Die Welt - 05.10.2019

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05.10.19 Samstag, 5. Oktober 2019DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,5.OKTOBER2019 SEITE 22

WISSEN


F


ast jeder zweite Bundesbür-
ger hat während des Schlafs
mehr als fünf Atemaussetzer
pro Stunde. Bei jedem Drit-
ten davon ist eine Therapie
unbedingt nötig, wenn schwere Folge-
erkrankungen bis hin zu Herzinfarkt
und Schlaganfall verhindert werden sol-
len. Standardtherapie ist eine Atem-
maske, die nachts getragen wird. Doch
es gibt mehrere alternative Behand-
lungsmethoden – bis hin zu einem im-
plantierten „Apnoe-Schrittmacher“.
Wissenschaftler haben zudem eine Pille
entwickelt, die nächtliche Atemausset-
zer verhindern soll. Der Schlafforscher
Professor Ingo Fietze vom Berliner Uni-
versitätsklinikum Charité erklärt, wel-
che Therapie für wen die richtige ist.

VON NORBERT LOSSAU

WELT:WWWie viele Menschen habenie viele Menschen haben
hierzulande Schlafstörungen?
INGO FIETZE:RRRund 25 Prozent der Bun-und 25 Prozent der Bun-
desbürger leiden an einer behandlungs-
bedürftigen Schlafstörung. Am häufigs-
ten sind sogenannte Insomnien – das
sind Probleme beim Ein- und Durch-
schlafen sowie ein zu frühes Erwachen.
Die Zahl der Betroffenen nimmt zu.
Grund dafür ist der moderne Lebens-
wandel. Noch im Bett das Smartphone
nutzen oder sonst wie die Nacht zum
Tag machen – das beeinträchtigt die
Qualität des Schlafs. Die zweithäufigste
Schlafstörung sind nächtliche Atemaus-
setzer. Wir bezeichnen das als Schlaf-
apnoe. Die Zahl dieser Patienten nimmt
insbesondere deshalb zu, weil es immer
mehr Menschen mit Übergewicht gibt.
Die dritthäufigste Schlafstörung ist das
Restless-Legs-Syndrom. Betroffene lei-
den unter einem unkontrollierbaren
Drang, die Beine zu bewegen. Dies kann
mit Kribbeln und Krämpfen verbunden
sein. Das Restless-Legs-Syndrom tritt
meist erst ab dem 60. Lebensjahr auf.
Weil die Lebenserwartung steigt, wird
diese Schlafstörung immer häufiger
diagnostiziert.

Bleiben wir bei der Schlafapnoe. Wie
viele Menschen sind davon betroffen?
In Deutschland sind es 47 Prozent der
Erwachsenen. Eine Apnoe liegt vor,
wenn es während des Schlafs mehr als
fünf Atemaussetzer pro Stunde gibt.
Das bedeutet allerdings nicht, dass be-
reits ab diesem Wert eine Therapie not-
wendig ist. Erst ab 15 Atemaussetzern
pro Stunde gilt eine Apnoe als behand-
lungsbedürftig, und das betrifft rund 15
Prozent der Bundesbürger.

Wie viele dieser Behandlungsbedürf-
tigen werden tatsächlich therapiert?
Leider viel zu wenig. Von 100 Menschen
mit einer behandlungsbedürftigen Ap-
noe werden nur 20 medizinisch betreut.
Die Hemmschwelle, zum Arzt zu gehen,
ist bei vielen immer noch hoch.

Ist Schlafapnoe ein weltweit verbrei-
tetes Phänomen?
Ja. Doch Deutschland liegt deutlich
über dem Durchschnitt. Eine kürzlich
im Fachjournal „Lancet“ erschienene
Metastudie beziffert die Zahl der von
Apnoe Betroffenen auf weltweit 960
Millionen Menschen, von denen 450
Millionen mehr als 15 Atemaussetzer
pro Stunde haben. Das wären also rund
fünf Prozent der Weltbevölkerung.

Wie lassen sich solche Zahlen ermit-
teln, wenn viele doch gar nicht von ih-
rer Apnoe wissen und nicht auf die
Idee kommen, zum Arzt zu gehen?
Das geht nur mit Bevölkerungsstudien.
Die Charité zum Beispiel ist an dem seit
20 Jahren in Greifswald angesiedelten
Forschungsprojekt „Ship“ beteiligt.
Dieses Akronym steht für „Study of
Health in Pomerania“. Da werden regel-
mäßig Gruppen von 5000 Menschen
und mehr zufällig ausgewählt und ge-
fragt, ob sie an einer medizinischen Stu-
die teilnehmen möchten. Bei einem die-
ser Programme wurden Probanden
auch eine Nacht ins Schlaflabor ge-
schickt. Deshalb verfügen wir heute
über mehr als 1000 Datensätze von
Menschen, die sonst nicht in ein Schlaf-
labor gegangen wären.

Dann können Sie auch sagen, ob Ap-
noe bei Männern oder bei Frauen
häufiger auftritt?
Ja, Apnoe ist bei Männern doppelt so
häufig wie bei Frauen. Insomnien gibt
es indes öfter bei Frauen.

Warum müssen manche Apnoen
behandelt werden?
Apnoen erhöhen das Risiko für eine Rei-
he von Krankheiten. Der mit einer Ap-
noe verbundene Bluthochdruck sowie

die starken nächtlichen Schwankungen
des Blutdrucks sind Stress für das Herz.
Koronare Herzerkrankungen, Herzin-
farkt, Herzschwäche, Vorhofflimmern,
Herzkreislaufstörungen, Schlaganfall
und Diabetes können die Folge sein. Ein
anderer Aspekt ist, dass Apnoen zu
einem geringeren Sauerstoffgehalt im
Blut führen. Das ist nicht gut für das
Gehirn. Da sterben dann jede Nacht
Nervenzellen ab, was langfristig das Ri-
siko für Demenzerkrankungen erhöht.

Könnte man zugespitzt sagen, eine
Apnoe verringert den IQ?
Mir sind zwar keine Studien bekannt, in
denen direkt der Zusammenhang mit
dem IQ-Wert untersucht worden ist.
Doch Sauerstoffmangel im Gehirn ver-
bunden mit einer geringeren Schlafqua-
lität führen zweifelsohne zu einer Ver-
schlechterung der kognitiven Leis-
tungsfähigkeit, mithin auch zu einem
schlechteren Intelligenzquotienten.

Bei weniger als 15 Atemaussetzern pro
Stunde ist aber noch keine Therapie
notwendig?
Das kann man nicht pauschal sagen.
Auch in diesen Fällen ist eine Therapie
angezeigt, wenn der Patient Symptome
wie Tagesmüdigkeit, nächtlichen Blut-
hochdruck oder Herzkreislaufprobleme
hat. Ab einem Wert von 15 empfehle ich
unabhängig von irgendwelchen Symp-
tomen immer eine Therapie. Denn
schon leichte Tagesmüdigkeit kann am
Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr zu
schlimmen Unfällen führen.

Kommen zu Ihnen denn nicht nur
Menschen mit Beschwerden?
Nein. Nur die eine Hälfte der Patienten
kommt zu mir, weil sie Beschwerden ha-
ben. Die anderen werden von der Part-
nerin geschickt – weil sie stark schnar-
chen. Einige werden auch vom Kardio-
logen überwiesen, wenn nächtlicher
Bluthochdruck oder eine Herzrhyth-
musstörung festgestellt wurden.

Leidet jeder starke Schnarcher unter
einer Apnoe?
Schnarchen ist eine Vorstufe zur Schlaf-
apnoe. Typischerweise beginnt das
Schnarchen im Alter zwischen 35 und


  1. Zwischen 40 und 50 kommen die
    Atemaussetzer hinzu. Grundsätzlich


gilt: Je lauter das Schnarchen, umso
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass
der Betreffende Atemaussetzer hat.

Schicken Sie einen Schnarcher erst
einmal ins Schlaflabor, um eine gesi-
cherte Diagnose stellen zu können?
Nein. Der erste Schritt ist ein häusli-
ches Schlafapnoe-Monitoring. Der oder
die Betroffene erhält ein kleines Mess-
gerät mit nach Hause, das eine Nacht
lang misst und speichert, wie häufig
Atemaussetzer sind und wie der Verlauf
von Puls und Sauerstoffsättigung im
Blut ist. Auch die jeweilige Lage beim
Schlafen wird von Sensoren erfasst.
Nach der Datenauswertung lässt sich in
vielen Fällen bereits die Diagnose stel-
len und eine Maskentherapie verord-
nen. Doch bei Unklarheiten, wenn etwa
jemand trotz wenigen Atemaussetzern
tagsüber müde ist, es den Verdacht auf
andere Schlaferkrankungen gibt oder
neuromuskuläre Probleme eine Rolle
spielen könnten, dann ist zwingend eine
Nacht im Schlaflabor nötig.

Wodurch wird das Entstehen einer
Apnoe begünstigt?
In erster Linie Übergewicht und über-

Apnoe begünstigt?
In erster Linie Übergewicht und über-

Apnoe begünstigt?

mäßiger Alkoholkonsum. Doch auch die
Anatomie spielt eine wichtige Rolle.
Wer einen engen Rachen mit wenig
Platz zwischen Zunge und Zäpfchen
hat, der ist für eine Apnoe prädestiniert


  • insbesondere wenn auch noch der Un-
    terkiefer kurz ist.


Kann unter diesen Umständen auch
ein schlanker Mensch eine Apnoe
ausbilden?
Absolut. Ich erinnere mich an eine
schlanke Frau, um die 20 Jahre alt, die
in meine Sprechstunde kam, weil sie
sehr laut schnarchte. Sie hatte deshalb
Angst vor der ersten gemeinsamen
Nacht mit ihrem Freund. Grund für das
Schnarchen war ihr kleiner Unterkiefer.

Wie häufig sind solche Fälle?
Bei etwa fünf Prozent der Apnoe-
patienten ist hauptsächlich die Anato-
mie entscheidend.

Hilft in diesen Fällen eine Operation?
Durchaus. Die operative Vorverlage-
rung des Unterkiefers ist allerdings auf-
wendig. Ich halte das nur für sinnvoll,

wenn die/der Betreffende dies auch aus
kosmetischen Gründen wünscht und
der Kieferorthopäde ebenfalls eine me-
dizinische Indikation feststellt. Dann
kann mit der OP gleich Mehreres er-
reicht werden: ein besseres Aussehen,
günstigere Bedingungen für die Zähne,
eine schnarchfreie Atmung und damit
eine Verringerung des Apnoerisikos.

Und wie kann den anderen 95 Prozent
der Apnoepatienten medizinisch ge-
holfen werden?
Ich beginne mal mit der schlechten
Nachricht: Es gibt noch immer keine
Tablette, die man einfach vor dem
Schlafengehen schluckt und so die
nächtlichen Atemaussetzer verhindert.

Wird denn an der Entwicklung einer
solchen Tablette gearbeitet?
Durchaus. Gerade in jüngster Zeit hat es
hier große Fortschritte gegeben. Eine
Ursache für das Auftreten von Atemaus-
setzern liegt bei den Nerven, die die Ra-
chenmuskulatur steuern. Bei manchen
Menschen funktioniert diese Steuerung
während des Schlafs nicht mehr. Also
suchen Forscher nach Substanzen –
Neurotransmitter oder Hormone –, mit
denen sich diese Nerven gezielt beein-
flussen lassen, möglichst ohne Neben-
wirkungen. Und sie werden fündig. Ers-
te klinische Studien von Pharmafirmen
haben begonnen.

Wenn das wirklich funktionieren soll-
te, könnte dann auf die bisherige
Standardtherapie verzichtet werden –
das nächtliche Tragen einer Atem-
maske mit Überdruckluft?

das nächtliche Tragen einer Atem-
maske mit Überdruckluft?

das nächtliche Tragen einer Atem-

Nein. Ein solches Medikament dürfte
sich nur bei milden Fällen mit weniger
als 15 Atemaussetzern pro Stunde eig-
nen. Die sehr erfolgreiche Überdruck-
atmungstherapie wird ohne Zweifel der
Standard bleiben. Eine Atemmaske
sieht zwar nicht sexy aus, ist aber abso-
lut wirksam. Sie erzeugt eine Druckwel-
le, die das Zäpfchen daran hindert, den
Atemluftweg zu versperren. Schon nach
der ersten Nacht mit einer Maske spü-
ren die Patienten den Erfolg. Sie sind
sehr dankbar für diese Therapiemög-
lichkeit – und die Partner auch.

Machen die Geräte nicht störende
Geräusche?

Ja, sie machen Geräusche. Doch die Ge-
räte sind im Laufe der Jahre immer lei-
ser und kleiner geworden. Sie lassen
sich heute sogar problemlos auf Reisen
mitnehmen. Bei den Masken gibt es
eine große Auswahl, sodass sich für je-
den Typ und alle Gesichtsformen ein
komfortables Modell findet. Die meis-
ten Masken bedecken nur die Nase.
Wer beim Atmen partout seinen Mund
nicht zubekommt, der kann auch eine
Maske wählen, die Nase und Mund be-
deckt. Und dann gibt es auch noch ganz
grazile Masken, die nur aus zwei Stöp-
seln für die Nasenlöcher bestehen.
Manche lieben diese Modelle, doch sie
haben den Nachteil, dass die Luft kon-
zentriert und mit hoher Geschwindig-
keit auf die Nasenschleimhaut geblasen
wird. Dadurch kann sie austrocknen
und sich entzünden. Es gibt jedoch Ge-
räte mit integriertem Luftbefeuchter,
der dieses Problem löst.

Gibt es weitere Nebenwirkungen?
In seltenen Fällen führt die Überdruck-

Gibt es weitere Nebenwirkungen?
In seltenen Fällen führt die Überdruck-

Gibt es weitere Nebenwirkungen?

therapie zu Ohrenschmerzen, weil es
eine Verbindung zwischen der Nase und
dem Ohr gibt, die sogenannte Eustachi-
sche Röhre. Betroffene müssen leider
auf diese Therapieform verzichten. Das
gilt auch für klaustrophobische Men-
schen, die grundsätzlich keine Maske
akzeptieren können.

Wie hoch ist die Abbruchquote bei
der Therapie mit einer Atemmaske?
Von 100 Patienten, denen ich eine Mas-
kentherapie verschreiben möchte, leh-
nen das rund zehn Prozent sofort ab.
Von den anderen bleiben 70 Prozent der
Therapie langfristig treu und 20 Pro-
zent brechen die Behandlung nach kur-
zer Zeit ab, meist innerhalb des ersten
halben Jahres.

Wird die Maskentherapie von den ge-
setzlichen Krankenkassen bezahlt?
Die Überdrucktherapie wird von allen
Kassen übernommen. Doch es gibt wei-
tere Möglichkeiten der Behandlung – et-
wa eine individuell angefertigte Doppel-
spange, eine sogenannte Unterkiefer-
protrusionsschiene. Diese wird nachts
getragen und schiebt den Unterkiefer
um mindestens fünf Millimeter nach
vorne. Obwohl diese Therapie nicht
teurer als die Nutzung einer Maske ist,
übernehmen hier bislang nur einige der
gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.

In Apotheken gibt es doch preiswerte
Schienen gegen Schnarchen zu kau-
fen. Helfen die nicht auch bei Apnoe?
Diese Schienen kann ich keinesfalls zur
dauerhaften Anwendung empfehlen.
Wenn man eine Schiene Nacht für
Nacht jahrelang trägt, dann muss sie ab-
solut perfekt sitzen, damit nicht das Ge-
biss, die Zähne oder das Zahnfleisch
darunter leiden. Daher müssen sie un-
bedingt individuell angefertigt werden.
Und es sollte eines jener wenigen Mo-
delle ausgewählt werden, für die in wis-
senschaftlichen Studien die Wirksam-
keit auch nachgewiesen wurde.

Gibt es weitere Möglichkeiten zur Be-
handlung einer Schlafapnoe?
Ja. Es gibt, ähnlich einem Herzschritt-
macher, auch Schrittmacher gegen Ap-
noe. Diese Geräte werden unterhalb des
Schlüsselbeins implantiert, meist auf
der rechten Körperseite. Von dort wird
eine Elektrode zum Zungennerv, also
zum Unterkiefer, verlegt. Dieser wird
dann nachts elektrisch stimuliert, wo-
durch die Zunge nach vorne und unten
gezogen wird, dort gleichsam festklebt
und nicht mehr nach hinten fällt. Das ist
eine etablierte Behandlungsform. Sie
wird von den Kassen bezahlt, wenn kei-
ne andere Therapie anwendbar ist.

Kribbelt das nicht in der Zunge?
Erstaunlicherweise nicht. Der elektri-
sche Stimulus ist offenbar zu klein. Man
spürt nichts und die Schlafqualität lei-
det nicht. Die Schrittmacher werden
entweder tagsüber induktiv aufgeladen
oder mit einer Langzeitbatterie ausge-
stattet, die vier bis fünf Jahre hält.

Wie viele Apnoepatienten erhalten
einen solchen Schrittmacher?
Nur wenige. An der Charité implantie-
ren wir pro Jahr zehn bis 20. Eine Mas-
kentherapie verordnen wir hingegen
700- bis 800-mal pro Jahr.

Ist die Wirksamkeit eines Apnoe-
schrittmachers genauso gut wie eine
Maskentherapie?
Nein. Mit einer Maske wird die Zahl der
Atemaussetzer nahezu auf null redu-
ziert. Mit allen anderen Therapien er-
reicht man nur eine durchschnittliche
Absenkung um circa 50 Prozent.

Verkabelt für eine Nacht:
Die amerikanische Journalistin
Barbara Moffet beschrieb ihre
Erfahrungen im heimischen
„Schlaflabor“ in der
„Washington Post“

THE WASHINGTON POST/GETTY IMAGES

/THE WASHINGTON POST

Immer mehr


Menschen leiden


hierzulande unter


Schlafstörungen.


Gefährlich sind


insbesondere


die Aussetzer


beim Atmen.


Doch es gibt


gute Therapien


gegen eine solche


Schlafapnoe


WISSENSCHAFTSREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 719 50|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/WISSENSCHAFT

Ingo Fietzeleitet das Interdis-
ziplinäre Schlafmedizinische
Zentrum an der Charité in Berlin.
Er wurde 1960 in Cottbus ge-
boren und studierte Biomedizin
und Biophysik am 2. Moskauer
Medizinischen Institut sowie
Humanmedizin an der Berliner
Humboldt-Universität. Er pro-
movierte 1986 und wurde 2015
Professor an der Charité. Fietze
ist Facharzt für Innere Medizin,
Pulmologe und Somnologe.

Zur


PA/ILLING & VOSSBECK Person


ATEMAUSSETZER
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