Die Welt Kompakt - 09.10.2019

(ff) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,9.OKTOBER2019 WIRTSCHAFT 11


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Okan Gürsel(31, im Bild links)
und Sven Gunkel(31, rechts)
gründeten Flipcar im Juni 2019
in Bremen. Mit ihrer Firma
bieten sie eine App an, über die
Nutzer Autos für bestimmte
Strecken mieten können. Dazu
kooperiert das Start-up mit
Autovermietungen, etwa
Europcar. Der Preis liegt bei
einem Euro pro Fahrt, die
Nutzer müssen mindestens 21
Jahre alt sein. Acht Mitarbei-
ter sind für die Gründer tätig.
In der TV-Show „Die Höhle der
Löwen“ wollten sie ein In-
vestment einfahren, konnten
sich aber mit keinem Juroren
auf einen Deal einigen.

TVNOW/ B.-M. MAURER

/ FLIPCAR

START-UP-HELDEN,
TEIL 315

F


liegen innerhalb
Deutschlands ist out


  • Stichwort Flug-
    scham –, Bahnfahren
    oft zu teuer, der Fernbus un-
    bequem. Zwei Gründer aus
    Bremen wollen eine Alternati-
    ve anbieten: Mit ihrem Start-
    up Flipcar vermieten sie Au-
    tos zum Spottpreis. Das Kon-
    zept basiert auf einem Logi-
    stikproblem der Autoindu-
    strie.


Herr Gürsel, Sie vermieten
Autos für einen Euro – inklu-
sive Tankfüllung. Wie kann
das funktionieren?
Die Kunden fragen auch mei-
stens: Wo ist der Haken? Aber
wir lösen ein klassisches Logi-
stikproblem in der Autobran-
che. Autovermietungen müssen
ihre Fahrzeuge ständig von A
nach B überführen, um die
Nachfrage zu regulieren. Gera-
de war ja zum Beispiel das Ok-
toberfest und viele Mietwagen
mussten nach München. In der
Regel übernehmen diese Fahr-
ten Dienstleister, die die Wagen
zum Zielort bringen und dann
mit der Bahn wieder zurückfah-
ren. Das Ganze ist total ineffi-
zient. Wir vermitteln diese
Überführungsfahrten jetzt an
Personen, die sowieso an den
gewünschten Zielort fahren
wollen.


Und ein Euro Umsatz pro
Fahrt reicht Ihnen?
Wir bekommen nicht nur einen
Euro. Da es eine Logistikfahrt
ist, erhalten wir für jede erfolg-
reiche Überführung eine Provi-


ist, erhalten wir für jede erfolg-
reiche Überführung eine Provi-


ist, erhalten wir für jede erfolg-


sion von der Autovermietung.


Wie viele Fahrten vermitteln
Sie momentan?
Es sind täglich mehrere Fahr-
ten.


Wie lange wird es dauern, bis
Sie in allen Städten Deutsch-
lands Fahrten anbieten kön-
nen?
Wir steigern das Angebot
Schritt für Schritt. Natürlich
können wir noch nicht in jede
Ecke Deutschlands Fahrten an-
bieten. Aber ab nächstem Jahr
wollen wir auch Überführungen
für Autohäuser oder Privatper-
sonen anbieten, dann wird das
Volumen deutlich höher sein.
Mittelfristig ist sogar die Idee,
die App europaweit auszurol-
len.

Finden Sie für jede angebote-
ne Fahrt einen Fahrer?
Momentan liegt die Buchungs-
quote bei 60 bis 70 Prozent.
Das liegt daran, dass wir viele
sehr kurzfristige Fahrten anbie-
ten. Manchmal gibt es 20 Fahr-
ten von München nach Ham-
burg, da kann es dann sein, dass

wir nicht alle weg bekommen.
Das wird sich ändern, wenn die
Nutzerbasis wächst. Bisher ha-
ben 50.000 Leute die App ge-
nutzt.

Was ist, wenn Nutzer einen
Unfall bauen?
Der Mietvertrag findet zwi-
schen Nutzer und Autovermie-
ter statt. Wir sind nur Vermitt-
ler, haben also mit der Versi-
cherung nichts zu tun. Bei den
meisten Vermietern ist ein Voll-
kasko-Versicherung inklusive,
aber mit einem Selbstbehalt
von bis zu 850 Euro.

Flipcar ist Ihr zweites Start-
up. Mit Ihrem ersten haben
Sie die App Drivo angeboten,
die analysiert hat, wie gut
Nutzer Auto fahren. So soll-
ten sie zu besseren Fahrern
werden.
Wir wollten mit Drivo eigent-
lich Carsharing-Anbieter als
Kunden gewinnen, das hat aber
nicht geklappt. Die Technologie
hinter der App ist heute Teil

von Flipcar. Mit ihr berechnen
wir das Fahrverhalten der Nut-
zer. Wer bei der Autoüberfüh-
rung einen guten Fahrstil hat,
sich an die Geschwindigkeit
hält, keine großen Umwege
fährt und pünktlich ist, be-
kommt einen „Flipcoin“. Wenn
man eine gewisse Anzahl an
Coins hat, kann man bei der
nächsten Fahrt ein Premium-
Fahrzeug fahren, zum Beispiel
einen Porsche.

Was machen Sie mit den Da-
ten über den Fahrstil der Nut-
zer?
Die genauen Bewertungsdaten
werden nicht an den Vermieter
oder an uns übermittelt, son-
dern direkt auf dem Smartpho-
ne in Punkte umgerechnet und
dienen alleine als Feedback für
den Nutzer.

Haben Sie Drivo jetzt einge-
stellt?
Nein, wir lassen die App auf
dem Markt. Ein paar Leute ha-
ben da Spaß dran, das freut uns.

PAULINE SCHNOR

Mit dem


Porsche durch


Deutschland



  • für einen


Euro


IN KOOPERATION MIT

WWW.GRUENDERSZENE.DE

USA


2 8 chinesische Firmen


auf schwarzer Liste


Die chinesische Führung kriti-
siert die Entscheidung der USA
scharf, Exporte an 28 chinesi-
sche Regierungs- und Handels-
organisationen einzuschrän-
ken. Die US-Regierung unter
Präsident Donald Trump hatte
die chinesischen Organisatio-
nen wegen „brutaler Unterdrü-
ckung“ der muslimischen Min-
derheit der Uiguren auf eine
schwarze Liste gesetzt. Da-
durch würden Exporte an diese
Unternehmen eingeschränkt.


IG METALL


Hofmann wieder an


die Spitze gewählt


IG-Metall-Chef Jörg Hofmann
ist auf dem Gewerkschaftstag
im Amt bestätigt worden –


allerdings mit dem zweit-
schlechtesten Ergebnis in der
Geschichte der Organisation.
Die gut 480 Delegierten wähl-
ten den 63-Jährigenmit 320
von 476 gültigen Stimmen für
weitere vier Jahre an die Spit-
ze. Ohne Berücksichtigung von
25 Enthaltungen lag die Zu-
stimmung bei 71 Prozent.

SAMSUNG

Neues Galaxy-Handy
federt Einbruch ab

Dank der boomenden Nach-
frage nach dem neuen
Smartphone Galaxy Note 10 ist
der Gewinneinbruch bei Sam-
sung etwas schwächer aus-
gefallen als befürchtet. Weil
der südkoreanische Technolo-
giekonzern aber vor allem mit
Speicherchips sein Geld ver-
dient, musste er im dritten
Quartal dennoch gehörig Fe-
dern lassen.

KOMPAKT

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