Neue Zürcher Zeitung - 21.09.2019

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Samstag, 21. September 2019 300 Jahre Liechtenstein NZZ-Verlagsbeilage 5


Höhepunkte derSonderausstellung


Gegenüberstellungen von Werken aus fünf Jahrhunderten zu vier Themen.


«Botschafterfunktion


für das Land»


Die Fürstenfamilie hat eine
der bedeutendstenKunst-Privat-
sammlungen derWelt. Erbprinz
Alois über die Bedeutung
der Werke für Liechtenstein.

Kunst wird von der FürstlichenFamilie
schon länger gesammelt,als es Liechten-
stein gibt.Wie wichtig ist die Sammlung
für die Identität Ihres Landes?
Erbprinz Alois: Die Fürstlichen Samm-
lungen sind zwar erstseit Ende des
ZweitenWeltkrieges imLand und hier
auch nicht ständig ausgestellt.Da sie
aber zu den weltweit bedeutendsten
Kunst-Privatsammlungen gehören,stos-
sen sie international auf grosses Inter-
esse und haben dadurch auch eine wich-
tige Botschafterfunktion für dasLand.

Wie wird die Sammlung für das Publi-
kum sichtbar gemacht?
Die Fürstlichen Sammlungen sind wei-
terhin permanent öffentlich zugänglich,
nur das Öffnungsmodell wurde grund-
sätzlich geändert: Heute sind sie sowohl
im Stadtpalais als auch im Gartenpalais
in Wien jeden zweitenFreitagnachmit-
tag und zusätzlich nachVereinbarung im
Rahmen vonFührungen zugänglich.Dar-
über hinauskönnenTeile derFürstlichen
Sammlungen immer wieder imRahmen
von Sonderausstellungen an verschie-
densten Orten derWelt gesehen werden.

MancheWerke sind anlässlich derJubi-
läumsausstellung erstmals zu sehen.Wie
kam es dazu?
Wenn Objekte derFürstlichenSamm-
lungen zum ersten Mal zu sehen sind,
hat dies vor allem zwei Gründe: Ent-
weder handelt es sich um Neuankäufe
oder um jüngstrestaurierte Objekte, die
davor aufgrund ihres Zustandes nicht
ausgestellt werdenkonnten.

Die Fürstlichen Sammlungen umfas-
sen Kunst aus fünfJahrhunderten, aber
manche künstlerischen Themen blei-
ben. Gibt es aus Ihrer Sicht einenroten
Faden, der sich durch die Zeit und die
Kunst zieht?
Denroten Faden derAusstellung bil-
den immerwährendeThemen derKunst,
denen die einzelnenWerke aus den vier
beteiligten liechtensteinischen Samm-
lungen zugeordnet wurden und die so
in lockere m Dialog zueinander stehen.
Diese Kapitel beschäftigen sich mit den
Themen Erde, Porträt, Menschliches
und Kunst. Interview:David Schnapp

Seine DurchlauchtErbprinzAlois von und
zuLiechtenstein(51) wurde 2004 vom Lan-
desfürsten als sein Stellvertr eter mit der Aus-
übungder ihm zustehenden Hoheitsrechte be-
traut, womit er seit dem für die Aufgaben des
liechtensteinis chen Staatsoberhaup tesverant-
wortlich ist. Er ist ausserdem stel lvertr etender
Vorsitzender jener Stiftung, die Eigentümerin
der FürstlichenSammlungen ist.

© LIECHTENSTEIN. THE PRINCELY COLLECTIONS,VADUZ-VIENNA

© LIECHTENSTEIN. THE PRINCELY COLLECTIONS,VADUZ-VIENNA

© KUNSTMUSEUM LIECHTENSTEIN,VADUZ

© KUNSTMUSEUM LIECHTENSTEIN,VADUZ

Erbprinz Alois mit dem Bildnis des KaisersSigismund (1452/57)eines unbekanntenKünstlers. ROLAND KORNER / LIECHTENSTEIN MARKETING

(^5) + (^6) Menschliches
Die Stillleben des Nied erländers Jan Jansz. den Uyl zeigen
keine Prunktafeln , sondern wie im Fall dieses«Stilllebens
mit Zinnkanne»(1635) aus den FürstlichenSammlungen
bescheiden gedeckte Tische.
Eine andere Form des Stilllebens ist das«Schminktischchen
mit Feedback»(1993) von Pipilo tti Rist, bei dem die Schweizer
Künstl erin Alltagsgegenstände zu Fr agen über die Schönheit
aggregiert.
(^7) + (^8) Kunst
Michel-Fausto de Avila ist vermutlich der Schöpfer
dieses«Trompe­l’œil»(Illusi on, Mitte 18. Jahrhundert).
Mit den Mitteln des Malers schafft er eine perfekte
Täuschung ausgewählterGegenstände.
Der in New York le bende Amerikaner Matt Mullican
referiert im Bild«Untitled»(1989/2001) aus der Sammlung
des KunstmuseumsLiechtenstein auf das menschliche
Nervensy stemund die schönen Künste.
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