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anstelle sich vor, eine
Firma bildet einen Mit-
arbeiter aus, gibt ihm ei-
nen Vertrag über die
künftige Anstellung –
und schickt ihn trotzdem zum Arbeits-
amt. Für sechs Wochen. Von besonderer
WWWertschätzung für die Nachwuchskraftertschätzung für die Nachwuchskraft
kündet ein solches Verhalten natürlich
nicht, in der freien Wirtschaft würde man
es wohl als absurd bezeichnen. Doch es
ist gängige Praxis. Und zwar ausgerech-
net in der staatlichen Lehrerausbildung.
Dort werden gerade junge Lehrer immer
wieder für den Zeitraum der Sommerferi-
en von ihrem Ausbilder, dem Staat, genö-
tigt, zum Arbeitsamt zu gehen.
VON THOMAS VITZTHUM
Vor allem Baden-Württemberg prak-
tiziert dies seit Jahren. Frisch exami-
nierte Referendare trifft die Praxis be-
sonders. „Man kann von mehr als 2000
Referendaren für alle Schulformen in
dem Land ausgehen“, teilt der Deutsche
Philologenverband mit. Alle diese Leh-
rer haben eine Einstellungszusage.
Da das Referendariatin dem Bundes-
land nur 18 Monate dauert, erwerben
die Junglehrer auch keinen Anspruch
auf Arbeitslosengeld I. Sie müssen
Hartz IV beantragen. Für den einen
oder anderen dürfte das gerade nach
Studium und erfolgreichem Absolvieren
des Referendariats eine recht unschöne
Erfahrung sein.
Das Gleiche gilt für angestellte Ver-
tretungslehrer, die schon länger im
Schuldienst sind. Selbst wenn sie für
das folgende Schuljahr schon wieder ei-
ne Zusage haben, so entsteht doch oft
für die Zeit der Sommerferien eine Lü-
cke, die sie schließen müssen.
Besonders die Länder Baden-Würt-
temberg, Niedersachsen und Hamburg
sparen die Sommerferien von der Ge-
haltsfortzahlung aus. Der Philologen-
verband geht von 4000 Lehrern aus, die
davon betroffen sind, zusätzlich zu den
Referendaren. Allein in Baden-Würt-
temberg sind es wiederum 2000.
„Neben diesem für die Beschäftigten
entwürdigenden Verfahren werden da-
mit zusätzlich die Sozialkassen belas-
tet“, sagt Susanne Lin-Klitzing, Vorsit-
zende des Philologenverbands. „Statt
diesem Personenkreis die Vergütung
durch das jeweilige Land bis zum Schul-
jahresende zu gewähren, werden die
notwendigen Sozialausgaben den Bei-
tragszahlern aufgebürdet.“
In Baden-Württemberg geht man von
einem niedrigen zweistelligen Millionen-
betrag aus, den eine Weiterbezahlung in
den Sommerferien kosten würde. Noch
unter SPD-Führung wurde im Kultusmi-
nisterium über eine Änderung nachge-
dacht, doch entschied man sich dagegen,
des Geldes wegen. Auch unter der jetzi-
gen Kultusministerin Susanne Eisen-
mann(CDU) soll sich nichts ändern.
Die FDP im Bundestag kritisiert dies.
„Die besten Lehrkräfte gewinnt man
nicht mit finanzieller Schikane. Statt
systematischer Arbeitslosigkeit brau-
chen junge Lehrerinnen und Lehrer kla-
re Entwicklungsperspektiven und Wei-
terbildungsmöglichkeiten. Kein priva-
tes Unternehmen dürfte sich solche
Tricks erlauben“, sagt Jens Branden-
burg (FDP), Mitglied im Bildungsaus-
schuss der Bundestages. Das müsse
endlich aufhören.
Auch beim Bundesministerium für
Arbeit und Soziales wird die Praxis kri-
tisiert. Grundsätzlich sei daran unter
Beachtung der Vorgaben des Gesetzes
über Teilzeitarbeit und befristete Ar-
beitsverträge nichts zu beanstanden.
Allerdings teilt eine Sprecherin des
Hauses von Hubertus Heil (SPD) mit:
„Die Bundesregierung sieht die Praxis
aber kritisch, wenn bereits bei Ab-
schluss des befristeten Arbeitsvertrages
absehbar ist, dass die Lehrkraft zu Be-
ginn des darauffolgenden Schuljahres
erneut eingestellt werden soll.“
Die Bundesländer seien gefordert,
den Lehrkräften Arbeitsbedingungen zu
bieten, die der Bedeutung des Berufs ge-
recht werden und unnötige Kosten für
die Arbeitslosenversicherung vermei-
den. „Das Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales prüft derzeit, ob und
auf welche Bundesländer es gegebenen-
falls zugeht.“
Das baden-württembergische Kultus-
ministerium verteidigt sich. Es verweist
darauf, dass Juristen ähnlich behandelt
würden. „Da Baden-Württemberg seit
vielen Jahren sehr viele neue Lehrerin-
nen und Lehrer benötigt, haben diese
Junglehrer im Übrigen sehr gute Chan-
cen auf eine unbefristete Einstellung in
den Schuldienst“, teilt eine Sprecherin
mit. Deshalb hätten die meisten ja Si-
cherheit. „Durch die sehr früh starten-
den Einstellungsverfahren hatten be-
reits seit Anfang des Jahres mehrere
Tausend dieser Junglehrer eine Einstel-
lungszusage für das Schuljahr 2019/
und konnten somit verbindlich planen.“
Gleichwohl: So üblich, wie das Land
tut, ist das Ganze dann doch nicht. Die
meisten Bundesländer bieten den Refe-
rendaren einen nahtlosen Anschluss
zwischen der Ausbildung und dem Be-
ginn der Anstellung.
In Bayern, Hessen, Nordrhein-West-
falen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thürin-
gen, Sachsen-Anhalt und Bremen gibt es
das Sommerloch nicht. In Sachsen etwa
endet das Referendariat entweder mit
dem 31. Januar oder 31. Juli. Am Tag da-
rauf beginnt dann die Anstellung, ab die-
sem Zeitpunkt werden die neuen Lehr-
kräfte bezahlt, auch wenn der erste
Schultag erst einige Wochen später ist.
Manche Länder haben hier auch nach-
gebessert. Denn Lehrer sind Mangelwa-
re. In Thüringen etwa hätte jeder fertige
Referendar in diesem Jahr eine Stelle
bekommen, so er sie gewollt hätte.
Auch im Falle der Vertretungslehrer
haben einige Länder auf den gestiege-
nen Druck am Arbeitsmarkt reagiert. So
muss in Hessen deren Arbeitsvertrag
neuerdings die Sommerferien mitein-
schließen, wenn bei Vertragsabschluss
abzusehen ist, dass die Lehrkraft, die er-
setzt wird, auch während der Sommer-
ferien ausfällt.
Die Beispiele zeigen: Ob Länder ihre
neuen Lehrer oder Vertretungskräfte
nötigen, zum Arbeitsamt zu gehen,
hängt einzig am Willen der Kultusbüro-
kratie. Philologenchefin Lin-Klitzing
sagt: „Der Deutsche Philologenverband
kritisiert die Praxis zutiefst und fordert,
dass in jedem Bundesland das Ende des
Vorbereitungsdienstes und der Beginn
des zukünftigen Dienstantritts auf
rechtlicher Basis nahtlos miteinander
verbunden werden.“
MMMit dem erstenit dem ersten
Arbeitsvertrag
dddirekt in dieirekt in die
Arbeitslosigkeit
Die Sommerferien waren auch in
diesem Jahr für viele Lehrer
unerfreulich. Denn es hieß, dass sie
sich arbeitslos melden mussten,
obwohl sie schon neue Verträge
hatten. Besonders junge Lehrer trifft
das. Ein Motivations-Gau
Das beste Team, die beste Marke, der beste Fahrer: Audi wird zum dritten Mal
Triple-Sieger der DTM. Wir gratulieren René Rast und den Audi Sport Teams.
Danke an Aston Martin und BMW für einen fairen Wettkampf
und danke an unsere Fans für all die Unterstützung. #DankeBesteFans
UNSER
HERZ RAST
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05.10.19 Samstag, 5. Oktober 2019DWBE-HP
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DIE WELT SAMSTAG, 5. OKTOBER 2019* POLITIK 5
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HONGKONG
Protest gegen
Vermummungsverbot
Der Rückgriff auf koloniales Not-
standsrecht und das Vermummungs-
verbot in Hongkong haben neue Pro-
teste und Chaos ausgelöst. Tausende
Menschen demonstrierten, bauten
Straßenblockaden, warfen Brandsätze
und demolierten U-Bahnstationen oder
Geschäfte mit Beziehungen zur Volks-
republik China. Ein junger Mann, der
nach Medienberichten erst 14 Jahre alt
sein soll, wurde angeschossen und
verletzt. Ein Polizist, der nicht im
Dienst war, sei in einen Tumult geraten
und habe die Waffe gezogen, berichtete
„Hong Kong Free Press“. Eine von
Aktivisten beantragte einstweilige
Verfügung gegen das Vermummungs-
verbot lehnte das Oberste Gericht
noch am Abend ab.
FRANKREICH
Terrorermittlungen
nach Messerattacke
Die französische Staatsanwaltschaft
ermittelt nach dem tödlichen Messer-
angriff eines Zivilangestellten im Pari-
ser Polizeihauptquartier wegen Terror-
verdachts. Die bisherigen Untersu-
chungen hätten Hinweise ergeben, die
zu Mordermittlungen „im Zusammen-
hang mit einem Terrorvorhaben“ ge-
führt hätten. Unter anderem seien der
Computer und das Mobiltelefon des
Verdächtigen untersucht worden. Seine
Witwe und Zeugen habe man befragt.
Der Mann sei vor 18 Monaten zum
Islam konvertiert. Nach Angaben der
Staatsanwaltschaft war ein 45-Jähriger
Sachbearbeiter am Donnerstag auf
Kollegen losgegangen. Er erstach drei
Polizisten und einen Angestellten,
bevor er von Polizisten erschossen
wurde.
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