voller Massaker, im Wechsel mit Phasen aus Langeweile und Sand, Sand und
Langeweile, lustig war das nicht gerade. Zwei Jahre, seit der Reserveleutnant
Profeti Otello auf die erste Katastrophe zumarschiert war, die Niederlage von
Sidi Barrani, als die Truppe gesungen hatte: Verflucht sei die
Marmarica / Wüste noch und noch / hier gibt’s nur Sand und Minen /aber
marschieren muss man doch. Alle rechneten mit einem Desaster, dafür
musste man kein Hellseher sein, und er als Ingenieur begriff sofort, dass das
schiefgehen musste. Angefangen beim Wasser, wichtiger noch als Munition
und Kanonen, wenn du einen Krieg mitten in der Wüste führst. Otello hatte
eigene Berechnungen angestellt, ohne darüber zu reden, um nicht des
Defätismus beschuldigt zu werden: Fünfunddreißigtausend Mann bedeutete
mindestens dreihunderttausend Liter Wasser am Tag, um in dieser kochend
heißen Steinwüste zu überleben, acht pro Kopf, wenn man knauserig war.
Dieser Versager Graziani – Otello hatte schon immer gesagt, dass er nichts
taugte – ließ aber keine Brunnen ins Erdreich graben, wie nicht nur jeder
Pionier mit ein bisschen Fachkenntnis, sondern auch jeder blöde Beduine es
getan hätte, sondern hatte sich aus Italien Rohre für ein Aquädukt schicken
lassen. Wunderschöne Rohre, keine Frage, das konnten die Dalmine-Werke
wirklich, noch lauwarm direkt aus dem Hochofen wurden sie eingeschifft und
glänzten in der Saharasonne wie Edelsteine. Doch die Leitung wuchs nur
wenige Meter pro Tag, und die Männer verdursteten.
Ganz zu schweigen von den Offizieren, die auf Pasta mit geschälten
Tomaten und Parmesan bestanden, auf Chianti und Mineralwasser aus Nepi
sowie kaltgepresstes Olivenöl und Toscani-Zigarren – was alles einen
logistischen Aufwand ohnegleichen bedeutete. Die italienischen Generäle
schienen den Krieg in Afrika für ein Damenkränzchen zu halten und die
Soldaten für Diener, die nur mitgekommen waren, um ihre Stiefel auf
Hochglanz zu trimmen. Ach, wenn Badoglio doch da gewesen wäre, er hätte
das Kommando mit savoyischer Vernunft geführt. Er hätte die hohen
Offiziere wieder ins Glied gestellt und die Truppe mit der Autorität des
altgedienten Soldaten motiviert. Er hätte sie nicht wochenlang in einem
Sandloch ausharren lassen, wie dieser hysterische, eitle, dumme,
hochfahrende Feigling von Graziani, der nie etwas zu Ende brachte. An der
Front hatte er sich nie blicken lassen, sondern sich in das Hauptquartier nach
Kyrene verkrochen und den Angriffsvorteil dem Feind überlassen. Der das
natürlich ausnutzte und den Italienern eine erste, mörderische Ohrfeige
jeff_l
(Jeff_L)
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