Bild - 23.10.2019

(Brent) #1
P. TIEDE,
R. SCHULER und
B. STRITZEL

VerteidigungsminisVerteidigungsminis-
terin und CDU-Chefin Anne-
gret Kramp-Karrenbauer (57, gret Kramp-Karrenbauer (57,
„AKK“) hat mit ihrem Vorstoß „AKK“) hat mit ihrem Vorstoß
für eine militärische Schutzzo-
ne in Nordsyrien einen ne in Nordsyrien einen
GroKo-Krach aus-
gelöst!gelöst!
GRUND:
AKK hat ih-
ren Vorstoß
am Montag-
abend bei

der Nachrichtenagentur „dpa“
bekannt gemacht – abgestimmt
mit Kanzlerin Angela Merkel
(CDU, 65), wie sie sagte.
ABER: Regierungsposition ist ABER: Regierungsposition ist
das nicht! CSU und SPD wuss-
ten davon: NICHTS!
b Der zuständige Außenminis-
ter Heiko Maas (53, SPD) wurter Heiko Maas (53, SPD) wurter Heiko Maas (53, SPD) wur--
de am Montagabend von AKK
informiert – per SMS: Sie wol-
le was zu Syrien sagen. Maas
wollte wissen, was. Antwort:
Keine!
b AKK informierte die Spitzen
der Unionsfraktion per SMS erst
am Dienstagvormittag. Bekam

in der Fraktionssitzung dann
aber breite Unterstützung, auch
von Kanzlerin Merkel.
Am Nachmittag dann Krisen-
sitzung im Reichstag: Merkel,
AKK, Maas, SPD-Vizekanzler
Olaf Scholz (61)! Scholz hinterOlaf Scholz (61)! Scholz hinterOlaf Scholz (61)! Scholz hinter--
her: AKK könne derzeit nicht mit
Zustimmung der SPD rechnen!
Die SPD schießt aus allen Roh-
ren. Interessant: wegen des Stils ren. Interessant: wegen des Stils
von AKK, weniger aber wegen von AKK, weniger aber wegen
der Sache (Schutzzone) an sich.der Sache (Schutzzone) an sich.
b Maas: „Von SMS-Diplomatie
halte ich wenig. Daraus wird
schnell eine SOS-Diplomatie!“
b Generalsekretär Lars Kling-

beil (41): „Fragen von Krieg und
Frieden geht man nicht mit TV-
Interviews, SMS und Alleingän-
gen an.“
b Fraktionschef Rolf Mütze-
nich (60): „Kramp-Karrenbau-
er muss endlich ankommen im
Kabinett.“
b Karl Lauterbach (56), Kandi-
dat für den SPD-Vorsitz, nann-
te AKKs Vorgehen einen „Rohrte AKKs Vorgehen einen „Rohrte AKKs Vorgehen einen „Rohr--
krepierer und ein Zeugnis von
Auflösungserscheinungen in der
GroKo“.
GroKo-Außenpolitiker rät-
seln: b Will AKK einen EU-,
Nato- oder einen UN-Einsatz?

b Wer stellt die Logistik, da die
USA ihre Truppen derzeit ab-
ziehen? b Müssten deutsche
Schutztruppen im Notfall türki-
sche, syrische oder russische
Jets abschießen? b Kämpft die
Bundeswehr am Ende an der
Seite Assads?
Ein Ex-Verteidigungsminis-
ter zu BILD: „So ein Vorschlag
muss auch mit den Verbün-
deten informell besprochen
sein.“ War er aber nicht! Eine
Sprecherin der US-Botschaft
in Berlin zu BILD: „Der Vor-
schlag kam für uns vollstän-
dig überraschend.”

Von P. TIEDE,
R. SCHULER
B. STRITZEL

Berlin – VerteidigungsminisVerteidigungsminis
terin und CDU-Chefin Anne
gret Kramp-Karrenbauer (57, gret Kramp-Karrenbauer (57,
„AKK“) hat mit ihrem Vorstoß „AKK“) hat mit ihrem Vorstoß
für eine militärische Schutzzo
ne in Nordsyrien einen ne in Nordsyrien einen
GroKo-Krach aus
gelöst!gelöst!
GRUND:
AKK hat ih
ren Vorstoß
am Montag
abend bei

Jean-Claude


Juncker winkt


bye-bye!


Straßburg – Nach
fünf Jahren an
der EU-Spitze der EU-Spitze
ist nun Schluss!
Kommissions-
Chef Jean-Clau-
de Juncker (64)
hat sich in einer
emotionalen Re-
de vor dem EU-
Parlament verab-
schiedet. Seine
Botschaft an die
Nachfolger: „BeNachfolger: „Be-
kämpft mit aller kämpft mit aller
Kraft den dum-
men Nationalis-
mus.“
2014 kam
der ehemalige
luxemburgische
Regierungschef
nach Brüssel.

Seine Amtszeit
als EU-Chef wurals EU-Chef wurals EU-Chef wur--
de von zahlrei-
chen Krisen gechen Krisen ge-
prägt:prägt: 2015 flogen
die Griechen fast
aus der Eurozone,
im selben Jahr erim selben Jahr erim selben Jahr er--
reichte die Flücht-
lingskrise ihren
Höhepunkt. 2016
dann das große
EU-Debakel mit
immer noch of-
fenem Ausgang:
der Brexit!
Am 1. Dezem-
ber soll Juncker
endgültig in
den Ruhestand
gehen – Ursula
von der Leyen
(61) übernimmt.

Göttingen – Ein Mob
blockiert eine Lesung,
bepöbelt Rentner, dif-
famiert einen Ex-Mi-
nister – und die Poli-
zei lässt sie gewähren!
Montagabend vor
dem Alten Rathaus in
Göttingen: Rund 300
Menschen warten auf
den Beginn der Lesung
von Thomas de Maizi-
ère (65, CDU), ehema-
liger Innen- und Vertei-
digungsminister.
Sie wollen zu seiner
Buch-Vorlesung („Re-
gieren: Innenansichten
der Politik“) im Rahmen
des Göttinger Literatur-
herbstes, haben für 15
Euro pro Person Tickets
gekauft, teils weite An-
fahrtswege hinter sich.
Doch statt der Lesung
erwartet sie eine ag-
gressive Gruppe linker
Pöbler – darunter auch
Aktivisten der Klima-Be-
wegung „Fridays for Fu-
ture“ (s. kl. Foto oben).
Rund 90 Aktivisten ver-

sperren beide Eingän-
ge zum Alten Rathaus
und beschimpfen de
Maizière als „Kriegsmi-
nister“. Die Stimmung:
angespannt!
BEGRÜNDUNG FÜR
DEN PROTEST: Weil
Deutschland während
de Maizières Amtszeit
Waffen an die Türkei lie-
ferte, machen sie den
Ex-Minister für die türki-
sche Offensive in Nord-
syrien mitverantwortlich.
Polizisten bringen de
Maizière in die nahe ge-

legene Gastwirtschaft
„Bullerjahn“, mehrere
Beamte sichern die Ein-
gänge, bewachen den
Ex-Minister.
Eine Besucherin schil-
dert bedrohliche Sze-
nen. „Mein Mann woll-
te meinen Mantel holen
und wurde von Unbe-
kannten angerempelt“,
erzählt sie. „Sie sagten,
dass er wie ein Rech-
ter aussehe.“ Grund ver-
mutlich: Der ältere Herr
trug ein Tweed-Sakko
und eine Cordhose.

Die Polizei ist von
der nicht angemelde-
ten Demo überfordert.
Da ein „zwangswei-
ses Freimachen der Zu-
gänge“ nicht schnell ge-
nug möglich sei, raten
die Behörden zur Absa-
ge. Die bitteren Worte
von Veranstalter Johan-
nes-Peter Herberhold
(56): „Wir müssen uns
der Gewalt beugen.“
Die Lesung platzt, Ver-
anstalter und Polizei ka-
pitulieren – der Mob tri-
umphiert.

„Es ist beängsti-
gend, dass der Staat
vor Extremisten kapi-
tuliert!“, so eine ver-
zweifelte Besucherin
zu BILD.
Wirtschaftsminister
Peter Altmaier (61,
CDU) entsetzt: „Die
Blockade seiner Vor-
lesung in Göttingen
durch die Antifaschisti-
sche Linke ist eine un-
erhörte Missachtung
von Recht und Person,
die wir nicht hinneh-
men dürfen!“ (fpi)

Skandal in Göttingen um


Ex-Innenminister –


Polizei kapituliert


Vorbild für die Republik?


Bundeswehr


nach


Syrien?


GroKo-Krach um AKK-Vorschlag


Berlin – Mutiges Mutiges
Experiment für Experiment für
Millionen Mie-
ter? Oder irre
Planwirtschaft?
Der Berliner Se-
nat hat gestern
den umstrittenen
Mieten-Deckel be-
schlossen.
Ab Januar 2020
sollen für fünf Jah-
re die Mieten für
Wohnungen in der
Hauptstadt weit-
gehend eingefro-

(CDU, 43) zu (CDU, 43) zu
BILD: „Mieten-
Deckel, Enteig-
nung und vieles
mehr ist Kapitu-
lation vor der
Bekämpfung
der Ursache.“
Ein Deckel verEin Deckel verEin Deckel ver--
gifte das Klima
für Wohnungs-
bau, schade zu-
dem den Klima-
schutzzielen.
b Hamburgs
Erster Bürger-
meister Peter
Tschentscher
(SPD, 53) zu
BILD: Ein ab-
soluter Mieten-
stopp richte sich
„in erster Linie
gegen seriöse
Immobilienun-
ternehmen“, die
ihre Mieten nur

ren werden. Wie-
dervermietungen
dürfen nicht teurer
sein als für den
Vormieter. Neu-
bauten (ab 2014)
sind ausgenom-
men.
Als Obergren-
ze gelten Mie-
ten aus dem Jahr
2012.Zulässiger
Aufschlag: 20
Prozent.
BITTER FÜR VER-
MIETER: Praktisch

kann das Gesetz
auch rückwirken-
de Mietsenkun-
gen bringen.
Das heißt: Kos-
tet z.B. ein moderB. ein moderB. ein moder--
nisierter Altbau in
guter Lage mehr
als 9,48 Euro Kalt-
miete/qm, könn-
ten Mieter laut
Plan in einem Jahr

eine Senkung vereine Senkung vereine Senkung ver--
langen.
Hunderttausen-
de Wohnungen
könnten davon
betroffen sein,
so der Senat. In
der Verwaltung
sollen 250 neue
Mitarbeiter die
Deckel-Bürokra-
tie bewältigen.

Als „völlig falAls „völlig fal-
sches Signal“ sches Signal“
bezeichnet Bau-
minister Horst
Seehofer (CSU, Seehofer (CSU,
70) den Mieten70) den Mieten-
deckel. So entste-
he keine einzige
neue Wohnung.
Immobilienbran-
che und Ver-
mieterverbände

laufen Sturm, kün-
digten Klagen an.
Ausgang offen.
Und kommt
der Mieten-De-
ckel jetzt bun-
desweit?
Nein, schätzt
Burkhard Jung
(SPD), Präsident
des Deutschen
Städtetages. Sei-

ner Meinung nach
können nur Lan-
desregierungen
einen Mieten-
Deckel beschlie-
ßen (Berlin ist
Stadtstaat).
b Klare Absage Klare Absage
in NRW (18 Mio. in NRW (18 Mio.
Einwohner), BauEinwohner), Bau-
ministerin Ina
Scharrenbach

so erhöht hät-
ten, wie es et-
wa für Instand-
haltung und
Sanierung nö-
tig sei.
b Positive Tö-
ne dagegen
aus München:
OberbürgerOberbürgerOberbürger--
meister Dieter
Reiter (SPD) zu
BILD: „Alles,
was dazu führt,
die Mieterin-
nen und Mieter
besser zu schüt-
zen, kann ich nur
unterstützen.“
So habe Mün-
chen für sei-
ne rund 60 000
städtischen
Wohnungen beWohnungen be-
reits einen Mie-
tenstopp erlastenstopp erlas-
sen. (pvs)

Linke


Aktivisten


verhindern Lesung


von de Maizière


Ex-Minister
de Maizière
musste seine
Lesung in
Göttingen
absagen. Er
wurde von
Polizeibeamten
in Sicherheit
gebracht

Teils vermummte
Aktivisten versperrten
die Eingänge
zum Rathaus

Jean-Claude
Juncker
gestern
während einer
Debatte im
EU-Parlament
in Straßburg

Mit Segen der Richter:
Neonazis am Montag beim
Marsch durch Dortmund

Krieg in Syrien: Rauchwolken
und Flammen über der Stadt
Ras al-Ain in der vergangenen
Woche, aktuell gibt es
eine Feuerpause

Bausenatorin Katrin
Lompscher (Linke, 57)
hat den Deckel erfunden,
Berlins Bürgermeister Michael
Müller (SPD, 54) trägt ihn mit

Verteidigungsministerin
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)

Münster – Während Linke einen Ex-Minister mundtot grölen,
dürfen Neonazis in Dortmund judenfeindliche Parolen schwingen!
Gestern entschied das Oberverwaltungsgericht Münster: Die
Parole „Nie, nie, nie wieder Israel!“ ist NICHT antisemitisch,
darf weiter auf Neonazi-Demos in Dortmund gerufen werden.
Ein Antrag der Polizei wurde abgelehnt. Begründung: Die Pa-
role sei lediglich als Kritik an Israels Regierung zu verstehen.
„Unerträglich“, urteilt NRW-Innenminister Herbert Reul (67,
CDU). Er werde weiter „alles rechtlich Mögliche unternehmen,
um diesen Judenhassern das Wasser abzugraben.“ (weg, löb)

GERICHT GIBT


NEONAZIS RECHT


Städte diskutieren über Berliner


Mieten-Deckel


Fotos: STEFAN RAMPFEL/DPA; Quelle: TWITTER

Foto: VINCENT KESSLER/REUTERS

Fotos:MICHAEL KAPPELER/DPA, OZAN KOSE/AFP

Foto:OMER MESSINGER/EPA-EFE/REX

Lieber Tenno,


Kaiser von Japan,


mich faszinieren die Rituale Ihrer
Inthronisation. Sie mussten vorher
den Geistern Ihrer Ahnen erklären,
was für ein Kaiser Sie sein wollen.
Als Ihr Vater zurücktrat, musste
er es auch seinen Ahnen erklären.
In weiße Gewänder gehüllt, versanken
Sie in Gesprächen mit Ihren Ahnen.
Gott, wie wünsche ich mir, dass
Assad, Erdogan, Putin vor ihren
Ahnen Rechenschaft ablegen.
Was würde Erdogans Urgroßmutter
über ihren Urenkel Erdogan sagen?
Was Putins Mutter?
Rechenschaft ablegen vor den
Ahnen wäre eine große Hilfe für
das Dilemma in unserer Zeit.


Ahnen wäre eine große Hilfe für
das Dilemma in unserer Zeit.
Herzlichst


Sie können Franz Josef Wagner
auch eine E-Mail schreiben:
[email protected]

POST VON WAGNER


Der Berliner Senat friert die Miet-
preise für fünf Jahre ein.
Klingt erst mal gut. Miet-Haie är-
gern sich, Mieter können aufatmen.
Zumindest, wenn sie den populisti-
schen Argumenten der rot-rot-grü-
nen Stadtregierung glauben.
Der Mieten-Deckel erreicht für Otto
Normalbürger auf Dauer nicht
mehr als Warnschilder mit der Aufmehr als Warnschilder mit der Aufmehr als Warnschilder mit der Auf--
schrift „Waldsterben verboten“
für Bäume. Also genau NICHTS.
Die Preisspirale mag gestoppt sein.
Aber Eigentümer werden jetzt drei-
mal überlegen, ehe sie Geld für In-
vestitionen in die Hand nehmen.
Die Ursachen für den Miet-Wahn-
sinn beseitigt der Senat nicht!
Fest steht: Berlin baut zu wenig,
die Stadt vergibt zu langsam und zu
wenige Baugenehmigungen, städ-
tisches Bauland wird nicht ausge-
wiesen. Anträge werden verschleppt
und mit aberwitzigen Auflagen
überfrachtet!
Hamburg hat es vorgemacht: Der
dortige Senat hat MIT der Woh-
nungswirtschaft einen neuen Bau-
boom ausgelöst. Und Berlin? Verboom ausgelöst. Und Berlin? Ver-
sucht es mit Verboten. Das ist das
Gegenteil von Politik fürs Gemein-
wohl.
Das ist sozialistische AugenwischeDas ist sozialistische Augenwische-
rei.


Verbieten


hilft


nicht!


Von
HANS-JÖRG
VEHLEWALD

KOMMENTAR


SKANDAL-
URTEIL

SEITE 2 BILD DEUTSCHLAND • 23. OKTOBER 2019

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