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]acob Grimm
{1785-1863) und sein Bruder
sammelten jene Märchen, die
heute berühmt sind und in
mehr als 170 Sprachen über
setzt wurden. Trennen wollten
sich die beiden nie: Deshalb
sind sie sind Seite an Seite auf
dem Alten St.-Matthäus-Kirch
hof in Berlin begraben.
der J. (Des Nachts bin ich immer
noch in Deutschland. Sehr oft
träumt mirs auch, ich solle jetzt
weggehn nach P. u. hätte jetzt
Abschied zu nehmen.)
WILHELM vom 2. bis 13. Februar 1805
aus Marburg
Guter Jakob ichfange hiermit an
dir das Wichtigste vonjeder Woche
zu erzählen, und wenn es auch
nicht wichtig ist so willst du es doch
gerne lesen hast du gesagt.-Von den
ersten Tagen weis ich dir nichts zu
sagen als daß ich sehr traurig
war und noch ietzt bin ich weh
mütigundmöchteweinen, wenn
ichdarandenkedasdufortbist.
Wie du weggingst, daglaubte,
ich es würde mein Herz zer
reißen, ich konnte es nicht
ausstehen, gewiß du weist
nichtwie lieb ichdich habe.
Wenn ichAbendsallein war
meinte ich müsstest du aus
jeder Ecke hervorkommen.
( ... )es sind 14 Tage daß du
weg bist, aber ich kann ohne zu
affektirensagen mein Herz blu
tetnoch. ( ... )Dein treuer Bruder
bis in den Tod.
J1ACOB am 1. März 1805 aus Paris
Lieber Wilhelm! Du bistmir so sehr ans
Herz gewachsen ( ... ) schreibe mir ja
alle Kleinigkeiten, denn was einem zu
Haus noch so klein u. trivial schien,
wird in der Fremde lieb u. bedeutend,
weil man sich da so gerne nach
Haus versezt, u. bei diesem Versezzen
Nebendinge gerade die Teuschung
teuschender machen. So gäbe ich z.B.
etwas darum ( ... ) dich einmal singen
zu hören, so schlecht du mitunterwohl
auch gesungen haben magst (. .. ). In
Paris gefällt es mir weiter gar nicht,
und ich mögte nichtfür ZangeZeit hier
wohnen. Einmal ist die Stadt nicht
schön zu nennen, denn nur ein Ganzes
ist schön und vieles ist hier häßlich.
(.. .)
WILHELM am 24. März 1805 aus Marburg
Liebsterbester Jakob. Die Wortesind
recht wenig und doch auch recht
viel wenn du sie in ihrer eigentlichs
ten Bedeutung nimmst u so sind
sie gewiß von mir genommen, ich
möchte so herzlich, mit den besten
Worten, dich anreden und hernach
sindsie immer so gemein und trivial
daß mich nur die Bemerkung trös
tet, daß alles höchste zugleich auch
trivial ist( ... ). Ich könnte wohl ietzt
im übrigen zufrieden seyn, wenn
mich nicht eine beständige Unruhe
quälte darüber daß ich eben nicht
ruhig bin. ( ... ) so ist mir zb jetzt
beständigAngstwennichandieliebe
Mutter denke;( ... ) ichfürchte sie
lebt nicht lange mehr ( ... ).
JACOB am 2. April 1805 aus Paris
Was du mir über die gute Mutter
geschrieben hast, macht mich sehr
unruhig u. ich wollte du hättest mir
nichts geschrieben, dieselbe Idee
hat mich schon lange verfolgt. (Die
Mutter der beiden Brüder starb
schließlich 1808, Anm. der Red.)
JACOB am 12. Juli 1805 aus Paris
(. .. ) lieber Wilhelm, wir wollen uns
einmal nie trennen, und gesetzt,
man wollte einen anderswohin
thun, so müßte der andere gleich
aufsagen. Wir sind nun diese Ge
meinschaft so gewohnt, daß mich
schon das Vereinzeln zum Tode
betrüben könnte.
Die Schreiben werden hier zitiert nach: •
Briefwechsel zwischen Jacob und
Wilhelm Grimm. Hg. von Heinz Rölleke,
S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2001. Ausge
wählt für P.M. HISTORY hat die Brief
passagen die Literaturwissenschaftlerin
Professor Heike Gfrereis.