der Marmorengel waren wettergegerbt, die Namen ausschließlich die von
Italienern. Wie Ietmgetas Vatername.
»Liegt mein Vater auch unter so einem Stein?«, fragte er die Mutter, als
er nach Hause kam.
»Nein, er ist Gott sei Dank nicht tot«, erwiderte Abeba. »Er ist weit weg.
Er denkt immer an dich und hat dich auf einem Foto gesehen.«
»Dann will ich ihm schreiben.«
An diesem Abend war sie so glücklich, dass sie ihren Ekel vor Innereien
überwand und für den Sohn von Attila Profeti Leber auf venezianische Art
zubereitete.
Oben: »Prisoner of war post card – Kriegsgefangenenpost (not over 30
words / nicht mehr als 30 Wörter – only family news of strictly personal
character / ausschließlich persönliche Familienangelegenheiten).«
Unten: DO NOT WRITE HERE! / NICHT HIER SCHREIBEN! – mit
Ausrufezeichen wie der Ruf vom Wachturm am Stacheldraht.
NAME / NACHNAME: Profeti
CHRISTIAN NAME / VORNAME: Otello
INTERNMENT SERIAL N°/ INTERNIERUNGSNR: 8WI-28462
ADDRESS / ADRESSE: Co. 2nd, Compound 4th, Hereford Internment camp,
Hereford, Texas, USA
DATE / DATUM: 4. Februar 1945
MESSAGE / NACHRICHT: Ihr Lieben, wie geht es Euch? Mir sehr gut. Wo
ist Attilio, warum schreibt er mir nicht? Ich höre nichts von Euch. Wenn
Euch das hier erreicht, schickt mir Bücher: Elektrotechnik, Sartori;
Elektrische Maschinen, Someda; Baukunde, Belluzzi. Keiner weiß, wann sie
uns nach Hause lassen. Aber keine Sorge, mir geht es sehr gut.
Ich küsse und umarme Euch, Euer Otello.
DATE / DATUM: 3. März 1945
MESSAGE / NACHRICHT: Liebste Eltern, hoffentlich habt Ihr meine Post
bekommen. Hier kommt nur jeder zehnte Brief an, also schreibt viel. Wo ist
Attilio? Er hat mir seit Kriegsbeginn nicht geschrieben. Mir geht es sehr gut.
Herzliche Grüße, Euer Otello.