Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
Foto: mauritius images/Konrad Wothe

FOCUS�GESUNDHEIT 15


Naturprodukt:
In Bayerns Moorgebieten
werden Torfstücke
gestochen und in der
Sonne getrocknet

Bäder, Packungen, Kneten – die Möglich-


keiten, die Heilkraft des Moores zu nutzen,


sind vielfältig. In Bad Gögging erforscht man


jetzt auch dessen Wohlwirkung auf die Seele


Gib mir


Moor


I


ch schwebe. Ja, wirklich. Mein
Körper dümpelt fast schwerelos
in der Moorbadewanne wie eine
Brotscheibe im Bohnenpüree.
Warm und wohlig umfängt mich
der tuscheschwarze, erdig duftende
Brei. Kann das bitte mal so bleiben?
Leider nein. Nach 15 Minuten ist
Schluss mit der Wannenwonne. Län-
ger wäre zu intensiv. „Das 42 Grad
heiße Moor erzeugt ein leichtes,
künstliches Fieber, und die Wärme-
wirkung hält siebenmal länger an als
die eines normalen Bades“, erklärt
mir Harald Tröger, leitender Physio-
therapeut in der Limes-Therme in
Bad Gögging.
Die Heilkraft des Ortes in der ma-
lerischen Hallertau, eine Autostunde
nordöstlich von München, wussten
schon die Römer zu schätzen. Im
ersten Jahrhundert nach Christus
entdeckten sie dort eine Schwefel-
quelle und errichteten eine Therme,
deren Überbleibsel heute unter der

Sankt-Andreas-Kirche zu bestaunen
sind. Vor genau 100 Jahren wurde
Bad Gögging in den Adelsstand des
Heilbads erhoben. Schließlich wartet
es – als einziger Kurort in Bayern –
mit drei Heilmitteln gleichzeitig auf:
Naturmoor, Schwefelquellen und
Mineral-Thermalwasser.

Mikrostoffe im Moor
lindern Schmerzen

„Ein Moorbad mit Schwefelwasser
verstärkt die Wirkung des Moores“,
sagt Professor Thomas Loew, Leiter
der Abteilung für Psychosomatik an
der Uni-Klinik Regensburg. „Der
Schwefel wirkt wahrscheinlich wie
ein Katalysator, da er in vielen Stoff-
wechselprozessen im Körper eine
Rolle spielt.“
Lange Zeit sprach man dem Moor
vor allem wegen seiner thermophy-
sikalischen Effekte Heilkraft zu. In-
zwischen weiß die Forschung,
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