blieb Attilio Profeti stehen, der in seinen sechzig wahlberechtigten Jahren in
der Republik Italien kein einziges Mal seine Bürgerpflicht versäumt hatte.
Im Gegensatz zu den anderen herrschten hier die gedeckten Farben vor.
Auf ockerfarbenem Grund sah man das Profil eines Mannes mit ziegelroter
Haut. Um seine Stirn lag ein Band aus kleinen blauen Perlen und auf dem
Kopf erhob sich ein Kranz mit grau-weißen Federn. Seitlich hing etwas an
seinen Wangen herab, das die bizarre Form einer Tierhaut hatte. Attilio
musterte es verwundert. Ja, es war tatsächlich ein abgezogenes Fell, von
einem Kaninchen vielleicht, oder einem Murmeltier.
Ein unverständliches Bild.
Attilio Profeti spürte, wie sein Geist in den Treibsand sank, der immer
häufiger seine Gedanken verschlang. Verwirrt schaute er sich um, ob ihm
jemand helfen könne, das Gesehene zu begreifen. Doch der Platz war
menschenleer wie nach einer Razzia, das sonntägliche Mittagessen hielt die
Bewohner des Viertels zu Hause. Attilio senkte den Blick und sah die
Pantoffeln an seinen Füßen. Plötzlich stiegen wie Erinnerungsblasen aus dem
Abgrund des Vergessens Bildausschnitte eines Films in sein Bewusstsein.
Ein Mann mit Federschmuck auf dem Kopf tanzt, schlägt sich auf den Mund
und stößt hohe Töne aus.
Klar doch! Fuß des Windes.
Sofort war Attilios Verwirrung wie weggeblasen. ›Das ist eine Rothaut.‹
Nun erst machte er sich die Mühe, auch den dicken Schriftzug darunter zu
lesen.
In ihr Land kamen Einwanderer.
Heute leben sie in Reservaten.Unten rechts, kleiner, neben dem runden Symbol der Lega Nord mit dem
Umriss eines mittelalterlichen Kriegers, eine Kursivschrift in Rot, die den
Leser ermahnte: Denk nach!
Zwei Abende zuvor war Ilaria fast eine Stunde durch die Straßen ihres
Viertels gekurvt, um ihren Panda zu parken. Sie war zur schlimmstmöglichen
Uhrzeit nach Hause gekommen, freitags früher Abend, wenn der
Parkplatzmangel die Suche zu einer Art Reise nach Jerusalem werden lässt:
Platz bekommst du nur, wenn du genau in dem Moment vorbeikommst, wenn