Süddeutsche Zeitung - 15.10.2019

(Chris Devlin) #1
von paul -anto n kr üger
und christiane schlötzer

E


s ist der sechste Tag der türkischen
Militäroperation in Nordsyrien, und
das türkische Frühstücksfernsehen

serviert Siegesmeldungen. So als sei über


Nacht nicht ein neuer Feind an den Gren-


zenderTürkeiaufgetaucht:diesyrischeAr-


mee.Diesteht amMontagmorgenschon in


Tel Tamer, nur30 Kilometer von dertürki-


schen Grenze entfernt. Die Bewohner des


OrteshättendiesyrischenSoldatenfreund-


lich begrüßt, schreibt die staatliche syri-


sche Nachrichtenagentur Sana und fügt


hinzu: Die syrische Armee werde „der tür-


kischen Aggression entgegentreten“.


Kein Wort davon in den regierungsna-

hen türkischen TV-Kanälen. Es wirkt, als


wüssten die Sender erst einmal nicht, wie


sie mit der neuen Lage umgehen sollen. So


zeigensiewiederBildervomVortag,vonei-


nem Auftritt Recep Tayyip Erdoğans in Is-


tanbul. Der Präsident versicherte da, „wir


werden nicht stoppen“.


Erst gegen Mittag wird bekannt, dass

von Sonntagabend bis Montagmorgen ein


Krisenstab tagte, der türkische Verteidi-


gungsminister Hulusi Akar hatte die wich-


tigsten Generäle zusammengerufen, auch


GeheimdienstchefHakanFidanwaranwe-


send. Es habe während der Nachtsitzung


auch telefonische Abstimmungen mit den


USA und mit Russland gegeben, berichtet


das regierungsnahe BlattHabertürk. De-


tails gibt es nicht. Dass die syrisch-kurdi-


schenKämpferderYPG-Milizsichnur eini-


geStundendavorineineAllianzmitderRe-


gierungvonPräsidentBascharal-Assadge-


flüchtet hatten, wird in den Laufbändern


der türkischen TV-Sender da immer noch


in Anführungszeichen geschrieben, als


„Behauptung“ bezeichnet.


BevorsichdieKurdenmitAssadverstän-

digten, hatte US-Präsident Donald Trump


noch den vollständigen Abzug der etwa


1000 US-Soldaten aus Nordsyrien verkün-


det. Von den US-Beobachtungsposten ent-


lang der Grenze hatten sich die US-Trup-


pen auf Anweisung Trumps schon vor der


türkischen Offensive zurückgezogen. Das


verstand Ankara als Signal zum Angriff.


Am Sonntagabend twittert Trump

dann: „Sehr klug, sich zur Abwechslung


nicht in die intensiven Kämpfe entlang der


türkischenGrenzeeinzumischen.Jene,die


uns irrtümlich in die Kriege im Nahen Os-


tenhineingezogenhaben,dringennochim-


mer darauf, zu kämpfen. Sie haben keine


Ahnung, was für eine schlechte Entschei-


dungsiegetroffen haben.“Es ist nichtganz


klar, wem diese neue Tirade gelten soll.


Den Kurden? Der Türkei?


Ankara wohl nicht. Denn US-Verteidi-

gungsminister Mark Esper lobt zum sel-


ben Zeitpunkt die Türkei ausdrücklich da-


für, dass sie „von Korea bis Afghanistan“


gemeinsam mit den USA gekämpft habe.


„WirkönnengegendieTürkeiimNahenOs-


tenkeinenKrieganfangen.“Das stehe„au-


ßer Frage“, sagt Esper. Der US-Verteidi-


gungsminister bestätigt dann auch noch,


dass die USA aus Nordsyrien „so sicher


und schnell wie möglich“ abziehen sollen.


Erdoğan meldet sich schließlich dochzu

Wort, in Istanbul, auf dem Flughafen. Er


will nach Aserbaidschan, zu einem Treffen


der Turkstaaten. Der Präsident wirkt


schmallippiger als sonst, auf Fragen von


Journalisten zur neuen militärischen Lage


antworteter knapp. Esgebe „vieleGerüch-


te“.Dannsprichtervoneiner„positivenAn-


näherung“ mit Russland, und er schimpft


aufdieNato,vondersichdieTürkeivergeb-


lichBeistandimKampfgegeneine„Terror-


organisation“ erwartet habe. Man müsse


sich „langsam fragen“, sagt er, ob das da-


mit zusammenhänge, dass die Türkei „das


einzige muslimische Land“ der Allianz sei.


In der Nacht hatte ein Präsidentenbera-
ter getwittert, sollte Assads Armee in den
Nordosten Syriens vordringen, werde die
Türkei ihr entgegentreten. Es könnte zu
„Gefechten“ kommen. Diese Ankündi-
gung wiederholt am Montag keiner mehr.
Verteidigungsminister Akar macht statt-
dessen die Runde bei den Vorsitzenden der
Oppositionsparteien. Sie hatten – mit Aus-
nahme der prokurdischen HDP – alle die
Offensive von Anfang an unterstützt. Of-
fenbar sieht Akar die Notwendigkeit, die
neue Lage doch breiter zu erörtern. In die
Mikrofone wartender Journalisten sagt er
nach einem dieser Blitzbesuche, Ziel der
Türkei bleibe es, „dass kein Terrorkorridor
in Syrien entsteht“. Wenn es Frieden gebe,
„werden wir die Operation beenden“.
Wirklich überrascht kann Ankara nicht
gewesen sein, dass die Kurden bei Russ-
landundbeimsyrischen RegimeinDamas-
kus Rettung suchen. Schon nach Trumps
Ankündigung im Dezember 2018, die US-
Truppenaus Syrien abzuziehen, hatten die
syrischen Kurden eine Delegation nach
Moskaugeschickt.IndenvergangenenMo-
naten hatten die USA laut den YPG zu ver-
hindern versucht, dass die Syrischen De-
mokratischen Kräfte (SDF) direkt mit dem
Regimeverhandeln,jenesvondenYPGdo-
minierte Milizenbündnis,dasoffiziellPart-
ner der USA ist. Das Pentagon wollte ihre
Gebiete bewahren als Puffer gegen russi-
schenundiranischenEinflussunddieTür-
kei mit einem Sicherheitsarrangement ru-

higstellen, das etwa gemeinsame Patrouil-
len vorsah. Präsident Trump allerdings
durchkreuzte diesen Plan.
Russlands Außenminister Sergeij Law-
row sagte jüngst, Moskau vermittle zwi-
schen dem Regime in Damaskus und den
Kurden – angeblich gab es ein Treffen auf
dem russischen Luftwaffenstützpunkt
KhmeimimbeiLatakia.Allerdingserwähn-

te Lawrow auch eine zweite Schiene russi-
scher Bemühungen, eine Verständigung
zwischen dem Assad-Regime und der Tür-
kei, basierend auf dem 1998 geschlosse-
nen Abkommen von Adana.
Damals hatte sich Damaskus verpflich-
tet, der PKK keinerlei Unterstützung mehr
zu gewähren; sie wies PKK-Führer Abdul-
lah Öcalan aus, der in Syrien Zuflucht ge-

funden hatte. Die Türkei war damals an
der Grenze aufmarschiert und drohte mit
Invasion. Im Adana-Abkommen wurde ihr
zugestanden, „Terroristen“ bis zu 15 Kilo-
meter auf syrisches Territorium zu verfol-
gen. Man kann Lawrows Aussage so lesen,
dass Russland eine zeitlich und räumlich
begrenzteMilitäroperationderTürkeidul-
det,sofernanschließenddassyrischeMili-
tär die Kontrolle an der Grenze über-
nimmt. Das wiederum ist nach kurdischen
Angaben Inhalt der vorläufigen Vereinba-
rungmit dem Regime, die nochkeineFest-
legungen zum künftigen politischen Sta-
tus der Kurden in Syrien beinhaltet.
Offen ist, ob es tatsächlich einen Deal
oder zumindest ein stillschweigendes Ver-
ständnis gibt zwischen Moskau, Ankara
und Damaskus – klar ist nur, dass sie alle
dreiaufdenAbzugderUS-Truppengewar-
tet haben. In Tel Tamer rückten Soldaten
der syrischen Armee ein und in Man-
bidsch, die Grenzstadt im Nordwesten, auf
die sich auch die türkische Armee zube-
wegt. Doch dass es zu Gefechten zwischen
russischen und türkischen Soldaten kom-
menkönnte,stelltKreml-SprecherDmitrij
PeskowinAbrede.„Überein solchesSzena-
rio wollen wir nicht einmal nachdenken“,
sagter.GanzrechtdürftedemKremldage-
gen sein, dass derzeit kaum jemand über
die Luftangriffe auf die letzte Rebellen-
hochburg Idlib spricht, nicht einmal die
Türkei, die dort viele Gruppen unterstützt.
Sie sind so heftig wie seit Monaten nicht.

Raus aus Syrien, und das möglichst
schnell: Der von US-Präsident Donald
Trump verfügte Abzug der amerikani-
schen Truppen aus dem Norden des Lan-
des erzeugt jede Menge Verstimmungen in
Washington. Und die schärfste Kritik an
Trump kommt dabei nicht einmal von den
Demokraten,sondernaus dereigenenPar-
tei des Präsidenten. Eine wachsende Zahl
von Republikanern bezeichnet den Rück-
zug der US-Truppen als Fehler und fordert
Trump dazu auf, scharfe Sanktionen ge-
gen die Türkei zu erlassen, dieihre Militär-
offensive gegen kurdische Milizen in Syri-
en fortsetzt – die bisherigen Verbündeten
der Amerikaner im Kampf gegen die Ter-
rortruppe IS.
Es sei Trump zu verdanken, dass der IS
dezimiert worden sei, sagte Liz Cheney,
eine der führenden Republikanerinnen im
Abgeordnetenhaus, bei Fox News, Trumps
bisherigem Lieblingssender. Um eine er-
neute Ausbreitung des IS zu verhindern,
müssten die USA in Syrien aber weiterhin
mitSoldatenpräsentsein.EsliegeimInter-
esse Amerikas, den Kurden beizustehen.
„Die Kurden waren in den vergangenen
Jahren unsere Verbündeten, und wenn wir
sie nun sich selbst überlassen, wird es für
uns in Zukunft sehr schwierig werden,
neue Bündnisse zu bilden“, sagte sie.

Trump dagegen sagt, was er schon im
Wahlkampf vor drei Jahren verkündet
hatte. Er wolle die Beteiligung der USA an
den „endlosen Kriegen“ im Nahen Osten
beenden.„Wirwerdennichtineinenweite-
ren Krieg zwischen Leuten ziehen, die sich
schonseit200 Jahrenbekämpfen“,twitter-
te er am Montag. Grundfalsch, wider-
sprichtihmetwaderrepublikanischeKon-
gressabgeordnete Adam Kinzinger, der als
Luftwaffenpilot im Irak und in Afghanis-
tan im Einsatz war. Ziel des US-Einsatzes
in Syrien sei doch genau das: einen endlo-
sen Krieg zu verhindern. „Zu sehen, dass
wir nun einen Verbündeten zurücklassen,
ist entmutigend und deprimierend.“
So und ähnlich klingt es in Trumps Par-
tei inzwischen überall. Dass der Kongress
Sanktionen gegen die Türkei beschließen
wird, gilt deshalb als sehr wahrscheinlich.
Sowohl im Senat als auch im Repräsen-
tantenhaus haben Politiker aus beiden
Parteien entsprechende Gesetzesentwürfe
angekündigt. Das Sanktionspaket im Se-
nat wird ausgearbeitet vom Republikaner
Lindsey Graham und dem Demokraten
Chris Van Hollen. Es würde die US-Vermö-
gen der türkischen Führung einfrieren
und Visabestimmungen verschärfen,
wenn die Türkei ihre Offensive in Syrien
nicht stoppt. Betroffen wäre davon auch
Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan
selbst. Zudem würde die Lieferung von
Rüstungsgütern an die Türkei verboten –
und auch ausländische Firmen, die Güter
an die Türkei verkaufen, würden bestraft.
Gegen diese Sanktionen könnte Trump
einVetoeinlegen,dasmiteinerZweidrittel-
mehrheit in beiden Kongresskammern
überstimmtwerdenkönnte.DieUS-Regie-
rungdürfteallerdingsbereitsindennächs-
ten Tagen aus eigenem Antrieb Strafmaß-
nahmen ergreifen. „Schwere Sanktionen
gegen die Türkei sind in Vorbereitung!“,
twitterte Trump am Montag. Ähnlich hatte
sich US-Finanzminister Steven Mnuchin
bereits am Sonntag geäußert. Ob diese
Maßnahmen hart genug ausfallen, wird
dann wohl der Kongress beurteilen müs-
sen. alan cassid y

Von Wut will sich Josep Borrell nicht leiten


lassen. Noch ist der 72-Jährige Spaniens


Außenminister, doch bald wird er als Au-
ßenbeauftragter die EU auf globaler Büh-


ne vertreten. Deshalb fand sein Auftritt


beim Treffen der EU-Außenminister am


Montag in Luxemburg besondere Beach-


tung. Er sei nicht sauer auf Donald Trump,


sagt Borrell, auch wenn der türkische Ein-


marsch in Nordsyrien „ohne den Rückzug


der Amerikaner nicht möglich gewesen“


wäre.DieEUwerde„sovielDruckwiemög-


lich“ ausüben auf die Türkei. Wenn mög-


lichst viele EU-Staaten aufhören würden,


Rüstungsgüter zu liefern, wäre dies ein


wichtiger Schritt, sagt Borrell am Morgen.


Deutschland,Schweden,Frankreich,Finn-


landund dieNiederlandehattendiesgefor-


dert. Der Spanier macht klar, dass ihm be-


wusst ist, wie schwer sein Job als EU-Chef-


diplomat werden wird: „Wir haben keine


Zauberkräfte.“


Was dann passiert, kommentiert der

dienstälteste EU-Außenminister, Jean As-


selborn aus Luxemburg, so: „Auch in der


Europäischen Union geschieht manchmal


ein Wunder.“ Man habe „eine politische


Einigung“ erzielt, keine Waffen mehr an
die Türkei zu liefern, so Asselborn. Ganz so
schnellgehtesjedoch nicht.Wegendesnö-
tigen technischen und formalen Vorlaufs
ist dies zwar kein EU-Waffenembargo,
aberAußenministerHeikoMaassagt:„Ent-
scheidend ist, dass wir diese militärische
Invasion nicht unterstützen durch die Zu-
lieferung weiterer Waffen.“ Daher seien in
der Resolution entsprechende Schritte von
Staaten wie Frankreich und Deutschland
hervorgehoben worden, die keine neuen
Exportgenehmigungen erteilen, so Maas:
„Wir sind handlungsfähig.“ Zudem wird
der „einseitige Militäreinsatz verurteilt“
und dessen sofortiges Ende gefordert.
FürEU-Verhältnisseistdieseineschnel-
le Reaktion, denn jeder Mitgliedstaat hat
einVetorecht.VergangeneWocheblockier-
teUngarneinescharfeVerurteilungdertür-
kischen Angriffspläne, am Montag verzö-
gertsich EU-Diplomatenzufolgeeine noch
schnellere Einigung, weil Großbritannien
noch Klärungsbedarf hatte. Die scheiden-
de Außenbeauftragte Federica Mogherini
betont,dasssiebei der Anreise nichtsicher
gewesen sei, dass man Erklärungen würde
verabschieden können: „Alle haben hart
gearbeitet,undnunhabenwireinegemein-
same, einheitliche Position der EU.“
Wirtschaftssanktionen wird es vorerst
nicht geben, hier hatte auch Maas bei sei-
ner Ankunft für Zurückhaltung plädiert.

Es sei„wichtig, mit derTürkei im Dialog zu
bleiben, um auf sie einwirken zu können“.
SolltenalleAppelleerfolglosbleiben,behal-
te man sich aber weitere Maßnahmen vor.
In der Region bahne sich eine „humanitäre
Katastrophe“ an, mehr als 100000 Men-
schen seien auf der Flucht, sagt Maas.

Seit der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdoğan am Mittwoch den Befehl
zum Einmarsch gab, beobachteten viele
EU-Staaten die Lage mit einer Mischung
aus Ohnmacht und Wut. Allerdings plädie-
renEU-Diplomatendafür,„dieZusammen-
schau“ nicht zu vergessen. Die Türkei sei

auch Nato-Mitglied und Partner in der Mi-
grationspolitik,auch wennBrüssel die tür-
kischen Erdgasbohrungen vor der Küste
Zyperns als widerrechtlich einstufe. Diese
Position wurde in Luxemburg verschärft.
Die Außenminister einigten sich auf einen
Rahmen, um an diesen Aktionen beteiligte
Firmen und Personen zu bestrafen. Beide
Themen mit Türkei-Bezug – die Militärof-
fensive und die Bohrungen – werden diese
Woche auch die Staats- und Regierungs-
chefs beim EU-Gipfel beschäftigen.

Am Sonntag hatten Bundeskanzlerin
Angela Merkel und Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron beim Abendessen
schon mal die Liniedafür abgesteckt. Mer-
kel hatte davor eine Stunde, also ziemlich
lang, mit dem türkischen Staatschef Erdo-
ğan telefoniert und versucht, ihn zu einem
Stopp der Militäroperation zu bewegen.
„Ja,die Türkei hatberechtigte Sicherheits-
interesseninderRegion,aberdieseOpera-
tion droht ganz offensichtlich, größere
Teile der lokalen Bevölkerung zu vertrei-
ben. Sie droht, diese zerbrechliche Region
zunehmend zu destabilisieren und kann
sogar zu einem Wiedererstarken des soge-

nannten Islamischen Staates führen“,
klagtihrSprecherSteffenSeibertamMon-
tag. Er verweist erneut auf die von Maas
verkündeteEntscheidung,keineWaffenlie-
ferungen mehr an Ankara zu genehmigen,
die in Syrien eingesetzt werden könnten.
Zufrieden ist die Opposition in Berlin
mit alledem nicht. „Der Außenminister ist
wiesooftzuspätund halbherzig.Alsesdar-
um ging, Erdoğan ein Stopp-Schild aufzu-
stellen,warMaasnichtda“, sagtOmidNou-
ripour,außenpolitischerSprecherderGrü-
nen im Bundestag. Er kritisiert: „Wieder
einmaleine‚restriktiveRüstungsexportpo-
litik anzukündigen, nachdem die Türkei
sich ausreichend mit Waffen aus Deutsch-
land eingedeckt hat, ist weniger als heiße
Luft.“Einigsind sichdieOppositionspartei-
en, dass die EU über einen Waffenexport-
stopp hinaus Strafmaßnahmen verhängen
müsste. „Wir brauchen EU-weite Sanktio-
nen gegen verantwortliche türkische
Politiker. Mögliche Vermögen des Perso-
nenkreisessollteneingefrorenundVisabe-
stimmungen deutlich erschwert werden“,
fordert derFDP-AußenpolitikerBijan Djir-
Sarai. Durch die „Einstellung aller Finanz-
transfers und die Beendigung des EU-Bei-
trittsprozesses“ müsse man die Regierung
Erdoğan „spürbar treffen“, verlangt Petr
Bystron, Obmann der AfD im Auswärtigen
Ausschuss. daniel brössler,
matthias kolb

In aller Feindschaft


Nach demüberraschenden Pakt zwischen Kurden und syrischer Regierung reagiert Ankara zunächst trotzig:


Man werde gegen die Truppen des Diktators kämpfen. Davon ist nur Stunden später keine Rede mehr


2 HF2 (^) THEMA DES TAGES Dienstag, 15.Oktober 2019, Nr. 238 DEFGH
Viele EU-Länder beobachten
die Lage mit einer Mischung
aus Ohnmacht und auch Wut
Der Außenminister sei „wie so
oft zu spät und halbherzig“,
sagt der Grüne Nouripour
Siegeszug: Ein Anhänger von islamistischen Verbündeten der türkischen Truppen begrüßt deren Vorstoß in der Nähe der Grenzstadt Tel Abjad. FOTO: BÜLENT KILIC/AFP
Sanktionen gegen
PräsidentErdoğan persönlich
gelten als wahrscheinlich
Außenminister Heiko Maas findet es wichtig, „mit der Türkei im Dialog zu blei-
ben“. Der SPD-Politiker ist gegen Wirtschaftssanktionen. FOTO: VIRGINIA MAYO/AP
Das kleine Wunder von Luxemburg
Zunächstzögern die EU-Staaten, dann aber einigen sie sich darauf, keine Waffenlieferungen an die Türkei mehr zu genehmigen – auch auf Drängen der Bundesregierung
Bröckelnde
Front
Erstmals erfährt Trump massiven
Widerstand aus den eigenen Reihen
50 km
SZ-Karte/Maps4News.com/©HERE;
Quelle: IHS Conflict Monitor
Mittelmeer
IRAK
LIBANON
TÜRKEI
SYRIEN
Eu
ph
ra
t
Kobanê/
Ain al-Arab
Kobanê/
Gaziantep Ain al-Arab
Qamischlo
Nusaybin
Tel AbjadTel Abjad
Akçakale
Ain IssaAin Issa
Ras al-AinRas al-Ain
Ceylanpınar
Diyarbakır Batman
Raqqa
al-Hassakah
Tel TamerTel Tamer
Deir al-Sour
AleppoAleppo
Manbidsch
IdlibIdlib
HomsHoms
Al-HamahAl-Hamah
geplante Sicherheitszone(30 km)
Gebiete unter Kontrolle von
kurdischen Truppen
syrischer Regierung
anderen Rebellen
türkischer Armee und
syrischer Opposition
Vormarsch der
syrischen Regierung
M
Trump nennt den von ihm
angeordnetenRückzug der
US-Truppen „sehr klug“
Syrien-Offensive der TürkeiAnkara verkündet neue Erfolge im Kampf gegen kurdische Milizen. Damaskus wiederum meldet, dass Truppen
des Regimes nun im Kurdengebiet stünden. Wie so oft ist die Lage in Syrien ziemlich unübersichtlich. Manche stellen sich schon
die Frage, ob es eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Russen, Türken und Syrern gibt zu Lasten der Kurden – und der Amerikaner

Free download pdf