Süddeutsche Zeitung - 02.10.2019

(avery) #1

Barstow, California


Eine kalifornische Kleinstadt in der Mojave-Wüste.
Rainer Komers filmt die Menschen, die Landschaft,
die Züge. Dazu erzählt der schwarze Schriftsteller
Spoon Jackson, der hier aufwuchs und seit 1978 ei-
ne lebenslange Haftstrafe verbüßt, von einem Le-
ben voller Gewalt und Gemeinschaftsgeist. Großarti-
ges, vielschichtiges Porträt eines ewigen Ortes, ei-
ner vergangenen Zeit und einer verlorenen, aber zä-
hen Gesellschaft. PHILIPP STADELMAIER


Deutschstunde


Die Frage nach den Freuden der Pflicht. Und das Di-
lemma derLachmöwen im Dienst. Eine Neuverfil-
mung, fünfzig Jahre nach Erscheinen, des großen Ro-
mans von Siegfried Lenz, von Regisseur Christian
Schwochow, nach dem Drehbuch seiner Mutter Hei-
de. Ein Nordseedorf, während des Zweiten Welt-
kriegs. Die Leiden des jungen Siggi, der den Maler
Nansen (Tobias Moretti) verehrt, aber ihn – Berlin
hat ihm ein Malverbot verpasst – auch mit bespit-
zeln soll im Auftrag seines Vaters, des Dorfpolizis-
ten (Ulrich Noethen). Extremsituationen, in denen
es schier unmöglich ist das Richtige zu tun, sagt Hei-
de Schwochow: Das ist bei einem Film die Höhe der
Kunst. FRITZ GÖTTLER


Enzo und die wundersame


Welt der Menschen


Fängtan wie ein Rührstück, endet wie ein Rühr-
stück, ist aber dazwischen ein überraschend liebens-
werter Spielfilm, in dem ein Golden Retriever sein
Leben erzählt. Oder besser, das seiner Familie: eines
Rennfahrers, der seine Rennen gewinnt, aber seine
Frau verliert, und sein Kind fast dazu. Regisseur Si-
mon Curtis traut sich vorzuführen, dass hinter der
Grenze zum Kitsch noch viel Unterhaltungswert
wohnt. DORIS KUHN


Eine ganz heiße Nummer 2.0


Fortsetzung der erfolgreichen, bayerischen Telefon-
sexkomödie aus dem Jahr 2011.  Bericht


Gemini Man


Will Smith jagt als Auftragskiller in diesem Action-
thriller seinjüngeres Ich.  Bericht


Memory Games


Ein Film der wundersamsten Verwandlungen – wie
zum Beispielaus der Zahl 1240 plötzlich ein Tyranno-
saurus Rex wird. Mit solcher Fantasie-Arbeit schaf-
fen es Menschen, gewaltige Zahlenmengen, Karten-
reihen oder Personendaten in ihrem Gedächtnis zu
speichern und diese auf Aufforderung wieder aufzu-
sagen. Janet Tobias folgt einigen dieser Gedächtnis-
künstler in Wettbewerbe und auf die Bühne (oder in
den Himalaya) und, mithilfe bunter Computeranima-
tionen, in die Gänge ihrer „Memory Palaces“. Beson-
ders beeindruckend: Wie einer einen Rubik-Würfel
in Ordnung bringt – ohne hinzugucken. Der Film ist
verblüffend und tröstend zugleich. That Memory,
wird Shakespeare zitiert, the warder of the brain,
der Wächter des Gehirns. FRITZ GÖTTLER


Normal


Ein Zauberer zersägt vor Publikum eine Frau, faltet
ihrenKörper zusammen, lässt ihren Kopf brennen.
Schwer vorstellbar, dass das mal umgekehrt pas-
siert. Ein kleines Mädchen bekommt beim Ohrloch-
stechen Komplimente für Tapferkeit und Lieblich-
keit, während anderswo kleine Jungs beim Minimo-
torradrennen aufs Gasgeben getrimmt werden.
Und beim Ehevorbereitungskurs erfahren die jun-
gen Bräute von den Pflichten in Küche, Kinderzim-
mer und Ehebett. Adele Tulli sammelt Vignetten
zum alltäglichen Chauvinismus Italiens und findet
recht viel. So reizvoll es ist, dass sie die Gedanken
nicht durch Kommentare lenkt, so beliebig scheinen
doch die Beiträge. ANKE STERNEBORG


Skin


Jamie Bell spielt einen US-Neonazi, der aus der Sze-
ne aussteigenwill.  Filmkunsttipp


Ugly Dolls


Die Bewohner von Uglyville sind eigentlich ziemlich
zufrieden. Siehaben Spaß und halten zusammen.
Das findet auch Moxy, trotzdem will sie raus in die
große Welt – und ein Kind finden, das sie lieb hat.
Den Einzug ins Kinderzimmer haben die Ugly Dolls
in der Realität längst geschafft. Bei Kelly Ashbury
müssen die kleinen bunten Plüschmonster erst
noch beweisen, dass es nicht nur aufs Äußere an-
kommt. Das gelingt – aber da bei jeder Gelegenheit
gesungen wird, hat der Animationsfilm auch seine
Längen. ANA MARIA MICHEL


We Have Always Lived


in the Castle


Die 18-jährigeMerricat Blackwood (Taissa Farmiga)
lebt mit ihrer älteren Schwester Constance (Alexan-
dra Daddario) in einem alten Schloss. Die Eltern sind
tot, Constance soll sie umgebracht haben. Zumin-
dest glauben das die Leute in der Stadt, wo die
Schwestern verhasst sind. Dann taucht auch noch
ein Cousin auf, der dem toten Vater ähnlich sieht.
Stacie Passon hat Shirley Jacksons Mystery-Roman
von 1962 verfilmt. Das Ergebnis ist voll mit schrä-
gen Gestalten, Spannung kommt aber nicht wirklich
auf. ANA MARIA MICHEL


Zwischen uns die Mauer


In den besten Momenten erinnert Lea Freund an So-
phie Marceau inLa Boum 2, in deren Blicken, Freu-
den- und Enttäuschungstränen sich die ganze Bipo-
larität des Lebens ablesen lässt. Die Achtzigerjahre
und der herrliche Mist junger, schwieriger Liebe prä-
gen auch Norbert Lechners Verfilmung des autobio-
grafischen Romans von Katja Hildebrand. Dabei er-
weist sich die Newcomerin Freund an der Seite von
Tim Bülow als große Entdeckung. Der Inhalt ist so
simpel wie fesselnd: Zwei Teenager verlieben sich,
sie aus dem Westen, er aus dem Osten. Bis die Mau-
er fällt tun Stasi, Eltern und Grenzschützer, was sie
tun müssen. Das hat mitunter ein paar Längen, ist
aber schön in Szene gesetzt. BERNHARD BLÖCHL


 Wo welcher Film läuft, steht im Film-ABC
aufSeite 10. Weitere Kritiken imFeuilleton.


1


Es: Kapitel 2(1)
Stephen King lieferte wie schon bei Teil 1
die Vorlage, auch dieses Mal darf man sich wie-
der vor dem Horrorclown Pennywise fürchten.
Regie: Andy Muschietti / 4. Woche
Besucher: 132 724 – Gesamt: 1 570 457

2


Shaun, das Schaf – Ufo-Alarm(-)
Auch 25 Jahre nach seinem ersten Filmauf-
tritt hat das beliebte Knetschaf nur Faxen im
Kopf, dieses Mal sogar im Weltall.
Regie: Will Becher / 1. Woche
Besucher: 131 289 – Gesamt: 131 289

3


Downton Abbey(2)
Sechs Jahre lang lief die britische TV-Serie,
jetzt kommen die Crawleys ins Kino.
Regie: Michael Engler / 2. Woche
Besucher: 106 857 – Gesamt: 286 843

4


Angry Birds 2(4)
Die wütenden Vögel treffen in diesem Ani-
mationsfilm auf Eier klauende Schweine.
Regie: Thurop van Orman / 2. Woche
Besucher: 103 228 – Gesamt: 238 143

5


Paw Patrol(-)
Zum „ultimativen Kino-Einsatz“ luden am
Wochenende die TV-Serienhunde ein.
Regie: Charles E. Bastien / 1. Woche
Besucher: 84 343 – Gesamt: 84 343

6


Rambo: Last Blood(3)
Im fünften Teil der Reihe sucht John Ram-
bo (Sylvester Stallone) Mexiko heim.
Regie: Adrian Grunberg / 2. Woche
Besucher: 84 174 – Gesamt: 251 471

7


Everest: Ein Yeti will hoch hinaus(-)
In diesem Animationsfilm erlebt ein chine-
sisches Mädchen Abenteuer mit einem Yeti.
Regie: Jill Culton / 1. Woche
Besucher: 83 537 – Gesamt: 83 537

8


Ad Astra(5)
Brad Pitt fliegt als Astronaut in diesem Sci-
ence-Fiction-Drama zum Neptun.
Regie: James Gray / 2. Woche
Besucher: 69 027 – Gesamt: 190 770

9


Der König der Löwen(8)
Die Neuverfilmung des Disney-Zeichen-
trickhits entstand vollständig im Computer.
Regie: Jon Favreau / 11. Woche
Besucher: 53 452 – Gesamt: 5 288 406

10


Once upon a Time in Hollywood(6)
Brad Pitt verprügelt als Stuntman in
diesem Hollywoodmärchen Bruce Lee.
Regie: Quentin Tarantino / 7. Woche
Besucher: 50 986 – Gesamt: 1 704 788

Nun also auch im Kino. Im Internet sind
Katzenvideos seit jeher beliebte Ablen-
kungsmanöver von der Arbeit, den Steuern
oder der Langeweile. Weil Filmchen über
Kater, die es mit Bären aufnehmen, Katzen-
babys in der Badewanne oder Jungtiere
beim Yoga auch auf der Leinwand funktio-
nieren – das zumindest beweisen entspre-
chende Aktionstage in den USA und den
Niederlanden – macht das „Cat Video Fest“
nun erstmals auch in Deutschland Station.
In ausgewählten Kinos gibt es in den Tagen
um den Welttierschutztag am 4.Oktober ei-
nen 72-minütigen Zusammenschnitt aus
eingereichtem Filmmaterial zu sehen. In
München kann man im Monopol bestau-
nen, wie eine Katze mit Freude unter die
Dusche steigt oder ein Kollege ein Tänz-
chen mit dem Spiegelbild wagt. blö

Cat Video Fest 2019, Fr., 4. Okt., 19.15 Uhr, Mono-
pol, Schleißheimer Str. 127,t38 8884 93

Neu im Kino


Seinen ersten SpielfilmOssosüber dasLis-
sabonner Einwandererviertel Fontaínhas
drehte Pedro Costa vor 22 Jahren. Drei wei-
tere sollten danach folgen, die der portugie-
sische Regisseur vor vier Jahren zusam-
men mitOssosals „Fontainhas“-Tetrolo-
gie persönlich in München vorgestellt hat.
Jetzt gibt es mit dem in Locarno mit dem
Goldenen Leoparden ausgezeichnetenVi-
talina Varelaeine Fortsetzung: Eine düste-
re, bildgewaltige Geistergeschichte über ei-
ne Frau, die 25 Jahre auf den Kapverden
auf ihr Flugticket nach Lissabon gewartet
hat. Bei der 14. Ausgabe des Underdox Film-
festivals istVitalina Varelaals Eröffnungs-
film zu sehen – am Donnerstag, 10. Okto-
ber, um 19 Uhr.
Ein vielversprechender Auftakt für eine
Woche voller gewagter Grenzgänge zwi-
schen Dokumentar-, Spiel- und Experi-
mentalfilm. Der diesjährige Länderschwer-

punkt ist Finnland, mit drei Programmen,
die der Experimentalfilmer Mika Taanila
persönlich präsentiert. „Filmmakers in Fo-
cus“ sind Ted Fendt aus den USA und Virgil
Vernier aus Frankreich. Beide werden
ebenfalls persönlich anwesend sein. Dar-
über hinaus gibt es neue Filme von den Un-
derdox-Veteranen Bruno Dumont, Ludwig
Wüst und Lav Diaz, Dokumentarfilme aus
Frankreich, Portugal und München und na-
türlich die beliebte Kurzfilmnacht. In der
Galerie der Künstler wird zudem am 19. Ok-
tober zum dritten Mal der Videodox Förder-
preis verliehen. Die darum konkurrieren-
den 15 Videokunstwerke werden dort vom


  1. Oktober an gezeigt. jmo

  2. Underdox Filmfestival, Do., 10. bis 16. Okt., im
    Filmmuseum / Werkstattkino / Theatiner;3. Video-
    dox, Mi., 9., bis So., 20. Okt., Galerie der Künstler,
    Maximilianstr. 42, alle Infos: underdox-festival.de


Wer jung ist und aus einer Gegend stammt,
in der man trotz Arbeit kaum über die Run-
den kommt, dem erscheint eine Karriere
als Popstar oder Sportler oft als einziger
Ausweg. Der Süditaliener Antonio (Giam-
piero De Concilio) entscheidet sich für zwei-
teres: Der 17-Jährige spielt Fußball, ein Ta-
lentscout eines Profivereins sieht ihn und
ist begeistert. Doch so einfach geht es lei-
der nicht, denn Antonios Mutter (Anna Fog-
lietta) ist psychisch labil und kommt ohne
ihn kaum klar.Un giorno all'improvviso
(Aus heiterem Himmel) lief letztes Jahr
beim Filmfestival in Venedig und ist jetzt
im Rahmen der Reihe „Cinema Italia“ erst-
mals in München zu sehen.

Das Theatiner-Kino zeigt sechs aktuelle
Spielfilme aus Italien, allesamt in der Origi-
nalfassung mit Untertiteln. Neben Kassen-
hits wie der KomödieMa cosa ci dice il cer-
vello (Sind denn alle durchgedreht?)sind
auch die beim Festival in Cannes gefeierte
TragikomödieTroppa grazia (Zu viele Wun-
der)mit der wunderbaren Alba Rohrwa-
cher oder der letzte gemeinsame Film der
Brüder Paolo und Vittorio Taviani zu se-
hen: Im HistoriendramaUna questione pri-
vata (Eine private Angelegenheit)erzählen
sie von den wiedererwachenden rechtspo-
pulistischen Strömungen in Europa. grü

Cinema Italia, Do., 3., bis Mi., 9. Oktober, jeweils
18.15 Uhr, Theatiner, Theatinerstr. 32,t 223183

E


s gibt da diese Szene, in der Gisela
Schneeberger Telefonsex mit Gün-
ther Maria Halmer hat. Schneeber-
ger und Halmer. Telefonsex. Infolgedessen
erlebt der alte Mann nicht nur den kleinen
Tod, wie der Franzose zum Orgasmus sagt,
sondern auch den großen, stirbt also. In
dem Telefonat davor erkundigt sich Wal-
traud bei dem pensionierten Dorfarzt nach
dessen vorhandenem Ständer, und als der
Herr Doktor brummend bejaht, sagt Wal-
traud in nüchtern-beschwingtem Schnee-
berger-Tonfall: „Ja dann, hinein damit!“
Man kann so weit gehen und anhand die-
ser Miniatur den ganzen Film erklären, so-
zusagen Freud und Leid der Fortsetzung
des bayerischen Komödienhits aus dem
Jahr 2011 (1,3Millionen Kinobesucher) her-
ausschälen. Damals gründeten drei Freun-
dinnen eine Sexhotline, um ihr Dorf zu ret-
ten. InEine ganz heiße Nummer 2.0spielt
Telefonsex nur diese kleine Nebenrolle, die
doch viel aussagt. Kurzum: Gisela Schnee-
berger stiehlt wieder allen die Show. Da
können der Humor und die Befindlichkei-
ten dieses von Rainer Kaufmann inszenier-
ten Landlustspiels (Drehbuch: Kathrin
Richter und Jürgen Schlagenhof nach der
Vorlage von Andrea Sixt) noch so schlicht
und simpel gestrickt sein, die 70-Jährige
macht selbst daraus ein vergnügliches Er-
eignis. Witzigerweise sagt die von ihr ge-
spielte Figur selbst einen Satz, der unbe-
dingt auf Schneeberger selbst zutrifft: „Ich
kann mir eine Welt ohne mich gar ned vor-

stellen.“ So ist es. Um sie herum tänzelt ein
prominentes Ensemble (unter anderen Ro-
salie Thomass, Bettina Mittendorfer, Har-
dy Krüger Jr.) durch einen vogelwilden Plot
aus Landflucht, abgekühlter Liebe, Auf-
stand der Frauen, Pornosucht und Kinder-
wunsch. Hauptkonflikt ist der Wunsch
nach einem Highspeed-Internet für den fik-
tiven Ort Marienzell. Um Geld aufzutrei-

ben, melden sich die hemdsärmeligen
Freundinnen bei einem Tanzwettbewerb
an – und kriegen sogar Trainingseinheiten
von dem TV-Choreografen Jorge González.
Gisela Schneeberger würde sagen: Ja dann,
hinein ins Kino! bernhard blöchl

Eine ganz heiße Nummer 2.0, Regie: Rainer Kauf-
mann, Kinos und Spielzeiten siehe Seite 10

Vorein paar Wochen erst spielten sie ein
umjubeltes Konzert im Olympiastadion,
vor ein paar Tagen mussten sie mehrere
Konzerte ihrer Welttournee wegen eines
Klinikaufenthalts ihres Sängers James Het-
field absagen. Erleben kann manMetallica
dieser Tage aber trotzdem, zwar nicht auf
der Bühne, dafür aber ganz gemütlich vom
Kinosessel aus: Am Mittwoch, 9. Oktober,
zeigen gleich mehrere Kinos ein aufge-
zeichnetes Konzert der Heavy-Metal-
Band. Dabei stehen sie nach 20 Jahren
noch einmal mit dem San Francisco Sym-
phony Orchester unter der Leitung von Mi-
chael Tilson Thomas auf der Bühne. grü

Metallica & San Francisco Symphony: S&M2, Mi.,


  1. Oktober, Kinos und Spielzeiten siehe Seite 10


Wasist besser als ein Film mit Will Smith?
Ganz klar: Ein Film mit zwei Will Smiths.
So oder so ähnlich müssen sich das die Ma-
cher vonGemini Mangedacht haben, als
sie dem Hollywoodstar die Rolle eines Auf-
tragskillers anboten – und die seines Ge-
genspielers gleich dazu. Will Smith jagt
Will Smith: Das klingt natürlich erst ein-
mal super. Da Doppelrollen aber nichts
wirklich Neues sind (siehe Jerry Lewis in
Der verrückte Professor, siehe Lilo Pulver
inKohlhiesels Töchter) und da das Publi-
kum den einen Smith vom anderen auch
unterscheiden soll, kam modernste CGI-
Technik zum Einsatz, die das Gesicht des
Schauspielers um 27 Jahre verjüngt. Der al-
te Will Smith jagt also den jungen Will
Smith. Ebenfalls super. Da optische Verjün-
gung aber auch nichts Neues mehr ist (sie-
he Brad Pitt inBenjamin Button, siehe Ro-
bert De Niro im neuen Scorsese-FilmThe
Irishman), durfte Regisseur Ang Lee (Life
of Pi, Brokeback Mountain) die neue HFR-
Bildtechnik ausprobieren, in der sein Star
in 60 Bildern pro Sekunde über die Lein-
wand jagt. Und was ist besser als ein Film
mit den üblichen 24 Bildern pro Sekunde?
Ganz genau. josef grübl

Gemini Man, Regie: Ang Lee, Kinos siehe Seite 10

MitJagdszenen aus Niederbayernwurde
Peter Fleischmann Ende der Sechzigerjah-
re bekannt, zwei Jahrzehnte später weitete
er seinen filmischen Blick aus: Für seinen
Dokumentarfilm Deutschland, Deutsch-
landfuhr der Regisseur gleich nach dem
Mauerfall im Herbst 1989 über die ehemali-
ge Grenze. Bis ins Jahr 1991 reiste er mehre-
re Male in die neuen Bundesländer, nach
Berlin und Umgebung, nach Leuna, Ober-
wiesenthal oder Frankfurt an der Oder.
Aber auch in westdeutschen Städten wie
Hamburg oder in der bayerischen Provinz
sah er sich um, wie die Menschen auf die
Öffnung der Grenzen reagierten. Dabei fiel
ihm auf, dass man sich im Osten wie im
Westen mit den jeweiligen Staatsformen
arrangiert hatte und die Forderung nach ei-
ner Wiedervereinigung längst zur Routine-
formel erstarrt war. Dreißig Jahre später
lohnt sich ein erneuter Blick auf dieses
Stück Zeitgeschichte, das Filmmuseum
zeigtDeutschland, Deutschlandim Rah-
men der Open Scene. grü

Deutschland, Deutschland, D 1991, Regie: Peter
Fleischmann, Donnerstag, 3. Oktober, 19 Uhr, Film-
museum, St.-Jakobs-Platz 1,t23 39 64 50

FILMKUNSTTIPP


Grenzgänge mit Geistern


FestivalFilmische Experimente bei „Underdox“ und „Videodox“


Wunder aus


heiterem Himmel


ReiheDas Theatiner-Kino zeigt
aktuelle Spielfilme aus Italien

Charmante Sauerei


Komödie„Eine ganz heiße Nummer 2.0“ soll an den Hit von 2011 anknüpfen.
Telefonsex, ein Ferkel und tanzende Promis sind die Zutaten des Landlustspiels

Katertag


Event„Cat Video Fest“


Heavy Rotation


Musikevent„Metallica“ im Kino


Für immerjünger


Action„Gemini Man“: Will Smith
jagt seinjugendliches Ich

Wendejahre
DokuDeutsche Zeitgeschichte

8 V2 SZEXTRA Kino Wochevon 3. bis 9. Oktober 2019, Nr. 228 DEFGH


FOTO: PARAMOUNT PICTURES

Modetrends kommen und gehen, sie
aber bleiben: Tattoos kann man nicht ab-
legen wie die Ugly Sneakers oder die
Jeans aus der vergangenen Saison. Trotz-
dem lassen sich immer mehr Menschen
tätowieren, an Armen, Beinen und neuer-
dings auch gerne im Gesicht. Wie man sol-
chen Körperschmuck wieder entfernt,
zeigt der US-SpielfilmSkin: Er erzählt die
wahre Geschichte des Neonazis Bryon
Widner, der aus der rechten Szene aus-
stieg und die Hass-Symbole auf seiner
Haut loswerden wollte. 612 Tage lang dau-
erte es, bis ihm der Laser sämtliche Ge-
sichtsspuren wegbrannte. Diese schmerz-
vollen Sitzungen werden auch gezeigt, da-
zwischen gibt es Rückblenden in Widners
früheres Leben inmitten seiner Nazi-Fa-
milie. Das ist hart anzuschauen, lohnt
sich aber vor allem aufgrund der großarti-
gen Performance von Hauptdarsteller Ja-
mie Bell (Billy Elliot, Rocketman). GRÜ

Skin, USA 2018, Regie: Guy Nattiv, Kinos
und Spielzeiten siehe Seite 10

Ungiorno all'improvvisoerzählt von ei-
nem jungen Fußballtalent und seiner psy-
chisch labilen Mutter. FOTO: CINEMA ITALIA

Im deutschen FilmWoher das Wort Luise kommtberichtet die 87-jährige Luise
Frese aus ihrem Leben – und bereitet sich auf den Tod vor. FOTO: UNDERDOX

Schweinchen Paul schaut den Dörflerinnen beim Tanztraining zu. FOTO: CONSTANTIN

Kino-Trendlisteerm. v.media control® GfK

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