Die Welt Kompakt - 06.10.2019

(John Hannent) #1

52 REISEN WELT AM SONNTAG NR.40 6.OKTOBER2019


in wenig erinnert die Eifel an eine breite
Moräne, die sich, einem Sauerteig gleich,
zäh in die Ebene ausweitet. Unten die fla-
chen Felder der rheinischen Tiefebene, wei-
ter oben schmiegen sich mehr und mehr
Bäume in die sanften Hügelketten dieses in die Land-
schaft geklecksten Mittelgebirges und verdichten sich
bald zu einem Hochwald.

VON ALBERT KOCK

Der Weg von Bonn aus gen Süden ist eine der
schönsten Annäherungen an die Eifel. Kurvenreich
schlängelt sich die Straße vorbei an herausgeputzten
Fachwerkhäusern in typischen Eifeler Ortschaften, die
so schöne Namen tragen wie Eichen, Berg oder Loch.
Hier geht es mitten hinein ins Herz einer tiefdeut-
schen Landschaft, die jetzt, im Herbst, besonders reiz-
voll ist. Denn ab Oktober, nach den ersten frostigen

Nächten, wird es tagsüber noch warm genug zum
Wandern oder Spazieren, vor allem aber leuchtet das
Laub in allen erdenklichen Gelb-, Orange- und Rottö-
nen so prächtig, dass man sich fragt, wieso noch ir-
gendjemand zum Indian Summer nach Neuengland
fliegt. Es riecht intensiv nach Herbst, die Lungen fül-
len sich mit dieser klaren, angenehm kühlen Luft, die
nach Wald und Pilzen duftet, durchmischt mit den Ge-
rüchen der Vieh- und Weidewirtschaft. Das Glücksge-
fühl, das hier unweigerlich aufkommt, lässt sich mit ei-
nem Wort beschreiben: Eifelsucht.
Es waren die Römer vor rund 2000 Jahren, die ihren
Weg in das tief bewaldete Germanien, vom westlichen
Gallien kommend, über die Eifel suchten. Was erklärt,
dass diese Landschaft zwischen Aachen, Köln, Bonn,
Koblenz und Trier auch von Roms Bauwerken geprägt
ist, darunter Aquädukte und Landhäuser. Die Villa von
Blankenheim etwa zählt zu den bedeutendsten Boden-
denkmälern des Rheinlands aus römischer Zeit.

Und noch jemand hat dazu beigetragen, den Namen
der Eifel in der Welt bekannt zu machen: Gustave Eif-
fel, der geniale Konstrukteur des Wahrzeichens von
Paris, des Eiffelturms. Dessen Vorfahren waren aus
der Eifel nach Frankreich ausgewandert, der Name hat
trotz des doppelten „f“ bewirkt, dass die Landschaft
nicht nur mit einer abgeschiedenen Region in Verbin-
dung gebracht wird. Dieses hartnäckig falsche Image
ländlicher Zurückgebliebenheit wurmte auch Mario
Adorf, der nicht müde wird zu bekunden: „Die Eifel ist
meine Heimat!“ In der Ortschaft Mayen ist der Schau-
spieler aufgewachsen.

DIE AUGEN DER EIFEL Diese Stadt liegt am Fuße der
sogenannten Vulkaneifel, in der noch bis vor über
1 0.000 Jahren Vulkane Feuer spien, die Erde bebte
und Lava die Urwälder unter sich begrub. Heute er-
innern noch zahlreiche Maare an die Urzeit in der Ei-
fffel, darunter das Weinfelder, das Gemündener undel, darunter das Weinfelder, das Gemündener und

Alle Farben des Herbstes Blick auf das
Schalkenmehrer Maar in Rheinland-Pfalz

Eifelsucht

Vulkane haben die Landschaft im Westen Deutschlands geprägt – und die Römer,


die hier Villen und Aquädukte hinterließen. Jetzt im Herbst ist die schönste Wanderzeit


E

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