Berliner Zeitung - 26.10.2019

(Ron) #1

Gedenken


unddenken


WiedieSt adtBerlinganzoffiziellden


30.JahrestagdesMauerfallsfeiernwill–


unddabeidiegroßeGestescheut


E


rzählende Orte“, „Spre-
chende Fassaden“,
„Schwebende Botschaf-
ten“. Wasklingt wie der
wolkige Pressetext eines Provinz-
theaters,ist die Ankündigung der
Veranstaltungen zu den offiziellen
Feierlichkeitenzum30.Jahrestagdes
Mauerfalls am 9.November.Dies-
malwir des, andersalsbeidenrun-
denMauerfalljubiläenderverg ange-
nen Jahre, nicht den einen großen
Staatsakt geben, sondernein über
eine Woche gestrecktesSammelsu-
rium voninsgesamt 200Veranstal-
tungen vom4.b is zum 10.Novem-
ber.Damit soll daran erinnertwer-
den, dass derMauerfall nicht ur-
plötzlichaneinemTagane inemOrt
über dieBerliner gekommen war.
„7Tage–7Orte“istdasMotto.
Bespielt werden in dieserJubilä-
umswoche sieben historische Orte,
andenenbeiderFriedlichenRevolu-
tion dieGrenzetatsächlich über-
wundenwurde,oderdieheutenoch
vonderehemaligenGrenzeundder
DDR überhauptZeugnis geben: die
Gethsemanekirche in Prenzlauer
Berg ,die Stasi-Zentrale in Lichten-
berg, der Alexanderplatz, der
Schlossplatz,dasBrandenburgerTor
und–sov ielgesamtberlinischeSicht
muss sein–auch derKurfürsten-
damm.AnalldiesenOrtensindAus-
stellungen, Führungen, Konzerte,
Performances,Lesungen, Theater-
aufführungen,Filme,Installationen
im öffentlichenStraßenraum oder
Videoprojektionen an Original-


schauplätzen geplant. Mankann
also sagen,wenn man will:DieVer-
anstalter der landeseigenenKultur-
projekte GmbH scheuen sich nicht
voreinemgewissenVorwurfderBe-
liebigkeit.
GravitätwirddasFeiernvorallem
amhistorischenTagselbsterlangen,
am9. November.BeieinerBühnen-
showamA bend vordem Branden-
burger TorwirdBundespräsident
Frank-WalterSteinmeier sprechen.
DieStaatskapelle unterDaniel Ba-
renboimwirddieSchicksalssinfonie
vonBeethovenspielen.Dochwieum
janichtzuvielGewichtaufeineVer-
anstaltung an einem Ortzul egen,
tretendortauchnochEx-Silly-F ront-
frau Anna Loos,die Berliner Band
DieZöllner,der in Karl-Marx-Stadt
geborene HipHopper Trettmann
unddas BerlinerHipHop-DuoZuge-
zogenMaskulinauf.
Umzuermessen,wiesehrsichder
Umgang mit demFeier-Tag gewan-
delt hat, lohnen zweiBlicke zurück.
Vorzehn Jahren, zum 20.Jahrestag
des Mauerfalls ,hatten Staatschefs
ausaller HerrenLänder–darunterdie
Regierungschefs der vierWeltkrieg-
salliierten –daran mitgewirkt, am
Brandenburger TorMauerteil-Mo-
delleperDominoeffektumzuwerfen.
Jeder konnte und sollte sehen:Die
BerlinerMauerwar Geschichte.
VorfünfJahrenhatteaufdemehe-
maligenMauerstreifeninderInnen-
stadteinekilometerlangeInstallation
mitbeleuchtetenGasballons,dievon
Freiwilligen kaskadenartig in den

VonElmar Schütze

Berliner Himmel gelassen wurden,
schöne,ergreifende Bilder produ-
ziert. DieTeilungBerlins,auchdiein-
nere, so sollte es scheinen, war end-
gültig überwunden. Doch diesmal,
im dreißigstenJahr des historischen
Ereignisses,ist der Stadt offenbar
nicht nach dem einen großenBild,
der einen großenGeste.Zumindest
begründetBürgermeisterundKultur-
senator Klaus Lederer (Linke) damit
den„vielseitigenundvielstimmigen“
Feier-Kanon.Magesv or zehn oder
fünf–underst rechtvor30J ahren,na-
türlich–eineAufbruchstimmungge-
geben haben, sei diese heute nicht
mehrsoerkennbar,sagteLederer.

InwelchemLandwollenwirleben?
AmFreitag,beiderPräsen tationdes
Programms,warfder Politiker ein
paar Stichworte in denRaum, mit
denenererklärenwollte,warum die
Zeit so gar nicht nach einer großen
Feiersei: „T rump,Bolsonaro, der
Brexit, Johnson“–das al lesseien
GründefüreinetiefeNachdenklich-
keit, so Lederer.Wahrscheinlich
hätte er in seinerAufzählung auch
GretaThunberg, den Klimawandel
unddie InvasionderTürkeiinNord-
syriennennenkönnen.
Jedenfalls habe man das Pro-
grammquasierleichtertundgleich-
zeitig verbreitert.DieBotschaft sei,
so Lederer:„Wirsindnachdenklich,
aberwirfeiern.Wirschauengemein-
samaufdieGeschichtezurück,und
wir besprechen auch dieZukunft.“
MitdabeisinddiesmalkeineStaats-

chefs Russlands,der US A, Großbr i-
tanniens undFrankreichs ,sondern
der mitteleuropäischen Visegrad-
StaatenPolen,Tschechien,Slowakei
undUngarn,wos ich zumindest
ähnliche Freihei tsrevolutionen
ereignetenwieinDeutschland.
DasProgramm blicktvorallen
Dingen zurück, manchmal sucht es
auch dieVergangenheit in derGe-
genwart.SowillmanineinemErfah-
rungsaustausch mit der Bürger-
rechtlerinFreya Klier auch ergrün-
den, ob und warum sich viele ehe-
malige DDR-Bürger immer noch
ostdeutsch fühlen, und ob es eine
westdeutscheIdentitätgibt.
Unddoch versucht man einen
klaren Blickindie Zukunft.Ein
Workshop will ausloten, wie demo-
kratischer Protest heute aussieht
und was heute aufPlakaten stehen
sollte.DazupasstauchdieA ktionan
derEast SideGallery,beider Berliner
Schüler auf Leinwänden ihreBilder
vonFreihei t, Vielfalt undToleranz
zeigen sollen. Beim Poetry-Slam-
Workshop „Deine Stimme zählt“
werden Grenzenund Grenzenlosig-
keitverhandelt.DieälterenKünstler
erzählendavonihren Erinnerungen
und Erfahrungen, die jüngerenvon
ihrerPersp ektiveauf heutigeMau-
ern. Vielleich tmussder Tagkünftig
ohnehin mehr dafür genutztwer-
den,umdieFragezus tellen,inwel-
chemLandwirlebenwollen.

DasProgrammim Internet unter
http://www.mauerfall30.berlin

DieletzteKunstschauderDDR–neugezeigtinDresden–Report Seiten2und 3


http://www.berliner-zeitung.de

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„Wir sind nachdenklich,


aber wir feiern.Wirschauen gemeinsam auf


die Geschichte zurück, und wir besprechen


auch dieZukunft.“


Klaus Lederer,
KultursenatorvonBerlin

BerlinerVerlag GmbH, 11509 Berlin
Redaktion: (030) 63 33 11-457 (Mo-Fr13-14 Uhr),Fax-4 99


[email protected]; Leser-Service: (030)23 27-77,
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