National Geographic Germany - 10.2019

(vip2019) #1
In den Gassen des
weitverzweigten Souk
von Marrakesch reihen
sich die Geschäfte –
auch die der Verkäufer
von Obst und Trocken-
früchten. Viele der
Stände sind orienta-
lisch verziert.

FOTOS: STEFANO COLTELLI/HUBER IMAGES (O.);
MASSIMO RIPANI/ HUBER IMAGES (U.)

REISE-INFO

FESTIVALS
Beat Hotel, Marrakesch, März
Das neue Festival fand 2019
erstmals im Fellah-Hotel statt,
20 Minuten Fahrt von der
Medina. beat-hotel.com
Gnaoua & World Music
Festival, Essaouira, Juni
Das viertägige Festival wurde
1998 gegründet und bietet
Gnawa-Musik, die subsahari-
sche Sklaven im 16. Jahrhun-
dert mit nach Norden brach-
ten. festival-gnaoua.net
Jazzablanca, Casablanca, Juli
Dieses alljährliche Highlight für
rund 75 000 Fans bietet neben
Jazz noch Fusion, Funk, Blues,
Rock, Soul, Pop und elektroni-
sche Musik. Der Schwerpunkt
liegt auf lokalen marokkani-
schen Acts. jazzablanca.com

in einem höhlenartigen Raum, spielt


auf einer Laute, und singt in der Spra-
che der Berber. Die Gnawa sind eine


ethnische Minderheit, Nachfahren von
Sklaven aus Westafrika. Ihre rhythmi-


sche Musik spielt eine zentrale Rolle


beim traditionellen Lila- Ritual, bei
dem böse Geister vertrieben, andere


angerufen werden. „Unsere Musik ist


durch und durch spirituell“, sagt Su-
dani. Jeden Sommer kann man sie vier
Tage lang auf einem Festival in Es-
saouira am Atlantik hören und sich
dabei das Rasseln der Ketten vorstel-
len, an denen die Sklaven an Land
geführt wurden.
Die musikalische Tradition Marok-
kos hat Jimi Hendrix und Frank Zappa
beeinflusst. Einige ihrer bedeutends-
ten Vertreter sind die Master Musi cians
of Joujouka. Sie gehören einer Sufi-
Bruderschaft an, die Klänge ihrer
Bambusflöten und der oboenartigen
Ghaitas sind sphärisch. Der Hippie-
Guru Tim Leary nannte sie eine „4000
Jahre alte Rockband“.
Und jetzt treten sie beim Beat Hotel
Festival in Marrakesch auf. Die 13 Män-
ner tragen Dschellabas, sie sitzen in
einer Reihe zum Publikum, und ihre
Musik berührt mich tief. Zwei Stunden
lang spielen die Männer im Alter von
Ende 40 bis Mitte 80 ohne Pause und
mit einer Energie, die selbst 20-Jäh-
rige das Fürchten lehren könnte.
Neben den alten Meistern treten in
Marrakesch aber auch junge Künstler
auf. Wie die DJs Kosh und Driss Ben-
nis vom Label Casa Voyager. Die
Gnawa- Musik ist nicht ihr Ding, mehr
die Elektroszene in Detroit. „Wir wol-
len die Vergangenheit durchbrechen“
sagt Kosh, bürgerlich Youssef Benjel-
loun. Heißt auch: Danke, Paul Bowles,
jetzt übernehmen wir. Micky Rapkin

Die Tajine ist eine Spezialität der
marokkanischen Küche, geschmort
in solchen Gefäßen aus Lehm.

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