Süddeutsche Zeitung - 07.10.2019

(Michael S) #1

Merkwürdig, dass der Wagner-Intimus Da-
nielBarenboim, der noch kürzlich zweimal
den „Ring“ dirigiert hat, sich plötzlich
stark macht für die „deutsche Spieloper“
des 19. Jahrhunderts, die biedermeierliche
Shakespeare-Falstaff-Komödie „Die lusti-
gen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai.
Aber das Stück gehört ja zur Vorgeschichte
des Wagnerkosmos. Wie Barenboim und
die Staatskapelle die Ouverture im roman-
tischen Weber-Mendelssohn-Tonfall zum
Leben erweckten, all den Klanggesten und
Zwischentönen zugetan, gelang schön und
inspiriert. Nur, die Nähe zur leichteren
Oper Italiens, wo Nicolai musikalisch eben-
falls zu Hause war, ging Barenboim weni-
ger gut von der Hand, vertraut ist ihm im-
mer die Wagner-Gewichtigkeit.
Noch merkwürdiger allerdings, und be-
dauerlich, dass das Stück, vor 170 Jahren
hier an der Berliner Staatsoper aus der Tau-
fe gehoben, in dieser Aufführung in zwei
disparate, sehr unterschiedlich gelungene


Teile zerfallen konnte. Denn was der drauf-
gängerische David Bösch mit der „komisch-
phantastischen Oper“ anstellte, war nun
doch bestürzend: Aus dem bürgerlichen
Shakespeare-Singspiel machte er eine
missratene Parodie auf das deutsche Klein-
bürgertum der bundesrepublikanischen
Siebziger- und Achtzigerjahre.

Böschs Bühnenbildner Patrick Bann-
wart baute eine an Banalität kaum zu über-
bietende Karikatur zweier Einfamilienbun-
galows, dazugehörig die Vorgärten mit
Plastikmöbeln, Gartengrill, Wäschespin-
nen und Pool. Darin kann das Personal auf-
geregt herumkaspern – weder ironisch
noch lustig? Aus der Komödie wird so eine
Klamotte. Es wird in Bademänteln und Jog-

ginghosen, mit Bierflaschen in der Hand,
aufgeregt gerannt und hektisch gestiku-
liert.
Die alkoholisierte Gesellschaft um den
Schürzenjäger Falstaff, mit dem sich zwei
Frauen, Frau Fluth und Frau Reich, ero-
tisch gerne abgäben, kommt vollkommen
unglaubwürdig daher. Denn dieser hier
rundweg unerotische Sir John, der zur Un-
kenntlichkeit maskierte René Pape (Kostü-
me: Falko Herold), der große Wagnerdar-
steller, ist als eine Art Obdachloser mit
Schmerbauch und Lottermähne präsent,
muss unappetitlich als Alt-Rocker durch
den Raum schlurfen. Und doch glänzt Pape
mit seinem charaktervollen tiefen Bass.
Fast alle Solisten stammen aus dem ho-
hen Wagner-Fach, sollen hier aber komödi-
antisch auf- und überdrehen. Und sich da-
bei über das eigene Outrieren noch amüsie-
ren. Neben Pape als schmierigem Falstaff
sind das Michael Volle als furios eifer-
suchtswütender Herr Fluth und Wilhelm

Schwinghammer als Herr Reich, die kolora-
turensichere Sopranistin Mandy Fredrich
als Frau Fluth und Michaela Schusters dra-
matisch sonore Frau Reich. Die jugendli-
chen Liebesleute Anna Reich und Fenton,
die Verdi im „Falstaff“ so innig aufblitzen
lässt, werden als Punk-Paar trashig vorge-
führt. Anna Prohaska und Pavol Breslik ge-
ben ihnen dennoch lyrische Lebendigkeit.
Im dritten Akt, dem Nachtzauber der Fals-
taff-Düpierung, sollen ein monströser
Mond, schwirrende Elfen und Glitzerlicht-
spektakel zauberisches Flair verbreiten,
vergeblich, auch hier wird aus der Poesie
bald eine Posse.
Otto Nicolais Oper ist dem Repertoire
mittlerweile fast schon abhanden gekom-
men, jedoch allemal kluger Neubetrach-
tung wert. Daniel Barenboim hätte sich
stattdessen mit Albert Lortzing anfreun-
den können, vor allem mit dessen roman-
tisch-politischer Freiheitsoper „Regina“,
dem grandios hellsichtigen Musiktheater

der frühen deutschen Revolution 1848, vor
Jahren inszeniert von Peter Konwitschny
in Gelsenkirchen. Damals entstand auch
Otto Nicolais Opernlustspiel. Das heißt:
Dreißig Jahre nach der neuen, der friedli-
chen deutschen Revolution hätte die Berli-
ner Staatsoper mit „Regina“ Furore ma-
chen können. wolfgang schreiber

von adrian lobe

E


s liegt in der Logik des World Wide
Web, dass der aus dem Norwe-
gischen importierte Begriff Flug-
scham just in jenen Tagen einen Höhen-
flug auf Google erlebte, als man hitzig über
das Klima diskutierte. Das belegen Daten
von Google Trends. Der politische Begriff
machte über ein Medium Karriere, das
selbst den Klimawandel anheizt. Zumin-
dest wenn man Forschern glaubt.
Im Jahr 2009 rechnete der Harvard-Phy-
siker Alex Wissner-Gross aus, dass eine
Google-Suche sieben Gramm CO2 verur-
sacht. Das entspricht etwa der Hälfte der
Energie, die man für das Aufkochen einer
Kanne Tee benötigt (nach Angaben von
Google produziert eine typische Suchan-
frage lediglich 0,2 Gramm CO2). Bedenkt
man, dass Google pro Tag 3,5 Milliarden
Suchanfragen verarbeitet, kommt hier ei-
ne beträchtliche Menge klimaschädlicher
Gase zusammen. Google war also so etwas
wie der Durchlauferhitzer einer moralisch
induzierten Selbstgeißelung. Die Tatsa-
che, dass der Begriff der Flugscham durch
die heiß laufenden Server auf einer Flug-
höhe gehalten wurde, verweist nicht nur


auf eine Verdopplung der Welt in digitale
Strukturen, wie sie der Soziologe Armin
Nassehi in seinem Buch „Muster“ be-
schreibt, sondern auch auf eine Art ontolo-
gische Externalität der digitalen Gesell-
schaft, also die Produktion eines Phäno-
mens durch dessen Erforschung. Je mehr
man sich auf Twitter oder Facebook über
die Klimaleugner echauffiert, desto mehr
erhitzt sich das (Diskurs-)Klima und desto
mehr wird das Phänomen verstärkt.
Vor wenigen Monaten sorgte eine Stu-
die der University of Massachusetts für
Aufsehen, wonach ein Modell für natürli-
che Sprachverarbeitung so viele CO2-Emis-
sionen erzeugt wie fünf Autos. Die For-
scher rechneten aus, dass beim Training ei-
nes einzigen Modells 313 Tonnen CO2 emit-
tiert werden. Dass Grafikprozessoren für
Deep-Learning-Verfahren energieintensiv
sind, ist keine neue Erkenntnis. Die Dimen-
sion der Emissionen überrascht dann aber
doch, zumal es weitaus trainingsintensive-
re Verfahren gibt, etwa im medizinischen
Bereich. In Zeiten, in denen die Politik
hitzig über Klimaziele debattiert, wirkt die
Studie wie ein Katalysator – gerade weil
mit der Entwicklung von KI-Systemen das
Versprechen eines effizienteren Ressour-
cenverbrauchs verbunden ist.
Die Frage ist: Wie nachhaltig ist Maschi-
nenlernen? Sind Superrechner womöglich
die viel größeren Dreckschleudern als
SUVs? Ist KI der ultimative Klimakiller?
Brauchen künstliche Intelligenzen künftig
eine Umweltplakette? Welchen Raum darf
das künstliche Habitat im Ökosystem der
Erde beanspruchen? Das sind große The-
men, gewiss, aber zum ersten Mal wird
deutlich, dass es zwischen Wissensproduk-
tion und Ökologie einen Zielkonflikt gibt.
Wer SUVs aus ökologischen Gründen von
den Straßen verbannen will, müsste eine
Superintelligenz mit derselben Logik mit
einem Lernverbot belegen, was einiger-
maßen absurd wäre. Vor einigen Jahrzehn-
ten war es nahezu kosten- und CO2-neu-
tral, in die Bibliothek zu gehen und ein
Buch aus dem Regal zu nehmen. Freilich
ist auch die Papierproduktion nicht gerade
ökologisch, wenn man bedenkt, dass für


Eukalyptus-Plantagen hektarweise Wald
gerodet werden und in der Zellstoff- und
Papierindustrie massenhaft Chemikalien
zum Einsatz kommen. Papier ist aber ein
Medium, das Jahrhunderte überdauert. An-
ders im Digitalen: Wenn man heute einen
Klassiker auf Google Books aufruft und
den Text durch den KI-Übersetzer jagt, rat-
tern die Großrechner in den Serverfarmen
und stoßen jede Menge CO2 aus. Auch
wenn Google und andere Konzerne beto-
nen, dass ihre Serverfarmen mit erneuer-
baren Energien betrieben werden, hat
Wissen einen ökologischen Preis. Dass das
Silicon Valley einer der dreckigsten Orte
des Planeten ist, weil die Computerchip-
produktion in den Achtzigerjahren das
Grundwasser kontaminiert hat, können
auch die bunten Leihräder und lauschigen
Gärten des Pseudo-Hippie-Campus der
Tech-Konzerne nicht verbergen.

Internetaktivitäten hinterlassen einen
gewaltigen ökologischen Fußabdruck. For-
scher der französischen Denkfabrik „The
Shift Project“ haben ausgerechnet, dass
Streamingdienste und Pornoplattformen
im Netz so viel CO2 freisetzen wie Belgien
oder Bangladesch in einem Jahr emittie-
ren. Auch beim Schürfen von Bitcoins
werden jede Menge Treibhausgase in die
Atmosphäre geblasen. Laut einer Studie
des MIT und der TU München produzieren

die Bitcoin-Minen jährlich so viel CO2 wie
Jordanien. Anders als im Manchesterkapi-
talismus sieht man im Datenkapitalismus
die rußenden Schornsteine aber nicht.
Der italienische Medientheoretiker Mat-
teo Pasquinelli schreibt in seinem Essay
„Der Automaton des Anthropozäns“, dass
über den gesamten Zeitraum der Industri-
ellen Revolution die verzweigten Entwick-
lungsstränge von Energie und Information
einander beeinflusst und neue Assem-
blagen hergestellt hätten. Der Dampfreg-
ler in Watts Dampfmaschine verwandelte
Maschinenimpulse in eine abstrakte
(Kreis-)Bewegung. Und die Lochkarten in
Jacquards Webstuhl – ein Datenlaufwerk,
um die Anweisungen für ein Stoffmuster
zu speichern – hätten manuelle Anweisun-
gen in eine abstrakte Form gebracht: Infor-
mation. Beide Technologien – die Kontrol-
le der Bewegung und Information – sind
für Pasquinelli die Komponenten eines
kybernetischen Systems. Pasquinellis ent-
scheidender Punkt ist, dass der Kapitalis-
mus sich durch die Nutzung fossiler Brenn-
stoffe immer weiter ausbreitet, indem er
immer größere Datenmengen verarbeitet
und sich dabei vom „metabolischen Mehr-
wert“ nährt. Etwas salopp formuliert: Der
datengetriebene Kapitalismus braucht
nicht nur immer mehr Kohle (im Sinne von
Geld und fossilen Brennstoffen), sondern
auch immer Daten als Treibstoff, um seine
Maschinen am Laufen zu halten. Und er
wird bei diesen Verbrennungsprozessen
immer gefräßiger. Je mehr Daten Systeme
verarbeiten, desto mehr Ressourcen
braucht es, und desto mehr Daten müssen

generiert und raffiniert werden, um Mehr-
wert zu generieren. Die Folge: Ein Raub-
bau an der Natur und der „Ressource“
Mensch. Die datenförmigen Emissionen,
die dabei entstehen, sind ähnlich schädlich
wie jene in der Atmosphäre, weil sie aus
ihren Ökosystemen austreten und das
gesamte System verunreinigen können.

Die interessante Conclusio ist nun –
und hier beißt sich die Katze erneut in den
Schwanz –, dass die Klimawissenschaft
nur durch ein globales Netzwerk von Sen-
soren und Datenzentren möglich ist, also
genau jener Netzwerkarchitektur, die nun
selbst für die Emissionen verantwortlich
sein soll. Das führt zu dem erkenntnis-
theoretischen Paradoxon, dass man, um
die Folgen des Klimawandels in den
Modellen abschätzen zu können, immer
mehr Maschinen mit Daten füttern und
damit klimaschädliche Gase produzieren
muss. Etwas zugespitzt: Man muss immer
mehr Nebel produzieren, um klare Sicht zu
bekommen.
Die Infrastruktur der Klimawissen-
schaft und die Technosphäre des Anthro-
pozäns sind für Pasquinelli der „späte
Zwilling des computational capitalism“, in-
dem sich die Gesamtrechnung eher an der
Kalkulation des Mehrwerts des Planeten
an Energie als an der Kalkulation des Mehr-
werts an Arbeit orientiere. Der Medien-

theoretiker identifiziert eine ökologische
und energetische Krise auf der einen und
eine durch die digitalen Technologien her-
vorgerufene Krise der Wertschöpfung auf
der anderen Seite, welche die politischen
Fronten, die eine Verbindung anstreben,
„galvanisiert“ hätten.
Pasquinelli schlägt den Begriff der „Kar-
bonsiliziummaschine“ vor, um die Logik
des „cyberfossilen Kapitalismus“ – das
Wechselspiel von Energie- und Informati-
onsflüssen – anzuerkennen. Das Konzept
hat den Charme, dass es den negativen Out-
put schon in der Begrifflichkeit deutlich
macht. Doch womöglich liegt das Problem,
anders als die neomarxistische Kritik
annimmt, nicht auf einer systemischen,
sondern vielmehr auf einer individuellen
Ebene. Die Frage ist, ob man für jede kogni-
tive Aufgabe Denkmaschinen einschalten
muss – oder nicht besser den eigenen
Denkapparat. Die Jeopardy-Version von
IBMs Supercomputer Watson benötigte
85000 Watt, um bei der Rateshow zwei
menschliche Spieler zu bezwingen. Zum
Vergleich: Das menschliche Gehirn benö-
tigt lediglich 20 Watt.
Es bräuchte neben nachhaltigem Cloud
Computing auch eine neue Ökologie der
Intelligenz, eine verbrauchsarme Kogniti-
on, die nicht bei jeder Frage die digitalen
Nannys namens Siri, Alexa und Cortana
konsultiert und neben den Rechenzentren
auch die radikalisierenden Feedback-
schleifen anheizt. Auch Kopfrechnen kann
einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Es
gibt nichts, was so umweltfreundlich ist
wie eigenes Denken.

Es ist ja nicht gerade so, als gäbe es nicht
schon genugMöglichkeiten, miteinander
zu kommunizieren. Und so wäre Threads,
die neue Messaging-App aus dem Hause
Instagram, eigentlich gar nicht weiter er-
wähnenswert. Wäre da nicht eine neue
Funktion namens Auto-Status. Das Pro-
gramm setzt selbständig Informationen
über das aktuelle Befinden seines Benut-
zers ab. „Bin unterwegs“, „zu Hause“ oder
„am Strand“ sind die zugegebenermaßen
wenig einfallsreichen Beispiele, die Insta-
gram bei der offiziellen Vorstellung gab.
Wer will, kann also sämtliche Vitalsignale
seines digitalen Daseins mit seinen Freun-
den teilen, ganz ohne sich selbst Gedanken
über ein möglichst geistreiches Bonmot
machen zu müssen. Das geht freilich nur,
wenn man der App umfangreiche Zugriffs-
rechte auf die Informationen seines Smart-
phones gewährt. So gut wie alles ist einseh-
bar, Standort, Bewegungsprofile, Akku-
stand und Netzwerkstatus.
Die Privatsphäre erodiert also weiter
vor sich hin. Instagram versucht aber trotz-
dem, die neue Anwendung – in einem Blog-
eintrag mit reichlich rhetorischer Dreistig-
keit – als Sicherheitsfeature zu vermark-
ten. „Threads wurde im Sinne der Privat-
sphäre entwickelt“, heißt es dort. Schließ-
lich könnten nur ausgewählte enge Freun-
de den computergenerierten Status sehen.
Die Bedeutung des Wörtchens „Freund“
hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten
ja ohnehin einen dramatischen Wandel hin-
gelegt, der noch immer anhält. Galt es bis
vor wenigen Jahren noch als möglichst
erstrebenswert, so viele Freunde und Follo-
wer wie möglich auf den unterschiedli-
chen Social-Media-Profilen anzuhäufen,
hat inzwischen eine Gegenbewegung ein-
gesetzt. Heutzutage wird streng nach Quali-
tät der Kontakte unterschieden.

Eine junge Frau namens Caroline Callo-
way hat es in dieser Disziplin zur Großmeis-
terschaft gebracht. In einschlägigen Krei-
sen ist sie durch konsequente Selbstentblö-
ßung bekannt, die ihr einen Buchdeal von
einer halben Million Dollar eingebracht
hat, der platzte, nachdem sie den Vor-
schuss schon verjubelt hatte. Im vergange-
nen August machte sie ihren knapp
800 000 Followern das Angebot, für zwei
Dollar im Monat Zugang zu ihrem inneren
Kreis zu erhalten. Wer 100 US-Dollar be-
zahlt, steigt dann sogar in die Kategorie
„Engste Freunde“ auf. Es winkt als Gegen-
leistung immerhin ein einstündiges Skype-
Telefonat mit der bezahlten Freundin.
In letzter Zeit reicht es Influencern nicht
mehr, in ihren Postings Produkte anzuprei-
sen. Weil heutzutage jeder eine Marke ist,
vermarkten sie ihre Freundschaft. Callo-
way ist eine von vielen Instagram-Promis,
die gegen Bezahlung persönliche Zunei-
gung versprechen. Private Nachrichten, Fo-
tos mit Widmung, personalisierte Sprach-
aufzeichnungen. Das zumeist junge Publi-
kum ist es ohnehin gewohnt, dass sich auf
der Plattform alles ums Geld dreht. Wenn
soziale Beziehungen zur Handelsware
werden, ist das nur der konsequenteste
Auswuchs der sogenannten Aufmerksam-
keitsökonomie. Nur geht es nicht mehr dar-
um, die Aufmerksamkeit der Nutzer zu ge-
winnen. Nein, auch sie selbst wollen nun
Beachtung, der Warenstrom kehrt sich
um. Und das erlernte Verhalten lautet: be-
zahlen. Die Monetarisierung von Intimität
ist ein Phänomen, das man eher in der
Pornoindustrie verorten würde. Und weil
die traditionell eine Vorreiterrolle für die
Tech-Branche innehat, lautet hier der
Trend schon lange: Exklusivität. Glaubt
man der Kolportage, ist es für die Darstel-
ler lukrativer, private Webcam-Shows vor
wenigen zahlenden Zuschauern zu strea-
men, als sich für die üblichen Filme herzu-
geben. michael moorstedt

Feuilleton
Ginger Baker war einer der
prägendsten Schlagzeuger der
Welt. Ein Nachruf 12

Literatur
DerHistoriker Frank Wolff erzählt
die Geschichte der Ausreise-
bewegung aus der DDR 13

DasPolitische Buch
Krisen-Kaleidoskop: Der Atlas
der Globalisierung über
eine „Welt in Bewegung“ 15

www.sz.de/kultur

DEFGH Nr. 231, Montag, 7. Oktober 2019 11


Geschäftsmodell


Digitalfreundschaft


René Pape (vorn) als Sir John Falstaff: Der Schürzenjäger muss zum Alt-Rocker mit Schmerbauch und Lottermäh-
ne umgedeutet werden. Stimmlich glänzt Pape, doch leider wirkt das Setting unglaubwürdig. FOTO: MONIKA RITTERSHAUS

HEUTE


Cyberfossiler


Kapitalismus


WennMaschinen lernen,


erzeugen sie einen


ökologischen Fußabdruck.


Warum wir eine neue Ökologie


der Intelligenz brauchen


Es gibt nichts, was so
umweltfreundlich ist wie
das eigene Denken

Die Klimaforschung ist auf eine
digitale Infrastruktur angewiesen,
die sie eigentlich ablehnen müsste

Leicht ist schwer was


Klamotte statt Komödie, Posse statt Poesie: Barenboim dirigiert die „Lustigen Weiber“ an der Berliner Staatsoper


Die Pornoindustrie gibt auch
für Instagram den Trend vor,
und der lautet: Exklusivität

Plastikmöbel, Gartengrill
und Wäschespinne: Das Glück
ist eine Parodie

Wer SUVs von der Straße haben


will, müsste theoretisch auch KIs


mit einem Lernverbot versehen


FEUILLETON


FOTO: SHUTTERSTOCK

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