Die Welt Kompakt - 06.10.2019

(John Hannent) #1

WELT AM SONNTAG NR. 40 6. OKTOBER 2019 WIRTSCHAFT & FINANZEN 29


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in kleines Stück der Welt zu besitzen – was
für ein reizvoller Gedanke. Und gar nicht so
unrealistisch: Es geht nämlich, wenn der
Sparer sein Geld so anlegt, dass es weltweit
gestreut wird, über Dutzende Länder und
Hunderte Unternehmen hinweg.

VON FRANK STOCKER

Solche Indexfonds investieren das Geld der Anleger
automatisch so, dass sie die Kursentwicklung be-
stimmter Aktienindizes nachbilden. So kann man zum
Beispiel auf die Wertentwicklung aller im Deutschen
Aktienindex (Dax) notierten Unternehmen wetten.
Oder gleich auf einen weltweiten Aktienkorb. Der be-
kannteste Index, der dafür als Basis dient, ist der
MSCI World.
Seit 1986 gibt es die MSCI-Indizes. Das Kürzel steht
für „Morgan Stanley Capital International“ und geht
zurück auf die Investmentbank dieses Namens. Seit
2007 ist MSCI börsennotiert und hat seinen Wert seit-
her fast verzehnfacht. Kein Wunder, denn die Indizes
beherrschen heute – neben jenen von S&P Dow Jones
und FTSE Russell – den Markt. Weil die MSCI-Indizes
den Markt beherrschen, ist es nur folgerichtig, dass
auch die darauf angelegten global investierenden In-
dexfonds führend sind. Allein in Europa stecken laut
dem Fonds-Analysehaus Morningstar rund 39 Milliar-
den Euro in ETFs auf den MSCI World.

IRREFÜHRENDER NAME Allerdings bildet dieser In-
dex nicht die gesamte Börsenwelt ab, sondern nur jene
in 23 westlichen Industriestaaten. Schwellenländer
sind nicht enthalten. Wer wirklich die gesamte Welt in
sein Depot holen möchte, der muss auf einen anderen,
weit weniger bekannten Index setzen: den MSCI
ACWI – diese Abkürzung steht für All Countries
World Index.
Die 23 Staaten im MSCI World wiederum werden
nicht etwa ihrer wirtschaftlichen Stärke nach abgebil-
det. Ausschlaggebend ist die
Börsenkapitalisierung in den
Ländern. So sind die USA im
Index das Schwergewicht, der
Anteil der US-Aktien liegt bei
mehr als 63 Prozent – obwohl
der Anteil der amerikanischen
Wirtschaftsleistung in den 23
Ländern nur etwa 43 Prozent
beträgt. Dahinter folgt im In-
dex Japan mit 8,1 Prozent und
Großbritannien mit 5,4 Pro-
zent. Stark unterrepräsentiert
ist Deutschland: Im Index ist
es mit nicht einmal drei Pro-
zent vertreten, obwohl der
BIP-Anteil bei acht Prozent
liegt.
Der MSCI World bildet also
nicht die gesamte Wirtschafts-
welt ab, sondern die Börsen-
welt. Wenn man investieren
will, sollte man wissen, was
das alles bedeutet. Zwar ent-
hält der MSCI World Index
insgesamt rund 1650 verschie-
dene Aktien – deutlich mehr
als etwa Dax oder Dow Jones mit ihren jeweils 30 Wer-
ten. Doch allein Microsoft, Apple, Amazon, Facebook
und Alphabet kommen im MSCI zusammen auf einen
Anteil von knapp neun Prozent.
Die einzige Nicht-US-Aktie unter den Top Ten ist –
auf Rang neun – die des Schweizer Nahrungsmittel-
konzerns Nestlé, mit einem Gewicht von 0,8 Prozent.
Auch unter den Top-30-Firmen sind 27 aus den USA,
die drei übrigen sind – außer Nestlé – die Pharmakon-
zerne Roche und Novartis, auch sie mit Sitz in der
Schweiz. Das gewichtigste deutsche Mitglied steht auf
Rang 53: SAP, mit einem Indexanteil von weniger als
0,3 Prozent.

Fast 500 Aktien haben ein Gewicht von je 0,01 Pro-
zent oder weniger. Das heißt: Der MSCI World streut
breit, hat aber einen klaren Schwerpunkt: auf amerika-
nische Aktien, genauer auf Aktien amerikanischer
Techfirmen. Das kam Anlegern in den vergangenen
Jahren zugute: Während der Dax in den vergangenen
zehn Jahren rund 60 Prozent zulegte, waren es beim
MSCI World mehr als 200 Prozent. In anderen Zeiten,
wenn es für US-Technologieaktien mal nicht mehr so
gut laufen sollte, kann daraus ein Risiko werden. An-
leger müssen also die Entwicklung vor allem in den
USA im Auge behalten und notfalls umsteigen.
In den meisten Indexfonds auf den MSCI World
sind die 1650 Aktien, die der Index abbilden soll, über-
haupt nicht enthalten. Der Grund liegt darin, dass es
extrem aufwendig ist, sämtliche Einzelaktien in ent-
sprechender Gewichtung zu kaufen und ihre Anteile
ständig anzupassen, so wie sich das Gewicht im Index
verändert.
Daher wenden die meisten ETF-Anbieter beim
MSCI World die sogenannte synthetische Replikation
an. Das bedeutet, dass der überwiegende Teil des Gel-
des in Sicherheiten investiert wird – das können ein-

zelne Aktien aus dem Index sein, es können aber auch
völlig andere Wertpapiere sein. Die Wertentwicklung
des Index wird dann über ein „Swap-Geschäft“ gene-
riert, also ein Tauschgeschäft mit einem sogenannten
Kontrahenten. Oft ist das die Mutterbank des ETF-An-
bieters. An sie zahlt der Fonds eine Gebühr und erhält
im Gegenzug die Wertentwicklung des Index ausge-
zahlt. So kommt fast das Gleiche heraus wie bei einem
Aktienkauf.

ALLES DURCHOPTIMIERTDie meisten ETF-Anbie-
ter nutzen beim MSCI World diese Methode, nur we-
nige bauen den Index wirklich eins zu eins nach. Eini-
ge bauen ihn auch teilweise nach, in Form einer „opti-
mierten Auswahl“. Angesichts von 500 Aktien, die je-
weils mit weniger als 0,01 Prozent gewichtet sind,
kann das sinnvoll sein. Letztlich hat aber keine Metho-
de eindeutige Vorteile. Viele Anleger bevorzugen
ETFs, die den Index physisch komplett nachbauen.
Damit schließen sie das extrem geringe Risiko aus,
dass der Kontrahent der Swap-Geschäfte pleitegeht.
Zum Beispiel in einer Finanzkrise, wenn die Welt un-
tergeht, von der man einen kleinen Teil besitzt.

E


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