über der Augenbraue, die von den Windpocken geblieben ist. Ilaria ist nicht
perfekt. Manchmal ist sie unerträglich, manchmal unentschlossen. Jetzt zum
Beispiel ist sie hin- und hergerissen, sie weiß nicht, ob sie das Richtige tut.
Und wer wüsste das schon an ihrer Stelle? Wie viel Überwindung mag es sie
gekostet haben, ihn um Hilfe zu bitten. Und trotzdem, da sie es nun einmal
tut, urteilt er über sie.
Plötzlich fühlt Piero bei Ilarias Anblick etwas in sich aufsteigen, das nicht
wie seit dreißig Jahren Liebe oder Begehren ist, sondern etwas, das es nur
unter Gleichrangigen gibt – Freundschaft.
»Wenn es dir Schwierigkeiten bereitet, sag es mir«, beschwört sie ihn
gerade. »Ich will natürlich nicht, dass du Probl...«
Piero unterbricht sie mit einem Kuss auf den Mund.
Er nimmt sie in die Arme. »Nein, im Gegenteil. Ich bin dir dankbar.«
»Warum das denn?«
»Weil ich seit dreißig Jahren davon träume, dir einmal helfen zu können.«
Sie schiebt sich ein wenig von ihm weg, um ihm ins Gesicht zu sehen.
»Du weißt aber, dass zwischen uns ansonsten alles beim Alten bleibt,
nicht wahr?«
»Natürlich. Ich verlange nichts von dir als Gegenleistung.«
»Ich glaube nicht an die Dankbarkeit als Grundlage für menschliche
Beziehungen.«
»Das hat mein Vater auch immer gesagt.«
Ilaria muss lachen. »Dein Vater! Willst du damit sagen, dass ich wie
dieser Mistkerl bin? Entschuldige: dieser selige Mistkerl.« Sie nähert sich
seinem Ohr und flüstert: »Du hingegen schaffst es, dass ich mich als etwas
Besonderes fühle.«
›Eben‹, denkt Piero und drückt sie an sich, ›nur um sie lachen zu hören,
ist es das schon wert.‹
»Hör mal, ich muss dich noch etwas anderes fragen«, sagt sie nach einer
Weile. »Aber du musst ehrlich zu mir sein.«
»Ich kann dich gar nicht belügen.«
»Findest du, ich habe konische, schalen- oder zitzenförmige Brüste?«
Als Ilaria mit ihrem Finger Piero erforscht, als er ihre Klitoris wie ein
Bonbon in den Mund nimmt, als die Grenze ihrer Körper nicht mehr die
Haut, sondern Schleim und Säfte sind, endet jegliche Kategorisierung. Sie