noch in Äthiopien und wusste nicht, wann er nach Hause geschickt werden
würde.
Einen Monat später, an einem so schönen und klaren Junitag, wie er
selten war in der Poebene, wurde in Lugo di Romagna das Denkmal für das
Fliegerass des Großen Krieges Francesco Baracca eingeweiht. Anwesend
waren der Bischof, der Sektionssekretär und eine bannerschwenkende
Menschenmenge, die in dicken Lettern verkündete: »Wir wollen den Duce in
Lugo!« Doch die eigentliche Initiatorin und Zelebrantin war zu Recht und
naturgemäß Gräfin Paolina. Neben ihr stand nichtig, aber sehr elegant ihr
Mann Graf Enrico. Die ganze Stadt nahm an der Zeremonie teil, auch Ernani
und Viola. Eine Fliegerstaffel, die gerade aus dem siegreichen
Abessinienkrieg zurückgekehrt war, vollführte einen gewagten akrobatischen
Flug über die Piazza. Als die Flieger an dem hochaufragenden Denkmal
vorbeikamen, zog die Gräfin an einer Kordel. Das Tuch, das es bedeckte, fiel
zu Boden und enthüllte einen aufgerichteten stilisierten Flugzeugflügel aus
Marmor und die untersetzte Bronzefigur auf einem Podest.
»Aber Francesco war viel schlanker!«, flüsterte Graf Enrico seiner Frau
zu.
Viola stimmte, gefolgt von ihrem Mann, in den frenetischen Applaus ein,
mit dem das Volk von Lugo seinen berühmtesten Sohn ehrte. Ihre Brust
schien vor Stolz, Liebe und Sehnsucht zu bersten. Auch sie hatte einen
Heldensohn, dachte sie mit Blick auf Paolina. »Aber deiner ist tot, und
meiner lebt.«
Carbone hatte beschlossen, seine Fähigkeiten als Mechaniker dem Imperium
zur Verfügung zu stellen. Dank eines Landsmannes aus Benevento, der in der
Schreibstube arbeitete, hatte er ein wenig militärisches Gerät »organisiert«,
wie er es nannte, mit dessen Hilfe er in der Nähe des Marktes eine Werkstatt
eröffnet hatte. Auch Attilio gefiel der Gedanke, hier zu bleiben. Das Leben in
den Kolonien verhieß viel Gutes. Addis Abeba war eine Waldstadt, breite
Straßen, gesäumt von den allgegenwärtigen, schattenspendenden
Eukalyptusbäumen, die Menelik hatte pflanzen lassen und deren Essenz den
Atem befreite. Die aufrechten Schritte der Frauen, das Rascheln der weißen
Tücher, in die sie gehüllt waren, darunter edle Gesichter mit hoher Stirn und
Hände mit eleganten, langen schwarzen Fingern. Nach Monaten auf der
Hochebene ließ die dünne Luft der zweitausend Höhenmeter Attilios Beine