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DIE WELT DONNERSTAG,24.OKTOBER2019 SPORT 21
A
di Hütter lächelte kurz, dann
stimmte er mit entschlossenem
Blick und sicherem Ton auf das
erste Schlüsselduell ein. „Wir müssen
vorlegen und wollen die perfekte Aus-
gangslage schaffen“, sagte der Trainer
von Eintracht Frankfurt vor der weg-
weisenden Partie in der Europa League
gegen Standard Lüttich: „Dafür brau-
chen wir aber das perfekte Spiel.“
Ein Sieg, bestenfalls ohne Gegentor,
wäre ganz nach dem Geschmack des
Österreichers. Weil damit die Chance
auf den Einzug in die K.-o.-Runde ra-
sant steigen würde. „Ich habe das Ge-
fühl“, sagte Hütter, „dass wir um das
zweite Ticket für die nächste Runde
streiten.“ Vor eigener Kulisse muss am
Donnerstag (21.00 Uhr/DAZN und Ni-
tro) deshalb der Grundstein für einen
erfreulichen Ausgang gelegt werden.
Zu Beginn der von Hütter als „brutal“
eingestuften Wochen mit sechs Begeg-
nungen binnen 18 Tagen dürfen die Eu-
ropacup-Helden der Vorsaison also kei-
nesfalls schwächeln. „Ein Sieg zu Hause
Pflicht“, forderte Stürmer Bas Dost,
„wir wollen schließlich weiterkom-
men.“
Das Selbstbewusstsein dafür ist je-
denfalls vorhanden. Nicht nur wegen
der Vorsaison, die dank phänomenaler
Leistungen erst im Halbfinale beim spä-
teren Cup-Gewinner FC Chelsea ende-
te. Sondern auch wegen der zuletzt ge-
zeigten Vorstellungen, die den Eindruck
erweckten, dass sich am Main da gerade
eine neue Erfolgstruppe formiert.
„Wenn wir so spielen, können wir
viel erreichen. Das war Powerfußball“,
schwärmte Abwehrchef Makoto Hasebe
nach dem beeindruckenden 3:0 am ver-
gangenen Bundesliga-Spieltag gegen
Bayer Leverkusen. Auch danach wird
der SGE bis zur nächsten Länderspiel-
pause einiges abverlangt. Nach dem
Punktspiel beim Spitzenreiter Borussia
Mönchengladbach geht es im DFB-Po-
kal nach St. Pauli, dann wartet der Re-
kordmeister Bayern München, es folgt
die Partie in Lüttich und zum Ab-
schluss noch das Gastspiel beim Über-
raschungsteam SC Freiburg. „Wir müs-
sen und werden rotieren“, kündigte
Hütter an. sid/sip
Frankfurt voller
Selbstvertrauen
gegen Lüttich
Europa-League-Spiel läutet
„brutale Wochen“ ein
FUSSBALL
Telekom erwirbt Rechte
an der EM 2024
Die Telekom hat die Liverechte an den
Spielen der EM 2024 in Deutschland
erworben. Damit drohen die öffentlich-
rechtlichen Sender ARD und ZDF leer
auszugehen. Beide sind ebenso wie die
Privatsender darauf angewiesen, Sub-
lizenzen von der Telekom zu erwerben.
Der Deal war bereits im September als
nahezu perfekt vermeldet worden. Die
Spiele sollen über die TV- und Strea-
mingplattformen der Telekom flächen-
deckend ausgestrahlt werden. Der
Rundfunkstaatsvertrag schreibt vor,
dass die Spiele der deutschen Mann-
schaft, das Eröffnungsspiel sowie die
Halbfinals und das Finale frei empfang-
bar sein müssen.
Freiburgs Stadion
abends nicht nutzbar
Der Bau seines neuen Stadions bringt
dem SC Freiburg erhebliche juristische
Schwierigkeiten ein. Der Verwaltungs-
gerichtshof fällte einen „unanfecht-
baren Beschluss“, wonach die Arena
aus Gründen des Lärmschutzes wäh-
rend üblicher Anstoßzeiten nicht ge-
nutzt werden darf. Dies betreffe die
„täglichen Ruhezeiten zwischen 20 Uhr
und 22 Uhr“, die „sonntäglichen Ruhe-
zeiten zwischen 13 Uhr und 15 Uhr“
sowie die „Nachtzeit ab 22 Uhr“.
BASKETBALL
NBA-Champion startet
mit einem Sieg
Mit einem 130:122-Sieg nach Verlänge-
rung ist Titelverteidiger Toronto Rap-
tors in die 74. Saison der NBA gestar-
tet. In der zweiten Begegnung des
ersten Spieltages setzte sich Titelfa-
vorit Los Angeles Clippers im Stadt-
duell gegen die Lakers 112:102 durch.
KOMPAKT
A
ls der Tod kam, hatte Marieke
Vervoort ein Glas Sekt in der
Hand. Alles war arrangiert. Sie
wollte, dass nach ihrem letzten Atemzug
weiße Schmetterlinge aus einer roten
Schachtel befreit werden und in die Lüf-
te flattern können. Die letzten Briefe an
ihre Lieben waren da schon geschrieben,
Labrador Zenn wachte an ihrem Bett.
Am Dienstag schied die 40 Jahre alte Bel-
gierin freiwillig aus dem Leben.
Marieke Vervoort war eine überaus
erfolgreiche Sportlerin. Bei den Para-
lympics in London 2012 gewann sie als
Handbikerin Gold über 100 Meter und
Bronze über 200 Meter. 2016 in Rio de
Janeiro holte sie Silber über 400 Meter
und Bronze über 100 Meter. 2006 und
2007 wurde sie Weltmeisterin im Para-
triathlon und gewann auch den Iron-
man auf Hawaii.
Marieke Vervoort war aber auch eine
schwer kranke Frau. Sie litt an einer un-
heilbaren und extrem schmerzhaften
Wirbelsäulenerkrankung, Progressive
Tetraplegia und Reflex Sympathetic
Dystrophy – einer zunehmenden Läh-
mung der Gliedmaßen, die angeblich
durch eine unerklärliche Deformation
des fünften und sechsten Halswirbels
ausgelöst wurde und die sie mehr und
mehr lähmte. Am Ende bis zur Brust.
Am schlimmsten aber waren die
Schmerzen. Betroffene schildern sie als
pochend, brennend oder stechend, oft
auch als permanente Pein. Als sich Ma-
reike Vervoort im September 2016 mit
WELT zum Interview traf, hatte sie in
der Nacht zuvor nur eine Stunde schla-
fen können. Vor ihrem Ende waren es,
so erzählte sie es vor Kurzem, vielleicht
zehn Minuten. Die Schmerzmittel wirk-
ten nicht mehr.
WWWenn die schlechten Tage die gutenenn die schlechten Tage die guten
üüüberwiegen, hatte Marieke Vervoort ge-berwiegen, hatte Marieke Vervoort ge-
sagt, wolle sie ihr Leben beenden. Über
die benötigten Dokumente für die Eutha-
nasie verfügte sie schon seit 2008, als
sich ihr Gesundheitszustand dramatisch
verschlechtert hatte. Nach diversen Un-
tersuchungen bei drei verschiedenen
Ärzten und Psychologen bekam sie das
notwendige Papier. Belgien ist seit 2002
das zweite Land in Europa nach Holland
gewesen, das Sterbehilfe zugelassen hat.
Marieke Vervoort hatte international
fffür Aufsehen erregt, als sie 2015 in derür Aufsehen erregt, als sie 2015 in der
TV-Sendung „Het Huis“ (Das Haus), er-
klärte, Euthanasie durchführen zu lassen.
Nach den Sommerspielen 2016 sollte das
sein. „Erst die Spiele, dann die Spritze“
wwwurde geschrieben. Das war vorschnell –urde geschrieben. Das war vorschnell –
und überdies ohne Empathie. Sie hörte
nur auf, Training und Sport zu betreiben.
Es ergebe keinen Sinn mehr, „da ich mei-
nen Sport nicht mehr genießen kann. Je-
de Woche bekomme ich Morphium ge-
spritzt durch einen Katheter, der in der
Hüfte eingesetzt ist. Kennen Sie Sportler,
die unter solchen Umständen Spitzen-
sport treiben?“, hatte sie im WELT-Inter-
view vor drei Jahren gesagt. Manchmal
waren die Schmerzen so stark, dass sie
das Bewusstsein verlor. Dazu kamen
noch epileptische Anfälle. 2014 hatte sie
einen beim Nudelkochen. Sie verschütte-
te das kochende Wasser über ihre Beine,
wegen der Verbrennungen musste sie
vier Monate ins Krankenhaus.
2017 sagt sie dem englischen „Tele-
graph“ aus ihrem Krankenbett heraus,
die Schmerzen seien noch größer gewor-
den und dass sie nicht mehr leiden
möchte. Sie habe bereits über „jedes De-
tail“ ihres Todes nachgedacht, berichte-
te davon, dass sie immer depressiver
werde: „Ich weine viel.“ Sie stammte aus
der belgischen Stadt Diest, nannte sich
selbst mal „das Biest aus Diest, dass es
allen zeigen wird“. Marieke Vervoort
hielt noch zwei weitere Jahre durch.
„Bis zu ihrer letzten Minute führte sie
Regie über ihr Leben“, sagte ihr Leib-
arzt, Wim Distelmans, der Zeitung „De
Standaard“. Vor ihrem Tod arbeitete sie
außerdem noch ihre Wunschliste ab. So
war sie im September Bungeespringen
und in einem Lamborghini über die
Rennstrecke von Zolder gerast.
AAAlles begann, als sie 14 war. Von einemlles begann, als sie 14 war. Von einem
Tag auf den anderen entzündeten sich ih-
re Füße. Anfangs dachten die Ärzte, das
käme vom vielen Sporttreiben. Doch da-
mit war es schnell vorbei, weil die
Schmerzen in den Füßen immer furcht-
barer wurden. Ihre Knie wuchsen nach
innen zu einem X – und kein Arzt wusste
warum. Alles Mögliche wurde ihr ge-
spritzt, sie wurde operiert, nichts half.
Mit 20 saß sie im Rollstuhl. Sie erzählte
mal, dass sie große Angst vor dem Ster-
ben habe. Sie bekräftigte aber auch, dass
sie eine große Verfechterin der aktiven
Sterbehilfe sei. „Es ist so wie hartes Trai-
ning. Der Gedanke daran ist schmerzvoll,
aaaber der Erfolg ist verlockend. Es legtber der Erfolg ist verlockend. Es legt
mein Leben in meine eigenen Hände.
WWWenn ich diese Sterbehilfepapiere nichtenn ich diese Sterbehilfepapiere nicht
gehabt hätte, hätte ich mich wahrschein-
lich schon umgebracht. Ich denke, es
wird weniger Selbstmorde geben, wenn
in jedem Land das Gesetz der Sterbehilfe
gilt. Ich hoffe, dass jeder sieht, das dies
kein Mord ist, sondern es die Menschen
länger leben lässt.“
Für sie, sagte sie, sei der Tod, „als wür-
den sie einen operieren. Du gehst schla-
fffen und wachst nie auf. Für mich ist es et-en und wachst nie auf. Für mich ist es et-
was Friedliches.“
Marieke Vervoorts Asche wird im
Meer von Lanzarote verstreut, wo sie seit
2 008 Weihnachten gefeiert hatte. Auch
das hatte sie bei ihrem Arrangement mit
ihrem Tod so verfügt. PK
IIIn der Regel berichten wir nicht übern der Regel berichten wir nicht über
Selbsttötungen – außer die Tat erfährt
durch die Umstände besondere Aufmerk-
samkeit. Sollten Sie selbst das Gefühl haben,
dass Sie Hilfe benötigten, kontaktieren Sie
bitte umgehend die Telefonseelsorge
(((www.telefonseelsorge.de). Unter der kos-www.telefonseelsorge.de). Unter der kos-
tenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder
0 800-1110222 erhalten Sie anonym Hilfe
von Beratern, die Ihnen Auswege aus
schwierigen Situationen aufzeigen können.
Mit einem Glas Sekt in der Hand schied sie aus dem Leben
Marieke Vervoort gewann 2012 Gold bei den Paralympics. Sie war da schon krank, dachte an den Tod. Nun nahm sie Sterbehilfe in Anspruch
Marieke Vervoort bei der Siegerehrung der Paralymics 2016 in Rio
GETTY IMAGES«
O
lympiakos Piräus hat den Über-
fall von rund 80 größtenteils
vermummten Randalierern
beim Youth-League-Spiel gegen den FC
Bayern als „Hooligan-Invasion“ be-
zeichnet. In einer Mitteilung kündigte
der Klub eine umfassende Aufklärung
an.
„Olympiakos verurteilt die heutige
Hooligans-Invasion im Sportzentrum
Rendi während des Spiels auf die här-
teste Art“, heißt es wörtlich in dem
Schreiben, das der griechische Meister
auf seiner Homepage veröffentlichte:
„Die Eindringlinge haben weder einen
Platz in der Familie von Olympiakos,
noch gehören sie der Familie an.“ Nach-
wuchstrainer Dimitris Mavrogenidis
sagte im TV: „Es ist tut mir leid. Das ist
nicht Olympiakos.“ Wie Bayerns Me-
diendirektor Stefan Mennerich am Ran-
de des Rückflugs nach München erklär-
te, hat der FC Bayern bei der Uefa offi-
ziell Beschwerde eingelegt.
In der 81. Spielminute musste die Par-
tie beim Stand von 4:0 für rund eine hal-
be Stunde unterbrochen werden, weil
Hooligans über den Platz stürmten. Ihr
Ziel: der Gästeblock. Offenbar hatten es
die Chaoten, die mit Baseballschlägern
und Stöcken bewaffnet waren, auf die
Zaunfahnen der Bayern-Fans abgese-
hen. Offensichtlich hatten sie Erfolg.
Laut griechischen Medien flohen die
Angreifer mit den erbeuteten Fahnen
auf 40 Motorrädern und entgingen so
einem Zugriff der Polizei. Als die Si-
cherheitskräfte eintrafen, waren Medi-
ziner beider Klubs bereits damit be-
schäftigt, die Verletzten zu versorgen.
Die Krawallmacher waren längst davon-
gebraust. Auf Fotos ist zu erkennen,
dass mehrere Bayern-Anhänger bluten-
de Platzwunden am Kopf davontrugen.
Insgesamt war von vier Verletzten die
Rede, darunter offenbar auch ein grie-
chisches Kind im Alter von zwölf Jah-
ren.
Danach entschied sich Schiedsrichter
Marius Avram aus Rumänien, die Partie
zu Ende spielen zu lassen. Die sichtlich
geschockten Nachwuchsspieler leiste-
ten seiner Aufforderung nur zögerlich
Folge. Holger Seitz, Leiter der Bayern-
Jugendabteilung, sagte der „Bild“: „Als
der Schiedsrichter wieder angepfiffen
hat und sich die Spieler beider Teams,
die teilweise zuvor heulend auf dem
Platz standen, am Mittelkreis zusam-
mengefunden haben, wurde die letzten
zwei, drei Minuten gemeinsam ,Rondo’
gespielt. Ich denke, ihre Message nach
außen war: ,Wir wollen nur miteinander
Fußball spielen.’ Das war sehr bewe-
gend für mich.“
Es war das halbwegs besinnliches En-
de eines blutigen Abends. SIP
Hooligans fliehen
mit Fahnen und
4 0 Motorrädern
Brutaler Überfall bei
Nachwuchsspiel der Bayern
N
ach einer langen Nacht
ging es für die Spieler des
FC Bayern Mittwochmit-
tag zum Flughafen Athen
und zurück nach Mün-
chen. Trainer Niko Kovac ließ an der Sä-
bener Straße noch trainieren, dann en-
dete die dreitägige Dienstreise des deut-
schen Fußball-Rekordmeisters. Diese
war erfolgreich, „aber nicht sensationell
gut“, sagte Kapitän Manuel Neuer mit
Blick auf das 3:2 (1:1) bei Olympiakos Pi-
räus am Dienstagabend.
VON JULIEN WOLFF
Dieser Sieg gibt den Bayern zu den-
ken, in mehrfacher Hinsicht. Sportlich
und personell. Obwohl sie mit nun neun
Punkte quasi bereits für das Achtelfina-
le der Champions League qualifiziert
sind und elf Auswärtsspiele in der Kö-
nigsklasse ohne Niederlage hinterei-
nander ein Rekord bedeuten hat der Er-
folg sie nicht aus ihrer Schwächephase
befreit. Die Dominanz sei „im Moment
nicht da“, sagte Kovac. Er musste er-
neut einen bitteren Ausfall verkraften.
Der Busfahrer der Bayern hatte nach
dem Spiel Krücken aus seinem Fahrzeug
geholt und in die Kabine gebracht. We-
nige Minuten später kam Lucas
Hernández auf ihnen aus den Katakom-
ben des Stadions und schleppte sich mit
ernstem Blick in den Bus.
Sportdirektor Hasan Salihamidzic
sprach mit Teamarzt Dr. Hans-Wilhelm
Müller-Wohlfahrt, der ihm die erste Di-
agnose mitteilte: Hernández hat sich
gegen die Griechen (Tore: zwei Mal Ro-
bert Lewandowski und Corentin Tolis-
so) eine Teilruptur des Innenbandes am
rechten Sprunggelenk zugezogen, der
Weltmeister und Rekordeinkauf fällt
wohl mehrere Wochen aus. Es ist der
zweite Innenverteidiger, der den Bayern
länger fehlen wird. Erst am vergange-
nen Samstag hatte sich Abwehrchef Ni-
klas Süle beim 2:2 gegen den FC Augs-
burg das Kreuzband gerissen.
In den kommenden Wochen wird nun
aller Voraussicht nach Jerome Boateng
in der Innenverteidigung spielen. „Wir
haben auf der Bank Leute, die gut und
fit sind“, sagte Salihamidzic. Tatsäch-
lich hat Trainer Kovac defensiv immer
weniger Optionen.
Die Bayern sehen nun, nach der Ver-
letzung von Hernández, das Verhalten
des französischen Verbandes noch kriti-
scher. Dieser hatte Hernández kürzlich
angefordert und in einem Länderspiel
spielen lassen, obwohl Müller-Wohl-
fahrt ihn als verletzt erklärt hatte. „Das
ist unzufriedenstellend. Karl-Heinz
Rummenigge hat extra interveniert.
Dass er trotzdem gespielt hat hat mir
nicht gefallen und ärgert mich. Man
muss schon Leuten wie Dr. Müller-
Wohlfahrt vertrauen“, so Salihamidzic.
Thomas Müller durfte in Piräus erst-
mals wieder von Anfang an spielen, zu-
letzt hatte er fünf Mal in Folge auf der
Bank gesessen. Gegen Olympiakos stell-
te Kovac überraschend Müller undCou-
tinho auf. Müller war an den ersten zwei
Toren beteiligt, Countinho spielte
durchwachsen.
„Ich versuche mich auf das Sportliche
zu konzentrieren“, sagte Müller nach
dem Abpfiff. Und betonte mit Blick auf
seine Situation und die Schlagzeilen da-
zu: „Langsam könnte die ganze Diskus-
sion auch mal zu Ende gehen.“ Man ha-
be ein schwieriges Auswärtsspiel ge-
wonnen. „Wir haben die Feuertaufe be-
standen, der Charaktertest war schon
da. Aber wir wissen, dass nicht alles per-
fekt war.“ Das Spiel in Piräus war das
fünfte in Folge, in dem die Bayern zwei
Gegentore hinnehmen musste. Was
fehlt der Mannschaft aktuell? „Ich bin
nicht der, der hier die großen Analysen
anschwingt“, sagte Müller und ver-
schwand Richtung Teambus.
Salihamidzic sagte, man müsse sich
Gedanken machen. Und stellt klare For-
derungen an die Mannschaft: „Man wird
verrückt, wenn man so ein Spiel an-
schaut. Wir müssen mehr zusammen-
spielen, besser verteidigen und mehr
Kontrolle über das Spiel haben.“
In der Nacht nach der Partie ging es
für die Mannschaft noch auf das Klub-
Bankett im Hyatt Hotel. Klubchef Rum-
menigge sagte dort in seiner Rede: „Wir
müssen auch ein bisschen selbstkritisch
sein. Ich glaube nicht, dass die Leistung,
die wir heute gebracht haben, uns in
diesem Jahr große Erfolge bescheren
wird, wenn wir nicht die Kurve langsam
kriegen. Wir spielen ein bisschen zu
sorglos.“ Man habe wieder zwei Gegen-
tore bekommen. „Dass wird irgend-
wann mal zu Probleme führen“, so
Rummenigge. Kovac saß ihm während
der Rede gegenüber. Die Spieler hörten
dem Klubchef konzentriert zu. Und zei-
gen sich selbstkritisch.
„Wir müssen wieder zu Bayern-like
hinkommen. Jeder Einzelne muss eine
bessere Leistung zeigen“, sagte Neuer.
„Das Problem ist, dass wir immer drei
Tore schießen müssen. Es ist ärgerlich,
dass wir wieder zwei kassiert haben.“
Und betonte: „Der Ball, der schnell wei-
tergeht zum nächsten - das muss einen
mit Glück erfüllen. Der Pass muss eine
Message haben. Man kann nicht einfach
einen Pass spielen, damit man einen
Pass gespielt hat.“ Offensichtlich ver-
misst auch Neuer aktuell das klare Kon-
zept im Spiel seiner Vorderleute.
Samstag empfangen die Bayern in der
Bundesliga den Aufsteiger Union Berlin.
Rummenigge rief dazu auf, „dass jeder
mit höchster Konzentration, aber auch
Motivation auf den Platz geht, um die
drei Punkte zu holen.“ Die Mannschaft
habe das „große Glück“, so der Vor-
standsvorsitzende, „dass wir trotz der
Schwächen in den letzten Spielen nur
einen Punkt Rückstand auf die Tabel-
lenspitze haben. Samstag haben wir die
Chance Tabellenführer zu werden, das
ist der Anspruch des FC Bayern Mün-
chen. Dem müssen wir gerecht wer-
den.“
Lucas Hernández zieht sich eine Teilruptur des Innenbandes im Sprunggelenk zu und wird mehrere Wochen ausfallen
REUTERS
/ COSTAS BALTAS
Teuer
erkaufter
Sieg
Der FC Bayern verliert in Piräus den nächsten Verteidiger.
Nicht nur das nagt am Selbstvertrauen
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