Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1

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REVUE


O.T. (SCHWARZER GEIST)


1924, Papiermaché und Wollstoff, 38cm


O.T. (MÖNCH)


1922, Gips und Manchester (Cord), 36cm


gemischten Gefühlen erinnern. Ohne dass sich dieses wunder-


same Werk bloß an die Tradition gehalten oder zu restaurativer


Ranküne verstiegen hätte, blieb es doch gänzlich unzuständig


für die schwer verständlichen Verstörungen des guten Geschmacks,


die mit der Avantgarde einhergingen. Und über alle Phasen hin-


weg – im Jubel geradeso temperiert wie in der Melancholie– behielt


der Künstler seine immer etwas feierlich somnambule Erzähl-


freude. Nie hätte er zugelassen, dass sich eine frei fließende Linie


nicht doch wieder zur Form schließen würde, nie ist das Spiel der


Farben ästhetisches Ereignis allein. Irgendwo entdeckt man dann


doch wieder zwei Augenpunkte, dass es aussieht, als werde die


Abstraktion von Strichmännchen belebt. Klees Spott ist nicht


verletzend, seine Schwermut nicht ätzend, seine Heiterkeit ohne


Triumph. Seine Puppen für die Hand so geeignet wie fürs Herz.


Spiel und Ernst, ein


einziges Mal in


diesem Jahrhundert


kommt es einem


so vor, als seien es


nur zwei Wörter


für dieselbe Sache


DIE AKTUELLE AUSSTELLUNG JENSEITS VON LACHEN UND WEINEN IM


ZENTRUM PAUL KLEE IN BERN STELLT DAS WERK PAUL KLEES DEN FILMEN


CHARLIE CHAPLINS GEGENÜBER. ZU SEHEN BIS 24. MAI 2020


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