Die Welt - 05.10.2019

(nextflipdebug2) #1

1


05.10.19 Samstag, 5. Oktober 2019DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:






DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
05.10.1905.10.1905.10.19/1/1/1/1/TIBE/TIBE AMARKWOR 5% 25% 50% 75% 95%

*D3,00EUROB Nr. 232


DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen
deutschen Wertpapierbörsen. Tel. 0 30 / 25 91 0 Fax030 / 25 91 71 606E-Mail [email protected] Anzeigen 0 30 / 58 58 90 Fax 0 30 / 58 58 91 E-Mail
[email protected] Kundenservice DIE WELT, Brieffach 2440, 10867 BerlinTel. 0 800/ 93 58 537 Fax 0 800/ 93 58 737 E-Mail [email protected]

Ein Abend auf dem Münchner Oktoberfest gehört zu den
Erfahrungen im Leben, auf die man sich nicht vorberei-
ten kann. Nicht durch exzessive Berliner Partynächte,
nicht durch westdeutsche Schützenfeste, nicht durch

Trockenübungen mit Rotwein, schon gar nicht durch Zei-
tungslektüre. Da hilft nur selbst hinfahren und wegtre-
ten. Dennoch ist es extrem lehrreich, den Erfahrungsbe-
richt unseres WELT-Autors Timo Feldhaus zu lesen, der

bei seinem ersten Wiesn-Besuch mit preußischer Diszip-
lin bayerische Urtugenden erlernt hat, als „Mittänzer,
Mitläufer, Mitsäufer“. Und das rechtzeitig, bevor an die-
sem Wochenende das Oktoberfest zu Ende geht. Seite 8

Maß halten für Profis


G

ETTY IMAGES

/ JOHANNES SIMON

A4,00 &/ B 4,00 &/ CH 5,50 CHF /
CY 4,00 &/ CZ 116 CZK / DK 33,00 DKK /
E4,00 &(Cont.) / I.B. 4,00 &/ I.C. 4,00 &/
F4,30 &/ GB 3,60 GBP / I 4,10 &/ L 4,00 &/
NL 4,00 &/ P 4,00 &/ PL 18,00 PLN / SK 3,60 &

ISSN 0173-8437 232-40 ZKZ 7109

KUNDENSERVICE 0 8 0 0 / 9358537 SAMSTAG,5.OKTOBER


ANZEIGE

A


lte Menschen, die beschönigend als Senio-
ren oder Best Ager bezeichnet werden,
haben in Deutschland die Europawahl
entschieden. Bürger jenseits des 59. Lebensjahres
sitzen am Drücker, wenn es um die Zukunft geht,
sie richten an, was ihre Kinder und Enkel aus-
baden müssen. Die Leser der „Apotheken-Um-
schau“ legen nicht nur die Zusammensetzung des
Europaparlaments fest, sie haben bei jeder Wahl
ihr Kreuz im Spiel. Dank erhöhter Lebenserwar-
tung werden sie immer mehr. 90- und 100-Jährige,
die in ihrem Leben schon Gelegenheit hatten,

NSDAP oder SED zu wählen, bestimmen den Kurs
des Landes und sichern sich Renten, die ihre
Nachkommen niemals erreichen werden. Die
Einführung einer rettenden Altersobergrenze für
WWWähler würden die Senioren natürlich zu ver-ähler würden die Senioren natürlich zu ver-
hindern wissen. Immer häufiger werden Kinder
als Klimakiller diffamiert, doch die größere Be-
drohung sind die Alten, die bei bis zum Anschlag
hochgedrehter Heizung in viel zu großen, un-
gedämmten Wohnungen sitzen und darauf war-
ten, dass sie zwischen zwei Kreuzfahrten endlich
wieder wählen dürfen.

ZZZippert zapptippert zappt


ANZEIGE

E


sist ein ungeschriebenes Ge-
setz, dass sich ehemalige Zen-
tralbanker nach ihrem Abschied
nicht mehr in die Geldpolitik
ihrer Nachfolger einmischen.
Doch angesichts der nicht enden wollenden
ultralockeren Krisenpolitik der Europäi-
schen Zentralbank (EZB) sehen sich hoch-
rangige frühere Währungshüter nun ge-
zzzwungen, mit dieser Regel zu brechen.wungen, mit dieser Regel zu brechen.

VON ANJA ETTEL UND HOLGER ZSCHÄPITZ

In einem aufsehenerregenden gemeinsa-
men Protestschreiben haben prominente
fffrühere Notenbanker aus Deutschland,rühere Notenbanker aus Deutschland,
Frankreich, den Niederlanden und Öster-
reich ihre wachsende Sorge über die EZB-
Politik zu Papier gebracht. „Als frühere
Zentralbanker und europäische Bürger be-
obachten wir die anhaltende Krisenpolitik
der EZB mit wachsender Sorge“, heißt es
gleich zu Beginn des Schreibens, das WELT
vorliegt. Auf deutscher Seite haben die bei-
den früheren EZB-Chefökonomen Otmar
Issingund Jürgen Stark sowie der ehemali-
ge Bundesbank-Präsident Helmut Schlesin-
ger das Memorandum unterzeichnet. Es ist
das erste Mal, dass ehemalige führende
EZB-Mitglieder derart öffentlich Alarm
schlagen. Im Kern geht es in dem dreiseiti-

gen Manifest um die aggressive Geldpolitik
der EZB mit Minuszinsen, Anleihekäufen
und langfristigen Niedrigzinsversprechen,
die sogenannte Forward Guidance. Diese
Politik verfehle längst ihre intendierte Wir-
kung und führe zu verdeckter Staatsfinan-
zierung und einer Zombiefizierung des Fi-
nanzsektors und der breiten Wirtschaft.
Die Verfasser gehen in ihrem Brief hart
mit den einzelnen Politikentscheidungen
der EZB ins Gericht. Insbesondere die Be-
gründung der EZB, wegen der niedrigen In-
ffflation müsse die Geldpolitik weiterhin ex-lation müsse die Geldpolitik weiterhin ex-
trem locker bleiben, lassen sie nicht gelten.
Seit 2014 begründe die Zentralbank ihre ul-
tralockere Geldpolitik mit der Gefahr einer
Deflation. „Eine solche Gefahr einer defla-
tionären Abwärtsspirale hat zu keinem
Zeitpunkt bestanden“, kritisieren die frü-
heren Währungshüter.
Selbst die EZB habe seit einiger Zeit fest-
gestellt, dass diese Gefahr abgenommen ha-
be. „Die EZB-Politik basiert auf der falschen
Diagnose“, urteilen die Verfasser des Me-
morandums. Die häufig vorgebrachte Be-
gründung der EZB, dass sie mit einer zu
niedrigen Inflation ihr im europäischen
Maastricht-Vertrag verankertes Mandat der
Preisstabilität verletzen würde, sei schlicht
„inakkurat“. Die Kritik wiegt umso schwe-
rer, als Otmar Issing zu den Unterzeichnern

zählt. Er hat als erster Chefökonom der EZB
die Strategie der Notenbank maßgeblich
mitentwickelt. Das bis heute gültige Inflati-
onsziel von mittelfristig „nahe bei, aber un-
ter zwei Prozent“ geht auch auf ihn zurück.
„Das Memorandum sollte niemand un-
terschätzen. Die Verfasser sind allesamt ge-
standene Währungshüter aus mehreren eu-
ropäischen Ländern. Dass sie nun derart
alarmiert sind, dass sie alle Zurückhaltung
üüüber Bord werfen, zeigt, wie ernst die Ver-ber Bord werfen, zeigt, wie ernst die Ver-
fffasser die Lage einschätzen“, sagt Christianasser die Lage einschätzen“, sagt Christian
Thimann WELT. Er war einst der engste
Berater von Ex-EZB-Präsident Jean-Claude
Trichet und Mario Draghi bis Ende 2013.
In der Kritik steht vor allem, wie die EZB
mit dem selbst gesteckten Preisziel von
zzzwei Prozent mittlerweile umgeht. Imwei Prozent mittlerweile umgeht. Im
Maastricht-Vertrag wird die Notenbank le-
diglich zu „Preisstabilität“ angehalten. Von
zzzwei Prozent Inflation ist darin nicht diewei Prozent Inflation ist darin nicht die
Rede. Die EZB könnte daher jederzeit auch
das eigene Inflationszieländern. Mit Sorge
beobachten die Verfasser daher auch die ak-
tuelle Debatte darüber, im Zuge einer mög-
lichen Reform des EZB-Inflationsziels
künftig für eine gewisse Zeit auch höhere
Teuerungsraten zuzulassen, wenn diese
vorher zu niedrig waren.
Diese Kritik kann auch als Hinweis an die
künftige EZB-Präsidentin Christine Lagar-

de verstanden werden, Vorsicht walten zu
lassen. Die Nachfolgerin von Mario Draghi,
die zum 1.November ihr Amt antritt, hat
bereits angekündigt, die derzeitige EZB-
Strategie auf den Prüfstand zu stellen.
Kritisch äußern sich die Verfasser auch
zu den jahrelangen EZB-Anleihekäufen.
Diese hätten kaum noch positive Wachs-
tumseffekte. Das mache es schwer zu ver-
stehen, warum dieses Instrument über-
haupt wieder zum Einsatz gekommen sei.
Der EZB-Rat hatte im September entschie-
den, die monatlichen Käufe für unbestimm-
te Zeit wieder aufzunehmen. „Der Ver-
dacht, dass hinter dieser Maßnahme die Ab-
sicht stecken könnte, hoch verschuldete
Staaten vor einem Zinsanstieg zu schützen,
wird immer fundierter“, heißt es in dem
Schreiben. Aus ökonomischer Sicht befinde
sich die EZB bereits im Bereich der monetä-
ren Staatsfinanzierung, die nach dem Maas-
tricht-Vertrag strengstens verboten ist.
Die Kritik ist auch deshalb brisant, weil
beim Bundesverfassungsgericht eine Klage
gegen die Anleihekäufe anhängig ist. Karls-
ruhe könnte sich durch das Manifest mögli-
cherweise veranlasst sehen, die Vorgabe des
Europäischen Gerichtshofs zu kassieren
und Schranken einzufordern. Der EuGH
hatte das Kaufprogrammdurch das Mandat
der EZB als gedeckt gesehen. Seite 17

RRRebellion gegen dieebellion gegen die


Nullzinspolitik der EZB


Prominente Ex-Notenbanker kritisieren die Strategie der Europäischen Zentralbank erstmals


ganz offen. Sie warnen vor Minuszinsen, Anleihekäufen und langfristigen Niedrigzinsversprechen


MORGEN


AM KIOSK


ERNÄHRUNG


Alles regional? Wie bei


der Herkunftsangabe
geschummelt wird

DIE WELT digital Lesen Sie DIE WELT digital
auf allen Geräten – unter edition.welt.de, auf
Smartphone oder Tablet. Attraktive Angebote
finden Sie auf welt.de/digital oder auch mit
den neuesten Tablets auf welt.de/bundle.

D


ie Freiheit
braucht kei-
nen Vorna-
men. Es gibt keine
Linksliberalen, es sind in der Re-
gel Linke. Liberalkonservative
sind Rechte. Ökoliberale sind
einfach Ökos. Der einzige Vorna-
me, den der Liberalismus sinn-
vollerweise tragen kann, ist Neo.
Im Neoliberalismus kam der Li-
beralismus zu sich selbst: als eine
die eigene Wirkungsgeschichte
kritisch revidierende Weltan-
schauung.
Obwohl sich der Liberalismus
in freien Gesellschaften mit
marktwirtschaftlichem Elan am
wohlsten fühlt, hat er sich den-
noch historisch bewährt als Leit-
planke bürgerlicher Emanzipati-
on. Zeiten, in denen es dem Libe-
ralismus schlecht ging, waren
schlecht für die meisten Bürger,
Opportunisten mal abgesehen.
Im Augenblick hat der Liberalis-
mus einen schweren Stand. Glo-
bal sind Diktaturen und Autoritä-
re auf dem Vormarsch. Populis-
ten und Moralisten zersetzen
den aufgeklärten Dialog.
In der Klimadiskussion bemü-
hen Linke und Ökos einen neuen
Trick gegen die Freiheit: Sie brin-
gen die Freiheit der noch Unge-
borenen gegen die Freiheitsrech-
te der aktuellen Bevölkerung ins
Spiel. Für Liberale ist das nichts
Neues, waren die Forderungen
nach einem schlanken Staat, ei-
nem ausgeglichenen Haushalt
und einer zukunftsfähigen Bil-
dungspolitik stets eine Maßgabe
fffür nachhaltiges Wirtschaften.ür nachhaltiges Wirtschaften.
Die Rentenpolitik der GroKo
zum Beispiel ist das Gegenteil
von nachhaltig.
In der Klimadiskussion wird
die Einschränkung der Freiheit
besonders von jenen eingefor-
dert, die leben, wie sie es gerne
hätten, wenn alle Regeln ver-
meintlich nachhaltiger Lebens-
weisen umgesetzt sind. Ihnen
geht es weniger um die Freiheit
künftiger Generationen als viel-
mehr um die Generalisierung ei-
gener Lebensstilentscheidungen.
ÄÄÄhnliches gilt für diskursive undhnliches gilt für diskursive und
intellektuelle Korridore entlang
eigener Sprach- und Argumenta-
tionsroutinen. Die Freiheiten zur
Nutzung des hart Erarbeiteten
werden mit Spitzensteuersätzen
oberhalb der eigenen Möglichkei-
ten sortiert. Kurzum: Der aktuel-
le Antiliberalismus ist authen-
tisch in seiner feudalen Neigung,
die eigenen Befindlichkeiten zu
verabsolutieren. Bei stramm
Rechten und Nationalisten ist die
eigene ethnokulturelle Prägung
das bestimmende Dispositiv.
Der Liberalismus ist intellek-
tuell vornehm: Er denkt Freiheit
radikal, aber nicht unterkomplex.
WWWas uns zu den Liberalen inas uns zu den Liberalen in
Deutschland bringt, und da di-
rekt zur FDP, die seit der Absage
an einen flotten Dreier mit einem
machtgeilen schwarz-grünen Lie-
bespaar nicht mehr so recht

weiß, wie es weiter-
geht. Die Partei frem-
delt in Debatten,
aaaber auch mit sichber auch mit sich
und jenen Milieus, die sie einst
gerne trugen. Die Enttäuschung
ist groß, und dennoch bleibt die
Partei – außer im Osten – in Um-
fffragen deutlich über fünf Pro-ragen deutlich über fünf Pro-
zent. Ihr Markenkern hat eine
loyale Gruppe von Stammwäh-
lern, die den Gedanken an ein
Parlament ohne Liberale nur
schwer ertragen – auch weil we-
der SPD noch Grüne, noch Union
und schon gar nicht die AfD libe-
rale Spurenelemente in sich tra-
gen. Kurzum: Es gibt zur FDP
keine Alternative.
Der verdienstvolle Retter
Christian Lindner bibbert zwi-
schen Baum und Borke, findet
nur schwer Zugang in eine zivil-
gesellschaftliche Aufbruchsstim-
mung, wo es kluge Argumente für
eine freiheitliche Modernisie-
rung des Landes im Sinne des
Nachhaltigen gibt. Das hat auch
mit kulturellen und lebensweltli-
chen Bindungen ins Schnitzel-
verteidigende und SUV-liche zu
tun. Da wirkt eine ordnungspoli-
tisch sauber sortierte Margrethe
VVVestager verlockender. Auch sieestager verlockender. Auch sie
spricht über Verbote, aber sie
spürt den Schmerz der verlore-
nen Freiheiten.
Der neue alte Hohn über die
FDP, das Despektierliche über
die Liberalen, steht in keinem
VVVerhältnis zu den Punkten, dieerhältnis zu den Punkten, die
kritisiert werden müssen. Das
Gift gegen Lindner ist für all jene
vorgesehen, die sich der Gemüt-
lichkeit des neoheideggeriani-
schen Entschleunigungsestab-
lishments entziehen. Die FDP
verdient in der Krise mehr Soli-
darität, auch weil sie als einzige
Partei – wie schrill auch immer –
eine optimistische Machbarkeit
von Veränderungen mit Pragma-
tik und Augenmaß versehen
könnte. Wer das Land freiheitlich
will, kommt an der FDP nicht
vorbei. Die aber muss ehrgeizi-
ger, inspirierender und originel-
ler werden.
Gegen die schwarze, rote und
grüne Null sollte sie eine freiheit-
liche Investitionsoffensive vor-
tragen: für mehr Bildung in Kitas,
Schulen und Universitäten. Wir
betreten das Zeitalter des Wis-
sens und der Kreativität, und die
einzige Form, auch künftig Men-
schen in Freiheit souverän agie-
ren zu lassen, ist ihr Mündigma-
chen gegen den Trend morali-
scher und technologischer Ent-
mündigung. Nur Bildung macht
Menschen mutig und zuversicht-
lich. Und nur mutige Menschen
sind in der Lage, unerschrocken
und vernünftig Entscheidungen
zu treffen. Das ist wichtiger denn
je. Und die einzige Rückversiche-
rung, dass es auch künftig Libera-
le gibt. Wer mündige Staatsbür-
ger will, braucht Liberale als ihre
AAAvantgarde. vantgarde.

KOMMENTAR

Liberale Avantgarde


[email protected]

ULF
POSCHARDT

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-10-05-ab-22 59bef6cbe9a02e7b1dbca43aa1b4dc

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf