etwa hin zu
existenzsichernden Löhnen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Frei-
willigkeit – ein ursprünglich geplantes
Lieferkettengesetz, das alle Textilunter-
nehmen verpflichtet hätte, für faire
Produktionsbedingungen Sorge zu tra-
gen, konnte sich nicht durchsetzen.

tion (FWF) berücksichtigt. Das macht
es dann für die Unternehmen auch et-
was einfacher, wenn die Prüfer für den
Grünen Punkt nachschauen, ob das Un-
ternehmen alle geforderten 46 Kriterien
erfüllt.
Warum aber nehmen die überwie-
gend mittelständischen Textilunterneh-
men so viel Arbeit auf sich, um das
staatliche Textilsiegel zu bekommen?
MilliTomm-Geschäftsführerin Stefanie
Krausen hat dabei vor allem ihre Kun-
den im Blick: „Im Rahmen unserer täg-
lichen Arbeit merken wir immer wieder,
dass viele Kunden immer noch stark
verunsichert sind, welche Siegel im Fa-
shionbereich wirklich sinnvoll und gut
sind.“ Als Konsequenz daraus habe sich
MilliTomm entschlossen, „an dem Pi-
lotprojekt Grüner Knopf teilzunehmen.
Die Hoffnung liegt darin, dass ein staat-
liches Siegel auf Dauer den Verbrau-
chern Sicherheit geben kann“.
Brands Fashion bietet nachhaltige Ar-
beitskleidung an und ist Partner für
Bundesligavereine und Sportclubs, für
die sie Fankleidung herstellen. Rabea
Schafrick ist bei Brands Fashion für
Nachhaltigkeit zuständig, sie sieht ei-
nen Vorteil des Grünen Knopfes darin,
dass er „ausschließlich von Unterneh-
men eingesetzt werden darf, die sich

ernsthaft und dauerhaft engagieren. Die
beabsichtigte kontinuierliche Verschär-
fung der Kriterien stellt zudem sicher,
dass sich alle teilnehmenden Textilun-
ternehmen auch stetig verbessern müs-
sen.“ Brands Fashion betrachtet sich als
Multiplikator für den Nachhaltigkeits-
gedanken, man habe bereits 30 Kunden
davon überzeugen können, zertifizierte
Waren zu beziehen.
Mit gemischten Gefühlen sehen die
Pionier-Unternehmen des Grünen
Knopfes das Thema Freiwilligkeit. Denn
derzeit können Textilunternehmen in
Deutschland frei entscheiden, ob sie
dem 2014 gegründeten Textilbündnis
beitreten, das sich ebenfalls für faire
Produktionsbedingungen einsetzt oder
sogar die strengen Kriterien, die für den
Grünen Punkt Voraussetzung sind, er-
füllen wollen.
Rabea Schafrick von Brands Fashion
plädiert angesichts einer Teilnehmer-
quote von nur etwa 50 Prozent am Tex-
tilbündnis für strengere Regeln: „Wir
finden, dass fairer Handel für jedes Un-
ternehmen Grundvoraussetzung sein
sollte.“ Sollten sich längerfristig nicht
mehr Unternehmen freiwillig beteili-
gen, würde sie auch für ein Lieferket-
tengesetz plädieren, um so „gerechte
Wettbewerbsbedingungen zu schaffen“.

Faire Kleidung geht alle etwas an


Der „Grüne Knopf“ ist das erste staatliche Siegel für faire und ökologische Textilien. Die Kriterien für die Unternehmen sind streng


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15.10.19 Dienstag, 15. Oktober 2019


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Dienstag, 15. Oktober 2019

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4 MITTELSTAND DIE WELT DIENSTAG,15.OKTOBER2019


R


ené Elz ist Experte für Kraft und
Reaktionsgeschwindigkeit – oder
vielmehr für das Fehlen dieser Fä-
higkeiten. Er ist zuständig für so ge-
nannte Einzelpersonenbegutachtun-
gen. Dahinter verbirgt sich ein Test,bei
dem Männer und Frauen mit Behinde-
rungen an einem Simulator ausprobie-
ren, welche Kraft sie auf ein Gas- oder
Bremspedal ausüben können und wie
viel Zeit sie für entsprechende Reaktio-
nen benötigen.

Dass René Elz bei seinem Arbeitgeber
Kadomo, einem Umrüster von Fahrzeu-
gen für Behinderte aus dem rheinischen
Hilden, diese Aufgabe hat, ist nur folge-
richtig. Er ist selbst von umfangreichen
Einschränkungen betroffen. Als er An-
fang 30 war, brach bei ihm eine erblich
bedingte Muskeldystrophie aus. René
Elz ist Rollstuhlfahrer – wie die Kunden,
die er betreut. „Wir sind auf Augenhö-
he“, sagt er.
Als Rollifahrer ist René Elz bei Kado-
mo in guter Gesellschaft. Von den 27
Mitarbeitern an dem Hildener Standort
sitzen sechs im Rollstuhl, andere Mitar-
beiter in der Verwaltung haben zudem
eher „unsichtbare“ Einschränkungen.
Der gesamte Betrieb ist rollstuhlgerecht
gestaltet: Breite Türen, Aufzüge und
passende Toiletten gehören dazu.
Frank Rösner ist einer von fünf Kado-
mo-Gründern, zwei von ihnen sind
Rollstuhlfahrer. Seit 30 Jahren ist er in
der Branche unterwegs, er beschäftigt
Menschen mit Behinderungen nicht nur
aus schierer Menschenfreundlichkeit.
„Für uns ist eine Behinderung keine
Einschränkung, sondern eine Zusatz-
qualifikation“, ist Frank Rösner über-
zeugt. „Kunden, die beispielsweise eine
Querschnittlähmung haben, werden am
besten von jemandem beraten, der ihre
Situation teilt. “

Die genaue Kenntnis der individuel-
len Möglichkeiten der Kunden ist ent-
scheidend, denn bei der Anpassung ei-
nes Fahrzeugs geht es oft um Details
wie die Höhe einer Armlehne, die Posi-
tion eines Drehknopfes am Lenkrad
oder die Beschaffenheit des Sitzes.
Solche akribischen Überlegungen
sind für den passgenauen Umbau von
Fahrzeugen unbedingt erforderlich. Die
technischen Möglichkeiten sind
schließlich fast so vielfältig wie die Ein-
schränkungen, die sie notwendig ma-
chen. Dafür sind viele Fragen zu klären:
Ist der Rollifahrer auch der künftige
Fahrzeugführer? Ist eine Hebebühne
oder eine Rampe erforderlich, um ins
Auto zu kommen? Und wie wird an-
schließend der Rollstuhl verstaut? „Ei-
nen hundert Kilo schweren Elektroroll-
stuhl kann nur ein Roboterarm in das
Fahrzeug hieven“, erklärt Frank Rösner.
Dass Rollifahrer für den Fahrzeugum-
rüster Kadomo wertvolle Mitarbeiter
sind, liegt auf der Hand. Aber auch sons-
tist Frank Rösner überzeugt davon, dass
behinderte Menschen in Unternehmen
wichtige Beiträge zum Erfolg beitragen
können – folgerichtig gehört Kadomo
zu den Unterzeichnern der „Charta der
Vielfalt“. Diese Arbeitgeberinitiative
zur Förderung von Vielfalt in Unterneh-
men und Institutionen wurde 2006 ins
Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die Aner-
kennung, Wertschätzung und Einbezie-
hung von Vielfalt in der Arbeitswelt in
Deutschland voranzubringen. Inzwi-
schen haben mehr als 3.000 Unterneh-
men und Institutionen mit insgesamt 13
Millionen Beschäftigten die Charta der
Vielfalt unterzeichnet.
Grundsätzlich gilt in Deutschland,
dass jeder Betrieb mit mehr als 20 Mit-
arbeitern fünf Prozent der Arbeitsplät-
ze mit schwerbehinderten Menschen
besetzen muss. Wird diese Quote nicht
erfüllt, muss der Betrieb eine Aus-
gleichsabgabe zahlen. Umgekehrt be-
kommen Unternehmen, die Schwerbe-
hinderte beschäftigen, finanzielle Un-
terstützung etwa bei der Einrichtung ei-
nes passenden Arbeitsplatzes. Trotz-
dem arbeiten allerdings in jedem vier-
ten der rund 160.000 beschäftigungs-
pflichtigen Betriebe in Deutschland kei-
ne Menschen mit Schwerbehinderung.

AAAuf Augenhöheuf Augenhöhe


Gelebte Inklusion beim


Fahrzeugumrüster Kadomo


Raffinierte Technik sorgt für mehr
Mobilität bei Rollstuhlfahrern

MAGNUS PAJNERT

CHRISTINA PETRICK-LÖHR

WWWo kann ich helfen? Mittelständische Unternehmen sind oft in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft engagierto kann ich helfen? Mittelständische Unternehmen sind oft in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft engagiert

G
ETTY IMAGES/ANDY RYAN

Zwei von drei Unternehmen


engagieren sich – vor allem


kleine und mittlere helfen in


ihrer Region, um ihr etwas


zurückzugeben


EINSATZ


vor der


Haustür


VON CHRISTINA PETRICK-LÖHR

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