Süddeutsche Zeitung - 02.10.2019

(avery) #1

Rund sechs Wochen nach der Flucht ei-
nes Häftlingsaus dem afghanischen Ge-
neralkonsulat in Grünwald im Landkreis
München ist der Gesuchte wieder hinter
Gittern. Der damals 19-Jährige war bei ei-
nem Termin in der Vertretung seines Hei-
matlandes durch ein Toilettenfenster ge-
flüchtet. Er sei in Slowenien festgenom-
men und nach Deutschland ausgeliefert
worden, berichtete die Kriminalpolizei
Regensburg am Dienstag. Der Mann war
im Februar am Regensburger Hauptbahn-
hof wegen gefährlicher Körperverlet-
zung verhaftet worden und saß seitdem
in Untersuchungshaft. dpa


Entflohener Häftling


wieder hinter Gittern


Kunst basiert im Idealfall auf einem brei-
ten Fundament. Das gilt für Musik, Male-
rei, Theater und Literatur gleichermaßen
wie für Architektur. Dieser lärmende Rie-
senbohrer auf dem Bild rammt derzeit auf
dem mittlerweile fast frei geräumten Bau-
feld nahe dem Flaucher sozusagen die Säu-
len der künftigen Gasteig-Kultur in den Bo-
den. Denn genau an dieser Stelle soll dem-
nächst die neue Philharmonie entstehen.
Zumindest übergangsweise, wenn die Kul-
turstätte am Gasteig grundlegend moder-
nisiert wird und für einige Jahre in Teilen
an die Hans-Preißinger-Straße ziehen
wird. Was jetzt noch Krach macht, wird der-
einst Harmonie. Und das wird ein spannen-
des Experiment: Werden die Münchner
das Interimsquartier am südlichen Mittle-
ren Ring annehmen? Wird die Akustik in
dem provisorischen Konzertsaal womög-
lich besser als im hölzernen Saal im Back-
steinbau? Es wird auf alle Fälle ein span-
nendes Experiment, versprechen die Ver-
antwortlichen des Gasteig. Und es soll ein
deutlich sichtbares Provisorium werden.
Dass Klassikfreunde dann in der temporä-
ren Philharmonie auf Umzugskisten sitzen
werden, ist aber nur ein Gerücht. anl

Die Ludwigstraße ist eher repräsentativ
als gemütlich. Flaneure, Shopper oder
Nachtschwärmer, die vom Odeonsplatz
kommen, schaffen es oft nur ein paar Hun-
dert Meter in Richtung Siegestor, dann
schiebt sich der Altstadtring wie ein Riegel
über die breite, zugige Straße und blo-
ckiert jede Spazierfreude. Doch wer gutes
Essen schätzt, der sollte ein paar Meter wei-
tergehen. Denn gleich zu Beginn der Lud-
wigstraße wird seit einem Jahr bemerkens-
wert fein gekocht. Ja, wir wagen sogar zu
behaupten: Wem es vor allem darum geht,
was auf dem Teller liegt, der kann für das
nach der Hausnummer benannte Ganz-
tagsrestaurant „Ludwig 8“ künftig die ge-
samte Renommiergastronomie der nahen
Brienner Straße hinter sich lassen.
Zugegeben, auch wir waren anfangs
verunsichert. Da ist zum einen die besagte
Lage und die eindrucksvolle Fassade des
Ludwigpalais, hinter der sich das Lokal
fast versteckt. Zur Unscheinbarkeit trägt
bei, dass die niedrige Betonkassetten-
decke das schlichte Café im vorderen Teil
auf den ersten Blick etwas gedrungen, ja
düster wirken lässt. Zum anderen klingt
das Konzept – „Gourmet to go“ – fast zu
schön, um wahr zu sein: Feines Frühstück
von 10 Uhr an, exzellenter Kaffee, besonde-
re Sandwiches und Kuchen, dazu Business-
Lunch, jedes Gericht auch zum Mitneh-
men und seit Juli nun auch noch ein Abend-
angebot, das in Richtung Fine Dining un-
terwegs ist. Kann das gut gehen?
Es kann, und dabei scheint zu helfen,
dass für alles Kulinarische Jakob Stüttgen


verantwortlich ist. Der hatte sich schon in
der „Terrine“, dem seit einiger Zeit ge-
schlossenen Schwesterrestaurant des
„Tantris“, einen Stern erkocht. Im Lud-
wig 8 steht der Küchenchef abends zwar
meistens nicht selbst am Herd, aber den

auf der Webseite formulierten Anspruch,
das „Elementare vor das Elitäre“ zu stellen
und „Geschmack in reinster Form“ auf den
Teller zu bringen, löst er auch dann ein.
Im Lokal sitzt man gemütlicher als er-
wartet. Besonders auf den Sofabänken im

hinteren Restaurantbereich mit seinen
grafischen Tapeten in stylischem Grün-
blau oder im eleganten Innenhof. Der Ser-
vice ist freundlich, persönlich und zuvor-
kommend. Und wenn an unserem ersten
Abend hier überraschend vieles von der Ge-

tränkekarte „leider aus“ war, darunter
zwei von mageren sechs Weinen, dann ver-
buchen wir das als Ausnahme. Das Lokal
ist womöglich noch dabei, die Planung sei-
nes Rundumprogramms auszutarieren.
Der Abend beginnt mit gutem Brot zu
leicht gesalzener Butter. Und vom ersten
Teller an kann man schmecken, dass die
Küche Produktqualität und Handwerk
ernst nimmt. Vermeintlich Einfachem
haucht sie mit interessanten Kombinatio-
nen oder unterschiedlichen Texturen Le-
ben ein. Die grasigen Aromen der Lauch-
suppe begleitet die Süße einer tadellos ge-
garten Jakobsmuschel, dazu gibt es herr-
lich krosse Speckwürfel (11 Euro). Ähnlich
gut kombiniert ist die leicht orientalisch ab-
geschmeckte, fruchtige Kürbissuppe, der
eine raffinierte Einlage viel Spannung ver-
leiht: ein Duett aus zart schmelziger Gänse-
leber und gebratener Blutwurst (16).
Besonders sind auch die Salate: Dem
Knack und der Bitterkeit von Endivie und
Frisée setzt die Küche einmal ein feines
Orangendressing, fruchtige Ananasstück-
chen und ein mit Sake und Miso glasiertes
Lachsfilet entgegen (17 Euro). Ein anderes
Mal karamellisierte Feigen, cremigen Zie-
genkäse, gebratene Pfifferlinge und Kräu-
ter (14).
Es gibt zudem nur wenige Lokale in
München, in denen reine Gemüseteller so
viel Freude machen: Weich gebackene
neue Kartoffeln zu grünen Spargelspitzen
mit etwas Biss, knackigen Bete-Würfeln
und einem Kräuter-Dip mit leichter Meer-
rettich-Schärfe, das Ganze gratiniert mit

reifem Gouda, aber nicht, wie üblich, als
fette Haube, sondern fein dosiert, als Uma-
mi-Gewürz (19). Oder gegrillte Süßkartof-
fel mit Austernpilzen zu gedünstetem Man-
gold, rohem Frisée und gerösteten Kürbis-
kernen, abgerundet durch eine Soße, die ih-
re Tiefe – hier passt es mal – offenbar ei-
nem Spritzer Trüffelöl verdankt (18).
Man möchte nicht durch Wiederholung
langweilen, aber auch die Hauptgerichte
waren durchweg klug kombiniert, fein ab-
geschmeckt und perfekt gegart: Die rosa
Entenbrust lagerte auf Safran-Couscous,
umbrandet von Purple Curry Jus, wobei ge-
bratener Mais und knackige Erbsen-Scho-
ten für süße Aufregung sorgten (18). Der
Wildschweinrücken war zart, die Soße aro-
matisch und die Allianz aus Belugalinsen,
Steckrübenpüree und stückigem Apfel-
kompott so ungewöhnlich wie glücklich
(21). Ein regelrechter Traum dann der Ka-
beljau, dessen kross gebratene Haut einen
Mantel aus hauchdünnen Chorizoschei-
ben trug. Die feine Safransoße dazu war
auch deshalb so gut integriert, weil nussi-
ge Linsen und Paprika, beides in Gemüse-
fond gegart, ein freundliches Gegenge-
wicht bildeten (26).
Den Abschluss machte ein Dessert von
schlichter Schönheit: schmelziges, leicht
moussierendes Joghurteis zu vollendet ge-
reifter Papaya und dreierlei Nusscrunch
(8 Euro). Wie als letzter Beweis, dass die Kü-
che hier einfach gut ist. Weil sie Schwieri-
ges leicht aussehen lässt. Eine Kunst. In
vielen Show- und Konzeptküchen ist es ja
leider umgekehrt. tankred tunke

Aus Krach


wird Harmonie


Schlicht und einfach gut


Es gibt nur wenige Lokale in München, in denen reine Gemüseteller so viel Freude machen wie im Ludwig 8 – und in gleicher Weise gilt das auch für Entenbrust und Wildschweinrücken


Der Münchner Hauptbahnhof gilt – ge-
messen an der Zahl seiner Gleise – als
zweitgrößter Bahnhof der Welt. 32 Gleise
verlaufen oberirdisch. Und wer an Gleis 5
am Holzkirchner Flügelbahnhof an-
kommt und etwa an Gleis 36 am Starnber-
ger Flügelbahnhof einen Anschlusszug
nehmen will, oder umgekehrt, hat einen
langen Weg vor sich. Der führt umständ-
lich durch die Gleishalle des Kopfbahn-
hofs, was viel Zeit kostet. Jetzt plant die
Bahn einen voraussichtlich sechs Meter
hohen Steg, der die beiden Flügelbahnhö-
fe verbinden und auch die dazwischen lie-
genden Bahnsteige anbinden soll.
Überspannen soll die neue Brücke die
Gleise 11 bis 26. Fahrgäste sollen beim
Umsteigen bis zu dreieinhalb Minuten
sparen können. Das würde nicht nur de-
ren Leben vereinfachen, sondern auch
die Kapazitäten des Hauptbahnhofs erhö-
hen, weil künftig für Anschlüsse weniger
Zeitpuffer benötigt werden. So soll neben
dem Regional- auch der Fernverkehr von
der künftigen Gleisquerung profitieren.
Für die Planung hat nun der Freistaat
rund 265 000 Euro spendiert. Am Diens-
tag hat Verkehrsminister Hans Reichhart
(CSU) an Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter
Josel und Bahnhofschefin Mareike Schop-
pe offiziell den Förderbescheid über-
reicht. Die Bahn kann nun in die Vorpla-
nung einsteigen; bis Mitte nächsten Jah-
res sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Der Steg soll noch innerhalb der denk-
malgeschützten Gleishalle gebaut wer-
den. Zu prüfen ist dabei unter anderem,
wie die Bahnsteige am besten barriere-
frei angebunden werden können. Die
Schwierigkeit liegt laut Bahnhofschefin
Schoppe darin, dass auf den Bahnsteigen
nur begrenzt Platz zur Verfügung steht.
Zu Kostenschätzungen lässt sich die
Bahn derzeit noch nicht hinreißen. Und
wann der Steg dann fertig sein könnte, ist
auch noch offen. „So schnell wie mög-
lich“, sagt Josel. Er geht davon aus, dass
die Baukosten deutlich höher ausfallen
werden, als noch vor zehn Jahren in einer
Machbarkeitsstudie geschätzt. Damals
war von rund 8,5 Millionen Euro die Re-
de.
Die Finanzierung des Stegs ist noch un-
klar. Weil aber der Starnberger Flügel-
bahnhof voraussichtlich von 2023 an neu
gebaut wird, soll nun zumindest frühzei-
tig die Planung für den Steg beginnen.
„Wir wollen verhindern, dass das Projekt
später teurer wird, sollte es beim Umbau
des Hauptbahnhofs nicht berücksichtigt
werden“, so Reichhart. Der Verkehrsmi-
nister hält den Steg für dringend notwen-
dig. Weil der Schienenverkehr zunehmen
werde, sei der Steg „ein wichtiges Eisen-
bahn-Infrastrukturprojekt in Bayern,
von dem viele Fahrgäste profitieren wer-
den“. andreas schubert


Eine Touristin aus Norwegen ist am frü-
hen Sonntagmorgen an der Landwehr-
straße Opfer eines Vergewaltigers gewor-
den. Auf dem Nachhauseweg von der
Wiesn hatte die 29-Jährige noch ein Lo-
kal aufgesucht. Dort traf sie auf einen
26-jährigen, ihr nicht bekannten Mann.
Beide verließen das Lokal, um ihre Knei-
pentour gemeinsam fortzusetzen. In der
Landwehrstraße stieß der 26-Jährige die
Norwegerin in einen Hausgang, drückte
sie zu Boden und nahm laut Polizei an ihr
sexuelle Handlungen vor. Die Frau wehr-
te sich und schrie um Hilfe. Ein Zeuge
wurde darauf aufmerksam und verstän-
digte die Polizei. Noch am Tatort konnte
der Mann, der im Landkreis Dachau lebt,
festgenommen werden. Der Ermittlungs-
richter erließ einen Haftbefehl. bm

Nach einem Brand in seiner Wohnung
schwebt ein 50 Jahre alter Ramersdorfer
laut Polizeiangaben vom Dienstag in Le-
bensgefahr. Gegen 7.20 Uhr war am
Dienstag ein Notruf eingegangen, dass
im fünften Obergeschoss eines Hauses
an der Rosenheimer Straße ein Zimmer
brennt. Der Bewohner der betroffenen
Wohnung, ein 50-Jähriger, hatte laut ei-
ner Polizeisprecherin offensichtlich in
seinem Bett geraucht. Er wurde vom Ret-
tungsdienst in ein Krankenhaus ge-
bracht. Wegen der erlittenen Rauchgas-
vergiftung bestand für ihn akute Lebens-
gefahr. Die Wohnung brannte komplett
aus und ist nicht mehr zu nutzen. Es ent-
stand ein Sachschaden von mehreren
Zehntausend Euro. Die Wohnung wurde
versiegelt. Brandfahnder vom Kommissa-
riat 13 ermitteln. bm

von joachim käppner

V

ielleicht demonstrierten zwei
Lieder an diesem Nachmittag
noch mehr als alle Festreden,
dass die Kinder- und Jugend-
psychiatrie sich langsam aus
dem Stigma befreit, das ihr so lange an-
hing. Genauer: Die drei jungen Frauen im
Alter zwischen 16 und 18 Jahren, die auf
der Bühne standen, was Mut erforderte,
mehr Mut noch als jenen, den es zur Über-
windung von Lampenfieber braucht. Es
war ein Bekenntnis. Sie standen vor Hun-
derten Gästen als Patientinnen der Ju-
gendpsychiatrie, ohne falsche Scham.
Axel-Helge Orlovius, Musiktherapeut
an der Heckscher-Klinik, hat das sehr ge-
freut. Der Auftritt des Mädchens, um das
er sich kümmert und das wie eine erfahre-
ne Sängerin denBeatles-Klassiker „Let it
Be“ intonierte, sei ein „Beweis, dass in der
Therapie sehr viel Vertrauen gewachsen
ist“ – die Grundlage der Arbeit mit betrof-
fenen Jugendlichen. Sie sollen bestärkt
werden, „offen und selbstbewusst mit ih-
rer Situation umzugehen“. Und bei dem
Festakt zum 90. Geburtstag der Heck-
scher-Klinik wurde offenbar, dass solche
Stärke erreichbar ist.
Das Klinikum geht auf den großen Psy-
chiatrierefomer Max Isserlin und den Stif-
ter Carl-August Heckscher zurück und ist
eine der führenden Facheinrichtungen in
Europa. Bayerns Ministerpräsident Mar-
kus Söder sagte eingangs, es leiste einen
wichtigen Beitrag dazu, „ein neues Be-
wusstsein für den Umgang mit psychi-
schen Erkrankungen zu finden“. Den be-
tont freundlichen Auftritt Söders werte-
ten Zuhörer durchaus als kleines Politi-
kum – Söder hatte zu Beginn seiner Amts-

zeit auf den massiven Protest führender
Psychiater hin das umstrittene bayeri-
sche „Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz“
entschärft; er rekurrierte am Montag dar-
auf, die alte Fassung sei ein Fehler gewe-
sen. Bundesweit hatten Psychiater, auch
Ärzte der Heckscher-Klinik, gegen das
Vorhaben protestiert, weil es psychisch
Kranke stigmatisiere und deren Behand-
lung mit jener psychisch kranker Straftä-
ter im Maßregelvollzug vermische.

Wie es sich für einen Festakt gehört,
gab es viele Redner, viel Lob und viele war-
me Worte, „ein Erfolgsmodell“ sei die mit
den Jahren stets gewachsene Einrichtung
mit ihren inzwischen zehn Standorten in
Oberbayern, so Peter Falkai, Ärztlicher Di-
rektor der Psychiatrieklinik an der LMU.
Franz Joseph Freisleder, der Ärztliche Di-
rektor der Heckscher-Klinik selbst, zeigte
sich froh, „dass psychisch erkrankte Kin-
der heute eine viel bessere Betreuung er-
halten als noch vor 20 Jahren“ – aber den-
noch erhielten längst nicht alle Betroffe-
nen in der nötigen Geschwindigkeit eine
passende Therapie. Er richtete die „drin-
gende Bitte“ an den Ministerpräsidenten:
„Bitte unterstützen Sie uns weiter!“
Freisleder bezog sich dabei auf ein wei-
teres Streitthema, der Personalausstat-
tung in den psychiatrischen Kliniken. Die-
sen genügt nicht, was das Bundesgesund-
heitsministerium mit der „Psych-PV“ pla-
ne, weil diese Personalverordnung erhöh-
ten Anforderungen und Veränderungen
der Arbeit unzureichend berücksichtige.

In der Heckscher-Klinik sei allein die Zahl
stationärer Aufnahmen zwischen 2008
und 2018 von 1000 auf 1700 gestiegen.
Zu den Festrednern gehört auch Kardi-
nal Reinhard Marx. Sein Dank an die Heck-
scher-Klinik trug, was die katholische Kir-
che angeht, selbstkritische Züge, denn die
Jugendpsychiater beraten sie bei der Auf-
arbeitung der Fälle sexuellen Miss-
brauchs durch Geistliche. Zu lange habe
die Kirche nicht ausreichend erkannt, wel-
che Traumata die schrecklichen Erlebnis-
se bei den Opfern hinterlassen haben:
„Wir dürfen das Wissen und die Wahrheit
nicht verdrängen“, so Marx.
Den Sachverstand der Klinik und ihrer
Gutachter lobte Manfred Götzl, Vizepräsi-
dent des Bayerischen Obersten Landesge-
richtes und bekannt als Vorsitzender Rich-
ter im NSU-Verfahren. Blicke man in die
USA, könne man froh sein über die kundi-
ge Behandlung psychisch erkrankter ju-
gendlicher Delinquenten: Dort würden
sie „zunehmend einfach als Straftäter be-
trachtet“. Dass die Psychiatrie trotz aller
Erfolge noch nicht frei von Stigmatisierun-
gen ist, wurde am Montag auch deutlich.
Bernhard Ruppert, Schulleiter am Heck-
scher-Klinikum, nannte Beispiele wie
rechte Facebook-Kommentare gegen Gre-
ta Thunberg, die am Asperger-Syndrom
erkrankte Klimaaktivistin: „Deine Zu-
kunft liegt in der Psychiatrie, Greta!“
Näher am Alltag der Klinik war der Auf-
tritt von Patienten zwischen zwölf und
14 Jahren, die eine beachtliche Trommel-
Performance hinlegten. Sie trugen Son-
nenbrillen und Kapuzen, um nicht er-
kannt zu werden: Teils wissen ihre Klas-
senkameraden in der Regelschule gar
nicht, dass sie in psychiatrischer Behand-
lung sind.

Touristin


vergewaltigt


Zimmerbrand: Opfer


in Lebensgefahr


Die Zahl stationärer Aufnahmen in der
Heckscher-Klinik ist auf 1700 Patienten
im Jahr gestiegen. FOTO: FLORIAN PELJAK

Botschaften für Söder


Beim Festakt zum 90. Geburtstag der Heckscher-Klinik werden eindeutige Forderungen an die Politik formuliert:
Angesichts dramatisch steigender Patientenzahlen fehlt es in den psychiatrischen Kliniken an Personal

Die niedrige Betonkassettendecke lässt das Café im vorderen Teil etwas gedrungen
wirken – doch man sitzt hier gemütlicher als erwartet. FOTO: STEPHAN RUMPF

Von Flügel


zu Flügel


Freistaat spendiert Geld für
einen Steg im Hauptbahnhof

Trotz aller Erfolge:
Frei von Stigmatisierungen ist
die Psychiatrie noch nicht

FOTO: ROBERT HAAS

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Preis/Leistung: ●●●●○

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Mo. und So. Ruhetag

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OB

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LUDWIG 8


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DEFGH Nr. 228, Mittwoch/Donnerstag, 2./3. Oktober 2019 MÜNCHEN R3

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