200 Kapitel 11 | Akt & Erotik
Erotische Porträts
Für jeden Menschen beinhaltet Erotik etwas anderes. So
reagiert auch jeder anders auf bestimmte Reize. Was der
Einzelne erotisch findet, ist letztlich sehr personenspezi-
fisch.
Offensichtlich gibt es aber bestimmte Schlüsselreize,
auf die ein breites Publikum reagiert, und diese gilt es,
mit einem erotischen Porträt anzusprechen. Erotische
Fotos haben den Zweck, die Fantasie des Betrachters
anzuregen. Wenn Sie jedoch hingehen und potenzielle
Betrachter fragen, welche Art von Aufnahmen sie ero-
tisch finden, werden diese häufig keine Antwort finden.
Sie müssen ein Foto zuerst gesehen haben, um zu wissen,
ob sie es erotisch finden. Also müssen wir uns auf unsere
eigenen Vorstellungen verlassen und überlegen, was auf
eine größere Gruppe von Betrachtern erotisch wirken
könnte.
Aus eben diesem Grund ist auch kaum ein Genre mit
mehr Klischees behaftet als die erotische Fotografie.
Gerade deswegen gilt es, frischen Wind in diesen Bereich
zu bringen und neue Ansätze zu zeigen oder bewährte
Motive neu und unkonventionell umzusetzen.
Wir haben es hier mit vielen kleinen Komponenten zu
tun. Viele leiten die Erotik eines Porträts ausschließlich
vom Motiv ab. Aber das allein macht kein erotisches Foto.
Wenn nicht alle Elemente der Bildgestaltung aufeinander
abgestimmt werden, verfehlt das Foto seine Wirkung.
So wirkt das gleiche Motiv in unterschiedlichem Licht völlig
anders, die Stimmung des Bilds kann zu einer ganz anderen
Bildaussage führen. Aber auch Farbgebung, Linienführung,
Formen, Tonwerte und Strukturen tragen in diesem emo-
tionalen Bereich der Porträtfotografie enorm dazu bei, ob
ein Foto schließlich beim Betrachter „ankommt“.
Das Geheimnis des erotischen Fotos liegt in den Dingen, die wir auf dem
Foto gar nicht sehen. Als erotisch empfinden wir Dinge, die uns verborgen
bleiben, die unser „Kopfkino“ in Gang setzen und unsere Fantasie beflü-
geln. Also liegt die Aufgabe des Fotografen darin, mehr zu verstecken als
zu zeigen. Dinge nur anzudeuten, zu verhüllen oder im wahrsten Sinne
de Wortes im Dunkeln liegen zu lassen. Licht und Linienführung spielen
Tageslicht von einem großen Fenster
von rechts trägt bei diesem frischen,
natürlichen Foto viel zur Bildwirkung bei.
Kamera: Fujifilm FinePix S2Pro mit 50 mm
f/1.8er Objektiv – Belichtung 1/250 Sek. bei
f/1.8 – Brennweite 75 mm – ISO 200.
Foto: Carina Meyer-Broicher