WELT AM SONNTAG NR. 40 6. OKTOBER 2019 REISEN^53
das Schalkenmehrer Maar, alle drei in der Nähe von
Daun gelegen. Die Maare entstanden vor 20.000 bis
3 0.000 Jahren, als Magma an der Erdoberfläche auf
wasserhaltiges Gestein traf – es kam zur Explosion,
die eine runde Mulde hinterließ, eben ein Maar. In
der Eifel zählt man an die 75 solcher Maarvulkane.
Die drei Maare von Daun zählen zu den berühmtes-
ten, sie werden auch Augen der Eifel genannt. Bis
heute profitieren die Eifeler von ihren vulkanischen
Böden: Lavagestein ist ein wertvoller Rohstoff, der
bis nach China verkauft wird. Den Vulkanen verdankt
die Gegend auch das Mineralische, das für ein ande-
res bekanntes Produkt steht: Mineralwasser. In Ge-
rolstein wird eines der bekanntesten abgefüllt. Über-
haupt ist die Eifel zum Markenzeichen aufgestiegen.
Es gibt Eifel-Bier, Eifel-Wurst, Eifel-Milch, Eifel-
Brot, der Name steht für Qualität und heile Welt. So-
gar ein literarisches Genre, der „Eifel-Krimi“ des Au-
tors Jacques Berndorf, konnte sich fest etablieren.
BLICKWINKEL
/IMAGO STOCK&PEOPLE
Tipps und Informationen
Die Gesamtauflage liegt mittlerweile bei sechs Mil-
lionen – ein weiterer Imagegewinn, auch wenn die
Krimis zeigen, dass das Idyll nicht durchgängig Reali-
tät ist.
DER SCHÖNSTE WANDERPFAD DER WELTDas
WWWandern ist hier die populärste Art der Fortbewe-andern ist hier die populärste Art der Fortbewe-
gung im Wald, auf den Höhen und durch dunkle Täler.
Manuel Andrack, früher TV-Sparringspartner von
Talkmaster Harald Schmidt, bestätigt das mit
schwärmerischer Übertreibung. In seinem Bestseller
„Du musst wandern“ bescheinigt er dem 74 Kilome-
ter langen Lieserpfad in der Vulkan- und Südeifel
WWWeltklasse: „Der Lieserpfad ist der schönste Wander-eltklasse: „Der Lieserpfad ist der schönste Wander-
weg der Eifel. Die Eifel ist das schönste Mittelgebirge
Deutschlands. Deutschland ist das beste Wanderland
der Welt. Also ist der Lieserpfad der schönste Wan-
derweg der Welt.“ Doch auch anderswo in der Eifel
kann man vortrefflich wandern. Etwa auf dem 313 Ki-
lometer langen Eifelsteig, für den man 15 Tagesetap-
pen veranschlagen sollte. Viele Wanderer klopfen an
die Pforte von Kloster Steinfeld ungefähr in der Mitte
des Eifelsteigs: die einen, um ihre Wanderkarten ab-
stempeln zu lassen, die anderen, um über Nacht zu
bleiben. Sieben Patres des Ordens der Salvatorianer
leben im größten Kloster Nordrhein-Westfalens in-
mitten des Eifeler Waldes. „Wir bieten zwei Varian-
ten des Übernachtens, eine kargere Form im alten
Gästehaus des Klosters und unser Viersternehaus im
einstigen Internat“, sagt Edelgard Sandhoff, die eh-
renamtlich die Klosterpforte besetzt. Sie kennt ihre
Klostergäste: Die Menschen suchten Ruhe, Nähe zur
Natur und innere Einkehr.
Die suchen auch die vielen Holländer, die als wich-
tigste ausländische Gruppe zu großen Fans der Eifel
geworden sind. So wie Carolijn Mümeke aus Amers-
foort, die mit Mann und drei Kindern in der Burganla-
ge des Eifeldorfes Kronenburg steht und über so viel
perfekt restauriertes Mittelalter staunt: „Diese Land-
schaft mit ihren großen Wäldern, den Hügeln und den
heimeligen Dörfern ist so ganz anders als die flachen
Niederlande.“
Touristisch wird in Kronenburg, das keine 500 Ein-
wohner zählt, einiges geboten: kleine Läden, schmu-
cke Cafés, ein Hotel im alten Glanz. Die „Villa Kro-
nenburg“, in der schon Konrad Adenauer und Caroli-
ne von Monaco nächtigten, gehört zu den staunens-
werten Plätzen in der Eifellandschaft, die auch viele
Künstler angezogen hat. Einer war darunter, der Kro-
nenburg in der Nazizeit zu zweifelhaftem Ruhm ver-
half: Der Maler Werner Peiner hatte sein Atelier un-
terhalb der Burg, er war Anhänger von Hitlers Blut-
und-Boden-Ideologie und leitete die Hermann-Gö-
ring-Meisterschule für Malerei. Eines von Peiners
Bildern, ein Frauenakt, hing in Görings Schlafzimmer
auf dessen Landsitz Carinhall. Dieser Teil der Ge-
schichte wird in Kronenburg jedoch nicht verschämt
verschwiegen, sondern in einer bebilderten Tafel am
Gebäude (die Malschule ist heute ein Haus für Leh-
rerfortbildung) und auf Prospekten dokumentiert.
Eine halbe Autostunde entfernt liegt der National-
park Eifel – mit unberührten, urzeitlichen Mischwäl-
dern aus Eichen und Buchen und einem weiteren Mo-
nument aus dem Dritten Reich: der NS-Ordensburg
Vogelsang. Hier wurde der Nazi-Nachwuchs in der
Waldeinsamkeit der Eifel ausgebildet. Heute beher-
bergt die Anlage unter dem Namen „Vogelsang Inter-
nationaler Platz“ eine gelungene Kombination aus Ge-
denkstätte, die an die NS-Verbrechen erinnert, und
Nationalparkzentrum, wo Besucher mehr über die Ur-
wälder von morgen erfahren können.
In denen heute schon erstaunlich viele Wildtiere le-
ben. Mit Glück kann man auf einem der vielen Wan-
derpfade, die sich von Vogelsang aus in den National-
park hineinziehen, Waldkauze, Wildkatzen oder Biber
beobachten. Man kann aber auch ganz auf tierische
Begegnungen pfeifen und einfach die Stille der majes-
tätischen Landschaft genießen. Einfach nur wandern,
frei atmen, runterkommen. Das Glücksgefühl der Ei-
felsucht wird sich ganz von allein einstellen.
WIE KOMMT MAN HIN? Von Köln, Bonn und
Aachen fahren täglich mehrere Regionalzüge
die Eifelstrecke nach Trier bis Kall, Jünkerath
oder Gerolstein. Über die Autobahn fährt man
vom Rheinland bis ins Herz der Eifel, die A1
endet dann in Blankenheim. Über die B51 oder
B258 geht es weiter zu den wichtigen Orten
und Sehenswürdigkeiten. Zum Nationalpark
Eifel gelangt man über Schleiden oder Ge-
münd.
WO WOHNT MAN GUT? Gästehaus des Klos-
ters Steinfeld, pro Person im DZ 35 bis 55 Euro,
http://www.kloster-steinfeld.com. „Villa Kronenburg“,
romantische Lage inmitten der Burg, ab 65
Euro p.P. im DZ, http://www.villa-kronenburg.de.
„Landhaus Müllenborn“ in Gerolstein, gedie-
gen-rustikales Haus mit Wellnessbereich, ab
6 0 Euro p.P. im DZ, http://www.landhausmuellen-
born.de. „Krimihotel“ in Hillesheim, mit Krimi-
Bildern und -Accessoires, ab 45 Euro p.P. im
DZ, http://www.krimihotel.de.
WEITERE INFOS Eifel Tourismus: http://www.eifel.
info, Nationalpark Eifel:
http://www.nationalpark-eifel.de,
Naturreservat Hohes Venn-Eifel: http://www.natur-
park-eifel.de
Nette Begegnungen Ein Waldkauz (Strix aluco)
sondiert bei Bitburg das Gelände
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DOMINIK KETZ
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Daun
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