das Fell eines Hengstes, rollte langsam durch die dunggeschwängerte Luft.
Die Kolben stampften so leise, als wollten sie den Schlaf eines Kindes
beschützen. Der Schlaf, den sie bewachten, war der des Unbekannten
Soldaten. Sein Sarg wurde von Aquileia nach Rom überführt, wo er in
Gegenwart von König und Königin am Denkmal Viktor Emanuels II.
beigesetzt werden würde. Die Reise dauerte drei lange Tage, durch das
Spalier einer knieenden Menge. Der am Piave gefallene Infanterist war
vielleicht jung, vielleicht alt gewesen, vielleicht durch einen Bajonettangriff
gestorben oder von einer Bombe zerfetzt worden. Niemand wusste, wer er
gewesen war, was er im Moment des Todes gedacht hatte, ob er ein
schwieriger oder großzügiger Charakter gewesen war. Die bronzene
Totenbahre spiegelte denjenigen wider, der sie ansah. Witwen beweinten ihre
Männer, zerrissen von einer Granate. Die arbeitslosen Invaliden verspürten
Neid, weil dieser Tote keinen Hunger mehr litt. Die Kinder schwenkten die
Landesflagge und freuten sich, dass sie schulfrei hatten. Und natürlich war es
Paolina Baracca, die den Blumenkranz der Bürger von Lugo auf den Zug
legte. Er krönte den Berg aus Lorbeeren und Kokarden, die den gesamten
Waggon bedeckten und später zusammen mit denen aus ganz Italien auf den
weißen Marmor des Denkmals in Rom gebettet werden würden. Ernani
leitete in seiner Paradeuniform den Ablauf. Den ganzen Tag über sagte er
das, was zu seinem Dienst gehörte, und kein Wort mehr. Er war anwesend,
wie während der Streiks, die das Land einige Monate zuvor erschüttert
hatten. Doch er nahm nicht teil, das nicht.
Italien wurde nicht rot, wie Rizzatello Beniamino, Ernanis sozialistische
Kollegen und die Bauern von Alfonsine gehofft hatten, sondern schwarz.
Kurz nach dem Marsch auf Rom wetterte Mussolini in seiner Zeitung Il
Popolo d’Italia gegen jene Eisenbahner, die sich als unfähige Nichtsnutze,
Staatsfeinde, Unruhestifter und Aufrührer erwiesen hatten. Sie würden alle
entlassen werden, erklärte er. Allein die moralische Unfähigkeit sollte als
Grund genügen, derer die Ortsvorsteher diejenigen Eisenbahner bezichtigten,
»die mit feindlicher Gesinnung die Eintracht der Eisenbahnerfamilie
untergraben hatten«. Ernani hielt sich wie bei den Streiks zwei Jahre zuvor
bedeckt, blieb unauffällig. Weder denunzierte er den heimgekehrten
Fahrkartenverkäufer als Mitglied kommunistischer Kreise noch hatte er
irgendwelche Einwände, als ein Trupp Schwarzhemden ihn abholen kam.