Süddeutsche Zeitung - 24.10.2019

(Nora) #1

6/7 V2 SZEXTRA Die Redaktion empfiehlt Wochevon24. bis 30.Oktober 2019,Nr. 246 DEFGH



Ein in Baden-Württemberg gefallener Meteorit und das etwa 150
Millionen Jahre alte Fossil eines Langhalsdinosaurierbabys gehören
zu ein Höhepunkten der diesjährigen Mineralientage. Doch nicht
nur Astronomie- oder Paläontologie-Enthusiasten finden bei der
Münchner Edelsteinmesse, deren Schwerpunkt in diesem Jahr auf
dem Sammeln liegt, Stücke zum Staunen. Durch ihre funkelnde

Schönheit bestechen beispielsweise Bergkristalle und Rauchquarz
aus den Alpen, seltene Kupfer-Mineralien und farbintensive Funde
wie ein Elbait auf Albit aus dem brasilianischen Urubu (Foto).

Mineralientage, Freitag bis Sonntag, 25. bis 27.Oktober,9bis
18Uhr, Messe München, Eingang Ost, http://www.munichshow.de

EVENT


Funkelnde Fundstücke


Am ehemaligen Flughafen in Riem gabenNirvanaim
März 1994 ihr letztes Konzert. Einen Monat später
nahm sich Frontsänger Kurt Cobain das Leben. Das Erbe
dieses Moments greift Damian Rebgetz in seiner Eigen-
kreation „Nirvanas Last“ auf. Die Autorin Ann Cotten
hat die Texte der Songs, die die Grungeband an jenem
Abend spielte, ins Deutsche übersetzt. So hinterfragt
die Inszenierung unter anderem, wie sich die wohlha-
bende Stadt München mit der Gegenkultur in Verbin-
dung bringen lässt, dieNirvanaeinst hervorbrachte.

Nirvanas Last, Uraufführung: Do., 24.Oktober, 20Uhr,
Kammerspiele, Maximilianstraße 26-28,t218373 00

BÜHNE

Cobains Erbe


M


it gleich zwei Schlägen melden sichSeeednach mehrjähriger Produktionspause
zurück:„Bam Bam“ heißt das neue und fünfteStudioalbum der Berliner Reggae-
Dancehall-Kombo.SiebenJahrehatsichdieGruppenachdemNummer-Eins-Album
„Seeed“ Zeit gelassen, um die elf neuen Songs, darunter die ersteSingle-Auskopplung
„Ticket“, zu perfektionieren. Gelohnthat es sichoffenbar: Album Nummer fünf schaffte
es, wie 2005 schon die dritte LP „Next!“, bis auf Platz zweider deutschen Charts.Seeed

Ähnlich wie sein Landsmann und Zeitgenosse Anton
Tschechow hat Maxim Gorki in seinen Bühnenwerken
gesellschaftliche Entwicklungen im vorrevolutionären
Russland aufgegriffen. In seinem 1904 uraufgeführten
Drama „Sommergäste“ zeichnet Gorki ein Bühnenporträt
der trägen Intellektuellenschicht am Vorabend der Revo-
lution. Der britische Regisseur Joe Hill-Gibbins hat das
Zusammentreffen im Sommerhaus des Rechtsanwalts
Bassow am Residenztheater inszeniert (siehe Seite 3).

Sommergäste, Premiere: Fr., 25.Oktober, 19.30 Uhr,
Residenztheater, Max-Joseph-Platz 1,t2185 1940

Shakespeares Komödie „Der Kaufmann von Venedig“ ist
gerade in Zeiten eines zunehmenden Antisemitismus
hochaktuell. AmVolkstheaterinszeniertIntendantChristi-
an Stückl das komplexe Drama um den Kaufmann Anto-
nio, die reiche Erbin Portia, ihren Verehrer Bassanio und
den nach Rache gierenden Juden Shylock (siehe Seite 3).

Der Kaufmann von Venedig, Premiere: So., 27.Oktober,
19.30Uhr, Volkstheater, Brienner Straße 50,t 21837300

Der Tag beginnt mit einem Brunch mit meiner Frau
Laurretta im „The Victorian House“ am Viktualienmarkt.
Mein Lieblingsfrühstück ist das „Knightsbridge“–mit
Lachs und Tomaten, dazu die obligatorischen Früh-
stückseier. Statt Kaffee oder Tee trinke ich lieber frisch
gepressten Orangensaft. Dann geht es gestärkt in die
Probenzu„Coppélia“, heuteAbendist die dritteVorstel-
lung. Meist ist die dritte Aufführung eine der besten,
die Premieren-Nervosität hat sich dann schon gelegt.

In mehr als 40 Jahren Bühnenpräsenz hat John Watts
mit seiner BandFisher-Z20 Alben auf den Markt ge-
bracht und weltweit rund 3000 Konzerte gegeben. Weil
das immernoch nichtreicht,legt der britische New-Wa-
ve-Rocker mit „Swimming in Thunderstorms“ ein weite-
res Album nach, mit dem Fisher-Z nun auf Tour sind.

Fisher-Z, Montag, 28.Oktober, 20Uhr, Backstage,
Reitknechtstraße 6,t218373 00

Kompositionen für Streicher von Robert Schumann,
Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johannes Brahms und
Franz Schubert stehen auf dem Programm des Kon-
zerts des Schumann-Quartetts aus Köln. Dazwischen
rezitiert die Schauspielerin Martina Gedeck aus Texten
und Briefen von Clara Schumann und anderen.

Schumann-Quartett, So., 27.Oktober, 20 Uhr, Prinzre-
gententheater, Prinzregentenplatz 12,t218373 00

Sonntag


27.OKTOBER


Bühnenkünstler aus Afrika bilden einen Schwerpunkt des
diesjährigen Spielart-Festivals. Im Rahmen des seit 1995
stattfindenden, international ausgerichteten Theaterfes-
tivals sind unter anderem Produktionen aus Nigeria,
Namibia und Kenia zu sehen. Darüber hinaus zeigen in
der Reihe „New Frequencies“ junge Theatermacher ihre
Erstlingswerke. Mit Faustin Linyekulas Performance
„Banataba“ und der am Ballett orientierten Inszenierung
„No President“ des Nature Theater of Oklahoma steht die
Eröffnung im Zeichen des Tanzes (siehe Titelseite).

Spielart-Theaterfestival, Fr., 25. Oktober, bis Sa., 9.No-
vember, mehrere Orte,t21837300, http://www.spielart.org

BÜHNE
Vorabend der Revolution

25 Jahre ist es her, dass die Geschwister Christoph, Mar-
kus und Monika Henschel mit dem Cellisten Mathias
Beyer-Karlshøj ein Streichquartett gründeten. Nachdem
in den Neunzigerjahren ein Wettbewerbserfolg nach dem
anderen kam, gelang dem Quartett 2001der internationa-
le Durchbruch. Die zweite Violine hat Teresa le Cour vor
einigen Jahren von Markus Henschel übernommen. In
dieser Besetzung feiert das Henschel Quartett nun mit
Brahms, Mendelssohn und einem Auftragswerk von
Steffen Wick sein 25-jähriges Bestehen (siehe Seite 3).

25 Jahre Henschel Quartett, Freitag, 25. Oktober, 19Uhr,
Allerheiligen-Hofkirche, Residenzstraße1,t218373 00

BÜHNE
Aktueller Shakespeare

Seit mehr als zehn Jahren hat Rocko Schamoni kein eige-
nes Album mehr auf den Markt gebracht. Nun legt der
Entertainer, Autor, Kulturaktivist und Musiker mit „Musik
für Jugendliche“ sein achtes Studioalbum vor. Zu hören
gibt es deutsche Texte voller autobiografischer Geschich-
ten zu mal mitreißenden, mal schwermütigen Melodien.

Rocko Schamoni, Sonntag, 27.Oktober, 20Uhr, Ampere,
Muffatwerk, Zellstraße 4,t01806/57 0070

Heute nach dem Training werde ich erst Mal mit unse-
rem Hund Benji im Olympiapark Gassi gehen. Frische
Luft ist ein guter Ausgleich zur Arbeit im Ballettsaal.
Außerdem bin ich ein großer Auto-Fan und freue mich
immer, an der BMW-Welt und am BMW-Museum vor-
beizukommen. Die tolle Architektur, vor allem aber die
PS-starken Ausstellungsobjekte haben es mir angetan.

Nach der Gassirunde mit dem Hund
mache ich mich heute erst Mal auf den
Weg ins Fitnessstudio, das sich in unse-
rem Probengebäude am Platzl befindet.
Die Kompanie steht heute Abend schon
wieder auf der Bühne, da gilt es, sorg-
sam mit sich und seiner Muskulatur
umzugehen. Am Abend werde ich auch
unserem Physiotherapeuten einen Be-
such abstatten, die Regenerierung des
Körpers ist in unserem Job sehr wichtig.

Der „Soul Food Jazz Brunch“ im Park-
Café steht auf dem Programm–von
zehn Uhr an mit New-York-Feeling
inklusive. Die Musik dort gefällt mir gut.
Da es so gut passt, nehme ich das „New
York Frühstück“, natürlich mit ausrei-
chend Orangensaft. Der obligatorische
Fitnessstudiobesuch darf auch am Sonn-
ta gnicht fehlen. Ansonsten heißt es:
Relaxen!

Nach dem Training gehe ich in der Innenstadt shoppen.
Ich liebe die Männerabteilung von „Zara“. Ich laufe dort
immer Gefahr, etwas zu kaufen, auch wenn der Schrank
eigentlich voll ist. Am Nachmittag haben Laurretta und
ich eine Pilates-Stunde für uns beide–zur Kräftigung
und Stabilisierung des Körpers ist dieses Training super.

In seinem abgeschiedenen Atelier in Dresden hat Her-
mann Glöckner dem Nazionalsozialismus und dem
DDR-Regime getrotzt. Die Pinakothek der Moderne
widmet sich zwei Werkgruppen im Schaffen des kons-
truktivistischen Künstlers. Zu sehen sind die zwischen
1930 und 1935 entstandenen Tafelmalereien sowie die
Faltungen aus den 60ern und 70ern (siehe Seite 4).

Hermann Glöckner: Ein Meister der Moderne, Do.,
24.Okt., bis 19.Jan., Di.-So. 10-19 Uhr (Do. bis 20Uhr),
Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40,t 23805360

Zu nur scheinbar verfrühten Neujahrsfeierlichkeiten
lädt dasJewish Chamber Orchestra Munichunter der
Leitung von Daniel Grossmann ein. Denn nach jüdischer
Zeitrechnung schreiben wir bereits seit 30. September
das Jahr 5780. Gefeiert wird dieser Anlass mit einem
Neujahrskonzert mit den beiden Weltklasse-Kantoren
Tzudik Greenwald und David Weinbach aus Israel.

Jewish Chamber Orchestra, Do., 24.Okt., 20Uhr, Prinzre-
gententheater, Prinzregentenplatz 12,t218373 00

Gegen Weltkrisen, Gefühlschaos und Alltagsherausfor-
derungen aller Art haben „Simon&Jan“ eine klare For-
mel: „Alles wird gut“ heißt auch das aktuelle Programm
des vielfach ausgezeichneten Liedermacherduos. Die
Neonazi-Idiotie der Gegenwart nehmen sie dabei eben-
so scharf ins Visier wie gescheiterte Lebensentwürfe.

Simon&Jan, Donnerstag, 24.Oktober, 20 Uhr,
Lustspielhaus, Occamstraße8,t218373 00

Es ist leicht, die inhaltliche Tiefe von Songs wie „Schwu-
le Mädchen“ oder „Bettina, zieh dir bitte etwas an“ bei
all dem Wortwitz zu überhören. Doch hinter den be-
wusst reißerischen Texten vonFettes Brotsteckt spä-
testens seit den Nullerjahren eine gehörige Portion
Sozialkritik. Schon seit 1992 ist das Hamburger Hip-Hop-
Trio aktiv und konnte seither zahlreichehoheChartplat-
zierungenverbuchen. Mit „Lovestory“ ist im Frühjahr
das bereits neunte Studioalbum der MCs Dokter Renz,
König Boris und Björn Beton erschienen (siehe Seite 5).

Fettes Brot, Samstag, 26.Oktober, 20Uhr, Zenith,
Lilienthalallee 29,t218373 00

In seiner ersten Arbeit als neuer Hausregisseur am
Residenztheater führt Thom Luz seine Zuschauer von
der Bühne weg. Der Züricher, der dort auch studiert hat,
hat mit „Olympiapark in the Dark“ einen akustischen
Spaziergang durch München geschaffen. Die Inszenie-
rung ist eine Variante der fast gleichnamigen Kompositi-
on des Amerikaners Charles Ives, „Central Park in the
Dark“, von 1906 und will wie diese mit Klängen Bilder
zeichnen, die die Essenz eines Ortes widergeben (siehe
Seite 3).

Olympiapark in the Dark, Premiere: Samstag, 26. Okto-
ber, 20 Uhr, Marstall, Marstallplatz 4,t21 851940

KONZERT


Reggae in großer Runde


Rund 50 Künstler und Kunsthandwerker aus der Region
kommen auch in diesem Herbst bei der Messe „KreAr-
tiv“ zusammen. Der Übergang zwischen Bildender und
Angewandter Kunst sowie zwischen Kunst und Hand-
werk ist ein Hauptthema der Veranstaltung, wo der
persönliche Kontakt zwischen Aussteller und Besucher
im Mittelpunkt steht. Gezeigt werden unter anderem
Arbeiten aus den Bereichen Holz-, Glas- und Textilkunst
sowie Schmuck, Malerei und Objektkunst aller Art.

KreArtiv, Sa. und So., 26. und 27.Okt., 10 bis 18 Uhr,
MVG-Museum, Ständlerstraße 20,t08654/47 9165


Mit „Kleine große Liebe“ legt AnnettLouisan
ihr achtesund wohl persönlichstes Album vor.
Darauf verarbeitet die Chansonniere aus Havelberg die
Entwicklung einer jungen Künstlerin hin zum Erwachs-
enendasein. Geprägt sind die Songs von ihrer auch mit 42
Jahren noch kindlichklingendenStimme (siehe Seite5).

Annett Louisan, Montag, 28. Oktober,20Uhr, Philharmo-
nie, Gasteig,Rosenheimer Straße 5,t218373 00

Wie Karaoke im großen Stil funktioniert das Konzept des
„Rudelsingens“: Ein Lied erklingt, der Songtext wird auf
eine Leinwand projiziert und hunderte Musikfans singen
zusammen los. In München gastiert die deutschlandweit
vertretene Reihe gleich doppelt mit Uli Wurschy an der
Gitarre und Volker Becker an Piano und Akkordeon.

Münchner Rudelsingen, Mo./Mi., 28./30.Okt., 19.30Uhr,
Gasteig, Black Box, Rosenheimer Straße 5,t218373 00

KONZERT
New-Wave-Größen

EVENT
Streicher und Briefe

Sprachen und Stile sind für Erika Stucky Zutaten, aus
denen sie mit den Jahren ihren ganz eigenen Musikmix
kreiert hat. Die in San Francisco und im Schweizer Kan-
ton Wallis aufgewachsene Sängerin spielt mit Pop- und
Jazzmelodien, kombiniert Englisch und Walliserdeutsch
und widmet sich auf ihrem Album „Laut yodeln Vol. 2“
wieder ihrer Leidenschaft für die Kunst des Jodelns.

Erika Stucky, Donnerstag, 24. Oktober, 20 Uhr,
Volkstheater, Brienner Straße 50,t218373 00

BÜHNE
Theater aus allerWelt

KONZERT
MusikalischesJubiläum

KONZERT
AutobiografischeLieder

DONNERSTAG
SchnelleAutos und einHund

FREITAG
Stärkungvorden Proben

SAMSTAG
Körperkult

SONNTAG
New-York-Feeling

MONTAG
Shoppen in der Stadt

MITTWOCH
Dieweiße Krähe

AUSSTELLUNG
Tafeln undFaltungen

Donnerstag



  1. OKTOBER


KONZERT
Jüdisches neuesJahr

BÜHNE
Liedermacherduo

Freitag


25.OKTOBER


KONZERT
Hamburger Hip-Hop-Trio

BÜHNE
München in Klängen

EVENT
Kunst und Handwerk

Yonah Acostaist ersterSolist
beim BayerischenStaatsballett.
FOTO: WILFRIED HÖSL

FOTO:

SA

MMLUNG

FA

BIAN WILDFANG

/JAME

SE

LLIOTT

FOTO: DAVI

DB

ALTZER

Montag



  1. OKTOBER


GETAN
Deutsche Chansons

EVENT
Gemeinsam singen

DIEWOCHEVONYONAHACOSTA


Samstag



  1. OKTOBER


KONZERT
Jazz undJodeln

Höhepunkteder Woche


GlänzendeAussichtenFossilien,Meteoriten und Edelsteine kann man bei den Mineralientagen bestaunen, das Residenztheater bringt


dieseWoche gleich drei Premieren auf die Bühne,und das Theaterfestival Spielart zeigt Produktionen unter anderem aus Afrika

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