Handelsblatt - 15.10.2019

(やまだぃちぅ) #1

Einblick


Dunkle


Wolken


ziehen auf


D


as Geschäftsklima für Lea-
sing gibt nach. Kein Wunder.
Wenn Unternehmen ihre In-

vestitionen zurückstellen, bekom-


men das die Leasing-Anbieter zu spü-


ren. Angesichts des konjunkturellen


Umfelds haben Forschungsinstitute


in diesem Jahr ihre positiven Progno-


sen wieder einkassiert, Unternehmen


halten sich zurück.


Dabei ist es im ersten Halbjahr gut


gelaufen: Die Leasing-Wirtschaft hat


ihr Neugeschäft im Vergleich zum


Vorjahreszeitraum um zehn Prozent


gesteigert. Treiber des Wachstums


war das Fahrzeug-Leasing: Das Pkw-


Neugeschäft stieg in den ersten sechs


Monaten um 13 Prozent. Ein wichti-


ger Grund für Unternehmen, Autos


zu leasen, anstatt zu kaufen, sind


Dienstleistungen der Anbieter: So


sind Wartung, Inspektion oder Scha-


densmanagement entscheidende Kri-


terien, warum sich die Firmen oft


fürs Leasing entscheiden. Auch das


IT-Leasing hat sich mit einem Plus


von zwölf Prozent beim Neugeschäft


gut entwickelt.


Eine schwache Performance liefer-


te hingegen das Maschinen-Leasing


ab, dort steht ein Minus von sechs


Prozent zu Buche. Hintergrund: Der


Wert der Bestellungen brach im Ma-


schinenbau in den ersten fünf Mona-


ten um neun Prozent ein. Dies könn-


te ein Menetekel für die kommenden


Monate sein.


„Die Leasing-Wirtschaft atmet mit


der Konjunktur“, besagt eine Bran-


chenweisheit. „Unsicherheiten sind


Gift für Investitionen“, kommentiert


Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer


des Bundesverbands Deutscher Lea-


sing-Unternehmen, die Lage. Für ihn


ist es kaum verwunderlich, dass bei


Unternehmen „angesichts der Ereig-


nisse in England und der Handels-


konflikte die Unsicherheit wächst


und sie Investitionspläne zurückstel-


len“. Zugleich sollte die Politik seiner


Meinung nach das Umfeld investiti-


onsfreundlicher gestalten: „Bürokra-


tielasten abbauen, Infrastruktur aus-


bauen und Deutschland steuerlich


wieder international wettbewerbsfä-


hig machen.“ Gian Hessami


IMPRESSUM


Florian Flicke (planet c),
Dirk Wohleb


Stimmung wird schlechter


Ifo-Geschäftsklima für
Mobilien-Leasing in Punkten


45,4


51,5


25,0


34,0


HANDELSBLATT


Jan.
2018

Sept.
2018

Jan.
2019

Sept.
2019

Quellen: BDL, Ifo Institut

Elektrotankstelle: Noch
hat sich Elektromobilität in
Deutschland nicht durch-
gesetzt.

Tesla

Gian Hessami Aachen


K

limafeindliche Unter-
nehmen kommen
nicht gut an – weder in
der Öffentlichkeit noch
bei Kunden. Auch aus
eigener Überzeugung überprüfen im-
mer mehr Firmen, wie sie ihre
CO 2 -Bilanz verbessern können. Dabei
kommt die Fahrzeugflotte auf den
Prüfstand. Manche Unternehmen set-
zen verstärkt auf Elektromobilität, da
sie aber noch nicht weit verbreitet
ist, setzen viele auf Fahrzeuge mit
Verbrennungsmotoren.
Die Firmen können mit Leasing
möglichst umweltschonende Fahr-
zeuge einsetzen. So bleibt der Fuhr-
park auf dem neuesten Stand, da die
Laufzeit eines geleasten Pkw selten
länger als drei Jahre beträgt. Moder-
ne Fahrzeuge sind umweltverträgli-
cher, stoßen weniger CO 2 aus und
brauchen weniger Sprit. „Immer
mehr Unternehmen setzen auf um-
weltfreundlichere Fahrzeugflotten.
Sie wollen aus ökologischen und be-
triebswirtschaftlichen Gründen den
Kraftstoffverbrauch ihrer Fahrzeuge
senken und Mitarbeiter dazu motivie-
ren“, sagt Martin Vosseler, Geschäfts-
führer Bundesverband Deutscher
Leasing-Unternehmer.
Aber auch finanzielle Aspekte spie-
len eine Rolle. Leasen kann teurer als
kaufen sein – muss es aber nicht. Da-
bei sollten Unternehmen auch lau-
fende Ausgaben – etwa für Versiche-
rung, Wartung, Reparatur und Sprit –
sowie den Wertverlust beachten.
Beim Full-Service-Leasing können

Unternehmen Dienstleistungen wie
Wartung, Reifenersatz, Tankkarte,
Steuer und Versicherung mitbuchen.
Dadurch erhöht sich zwar die monat-
liche Leasingrate. „Die Kombination
verschiedener Servicemodule entlas-
tet den Leasingnehmer von zeit- und
arbeitsintensiven Tätigkeiten, die
nicht direkt mit seinem Kerngeschäft
zu tun haben“, so Vosseler.
Ist das Leasing finanziell vorteil-
haft? „Das kann man nicht pauschal
beantworten“, sagt Mario Schnurr,
Betriebswirt und Steuerexperte bei
der Kanzlei Schultze & Braun. Und
steuerlich? Leasingraten sind sofort
absetzbar, während beim Kauf die
Anschaffungskosten über sechs Jahre
zu verteilen sind. „Dass Leasingraten
sofort steuerlich abzugsfähig sind,
gilt aber nicht uneingeschränkt. So
müssen zum Beispiel Leasing-Sonder-
zahlungen bei bilanzierenden Unter-
nehmen auf die Leasing-Laufzeit, die
sogenannte Grundmietzeit, verteilt
werden“, so Schnurr.
Der Experte rät, neben steuerli-
chen Überlegungen weitere Aspekte
zu berücksichtigen. Zunächst sei ent-
scheidend, welche Gesamtkosten
dem Unternehmen beim Leasing im
Vergleich zum Kauf entstehen. „Aber
auch weitere Vorteile des Leasings,
wie die Schonung von Kreditlinien
oder bilanzielle Auswirkungen – etwa
eine bessere Eigenkapitalquote – sind
in die Entscheidung einzubeziehen.“
Nicht nur größere Firmen, son-
dern auch kleinere Betriebe und Frei-
berufler beschäftigen sich mit der

Frage, ob sie ein Auto kaufen oder
leasen sollen. Im Vordergrund stehen
oft die Steuern. „Eine steuerliche Zu-
ordnung des Fahrzeugs zum Unter-
nehmen – und damit zum Betriebs-
vermögen – ist nur möglich, wenn
das Fahrzeug zu mindestens zehn
Prozent betrieblich genutzt wird.
Liegt die betriebliche Nutzung über
50 Prozent, ist die Zuordnung zum
Unternehmen zwingend, weil es sich
um notwendiges Betriebsvermögen
handelt“, sagt Marion Sangen-Em-
den, Rechtsanwältin und Steuerbera-
terin bei der Sozietät Heuking.
Wer seinen Wagen privat nutzt,
muss die private Nutzung versteuern,
entweder ein Fahrtenbuch führen
oder nach der Einprozentregelung
vorgehen. „Bei dieser Methode rech-
net man bei Fahrzeugen mit Verbren-
nungsmotoren monatlich zum Ge-
winn ein Prozent des Bruttolisten-
preises des Fahrzeugs zum Zeitpunkt
der Erstzulassung hinzu. Dies ist in
der Regel weniger aufwendig als ein
Fahrtenbuch“, so die Expertin.
Ob leasen oder kaufen: Bei der
Auswahl der Fahrzeuge sollten Unter-
nehmen den Klimaschutz im Blick
haben. So fordert das Umweltbun-
desamt, Fahrzeuge mit hohem
CO 2 -Ausstoß zu verteuern. Etwa
durch ein „Bonus-Malus-System“ für
Neufahrzeuge. Der Malus würde bei
Fahrzeugen mit hohen Emissionen
durch eine erhöhte Kfz-Steuer erho-
ben. Der Bonus würde durch eine ge-
zielte Förderung von Fahrzeugen mit
geringen Emissionen ausbezahlt.

Fuhrpark


Das Klima und die eigene


Reputation im Blick


Unternehmen achten bei ihren Fahrzeugen stärker auf CO 2 -Emissionen.


Mit Leasing können sie ihre Flotte entsprechend ausrichten.


Immer mehr


Unterneh-


men setzen


auf umwelt-


freundlichere


Fahrzeug-


flotten.


Martin Vosseler
Geschäftsführer
Bundesverband
Deutscher
Leasing-Unternehmer.

Spezial
DIENSTAG, 15. OKTOBER 2019, NR. 198

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