Armee unter unterdrücktem Gelächter seine Geschichte erzählt.
Profeti hatte in der Korrespondenz eines polnischen Spions Fotos
gefunden, die den Einsatz von italienischem Giftgas belegten, in einem
Umschlag, der an den Völkerbund in Genf adressiert war. Anstatt sie zu
zensieren und zu vernichten, wie es jeder andere ehrgeizige Beamte getan
hätte, ließ er das Päckchen durchgehen. Nur dass er die Bilder vorher durch
andere ersetzte, nämlich durch solche von Leprakranken, die ein ehemaliger
Kriegskamerad gemacht hatte. Die Abessinier bemerkten den Austausch
nicht und präsentierten die Bilder vor dem Völkerbund als Beweis, mit Yperit
vergiftet worden zu sein. So blamierten sie sich als Fälscher, und zu allem
Überfluss als schlechte Fälscher.
Der Anthropologe fand die Geschichte so unterhaltsam, dass seine Lippen
sich zu einem seiner äußerst raren Lächeln verzogen. Am nächsten Tag hatte
er beim Sektionssekretär den Antrag gestellt und bewilligt bekommen, der
Eskorte seiner Forschungsmission den Mann voranzustellen, dem dieser
Geniestreich gelungen war.
Attilio Profeti, der inzwischen zum Scharführer befördert worden war,
machte sich schnell unentbehrlich. Er war der Einzige, der zwischen dem
unangenehmen Charakter Lidio Cipriani und den anderen Teilnehmern der
Expedition vermitteln konnte. Die Askaris hielten sich möglichst von dem
Anthropologen fern. Er setzte seine Befehlsgewalt als Zugführer mit einem
gewissen Groll ein, versuchte mit nervöser Erregung auszugleichen, was ihm
an Autorität fehlte, durch seine aus den kurzen Hosen hervorschauenden
dünnen Schuljungenbeine und den übergroßen Tropenhelm, der bei ihm so
unkriegerisch aussah wie ein Kochtopf. Ciprianis Assistent, Romano
Bertoldi, war ein schüchterner Jungakademiker aus Florenz. Er verbrachte
seine Zeit damit, sich Vermessungstabellen diktieren zu lassen, hob niemals
den Blick zu seinem Chef, mischte sich nicht ein, es sei denn, er wurde
gefragt, wie ein geprügelter Hund. Fast täglich kam es zu Streit zwischen
Cipriani und den Fahrern, die die Schwarzhemd-Arditi und zwei Lastwagen
über die unbefestigten Pisten führten – einen für die Ausrüstung, einen für die
Vorräte. Einmal beschwerte sich Cipriani, dass sie nicht schnell genug
fuhren. Ein anderes Mal, dass sie ein paar Jugendlichen eine Tasse Benzin
geschenkt hatten, die diese dann vor der versammelten Mannschaft
schlückchenweise tranken – das sei gut gegen Bandwürmer, hatten sie
erklärt. War eine Feder gebrochen, hallten seine Flüche stundenlang
jeff_l
(Jeff_L)
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